Sonntag, April 30, 2006

WaBa Laatzen verliert gegen schwache Kölner

Das Wasserballspiel der 2. Bundesliga zwischen SpVg Laatzen und Rhenania Köln lässt sich leicht zusammenfassen. Die Heimmannschaft spielte individuell schlecht aber deutlich besser als die Kölner. Das Spiel entschieden die Schiedsrichter Gernot Häntschel und Ralf-Rainer Frank mit ihrer indiskutablen Leistung. Die Zahl der Fehlentscheidungen und der mangelnde Willen das Spiel zu kontrollieren, führte zu unnötiger Härte. Die Schiedsrichter waren überfordert und in ihren Entscheidungen oftmals gegen Laatzen.
Spieler des Tages war der Kölner Torwart, der in vielen Paraden Angriffe abwehrte.
Das Spiel ging 4 : 5 ( 2 : 1; 1 : 1; 0 : 1; 1 : 2) verloren. Der bekannt schwache Angriff der Laatzener und eine schlechte Leistung des eigenen Torwarts waren neben den Schiedsrichtern verantwortlich für das Ergebnis.

Zum Spielverlauf. Das erste Viertel fing gut an. Der Sprinter Lars Sporleder (Nr. 7) erschwamm den Ball und der erste Angriff endete mit dem 1 : 0 durch Jens Möller (Nr. 13). Das Abtasten der Gegner in den ersten Minuten ist auch stets ein Abtasten der Schiedsrichter. Hinausstellungskönig Ramon Dohle (Nr. 11) zeigte früh Härte und wurde in der 2. Minute erstmals hinausgestellt. Köln zeigte seine Schwäche und die Überzahl wurde nicht genutzt. Der anschließende Konter führte Lars Sporleder alleine vor das Kölner Tor, wo er an der Abwehr des Torwarts scheiterte. Sein Nachschwimmen zum abgeprallten Ball wurde zu einen Angriff auf den Torwart und schon war Köln wieder in Überzahl, die Stefan Sanft (Nr. 5) zum 1 : 1 Ausgleich nutzte. Der folgende Angriff von Laatzen endete beim Center Tobias Müller (Nr. 10), der einen Heber über das Tor machte. Der Gegenangriff der Kölner endete in der 3. Minute mit einer Hinausstellung von Jens Möller. Laatzen wiederholte den vorherigen Angriff und wieder scheiterte der Center durch einen Heber über das Tor.
Einzelaktionen sowohl von Laatzen als von Köln scheiterte an unplatzierten Würfen oder der Abwehr des Kölner Torwarts. Die Zahl der Torwürfe war imposant und zeugte nicht unbedingt von der Qualität des Spiels. In der 8. Minute wurde Ramon Dohle bereits zum zweiten Mal herausgestellt. Die Überzahl wurde von Köln nicht genutzt aber der folgende Gegenangriff führte zu einer Flanke auf den zentral liegenden Andreas Politze (Nr. 4), der endlich zum 2 : 1 erhöhte.


Das zweite Anschwimmen gewann wiederum Lars Sporleder, doch diesmal scheiterte der erste Angriff. Das Spiel ging hin und her und es zeigten sich viele Härten. In der 9. Minute wurde Tobias Müller hinausgestellt. Doch auch Kölner wurden herausgestellt; die Überzahlsituation in der 11. Minute wurde von Jens Möller zum 3 : 1 genutzt. Nach dem folgenden Anpfiff wurde der Torschütze ohne erkennbaren Grund verwarnt und als der Trainer meckerte, erhielt er die gelbe Karte. In der 12. Minute gelang den Kölner durch Philip Lorenz der Anschluss zum 3 : 2. Der Abgang des überragenden Centers Björn Schuklies zu WASPO ist immer noch zu spüren. Jens Möller scheiterte auf dieser Position in der 12. Minute und als in der 13. Minute in Überzahl eine taktische Auszeit genommen wurde, gelang auch Andreas Politze kein erfolgreicher Torwurf als Center. Peinlich bleibt die 15. Minute in Erinnerung. Tobias Müller lag als Center vorm Tor und übersah, dass er angespielt wurde. Köln konnte kontern. Immer noch in der 15. Minute warf Lars Sporleder einen Pass auf die 14, der aber keinen Ball erwartete. Der letzte Laatzener Angriff wurde vom Torwart zur Decke abgewehrt. Als der Schiedsrichter beim Einwurf den Ball offensichtlich den Kölner Spieler zuwarf, gab es erstmals lauten Protest im Publikum. Das zweite Viertel sah viele Fouls, die nicht gepfiffen wurden. Die Schiedsrichter verloren die Kontrolle und begannen parteiisch gegen Laatzen zu werten.

