Donnerstag, Juli 25, 2013

Archiv - EM2012 - Reporter und Fans

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 15. Juni 2012, der hier archiviert wurde)

Es gibt keine Fußball-Reporter (=Berichterstatter) mehr!

Die von den Moderatoren abgesonderte Logorrhoe (Link) ist so Nerv tötend, dass ich es bis Heute noch nicht geschafft habe, auch nur eine ganze Halbzeit eines Spiel zu ertragen. Manchmal stelle ich den Ton ab und erfreue mich am Spiel der Deutschen oder der Spanier. Doch ohne Ton ist es auch nicht gut.
Wer interessiert sich für den Müll, den Bxx-Reix-Rétxx-Sxx und die Anderen reden? Es soll wohl Atmosphäre erzeugt werden, aber wegen der schiefen Wortbilder und irrelevanten Bemerkungen, die nichts mit dem Spielgeschehen zu tun haben, schalte ich ab und lasse stattdessen den Live-Ticker im Netz laufen.

Und die so genannten Fans?
Denen scheint es auch nicht immer um das Spiel zu gehen, sondern um einen weiteren öffentlich legitimierten Grund sich besinnungslos zu trinken. Mittwoch vor dem Spiel gegen die Niederlande saß ich im RE von Braunschweig und musste Deutschland-"Fans" in Trikots ertragen. sie waren bereits angetrunken und mindestens einer hatte bereits Artikulationsprobleme. Ihre Tröten und ihr Gebrüll (oftmals noch unter den Niveau von Bundspechten* der 1980-er Jahre) schallten wieder und wieder durch den Waggon. Bis Hannover wurden noch viele Bier geleert und aus großen Plastikflaschen intensiv riechende Alkohol-Mischgetränke (Proll-Cocktails!) konsumiert. Als wir mehr als zwei Stunden vor dem Spiel in Hannover ankamen, wo diese Jungmänner das Public Viewing auf dem Waterlooplatz besuchen wollten, war einer bereits so breit, dass er trotz der Hilfe der anderen zwar noch aus dem Zug herauskam, aber auf der anderen Bahnsteigseite ins Gleisbett fiel. Nichts passiert! Aber der wie auch seine Kumpel werden wenig vom eigentlichen Spiel mitbekommen haben.

Vielleicht muss man so betrunken sein, um die Moderatoren zu ertragen.

- - - - -
*Bundspecht: 1980-er Ausdruck als Mischung aus Bundeswehr + Schluckspecht, da die Wehrpflichtigen stets sturzbetrunken in den Zügen der Bahn zu erleben waren.

Archiv - FDP in Berlin stabil bei Null Prozent

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 13. Mai 2012, der hier archiviert wurde)

Es gibt Graphiken, die eigentlich keine Worte brauchen. Hier also nur eine längere Quellenangabe: Das Institut FORSA stellt regelmäßig den Berlinern für die Berliner Zeitung die Sonntagsfrage. Bei der letzten Wahl erreichte die Regierungspartei in der Hauptstadt 1,8% der gültigen Stimmen. Seit Anfang 2012 ist die Partei stabil bei 0 (=in Worten NULL) Prozent.
Von den jeweils 1.000 befragten Berlinern werden sicherlich einige, wenige die FDP als Präferenz angeben, aber wenn die statistischen Werte unter der Standardabweichung für kleine Parteien liegt, ist Null die abgesicherte Aussage oder wie es in den Veröffentlichungen heißt "wurde nicht ausgewiesen".

Manchmal gefallen mir die Berliner!


- - - - -
Nachtrag vom Juli 2013: Die FDP bleibt weiterhin unter der Nachweisgrenze.Das kann auch einfach bedeuten, dass deren Klientel der Reichen und Steuerbetrüger keine Zeit für Befragungen hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn die FDP bei der Bundestagswahl a) wieder ins hohe Haus gewählt wird und b) selbst in Berlin 3-4 Prozent der Zweitstimmen bekommen würde.

