Donnerstag, Dezember 29, 2005

Samuel Huntington

Samuel Huntington hat mal wieder einen von sich gelassen. Nach seinem skandalösen „Clash of Civilizations“ (2002) -typisch falsch als „Kampf der Kulturen“ übersetzt- liegt nunmehr „Who Are We? The Challenges to America’s National Identity“ vor. Es ist immer wieder bestürzend, dass solche Bücher im populären Diskurs als wissenschaftlich angesehen werden. Ich denke dabei u.a. an die Lachnummer „End of History“ von Francis Fukuyama, der sich in den USA als Professor bezeichnen darf. Wieder ein Krisenbuch von Herrn Huntington, nur diesmal speziell gegen die mexikanische Überfremdung. Berndt Ostendorf, Professor für nordamerikanische Kulturgeschichte und Direktor des Amerika-Institutes der Ludwig-Maximillians-Universität München, analysiert in den gerade erschienen IMIS-Beiträgen 27 (Dezember 2005) das Buch und seine Rezeption.
Michael Moore hat in seiner Form des Populismus die Debatte über den amerikanischen Charakter auf das Phänomen „Angst“ konzentriert. Huntington spielt auf einem ähnlichen Instrument. Prof. Ostendorf unterscheidet fünf grundlegende Ängste, die in populären und populistischen Äußerungen in den Medien immer wieder genannt werden. 1. Die Angst „vom wahren Pfad“ des christlichen Amerikas abzuweichen. 2. Die Angst, dass die Nation durch die Globalisierung bedroht ist. 3. Die Angst, dass die Gemeinschaft (christliche Gemeinde; Nachbarschaft, etc.) zerbrechen kann. 4. Die Angst fremd bestimmt zu werden (elitäre Zentralregierung, UNO, fremde Mächte). 5. Eine rassistisch, biologisch oder kulturell begründete Angst vor Überfremdung und Vermischung. Ostendorf führt aus, dass Huntington alle fünf genannten amerikanischen Urängste gegen die mexikanische Einwanderung verwendet.
Leider bedeutet der hoch interessante Aufsatz von Prof. Ostendorf, dass ich nun das Buch von Huntington lesen muss.

Dienstag, Dezember 27, 2005

Omega-Techno

Gibt es eigentlich noch einen Menschen der, der ernsthaft Techno hört?
Gestern habe ich erstmals gesehen und gehört, wie diese Musik sinnvoll verwendet wird. Doch hierzu eine Vorgeschichte.
Mitte November erhielt ich einen Probemonat in einem Fitnessstudio geschenkt. Eine Bekannte ist dort seit Jahren Mitglied und erhielt zwei Gutscheine um mögliche weitere Mitglieder zu werben. Hier in Hannover sind es stille Räume, nur manchmal hat ein Mittrainierender so schlechte Kopfhörer, dass seine Musik sein Umfeld beschallt. Über Weihnachten habe ich zusammen mit Schwester und Schwager deren „health center“ (wie es dort heißt) besucht. Das war dann eher eine Muckibude mit fünf verschiedenen Fernsehprogrammen vor den Trainingsrädern und Radio im Hintergrund. Mein Schwager macht regelmäßig Zirkeltraining auf Rädern und gestern war mal wieder ein Termin angesetzt. 25 Menschen sitzen im Halbkreis auf Trainingsrädern um einen Einpeitscher mit Mikrofon, der auch auf einen Trainingsrad sitzt und die Musik kontrolliert. 60 Minuten lang wurde Intervalltraining (Sprint, Bergfahren, Ausdauer) auf sein Kommando gefahren und die Musik und seine Kommandos bestimmten den jeweiligen Tempowechsel. Ich war im selben Raum mit meiner Schwester auf einem Laufband und es war Partylautstärke, was dort mit 120 bis 180 bpm aus der Ecke des Zirkeltraining schallte. Scooter und andere Entertainer (Künstler erscheint mir nicht der richtige Name für diese in der Öffentlichkeit stehenden Personen) verhackstückten bekannte Lieder (ich erkannte Supertramp „Breakfast in America“) und lassen Sie überschnell mit monotonen Rhythmusmaschinen versehen abspielen (gibt es eigentlich Musiker bei einem Techno-Konzert?).
Doch diese Musik ist genau das richtige für Zirkeltraining und andere monotone Trainingsformen.