Lars Sporleder ist herausragend im Anschwimmen und holte zum dritten Mal den Ball. In der 17. Minute gab es drei gute Torwürfe, wovon die beiden harten Würfe von Andreas Politze und Lars Sporleder auffielen. Doch wie schon notiert, der Torwart von Köln war deren besten Spieler und zeigte eine Parade nach der anderen. Szenenapplaus gab es, als ein sicherer Konter eines Kölners von Andreas Politze kurz vorm Tor zugeschwommen wurde.
Frustrationen der Spieler wurden offensichtlich. So flog die Nr. 4 wegen eines Angriffs auf den Kölner Center hinaus und Jens Möller machte einen unrealistischen Distanzwurf. Ein klarer Schiedsrichterfehler wurde in der 22. Minute beobachtet. Ein Heber trudelte in das Tor von Köln und wurde vom Torwart hinausbefördert. Der Schiedsrichter war nicht auf Höhe des Balls und stand mehrere Meter abseits. Der Berichterstatter war auf Höhe der Torlinie und der Ball war eindeutig zu Zweidrittel über die Linie. Es hätte also 4 : 2 stehen müssen.
Ramon Dohle fing sich im Gegenangriff seine dritte Verwarnung ein und fehlte im folgenden seinem Team. Nach einer taktischen Auszeit der Kölner endete eine Volleyverlängerung einer Flanke unhaltbar im linken Eck von Laatzen. Das war das 3 : 3 durch Stefan Sanft für Köln. In der 24. Minute gab es noch einmal eine Überzahl für Laatzen, die aber von der Ingo Peper (Nr. 6) ruiniert wurde, als der einen Aufsetzerball versuchte, der deutlich links am Tor vorbeiging. Es zeugt schon von Übermut in dieser Spielsituation kunstvolle Würfe zu probieren.

Das vierte Anschwimmen gewann Köln, doch der erste sehenswerte Angriff erfolgte durch Laatzen. Jens Möller versuchte das Äquivalent eines Hackentricks im Fussball. Mit dem Rücken zum Tor scheiterte er nur knapp bei seinem blinden Torwurf. Im folgenden Angriff gab es eine Volleyverlängerung einer Flanke, die wieder einmal vom Kölner Torwart abgewehrt wurde.
Alexander Knapp (Nr. 5) gelang in der 27. Minute das 4 : 3. Dies wurde nicht zum Signal für Laatzen. Alexander Traue (Nr. 9) wurde in der 28. Minute verwarnt und in derselben Minute gab es wegen eines schweren Torwartfehlers von Hendrik Meyer durch einen Distanzwurf von Andreas Althaus das 4: 4 für Köln.
Als einem der Schiedsrichter nach einer taktischen Auszeit der Kölner beim Einwurf der Ball aus der Hand rutschte und ins Wasser plumpste gab es erstmals höhnischen Beifall für diese jämmerliche Aktion. Die Überzahl für Köln wurde von lauten Rufen und Pfiffen begleitet. Ein Heber, der angeblich in das Tor von Laatzen trudelte, wurde als 4 : 5 in der 29. Minute gegeben. Nun wurde es laut und allgemein unruhig im Bad. (Fehl-) Entscheidungen wurden nun stets mit lauten Beschimpfungen an „die Pfeifen“ bedacht.
Laatzen versuchte im Powerplay das Ergebnis noch zu ändern. In der 30. Minute gab es einen Strafwurf für Laatzen. Der Kölner Torwart verhielt sich grob unsportlich, der Ball lag hinter ihm im Netz doch Andreas Politze musste sich selbst den Ball für den 5-Meter-Wurf aus dem Tor fischen und der Torwart war zunächst auch regelwidrig einen Meter vor der Torlinie. Der Wurf von Andreas Politze wurde zur Decke abgewehrt. Der folgende Schiedsrichtereinwurf wurde deutlich Köln zugeworfen. Es wurde noch einmal sehr laut protestiert. Bei einen der vorherigen Proteste war der Betreuer von Laatzen bereits der Bank verwiesen wurden. Jens Möller und ein Kölner wurden in zwei aufeinander folgenden Angriffen noch hinausgestellt, aber selbst die letzte Überzahl für Laatzen konnte das Ergebnis nicht mehr korrigieren. Rhenania steht damit auf dem 6. Platz während Laatzen nun auf dem 8. Platz mit nur 11 Punkten aus 15 Spielen zittern muss.