Dienstag, Juli 23, 2013

Archiv - Eisheilige - reprise

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 12. Mai 2012, der hier archiviert wurde)

Es ist der Morgen des 12. Mai und aus gegebenen Anlass verweise ich auf meinen Beitrag zu den Eisheiligen.
Vor zwei Jahren haben ich mit den damals vorliegenden detaillierten Wetterangaben von Hannover postuliert, dass die Eisheiligen ein historisches Phänomen sind, aber keine Singularität der Gegenwart.

Wenn in den Medien über die Eisheiligen gesprochen und geschrieben wird, dann ist dies nur ein Zeugnis der Faulheit der Journalisten, die "Wissen" passend zum Kalender wieder und wieder veröffentlichen. Es könnte auch als die Macht einer urbanen Legende angesehen werden.

- - - - -
Ein Kommentar
Carousel-Nature hat gesagt...
sehr interessant und informativ Dein Blog ... komme wieder herzlichst Ursa
13. Mai 2012 15:36

Archiv - Wasserball Laatzen verliert gegen Spandau

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 29. April 2012, der hier archiviert wurde)


Das war jetzt gerade das Gegenteil von einer Nachricht. Hund beißt Mann interessiert niemand außer den Betroffenen; Mann beißt Hund dagegen ...

Doch es war schon vorher klar, dass die SpVg Laatzen zwar auch in der 1. Wasserball-Bundesliga spielt, aber gegen den Rekordmeister Spandau 04 Berlin, der gleich mit 13 Nationalspielern anreiste, keine Chance hat. Und der Ausnahmespieler Marc Politze zeigte auch schnell, wo die Unterschiede liegen. Im kurzen Gespräch nach dem Spiel verwies er auf die acht Trainingseinheiten pro Woche plus viermal Krafttraining, die jeden einzelnen Spieler eine körperliche Überlegenheit und eine Verbundenheit mit jedem anderen Spieler geben. Dies gilt für mehr als die jeweils sieben Spieler im Becken, denn Spandau wechselte nach jedem Treffer bis zu drei Spieler aus und es war nur selten ein Unterschied in der Leistung des Teams zu erkennen.
Viele Spielzüge im aquaLaatzium zeigten dieses blinde Vertrauen in eingespielte Situationen. Da wurde ohne Blickkontakt der Ball gespielt und erreichte den Mitspieler, der wie erwartet eine vorgesehene Position erreicht hatte. Das Training für Spandau und für die Nationalmannschaft zeigte sich im Ergebnis von Standardsituationen. Ein einzelner frei geschwommener Spandau-Spieler vorm herausragenden Laatzener Torwart führte regelmäßig zum Tor. Oder wenn bei einem Angriff ein Spandauer Spieler eine Sekunde Zeit hatte, ging der Ball passgenau in eine der oberen Ecken. Das 0:3 von Marc Politze war so eine Augenweide. Marc war mit 5 Toren der erfolgreichste Schütze.

Die Kraft einiger Würfe war manchmal dadurch zu erkennen, dass bei der Berührung einer der Balken es nicht nur knallte, sondern der Ball auch weit oder hoch zurücksprang. Es gab auch wenige Schüsse, bei denen der Ball das Wasser vorm Tor touchierte und wie beim Steine springen am See wieder hoch ging und plötzlich im Netz zappelte. Zweimal rollte der Ball über das Wasser. Was muss da für eine Kraft hinter gewesen sein, damit ein Ball scheinbar ohne Eintauchen auf dem Wasser rollt.

Das Spiel endete 3:22 für Spandau. Die Viertel endeten 0:7 / 1:5 / 1:4 / 1:6 und es erst nach dem 0:10 erreichte der Laatzener Kapitän Ramon Dohle das 1:10.