Ich überlege bloß gerade ist dies das Endstadium des Techno (=Omega) oder stammt diese Musik sogar aus den Fitnessstudios (=Alpha)? Ich könnte im Internet hierauf eine Antwort finden, doch es gibt interessante Recherchen.

Im Gespräch mussten wir feststellen, dass wir drei, die wir bereits jeweils über 40 Jahre alt sind, vermutlich derzeit körperlich fitter sind, als etwa 5-10 Jahren.

Ansonsten ein Weihnachten in den Niederlanden ohne Gewichtszunahme. Irgendein Organ (Galle, Niere, Leber) macht Ärger und verdirbt mir seit der letzten Urlaubswoche angenehme Speisen und Getränke. Schonkost und reduzierte Mengen, schöne Bescherung.
Bei frostigen Temperaturen und riesigen Wolkengebirgen voller Schnee ging es zurück nach Hannover und in der Nacht wurde Norddeutschland auch gleichmäßig gepudert und der Dauerfrost sorgt dafür, dass dieser Mist selbst in Hannover liegen bleibt.

Sonntag, Dezember 25, 2005

Diplo November 2005

Aus der wunderbaren Welt der Abkürzungen. Gemeint ist natürlich die Le Monde Diplomatique, Europas größte politische Monatszeitschrift mit einem konsequent internationalen Anspruch. Denn welche Zeitschrift kann schon von sich behaupten, dass sie in Französisch, Englisch, Deutsch, Bulgarisch, Spanisch, Katalanisch, Kroatisch, Chinesisch, Afrikaans, Arabisch, Esperanto, Farsi, Griechisch, Italienisch, Japanisch, Norwegisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch und Slovenisch mit einer Gesamtauflage von 1,4 Millionen Exemplaren erscheint. Es kann nur immer wieder betont werden, wie dieser Blick über den Tellerrand den Blick auf die lokale und regionale politisch-wirtschaftlich-soziale Realität im eigenen Land schärft.

Aus der Novemberausgabe, die zwischenzeitlich vollständig online einsehbar ist, empfehle ich drei Artikel.

Das unser Wirtschaftssystem zumindest kurios ist, das es allen Erkenntnissen der Wirtschaftsgeschichte und simpler Mathematik (Endlichkeit von Resourcen!) widerspricht, ist nicht erst seit dem Auftreten von Attac bekannt. Im deutschen Editorial ist ein erfrischender Blick von außen zu sehen. Vielleicht erinnert sich noch einer an den von der NASA beauftragten Wissenschaftler James Lovelock und seine Erkenntnisse über unseren blauen Planeten und den daraus entwickelten Modellen (“Daisy-World”).
Eher ungewöhnlich empfinde ich Serge Latouche Überlegungen zu ökologischen Alternativen zum bestehenden Wirtschaftssystem. Aber vielleicht bin ich auch einfach verblendend und denke nur noch in kapitalistischen Prämissen. Große Ideen für eine andere Welt sind selten geworden.
Mein letzter Hinweis bezieht sich auf eine arabische Sicht. Fatima Mernissi beschreibt in ihrer Einleitung die Denkblockaden der heutigen Reporter. Jede nicht westliche Frau wird mit stereotypischen Fragen belästigt. Es gibt nur wenig Erkenntnisinteresse und stattdessen geht es um die Bestätigung des Mainstream.