5 : 4 siegen Rhenania Köln und die Berliner Schiedsrichter gegen Laatzen.

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nächster Spielbericht Laatzen gegen Wedding (13. Mai)
vorheriger Spielbericht Laatzen gegen Krefeld (25. März)

Donnerstag, April 27, 2006

Wikipedia-Skandal Atomkraft

Ich bin ein Freund der Internet-Enzyklopädie Wikipedia und setze hier regelmäßig Verweise auf Worterklärung oder Hintergrundinformationen zu Institutionen und Personen. Vor einigen Monaten gab es bei der englischen Ausgabe von Wikipedia einen großen Skandal. Mitarbeiter von US-Senatoren (natürlich Republikaner) hatten systematisch die Biographien ihrer Dienstherren von kritischen Bemerkungen und Skandalen gereinigt und gleichzeitig die Einträge zu konkurrierenden Senatoren mit Schmutz (Gerüchten) gefüllt.

Wikipedia ist eine offene Enzyklopädie und entsprechend darf der interessierte Leser Einträge verändern, wenn er sie ergänzen oder korrigieren möchte. Da kann es dann schon einmal zu einen Kampf von „Schulen“ kommen, in denen unterschiedliche Schwerpunkte zu einen Artikel gesetzt werden und der ursprüngliche Autor die Veränderungen wieder löscht. Wikipedia setzt in diesem Fall die große Notiz, dass es hierzu verschiedene Ansichten gibt und ein Kompromiss erwünscht ist.
Dieser Zusatz steht nun auch bei vielen Artikeln, die sich mit Atomkraft beschäftigen. Aus der Atomlobby werden zur Zeit massive Versuche unternommen, ihre Sichtweise durchzusetzen. Sie haben dabei den großen Vorteil, dass sie professionelle PR-Mitarbeiter regelmäßig zur Kontrolle der Seiten einsetzen können.

Ich erinnere an meine Notiz, dass die ukrainische Regierung an 17.000 Familien eine Hinterbliebenenrente wegen des GAUs in Tschernobyl auszahlt, aber die Atomlobby entblödet sich nicht, auch unter Wikipedia (aber die Seiten ändern sich ständig) von 56 Toten zu faseln, die es bis heute weltweit gegeben hat.

Wikipedia hat glücklicherweise diese große Notiz und andere kritische Themen sind zwischenzeitlich so formuliert, dass widerstreitende Positionen (zum Beispiel Björn Lomborg und sein Buch Skeptical Environmentalist) in einen Artikel gegenübergestellt werden, wie es sich für eine Enzyklopädie gehört.