Es gab nur einmal so etwas wie einen Bruderkampf. Marc Politze hat wie sein älterer Bruder Andreas bei Laatzen mit dem Wasserball angefangen. Andreas ist stets bei Laatzen geblieben, während sein Bruder über WASPO Hannover nach Spandau wechselte, wo er sein volles Potential entfalten konnte. Einmal war Andreas in der Raumdeckung der direkte Gegenspieler von Marc. Leider gelang Andreas in diesem Spiel kein Tor. Es war lustig anzusehen, als nach dem Spiel Kinder erst von Marc und dann von Andreas Unterschriften haben wollten.
Das Ergebnis hielt aber niemanden im aquaLaatzium davon ab, lautstark das Spiel zu verfolgen. Es war wirklich unterhaltsam und der erste Sommertag führte viele in der Pause und nach dem Spiel in die Sonne.

Samstag, Juli 13, 2013

Archiv - Kein Wechsel zur Postbank

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 24. April 2012, der hier archiviert wurde)

Meine Bank hat, seitdem ich dort vor Jahrzehnten mein Konto eröffnet habe, mehrmals den Besitzer und den Namen gewechselt. Jetzt informierte mich die Band darüber, dass der Filialbetrieb eingestellt wird und empfahl mir zur Postbank zu wechseln, wenn ich weiterhin eine reale Bank betreten möchte.
Das Schreiben erreichte mich mit einem "Merkblatt" der Postbank, in dem angeblich alle aufkommenden Fragen beantwortet werden.

Das Merkblatt hat 72 Seiten! Meine Fragen werden weder dort noch auf der Webseite der Bank beantwortet. Und ich dachte, ich lebe im Jahre 2012 in einer Informationsgesellschaft.

Archiv - Essays zu Europa

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 15. April 2012, der hier archiviert wurde)

Der schottische Journalist (und Historiker) Neal Ascherson hat mal wieder einen unterhaltsamen Essay über Europa geschrieben.
"Europa als Mythos und Fischreuse - Kleine Geschichte eines schwer definierbaren Kontinents" LE MONDE diplomatique, Deutsche Ausgabe vom August 2012 (Verknüpfung)
Ich möchte es vor allem meinen europäischen Freunden ans Herz legen. Denn sein Stil ist nicht nur unterhaltsam, sondern seine gewählten Beispiele sind ungewöhnlich. Diesmal behandelt er: die Anderen, Europas Grenzen, die Tschechische Republik und europäische Identität über imaginäre gemeinsame ethnische Ursprünge.
Es geht mal wieder um die Frage, was ist Europa, wo endet Europa, wer sind denn nun die Europäer.

- - - - -

Der österreichische Publizist Robert Misik sieht die Krise in Europa und um den EURO als Chance für eine große Reform. Unter den Titel "Weil Europa großartig ist" (taz, 28. Juni 2012) verweist er auf die Lebenserfahrung der EU-Bürgerinnen und Bürger der letzten zwanzig Jahre und die Gefahren, Voraussetzungen und Chancen für die nächsten Jahre. Es mag pathetisch klingen, aber sein Appell an die Regierenden vor den EU-Gipfel "Aber vergesst doch nicht, dass es um Europa geht!" spricht mir aus der Seele.

- - - - -

Von Neal Ascherson ist in der LE MONDE diplomatique April 2012 ein langer Essay unter dem Titel "Das große und kleine Glück Europas" erschienen (Verknüpfung). Dieser Essay liegt auf der Seite auch als Podcast vor.
Ascherson schreibt mit Beispielen und Anekdoten über die Geschichte der Ideen von Europa und der Schaffung von Mythen über die Anfänge und Ziele des Staatenverbundes, der heute EU heißt.
Dies ist die Übersetzung des Essays "Memories of Amikejo", der am 22. März 2012 im London Review of Books Vol. 34, No. 6 (Verknüpfung) erschien.
Hier gibt es als podcast einen einstündigen Vortrag von Neal Ascherson diesen Text mit weiteren Beispielen und Anekdoten.
Leider hat die deutsche Übersetzung nicht die notwendigen Absätze und Zwischenüberschriften, die einem den Zugang erleichtern. Im Original-Vortrag ist diese Gliederung zu hören und vor allem auch der Humor von Neal Ascherson. Im Text wird nicht deutlich, wann er einen Scherz oder eine auflockernde, lustige Anekdote einbaut.