Gespräche mit Journalisten sind stets eine Offenbarung. Die Anforderungen der Redaktionen und die verschiedenen Scheren im Kopf führen zu unsinnigen Fragen. Als ehemaliger (?) Experte für die Geschichte der Spanischen Influenza habe ich dies in Interviews erfahren müssen. Offiziell geht es weiterhin stets um die neue Nachricht, aber der rasant expandierende Boulevard-Journalismus hat zwischenzeitlich auch viele früher ernstzunehmende Medien (vor allem „Der Spiegel“) verludert. Die Hure Aufmerksamkeit, Einschaltquote, Auflagenhöhe …

Aus der Dezember-Ausgabe der Le Monde Diplomatique ist bisher nur das Editorial des Herausgebers Ignacio Ramonet erschienen. Folter ist in Deutschland auch das große Thema der ernstzunehmenden Journale. In meiner moralisierenden Sicht der Welt steht ein Folterer noch weit unter einem Henker und die Befürworter von “ein wenig Folter gegen den Terror” begeben sich außerhalb dessen, was ich als Zivilisation bezeichne. Jan Philipp Reemstma hat hierzu aktuell ein Buch veröffentlicht und zeigt in einem Interview einige der Irrwege dieser Apologeten der Barbarei auf.

Donnerstag, Dezember 22, 2005

Back to Good Old Germany

Als wir gestern Hannover anflogen, sagte das pickelige Mädchen neben "ich hoffe, dass Schnee liegt". Im Gegensatz zu ihr hatte ich wenige Minuten vorher dem Wetterbericht des Piloten zugehört. Ich wiederholte die Angabe, dass es Nieselregen bei 5 Grad in Hannover gibt und entsprechend kein Schnee liegen wird. "Warum fahr ich dann nach Norddeutschland". Eine kleine Deutsche aus Tenerife! Hatte mich sowieso schon gewundert, dass sie angeregt und ohne Stocken in der spanischen Edition der BRAVO gelesen oder in einem spanischen Rätselheft gerätselt hatte. Was für ein Witz, vermutlich eine Schülerin von der Deutschen Schule in Santa Cruz de Tenerife.

Erfolgreich wurde mehr Alkohol aus dem EU-Ausland nach Deutschland gebracht. Ich hatte noch nicht einmal das geringste Aufkommen von Stress, als ich die Zollschranke mit der Zöllnerin passierte.

Im nationalen Bereich erwarteten mich meine Mutter und meine Schwester, die wenige Stunden vorher bereits in meiner Wohnung angekommen waren. Beide plus Schwager waren wir vor 19 Monaten gemeinsam auf Teneriffa im Hotel Miramar gewesen. Ich hatte sie beide zum Fernweh am Flughafen eingeladen. Es gab viele Fragen nach Veränderungen im Hotel, Puerto de la Cruz und überhaupt.

Mir wurde auch sogleich eine Katastrophenmeldung mitgeteilt. Es hat bei uns im Haus gebrannt! Klingt dramatisch, war dramatisch, aber in einer anderen Form. Eine Nachbarin war gerade dabei einen Keksteig anzurühren, als es an der Tür klingte und eine Einladung zu einem Bummel über einen Markt ausgesprochen wurde. JedeR kennt vielleicht diese technische Meisterleistung bei Maschinen mit hoher Drehzahl (Schlagbohrmaschine, Küchenmixer). Sie sind die einzigen mir bekannten Haushaltsgeräte, die nicht entstört sind und den Rundfunk wie auch den Telefonempfang stören und kleine feine Funken während ihres Betriebes sprühen. Tja und dann zeichnen sich diese technischen Wunderwerke auch noch dadurch aus, dass sie um ihren Motor eine große Wärme erzeugen.
Der Rest ist ja nun wohl klar. Irgendein kleiner Funke plus die erwärmte Maschine hatten einen Schwelbrand erzeugt. Als die beiden Nachbarn zurückkamen, war unsere Straße auf beiden Seiten durch Feuerwehrmänner abgesperrt und ein Großeinsatz war in unserem Haus. Der Küchenmixer und die Rührschüssel waren auf eine Höhe von etwa einen Zentimeter zusammengeschmolzen. Wie der Name Schwelbrand schon sagt, hat es kein Feuer gegeben, sondern nur eine sehr rauchintensive Verdreckung der Wohnung. Glücklicherweise war keiner in der Wohnung, da diese Plastikdämpfe sehr giftig waren. Der Rauch hatte sich ziemlich umfassend verteilt. Alle Räume waren betroffen. Die Wände, Decken und alle Möbel (und vieles was in ihnen lagerte) waren von einer sehr feinen Russschicht bedeckt. Das ganze Aufgebot an offiziellen Stellen war anwesend, inklusive Rettungssanitäter und Kriminalpolizei. Der Russ hatte die Wohnung nicht verlassen, nur der Geruch führte zur Alarmierung der Feuerwehr.
Die Wohnung wurde vollständig leergeräumt und Alles und Jedes wurde in mehreren Wohnung abgewaschen bzw. in die Waschmaschine gesteckt. Als ich heute die Wohnung sah, war bereits ein Maler tätig und das erste Zimmer bereits fast fertig gestrichen. Noch einige Tage und viel, viel arbeit und die gemütliche Wohnung wird in einem anderen Outfit wieder neu erstehen.