Was die Atomlobby derzeit mit Wikipedia macht, ist ein Skandal!
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siehe auch:
19. April Tschernobyl_Chernobyl : Tücken der Opferstatistik
23. April Euphemismus Kernkraft
25. April Tschernobyl_Erinnerungen aus Hannover

Dienstag, April 25, 2006

Tschernobyl – Erinnerungen aus Hannover

Genau vor 20 Jahren (26. April 2006) explodierte einer der vier Reaktoren des AKW Tschernobyl. Am Montag, dem 28. April konnte diese Katastrophe nicht mehr verschwiegen werden und die Sowjetunion gab offiziell einen Unfall bekannt. Seit dem 29. April fand eine umfassende Information durch die alternativen Medien (vor allem die taz) statt, da die CDU-Bundesregierung unter Helmut Kohl vor allen beruhigte und beschwichtigte. In der taz waren alle Atomkraftgegner und der bis zu 10-jährige Kampf gegen den Bau und Betrieb von AKWs hatte innerhalb der Anti-AKW-Szene natürlich auch zu einem umfassenden Fachwissen über Aufbau, Funktionsweise und Gefahrenquellen eines AKW geführt.
Die alternativen Nachrichtenquellen konnten sich nicht nur wegen ihrer verlässlichen und verständlichen Informationen damals viel Respekt verdienen, sondern die herkömmlichen Medien blamierten sich, weil sie die Vertuschungen und Verdrehungen (=Lügen) der Sowjetunion und der Bundesregierung zu unkritisch wiedergaben.

Wie war das in Hannover, an was kann ich mich erinnern. Ich lebte zusammen mit vier weiteren Studierenden (zweimal Medizin, Landespflege und Musik) in einer Wohngemeinschaft am Moltkeplatz. Das ganze Haus war eine Gelddruckmaschine der unangenehmen Besitzerin Frau Behrens, die diese heruntergekommenen, großen, ehemaligen Offizierswohnungen zu so hohen Mieten anbot, die sich nur Wohngemeinschaften leisten konnten. Natürlich lebten wir alternativ. Es gab wenig Fleisch, Kaffee aus Nicaragua und leckeres selbst gemachtes Müsli. Viele Aktivitäten wurden gemeinsam gemacht. Konzerte, Kino, Demonstrationen. Und natürlich hatten wir ein Abo der taz.

Am 29. oder 30. April fand eine relativ spontane Demonstration auf dem Steintorplatz statt. Die Pritsche eines Lieferwagens war die Bühne und die lauten, aber schlecht zu verstehenden Lautsprecher waren links und rechts davon. Es war eine von diesen ersten Kinderwagendemonstrationen. Viele Mütter hatten ihren Spaziergang mit den Kinderwagen zum Steintor gelenkt. Ein ungewöhnlicher Anblick, wie auch der immer wieder ängstliche Blick in den bewölkten Himmel. Bis dahin war noch kein Regen in Hannover gefallen, aber für diesen Nachmittag war die radioaktive Regenwolke für Norddeutschland angesagt. Die Forderungen von der Bühne waren vor allen Forderungen nach mehr Informationen.

Als es zu Nieseln anfing und es sich abzeichnete, dass daraus richtiger Regen wird, war die schnellste Auflösung einer Demonstration zu erleben. Einige Personen kletterten auf die Bühne, um sich dort unterzustellen, andere verteilten sich in Hauseingängen. Diese Informationsveranstaltung war beendet. Die Angst war nicht hysterisch, denn die in den nächsten Tagen veröffentlichten Werte von beregneten Flächen ergaben mehrere 1.000 Becquerel/Kilo.

Es dauerte nur wenige Tage bis aus der Informationsnot eine Tugend wurde. Die Bundesregierung desinformierte und als die Grenzwerte bei Milch und anderen täglichen Gütern deutlich überschritten wurden, wurde die Grenzwerte erhöht (analog zum Kalauer, wenn das Volk mit der Regierung unzufrieden ist, wählt sich die Regierung ein neues Volk). Messgeräte, die zur Messung des Fallouts der Atomtests in den Universitäten standen, wurden schnell durch Neuanschaffung interessierter Wissenschaftler ergänzt und der tägliche Strahlenkompass auf Seite 2 der taz und Zettel in den Bioläden gaben konkrete, aktuelle Werte für Produkte, die auf den Einkaufszetteln standen.