Im Essay und den Fußnoten wird u.a. auf das folgende Buch verwiesen:
Perry Anderson (2009) "The New Old World", London: Verso
Eine Besprechung des Buches kann im Guardian (Verknüpfung) gefunden werden.

- - - - -
Ich wurde von einer Alumna des Europa-Kollegs auf den Text "Ende der Flitterwochen: Europa jenseits des Marktes" hingewiesen. Floris de Witte, PhD Student London School of Economics, Department of Law und Moritz Hartmann, Doktorand Universität der Künste Berlin schreiben dort darüber, dass die jungen Europäer ihre Stimme erheben sollen und eine neue Geschichte Europas formulieren und einfordern sollten.
Der Text wurde Ende Februar 2012 im Facebook (Verknüpfung) einer potentiell großen Öffentlichkeit vorgestellt und es wurde darum gebeten, dass der Text in möglichst vielen europäischen Sprachen erscheinen sollte, um eine Diskussion anzuregen. Die erwähnte Alumna hat zum Beispiel den Text ins Rumänische übersetzt.
Im Facebook und auf tumblr.com (Verknüpfung) liegt der Text aktuell bereits in БЪЛГАРСКИ - ČESKÝ - DEUTSCH - ENGLISH - ESPAÑOL - FRANÇAIS - HRVATSKI - ITALIANO - NEDERLANDS - PORTUGUÊS - ROMÂNĂ vor

Leider wurde dieser Text scheinbar bisher wenig zur Kenntnis genommen, wenn ich mir die Zahl der "Gefällt mir"-Angaben und der Kommentare bzw. Eintragungen in der Rubrik Petition auf der tumblr.-Seite. Der Text hatte einige anregende Ansätze.

- - - - -
Weitere aktuelle Blogbeiträge zu Europa oder europäischen Themen mit Verknüpfungen zu Artikeln und Dokumenten:

Archiv - Kohlenmonoxidintoxikation

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 11. April 2012, der hier archiviert wurde)

Der Schornsteinfeger war da und hat seine jährliche Messungen an der Gas-Therme gemacht. Er arbeitet still vor sich hin und rief mich schließlich zu sich, da er wissen wollte, ob und wie das Badezimmerfenster zu öffnen ist.
Meine Therme wurde stillgelegt. Es wurden mehr als 3.000 ppm Kohlenmonoxid gemessen. Bei der Verbrennung läuft etwas schief und entsprechend dringt reichlich CO aus der Therme in das Badezimmer, auf den Flur und die Wohnung. Seitdem sind mehrere Fenster in der Wohnung geöffnet, um durch Durchzug, das verbliebene Kohlenmonoxid zu verdünnen.
Mal sehen, wann der Notdienst den Schaden behebt. Und ich kann glücklich sein, dass die wirklich kalten Tage vorbei sind. Keine Therme, keine Heizung, keine Dusche und generell kein warmes Wasser außer durch den Elektrokocher für Tee und Kaffee.

Kohlenmonoxidintoxikation kannte ich bisher nur als eine schwache Erinnerung aus der Jugend in Brauel. In unserer Wohnung stand in jedem Zimmer ein Kohleofen und schon früh lernten wir die Regeln der richtigen Feuerung, damit kein Kohlenmonoxid in die Räume dringt.