Ich war weniger als 18 Stunden in meiner Wohnung, denn heute ging es gleich weiter in die alte Hansestadt in den Niederlanden (Hüp Holland!). Weihnachten steht vor der Tür und in den letzten 15 Jahren war ich bis auf eine Ausnahme stets auf der Familienfeier. Und nächstes Jahr werde ich erstmals die Weihnachtsfeierlichkeiten ausrichten (ohne Weihnachtsbaum, habe weder Baumständer noch Kugeln und für so eine Singularität lohnt sich so eine Investition nicht!).
Und ich weiß auch schon, was ich die nächsten Tage tue. Heute wurde Potter 6 in Hannover von meiner Schwester gekauft und bis zu meiner Rückkehr in wenigen Tagen muß ich das Buch durchgelesen haben, da ich es nicht nach Deutschland mitnehmen kann.
Ein Trottel auf Tenerife hatte sich nicht an den Verschwiegenheitscode gehalten und so locker gesagt, dass ... in diesem Band stirbt: Idiot! Ob bestimmte Filme oder eben diese Bücher lebten bei der ersten Sicht bzw. Lektüre zum Teil vom Überraschungseffekt. Doch ich denke, dass ich angenehme Stunden verbringen werde.

Dienstag, Dezember 20, 2005

Puerto de la Cruz

Beobachtungen

Zwei deutsche Frauen, offensichtlich erst vor kurzem angekommen, wie ich am blassen Gesicht und den viel zu schnellen Schritt festzustellen meine, ueberholen mich auf einem Spaziergang am Taoro Park. Ich lausche gerne den Gespraechen oder besser Gespraechsfetzen. Sie kommen gerade aus ihrem Hotel und suchen nun ein Café.
"Wir muessen doch endlich ein Café finden, wo auch richtiger Kaffee serviert wird". Oh diese Ignoranten, die es hier in vielen Spielarten gibt: Die sich beschweren, dass ihre Fragen auf Deutsch nicht von allen verstanden werden; die sich wundern dass in Puerto de la Cruz der Himmel eher bedeckt als heiter ist; die sich beschweren, das hier icht so viel los ist; denen 20 Grad ueber Null zu kuehl sind.
Ich plane meinen Urlaub zwar auch nur zu kleinen Teilen, aber diese Unwissenheit ist himmelschreiend.