Die Ernährung in unserer Wohngemeinschaft wurde auch umgestellt. Wir tranken so lange noch Frischmilch, wie die Werte akzeptabel erschienen; dann wurde lang haltbare H-Milch gekauft, womit wir mehrere Monate überbrücken konnten. Ein herber Einschnitt war das Ende von Nussnougatcreme auf dem Frühstückstisch. Haselnüsse waren am Billigsten in der Türkei zu bekommen und die Hersteller kauften aus dem Gebiet an der Schwarzmeerküste, die besonders vom radioaktiven Fallout betroffen war. Wenn ein Produkt wie diese Nüsse extreme Werte aufwies, sagten wir im Scherz, dass es vermutlich in der Nacht leuchtet. Das gemeinsame Pilze sammeln des Jahres 1985 haben wir nicht wiederholt und ich habe seitdem auch keine Waldpilze mehr gegessen. Es beruhigt mich auch überhaupt nicht, dass die 600-4.000 Becquerel/Kilo mit denen einige Pilze bis heute (und auch in den nächsten 20-50 Jahren – die Messwerte sind ein Großversuch an der europäischen Bevölkerung und seiner Umwelt) strahlen nicht „so gefährlich“ (Regierungsblabla 1990-2006) sei, da nur geringe Mengen im Jahresverlauf gegessen werden. Jede Aufnahme von Gift ist gefährlich! Es gibt keinen unbedenklichen Becquerelwert.
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siehe auch:
19. April Tschernobyl - Chernobyl : Tücken der Opferstatistik
23. April Euphemismus Kernkraft
27. April Wikipedia-Skandal Atomkraft

Freitag, April 21, 2006

Konzert: Festival der Duette im BCH

Mit einem dreitägigen Festival feiert das Veranstaltungszentrum Béi Chéz Heinz sein 11-jähriges Bestehen. Unter dem Motto 1+1=Heinz findet ein Festival der Duette mit mehr als 50 angekündigten Bands statt.
Dies alleine ist bereits Grund genug sich auf den Weg nach Linden Nord ins BCH zu machen, aber gestern gab es noch einen besonderen Anlass zum ersten Abend der Duette zu erscheinen. Eine sehr geschätzte Bekannte (A.B.) ist seit einigen Monaten Sängerin in der Band Gazolina und hier würde ihr erster Auftritt sein.

Jede Band durfte drei Duette ihrer Wahl interpretieren um dann nach kurzer Umbaupause der nächsten Formation ihren Anteil an 20 Minuten Spass und Ruhm Platz zu machen. Doch was heißt hier Band und was heißt vor allem Duett?
Es traten „echte“ Bands auf, aber auch Gruppen, die nur für dieses Festival drei Songs eingeübt hatten. Es gab Routiniers, die scheinbar bei jedem Festival dabei sind und Andere, die erstmals hier spielen.
Ein Duett ist ein Gesangsstück mit zwei sich unterscheidenden Stimmen. Der Gesang kann dabei aus einem Wechselspiel zwischen den Stimmen und aus mehrstimmigen Elementen (Refrain) bestehen.

Doch nun zur Konzertkritik. Der Keller des Fössebades bleibt als Veranstaltungsort ungewöhnlich. Die Schallisolation dieser Betonkonstruktion ist perfekt, wie ich von außen feststellen konnte. Gespräche vorm BCH sind lauter als die Musik. Und im Saal gibt es richtig was auf die Ohren!

Gladys Dykes eröffneten das Festival. Der Name verweist auf den Richter in der Kifferkomödie Viel Rauch um nichts (Up in Smoke, USA 1978). Die Band scheint ein Relikt dieser Zeit zu sein und verfehlte das Motto komplett. Zwei Männer, die unverständlich zwischen langen Gitarrenpassagen gemeinsam singen sind kein Duett, sondern der kleinste mögliche Chor.