Ich fragte den Schornsteinfeger, welche Nebenwirkung (außer Tod) denn Kohlenmonoxid hat und was so seine Erfahrungen sind. Er sagte, dass dies wie in diesem Fall sehr selten passiert und eine sofortige Stilllegung (orange-roter Warnaufkleber auf der Therme) nicht zum Alltag gehört.
Die Hauptwirkung des geruchlosen CO seien zunächst Schwindelanfälle durch die verminderte Sauerstoffaufnahme.

Das erklärt einiges und damit kann ich den Schaden auch ungefähr terminieren. Seit vier Wochen hatte ich leichte Schwindelanfälle. Zum Beispiel wenn ich von der Toilette aufstand und eigentlich generell, wenn ich mich erhob. Das hatte mich irritiert und verärgert, wurde aber von mir auf eine der häufigen Nebenwirkungen eines neu genommenen Medikaments geschoben. Das würde schon irgendwann aufhören.

Es hörte dann auch mal auf, aber das lag wohl nun daran, dass während der warmen Märztage die Therme für mehrere Tage ausgestellt war. Mit den kalten Tagen seit Ende März begann wieder das Heizen und die Schwindelanfälle waren zurück. Glücklicherweise hatte ich die Therme nur stundenweise am Morgen und am Abend an.
Jetzt warte ich auf die Reparatur am nächsten Tag und friere mir den Arsch ab. Der Schornsteinfeger sagte, dass wegen der akuten Gefahr für Stunden Durchzug durch die Wohnung erreichen sollte und entsprechend sind die Fenster sperrangelweit auf und langsam nähert sich die Innentemperatur den 12-13° der Außentemperatur.
- - - - -
1 Kommentar -

Blogger Nicole hat gesagt...
Oh!! Dann hoffe ich das die Therme zeitnah repariert wird. Wir haben ja auch bald ne Gastherme im Bad und einen Kaminofen in der Stube. Da bekomme ich ja Angst.
12. April 2012 20:50

Archiv - Brandgeruch vom Osterfeuer in Hannover

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 8. April 2012, der hier archiviert wurde)

Ich lebe eine Meile nördlich vom Bahnhof und bis zum nächsten Osterfeuer sind es viele Kilometer Luftlinie, doch der Brandgeruch war auch hier zu identifizieren.
Da ich vom Land komme. kenne ich den Geruch von Lagerfeuer und der jährlichen Großfeuer. Er hat etwas charakteristisches und wenig gemein mit dem Brandgeruch vom Grill oder Kamin. Es ist ein intensiver Geruch nach verbrannten, feuchten, jungen Holz, Zweigen mit Blättern und dem baumeigenen Harz. Gerade die jungen Zweige erzeugen einen intensiven Rauch.

Die in wenigen Tagen aufgeschichteten Holzberge, die ich manchmal kurz vor Ostern sehe, scheinen jedes Jahr größer zu werden. Es ist ein Gegenteil von der Redensart, das aus der Kindheit erinnerte große Gebäude bei späteren Besuchen viel kleiner sind.
Am Gründonnerstag war ich selbst damit beschäftigt, Bäume und Sträucher auf dem Grundstück eines Freundes zu beschneiden. Alleine dieses eine, kleine Grundstück lieferte Brennmaterial von mehreren Kubikmetern. Dabei war das nur ein Grundstück von hunderten in einem Vorort, wo die Ortsfeuerwehr den Baum- und Strauchschnitt für das Osterfeuer abholt.

Zweimal stand ich am Abend auf den Balkon, roch ein oder die Osterfeuer in der Region und olfaktorische Erinnerungen an Osterfeuer in Brauel, Ganderkesee und Hemmoor kamen auf.
- - - - -
Siehe auch olfaktorische Erinnerungen an Accra.

Archiv - Islamische Vermummung

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 7. April 2012, der hier archiviert wurde)

Die Stadt, wie ich sie gut kenne, reduziert sich eigentlich auf einige Dutzend Straßen, die ich seit 25 Jahren auf meinem Fahrrad von A nach B oder C durchquere. Da falle dann Veränderungen auf. Sei es nun ein Bauprojekt oder die Jahreszeiten im Spiegel der Vegetation oder eben ungewöhnliche Menschen.