Mein zweiter Besuch in Santa Cruz war zwar auch interessant, aber ich erreichte nicht, was ich vorhatte. Die Deutsche Schule ist umgezogen und liegt nun 10km suedlich der Stadt. Mein Busticket reichte nicht so weit und die mir bekannte ehemalige Schuelerin von der Schule war ja auch nicht zu erreichen.
Ich erlebte den Markt von Santa Cruz. Beim ersten Versuch hatte ich ihn erst gegen 15:00 passiert und da wurde schon mit Hochdruck gereinigt und die Staende waren bereits veriegelt. Es ist so etwas wie die Markthalle, nur dass es einen zentralen offenen Platz gibt und die Vielfalt der Produkte viel hoeher ist. Nur wenige Cafés und Imbisse sind fuer Spaziergaenger, es ist tatsaechlich ein Markt, wie ich ihn sonst nur aus afrikanischen Staedten kenne; nur weniger Laerm und weniger Gerueche.
In Santa Cruz wollte ich nun mein Shopping machen, aber das ging voll in die Hose. Die zwei sehr langen Einkaufsstrassen, die durch Querstrassen verbunden sind, haben zur Haelfte Boutiquen fuer Frauenkleidung. Der Rest sind Juweliere und Schuhgeschaefte behaupte ich mal uebertrieben. Es gab ueberhaupt nur 4-5 Laeden, die mich zum Eintreten bewegten und nicht ein Produkt, dass meine Geldboerse oeffnete.

Den Tag davor war ich nach Garachico gefahren. Es war ein bewoelkter Tag und der Wind trieb die Flut mit viel Kraft in den Hafen. Die dort vorhandenen 3-5m breiten Rinnen, die der oeffentliche Ersatz eines Strandes sind luden mich ein und Badesachen waren im Rucksack. Leider wehte die gelbe Fahne und ich nehme diese Warnungen ernst. Ein deutscher Taucher ging trotzdem rein und machte unter Wasser einige Bilder von den Fischen. Er warnte mich aber beim Herauskommen, das er mit seiner Taucherbrille gesehen hat, dass am Rand ueberall Seeigel sitzen und deshalb das Verlassen dieser von der Wut der Wellen abgeschnitten Kanaele relativ schwierig sei. Nun ich liess es sein und genoss einen Tag als Meerjunge mit einem guten Buch.

Vorgestern habe ich mit zwei jungen rheinischen Gewaechsen (20 und 22 Jahre) in der Bar Bingo gespielt und von den sechs moeglichen Preisen in zwei Runden immerhin zwei (1. Runde den Sekt und in der 2. Runde den Bingo-Hauptpreis, handbemaltes T-Shirt) Preise gewonnen. Die beiden jungen Frauen haben sich im besten Sinne hierher verirrt. Ein aelterer Bekannter, der die Reise gebucht hatte und erkrant war, hat Ihnen eine Woche Miramar (inkl. Flug) fuer 250,00 Euro verkauft. Die beiden hatten keine Ahnung, wo die Kanarischen Inseln sind und waren sehr erstaunt ueber die lange Flugdauer (ihr bisher laengster Flug).
Ich muss mit meinen Vorteilen aufpassen. Schieres Entsetzen, als ich hoerte, dass ihr gliecklichster Moment am ersten Tag war, als sie den McDoof an der Promenade gefunden hatten und endlich bekanntes Essen zu sich nehmen konnten. Ich habe zwischenzeitlich einmal mit ihnen zu Abend gegessen und es gibt ueberhaupt keine Neugier, die unbekannten Speisen auf dem Bufett des Miramar zu probieren. Fuer solche Gaeste und Kinder wird ja gesorgt. Es gibt schlichte Nudel oder Pommes und dazu Haehnchen. Wir anderen geniessen den Fisch, die speziellen salzigen Pellkartoffeln und natuerlich den Mojo fuer die Sossen und das Fleisch.