Jede erste Band hat es schwer; im Saal verirren sich nur wenig Gäste und die Stimmung muss noch wachsen. Die beiden Conférenciers des Abends (Christian Sölter & ???) verwiesen ausdrücklich auf dieses Dilemma und baten deshalb um einen Extraapplaus für die mutigen Ersten.
Skotten-Seter boten einen guten Auftritt mit echten Duetten.
Böhmerwald waren peinlich. Spätpupertäre Zwischentexte ruinierten den Auftritt. Fäkalsprache ist nicht lustig, sondern ein peinliches Abarbeiten an eigenen Hemmungen.
Hex waren gut, auch wenn ich mich an keine Details erinnern kann.
Die SPVGG Linden Nord feat. Mandy & Gert waren ein Highlight und die umjubelste Band. Gert mit echter, halblanger, lockiger 70-er Jahre Frisur (musste dabei an die Les Humphries Singers denken) war schon ein Auftritt, aber Mandy im taillierten, langen Cocktailkleid mit übergroßer Sonnenbrille war die stilechte Partnerin. Beide sangen echte Duette, beide konnten singen und boten auch noch eine kleine Show!
Und dann kam der erwartete Auftritt von Gazolina. Einer der Moderator meinte, dass der Bandname auf einen Sommerhit in Malle basiert, wo letztes Jahr die vermutlichen betrunkenen und sonnenverbrannten Deutschen bei einem Song stets das Gasolina mitgröhlten. Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeugerin und zwei Sängerinnen! Das Set begann mit einer Interpretation von Sunny von Bobby Hebb (hier gibt es eine legale Möglichkeit, das Original kostenlos zu laden ) und endete mit dem Blitzkrieg-Bob von den Ramones. Zum Teil wurde das Motto des Festivals verfehlt. Alle drei Stücke wurden zwar vorher bereits von jeweils zwei Künstlern eingespielt, aber eigentlich wurde nur Sunny mit seinem Wechsel zwischen den beiden Gesangsstimmen als ein Duett interpretiert. Das Publikum und auch dieser Kritiker waren sehr von dem Auftritt angetan und es gab viel Beifall. Nach dem Auftritt wurde bereits angedeutet, dass es vielleicht im Odeon einen längeren Auftritt von Gazolina geben würde. Da gehe ich auf jeden Fall hin.
Das Patrick Duo bleibt mir in guter Erinnerung durch ein sehr rockiges Duett, das durch B.B. King und ??? bekannt ist.
Die nächsten zwei Bands setzten sich aus Mitarbeitern des BCH zusammen. Gott & Götter gehörten zur Spassfraktion und bei Kramer, Sultan und Kirleis waren der Moderator Christian Sölter (Sänger bei der phantastischen Ska-Band Hammerhai) und Holger Kirleis von der Kleinkunstgruppe Männer angstfrei dabei. Duette der Filmmusik u.a. von Lilian Harvey und Willy Fritsch waren eine Herausforderung, die angenehm gemeistert wurde. Das Netzhemd von Holger Kirleis war ein Geschmacklosigkeit der besonderen Art.

Diese beiden lustigen Bands waren für mich der Schlusspunkt des Abends. Da Wolfenbüttel ein Aufstehen um Viertel nach Sechs erfordert, war ich um ein Uhr ziemlich k.o.

Mittwoch, April 19, 2006

Tschernobyl – Chernobyl : Tücken der Opferstatistik

Wir nähern uns den 20. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl – Chernobyl und berufene und sich berufen fühlende Institutionen präsentieren die gesamte Bandbreite von Meinungen zur bisher größten Katastrophe der zivilen Atomtechnik.
– Hier steht kein Verweis auf Wikipedia, da dort AKW-Apologeten und AKW-Kritiker den Artikel zu Tschernobyl permanent verändern. Gestern war der Artikel von den AKW-Befürwortern zu lesen, doch heute ... Ähnliches gilt für andere Atomartikel in Wikipedia. LEIDER!