In der Nordstadt von Hannover gibt es fünf Gebetsstätten für Muslime. Ich vermeide bewusst das Wort Moschee, da einige der Orte umgebaute Gewerberäume oder Wohnräume sind. Nur eine Gemeinschaft hat hier eine Moschee mit Andeutungen von Minaretten und einer Kuppel über den Gebetssaal. Auf abendlichen Busfahrten habe ich schon mehrmals Männer mit langen Bart und Kaftan hier ein.- oder aussteigen sehen. Eine der Moscheen predigt in arabischer Sprache und ich vermutete, dass diese wohl auf den Weg dahin oder von dieser waren.

Nun sah ich erstmals eine voll verschleierte Frau an einer Kreuzung stehen. Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen, den dort wo der Niqab einen Blick auf die Augen zulassen würde, trug sie eine auffällige Brille.

Wenn ich katholische Pinguine sehe, muss ich schmunzeln. Dieser Anblick einer Muslima ließ mich ratlos weiter radeln.

Informationen zu den Moscheen in Hannover auf den Seiten der Stadt mit Verknüpfungen zu Einzeldarstellungen.
- - - - -
Nachtrag: Danke für die zwei Kommentare (hier und im FB). Es bleibt die Ratlosigkeit, die sich aus meiner Reaktion auf die Beobachtung speist. Es geht nicht um Ablehnung oder Zustimmung, sondern um die Irritation, dass in meiner säkularen (?) Welt "missio", so verstehe ich das demonstrative Zeigen religiöser Symbole, einbricht.

Nachtrag 2:
Wenn in Medien und Politik gegen Frauen mit Kopftuch polemisiert und agiert wird, dann ist dies nur peinlich. Birgit Rommelspacher schrieb 2009 für die Bundeszentrale für politische Bildung über die Emanzipation "der" muslimischen Frauen und führte hier aus:
"(...) das muslimische Kopftuch [war] so lange kein Problem, so lange es nur die Putzfrau oder die Fließbandarbeiterin trugen. Jetzt, da es auch Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Lehrerinnen anlegen, ruft es heftigen Widerstand hervor."
(Birgit Rommelspacher "Zur Emanzipation "der" muslimischen Frau", in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5/2009)
Sie führt diese Ablehnung darauf zurück, dass muslimische Frauen erstmals in größerer Zahl ihre soziale Schicht verlassen. Dank an Hilal Sezgin, die in ihrer Kolumne (taz vom 2.5.2012) auf dieses Zitat verwies.
- - - - -
1 Kommentar

Blogger Nicole hat gesagt...
Hallo Jürgen, Warum ratlos??? habe mir in den letzten Tagen auch mal Gedanken bezüglich dieser Thematik gemacht. Warum dürfen Nonnen ihr Gewand tragen ohne kritisiert zu werden. Musliminnen aber nicht? Ist es nicht für beide ein Ausdruck ihrer Ehrfurcht vor Gott? Ich glaube einfach, das wir ein falsches Bild vermittelt bekommen. Dadurch das so viele Musliminnen von ihren Männern unterdrückt werden hat die Verschleierung etwas Negatives.Und so lange es diese Unterdrückung gibt, werden wir immer negative Assoziationen haben, wenn wir verschleierte Frauen sehen.
Lieben Gruss Nicole

7. April 2012 15:56

Archiv - Sarkozy und die Demokratie

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 4. April 2012, der hier archiviert wurde)

(Foto: Richard Pichet,
Wikimedia Commons, Ausschnitt)
Nikolas Sarkozy hat ein gestörtes Verhältnis zur Realität und erinnert darin immer mehr der Witzfigur des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Cavaliere Silvio Berlusconi. Illegale Parteispenden, Nepotismus und offene Manipulation der Nachrichten sind nur einige der Stichworte.