Freitag, Dezember 16, 2005

Wanderung durch wilde Vulkanlandschaft

Gestern ging es erstmals auf eine organisierte Wanderung. Mein Magen hatte das Problem, was mich einen Tag vorher von so einer Tour abgehalten hatte nach 18 Stunden verarbeitet.
Es ging "mit Sabine" und oeffentlichen Bussen auf 1.000m zu zwei der juengeren Vulkankegel. Ein interessantes Konzept: Zwei Personen bieten jeweils woechendlich vier Touren mit diesen Bussen zu 12 verschiedenen Destinationen an. Einfache Werbung auf farbig kopierten Handzetteln in den Einfahrten einiger Hotels und der oeffentliche Verkehr machen dies zu preisguenstigen Touren. Fuer 20 Euro (inkl. Bus) werden einen kleine und kleinste Wege (manchmal war es ein Bachlauf oder eher ein Wildwechsel als ein Weg) durch die Landschaft gezeigt. Wir waren zwoelf Personen und erreichten unseren Startpunkt nach 90 Minuten. Mit einem gemieteten Bus und den diversen Haltepunkten vor den Hotels waere es vermutlich auch nicht schneller gewesen. Vor allem wenn man weiss, dass die TITSA-Fahrer relativ "sportlich" ihre Busse durch die Doerfer schleudern. Was gleich auch ein weiterer Pluspunkt ist. Andere Touren nehmen stets die Autobahn oder die best moegliche Strasse, der Linienbus faehrt natuerlich an den "Milchkannen" vorbei und so ging es durch sehr kleine Siedlungen mit Strassen, wo nur ein Fahrzeug verkehren konnte. Der Bus brauchte deshalb auch regelmaessig sein lautes Horn, um den Weg fuer sich zu reservieren.
Die Tour fuehrte Richtung Chinyero (letzter Ausbruch auf Teneriffa! 1909) und spaeter endlang des Negra, der 1706 Garachico mit seinen Lavamassen ausloeschte.
Es gab diese sehr ruhigen Momente. Waehrend des Mittagpicknicks und einmal auf dem Weg suchte ich die Einsamkeit. Die Gruppe war vielleicht 200-300m entfernt und es war so still, dass es in den Ohren rauschte. Die Inseln zeichnen sich halt nicht durch eine reiche Tierwelt aus. Neben wenigen Raubvoegeln gibt es gerade mal Kaninchen und Eidechsen. Es ist also nicht die aengstliche Stille vor der Anwesenheit des Menschen, sondern die stille der Natur.
Der Tropensturm Delta hat auch hier Spuren hinterlassen. Zum Teil fanden sich dicke Aeste mit Flechten, denen anzusehen war, dass sie erst vor kurzem herabgeweht wurden.
Interessant zu beobachten war, dass der juengste Ausbruch bereits viel weiter wieder zugewachsen ist, als der Ausbruch vor 300 Jahren. Hat vermutlich etwas mit dem ph-Wert der beiden Lavatypen zu tun. Der letzte Ausbruch war Block- und Bruchlava, die wie ein Gletscher geschoben wurde und Garachico wurde tatsaechlich von langsamer gluehender Lava erreicht. Hier auch die elementare Kritik an Sabine. Sie hat weder von Vulkanologie noch von Vegetation wirklich Ahnung und macht diesen Job aber bereits seit mehr als drei Jahren, davon mehr als ein Jahr als Selbststaendige. Es gab immer wieder Fragen und immer wieder die Antwort, dass weiss ich nicht so genau.
Abschluss war in einer kleinen Bar (Geheimtyp und deshalb hier ohne Namensnennung). Vom Negra wurde unser Imbiss geordert und dann war es doch eine Ueberraschung. eine Bar mit 15 Sitzplaetzen, angenehmer Musik (erinnerte an Fado) und vor mir standen Knoblauch-Kartoffeln aus dem Ofen mit selbstgemachtem gruenen Mojo. Das war was.

Dienstag, Dezember 13, 2005

so etwas wie ein Anfang

Guten Morgen virtuelle Welt,

wie fragte Roger Waters bereits 1979 "Is there anybody out there?".

Nachdem mir Martin gut zugeredet hat, habe ich mich endlich doch entschlossen, dieses Medium auszuprobieren.
Meine Seite ist noch höflich gesprochen sehr nüchtern, aber ich schreibe diese Zeilen aus Puerto de la Cruz, Tenerife und habe keinen Zugriff auf Bilddateien und andere graphische Elemente. Doch das wird noch werden.