Es wird gerne auf die UNO verwiesen und das in einer UN-Studie die bisherigen und zukünftigen zusätzlichen Todesfälle sich auf 4.000 Fälle summieren werden. Es ist dies keine objektive Zahl, denn es ist nicht die UNO, sondern die IAEA in Wien; die Internationale Atomenergiebehörde deren erklärtes Ziel die Förderung der friedlichen Atomtechnik ist. Es ist also eine Interesse geleitete Zahl; „es war schlimm, aber beherrschbar“.
Die Zahl von 4.000 Opfer wäre erschreckend genug, aber selbst diese Zahl basiert auf einer fehlerhaften Pressemitteilung zu einen offiziellen Bericht über Tschernobyl. Die IAEA geht selbst von 9.000 Opfer aus. Interessant ist es, zu registrieren, wer die falsche 4.000, die von der UNO korrigiert wurde, weiter in den Medien verwendet. Es sind dies die üblichen verdächtigen AKW-Apologeten.
Auf der anderen Seite gibt es hysterischen Katastrophismus zu bemerken und die Opferzahlen steigen auf bis zu eine Million. Merken den die beiden extremen Positionen nicht, dass sie einen Zynismus mit Zahlen pflegen. Es geht um Menschen, die gestorben sind und vor allem um viele Menschen, die bereits durch die radioaktive Belastung erkrankt sind. In einem Bericht auf ARTE (18.04.2006 21:45 Die Atomfalle) wurde u.a. aus einer Gesundheitsstation in der Ukraine berichtet, wo aktuell bei Kindern (alle nach der Katastrophe geboren) eine Strahlung von vielen Hundert Becquerel festgestellt wurde.

Es gibt wenige sichere Zahlen über die Katastrophe, da Vertuschung die erste Pflicht der sowjetischen Krisenmanager war.
Es ist bekannt und bestätigt, dass etwa 800.000 Liquidatoren aus allen Teilen der Sowjetunion nach Tschernobyl kommandiert wurden, um den atomaren Brand zu löschen, bei der Evakuierung genauer Umsiedlung von 350.000 Menschen zu helfen und den ersten Betonsarkophag über den GAU zu errichten. ARTE und WDR zeigten neue Bilder von den ersten Tagen der Katastrophe. Die Liquidatoren wurden in Gruppen mit Material (u.a. Blei) auf dem Dach des AKW abgesetzt, liefen im Laufschritt zur Gebäudekante und warfen von Hand oder mit Schaufeln ihre Materialien, welche die Kettenreaktion bremsen sollten, in das Atomfeuer. So ein Einsatz dauerte für eine Gruppe 60-120 Sekunden. Danach wurden diese Liquidatoren zurück in ihre Heimat geschickt. In diesen 2 Minuten hat jeder Helfer das Hundertfache der maximalen Jahresdosis an Radioaktivität erhalten.
Es gibt eine weitere Quelle, die das Leid dokumentiert. Aktuell zahlt die Regierung der Ukraine an 17.000 Familien eine Hinterbliebenenrente, weil der Familienvater an den Folgen seiner Arbeit als Liquidator gestorben ist. Keine Regierung hat ein Interesse so eine Zahl zu erhöhen. Hinzu kommen weitere 107.000 Liquidatoren in der Ukraine, die Frühinvalidenrente beziehen.
Sowjetische Statistiken mögen angezweifelt werden, aber eine grundlegende Zahl hat sich zum negativen verändert. Die Lebenserwartung für Männer ist seit der Vor-Tschernobylzeit in Russland gegen den internationalen Trend anderer Industriestaaten um 7 Jahre gesunken. Der Zusammenbruch der Sowjetunion (und ihres staatlichen Gesundheitssystems und die Explosion der HIV-Epidemie mögen eine gewissen Rolle spielen, aber die grundlegende Exzessmortalität durch tödliche Erkrankungen, die auf die extreme radioaktive Belastung von mehreren 100.000 Liquidatoren basieren ist einer der wesentlichen Gründe.

Übrigens gilt meine Bemerkung über sowjetische Atommanager auch für westeuropäische Atommanager. Alle größeren Schäden wurden bisher von außerhalb eines Atomkraftwerkes gemeldet – im Atomkraftwerk geschehen angeblich nur Pannen ohne Gefährdung der Bevölkerung. Rund um Krümmel und Geesthacht (östlich von Hamburg) ist noch heute erhöhte Radioaktivität zu messen, obwohl dort angeblich nie ein erster Zwischenfall aufgetreten ist.
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siehe auch:
23. April 2006 Euphemismus Kernkraft
25. April 2006 Tschernobyl: Erinnerungen aus Hannover
27. April 2006 Wikipedia-Skandal Atomkraft

Reisenotizen Deventer - Hannover

Nach welchen Kriterien erfolgt die Passkontrolle in einem Zug zwischen der Niederlande und Deutschland?