Während der aktuellen Wahlkampagne zum französischen Amt des Staatspräsidenten stellte ein Journalist der französischen Internet-Zeitung Mediapart Nicolas Sarkozy am 16. Februar in Annecy (Haute-Savoie) eine Frage zur Finanzierung seiner ersten Wahlkampf durch nicht deklarierte Geldgeschenke der L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt.

Er antwortete:
"Ecoutez, on est en démocratie, et on a bien le droit de ne pas répondre aux questions. Vous avez le droit de les poser, j’ai le droit de ne pas y répondre."
Quelle: France Télévisions (Zitat am 4. April 2012 aufgerufen; leider nur eine indirekte Quellenangabe, da die Artikel von Mediapart nur deren bonnenten zur Verfügung stehen)

Rudolf Balmer übersetzt dieses Zitat in der taz vom 4. April 2012 wie folgt:
„In einer Demokratie habt ihr das Recht, Fragen zu stellen, und ich habe das Recht, sie nicht zu beantworten."
(taz, 4. April 2012)

Freitag, Juli 12, 2013

Archiv - Bunga Bunga - Freispruch für Berlusconi ?

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 10. Februar 2012, der hier archiviert wurde)

War es dann doch alles nur ein Missverständnis? Ging es bei den Partys von Silvio Berlusconi nicht um Sex mit jungen Frauen und Minderjährigen? Hat der Cavaliere in seinen Villen nur Fressorgien gefeiert? Oder?

Eine von vielen: Berlusconi-Villa bei Portofino - Foto: C. Weltecke 2012

In einer Passage zur Lister Meile in Hannover fand sich die Werbung eines kleinen asiatischen Restaurants.

Bunga ist ein Salat mit Hühnerfleisch und Sojasprossen.

Wahrscheinlich wurde diese Wahrheit bisher nicht aufgedeckt, weil es Obszönitäten mit dem Essen gab. Ich stelle mir Silvio Berlusconi vor, wie er mit Hühnern und dem jungen Gemüse spielt.

Guten Appetit! - . - . - . - . -

Zum asiatischen Essen fällt mir eine Strophe eines Liedes von Monty Python ein:
I like Chinese, I like Chinese
Their food is guaranteed to please
A fourteen, a seven, a nine and lychees

(I like Chinese, Monty Python's Contractual Obligation Album, 1980)

Archiv - Unerwünschte Prospekte und andere Werbung

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 31. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Heute wurde ich mir mal wieder bewusst, wie viel Papiermüll innerhalb von einer Woche in den Briefkästen landet. Von den zehn Mietparteien haben bis auf drei alle an den Briefschächten neben der Haustür Aufkleber, die mit mehr oder minder starken Worten Werbung als unerwünscht bezeichnen. Dies hindert die Verteiler von Prospekten nicht daran, dennoch Werbung einzuwerfen. Diese neue Altpapier sammelt sich innen unten den Briefkästen in einer Kiste, die jede Woche in einen blauen Sack geleert wird und zum Einsammeln an die Straße gestellt wird.Heute habe ich dies mal wieder getan und ich erinnere mich genau, dass letzte Woche jemand anders die Kiste geleert hat. Innerhalb einer Woche sind trotz der restriktiven Beschriftung zwanzig Zentimeter Werbung im Format A4 angekommen, die ich in einen Müllsack versenkte. Wenn ich nur an die Mengen von Erdöl, Chemikalien und Holz denke, die benötigt wurden, um diese farbigen Druckwerke zu erstellen, verschlechtert sich meine Stimmung.

Wie kann diese überflüssige Werbung reduziert werden?

Archiv - Ungarn muss nicht in der EU bleiben

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 23. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Die rechtskonservative Regierung in Budapest, die von mehr als Zweidrittel der Bevölkerung gewählt wurde, ist doppelzüngig. Vor dem Europa-Parlament wird behauptet, dass die kritisierten Passagen in der Verfassung und in den neuen Mediengesetzen unbedeutend sind und deshalb auch ohne Probleme geändert werden können. In Ungarn heißt es dann, die EU zwinge das souveräne Ungarn zu Änderungen.
Die Solidarität mit der ungarischen Regierung und ihren Bemühungen Kritiker zum Schweigen zu bringen ist erschreckend. Das Wahlergebnis war kein Zufall oder die Folge einer Kampagne. Die Mehrheit der Ungarn möchte scheinbar eine autoritäre Regierung.
Dazu fällt mir nur ein Hinweis ein: Der Lissabon-Vertrag der EU
50. cikk
(1) Saját alkotmányos követelményeivel összhangban a tagállamok bármelyike úgy határozhat, hogy kilép az Unióból. (Quelle: Server der EU - Lissabon-Vertrag - Ungarisch)
Dasselbe in der deutschen Fassung:
Artikel 50
(1) Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten. (Quelle: Server der EU - Lissabon-Vertrag - Deutsch)
und Tschüss!
- - - - -
Tipp: Ein aktueller Artikel in der LE MONDE diplomatique (10.02.2012) zur Entwicklung in Ungarn von Gáspár Miklós Tamás.

Archiv - Hans-Heinrich Sander im Ruhestand

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 17. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Heute war ein guter Tag für Niedersachsen. Hans-Heinrich Sander ist endlich als Minister zurückgetreten. Leider nur aus Altersgründen.Hans-Heinrich Sander war im niedersächsischen Kabinett für Umwelt und Klimaschutz zuständig, aber ich würde ihn niemals als ein Umweltminister bezeichnen.
Dieser FDP Lokal-Politiker wurde erst 2003 in den Landtag gewählt und ohne Vorkenntnisse in das Kabinett berufen. Er war ein neben dem unsäglichen Innenminister eine regelmäßige Quelle für Verärgerung für Menschen, die sich wirklich mit ökologischen Fragen beschäftigen. Jemand, der glaubt, dass Bauern und Jäger die besten Umweltschützer sind, zeigt sein beschränktes Verständnis von Natur und Umweltschutz und sein Unverständnis von Ökologie.
Es waren seine Provokationen, die ihn unerträglich machten. die bekanntesten Beispiele waren:
  • Bereits 2003 zeigte er beim Besuch des Atommüllendllagers Schacht Konrad bei Salzgitter das Pro-Kernkraft-T-Shirt "Kerngesund"
  • Ende 2006 arbeitete er direkt gegen die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, als er persönlich mit einer Kettensäge im Biosphärenreservat an der Elbe Bäume fällte.
  • Seit 2009 betonte er immer wieder, wie wichtig Atomkraftwerke für den Umweltschutz sind und war ein wichtiger Unterstützer bei der von der Atommafia gekauften Entscheidung der Bundesregierung für eine Verlängerung der Laufzeiten
  • Anfang 2010 machte er sich lächerlich, als er die Stadt Hannover per Erlass zwingen wollte, die über mehrere Jahre angekündigte Umweltzone nicht in Kraft zu setzen.
Der Nachfolger ist benannt und wird morgen vereidigt. Er muss sich schon sehr anstrengen, um ähnliche inkompetente Entscheidungen zu treffen.
- - -
1 Kommentar:
Heiner hat gesagt…
    Mann das wird aber auch Zeit...
    Noch eine schöne Episode aus seiner Amtszeit: Der geschasste Polizeipräsident fällt nach oben und
    ist jetzt im Landwirtschaftsministerium für Flurbereinigungen zuständig.
    Nur am Rande - hier bei uns läuft gerade so eine Flurbereinigung (und von "laufen" kann man
    wirklich nicht reden!)
17. Januar 2012 23:59