In Bad Bentheim wird die niederländische Lokomotive abgekoppelt und drei weitere Waggons und eine deutsche Lok angekoppelt. Diese Prozedur dauert etwa 10 Minuten und die Bundespolizei nutzt diese Zeit, geht in Dreiergruppe durch den Zug und fragt stichprobenartig nach dem Pass. Alle Menschen mit dunkler Haut und schwarzen Haaren werden kontrolliert und einige wenige Andere. Warum meinten die, mich zu kontrollieren und nicht die Deutschen vor mir und neben mir. Wüsste gerne, nach welchem Raster diese Bundesbeamten prüfen.

In der U-Bahnstation Hauptbahnhof fiel mir eine Bemerkung meiner Mutter wieder ein. Sie war einmal mit einer Freundin in der Stadt unterwegs und fragte danach, ob denn die Mehrheit der Hannoveraner Ausländer seien. Es ist schon eine korrekte Beobachtung, dass der ÖPNV von mehr fremd aussehende Menschen (subjektive Ausländer) genutzt wird, als ansonsten in der Stadt zu sehen sind und hier leben. Am gestrigen Dienstagabend war auch nach einer kurzen Zählung und Abschätzung eine deutliche Mehrheit von vermutlich nicht in diesem Land geborenen Menschen auf dem Bahnsteig. Mir fällt so etwas fast nicht mehr auf (Ausnahme: Afrikaner), aber für eine Besucherin aus einer Kleinstadt, muss dies ungewöhnlich sein.

Samstag, April 15, 2006

Engelse ziekte treft winkel

Een kapper is een “hairdresser”,
de uitverkoop is een “sale
en nieuwe spullen in de winkels zijn “just arrived”.
Het Engels reclameteksten zijn legio en de Nederlands.

Thea van Beek berichtet im Mantel einiger niederländischer Regionalzeitungen (hier der De Stentor für Deventer) auf der Wirtschaftsseite über die Tendenz.


Auch in den Niederlanden machen sich Sprachpuristen Sorgen über die zunehmende Verwendung von Amerikanismen (und einigen Anglizismen) in der Werbung und in Texten im öffentlichen Leben. Die Stiftung Niederlande hat deshalb eine Liste von 2.400 niederländischen Alternativen für englische Begriffe zusammengestellt.

Im Fußball heißt es wieder strafschop statt “penalty” und buitenspeel statt “off side”. Schließlich wurde dieser Text mit einem tekstverwerker und nicht mit einem wordprocessor erstellt.

Mittwoch, April 12, 2006

Ostern in Brauel - Schoko-Eier suchen

Der Mond stand fahlgelb überm Feld.
Der Has bezweifelte die Welt:
(...)
"Eier so schlecht zu verstecken,
dass selbst Kinder sie entdecken?
Ist dies das Ziel der Hasenheit?
Ach! Eiernde Erbärmlichkeit!"
(Auszug aus dem Gedicht „Vorösterliche Krise“ von Georg Raabe)

Während ich dies Gedicht auf den Osterhasen im Stil von Wilhelm Busch gelesen habe, tauchten Erinnerungen an die 70-er Jahre auf. Wir lebten damals in Brauel - genauer am äußersten Rande von Brauel mit Weiden, Äcker, Wald und Moor direkt hinterm Haus. Nach einem festlichen und reichlichen Mittagessen gab es zu Ostern einen langen Spaziergang unserer halben Familie über die Wiesen und entlang der Ackerrain und Entwässerungsgräben. Hier gab es keine Wege.
Mein Bruder war damals fünf oder sechs Jahre alt. Für ihn aber auch für uns zwei größeren Geschwister gab es während des Spazierganges diese kleinen Vollmilchschokoladeneier in bunt bedruckten Alupapier. Meine Mutter hatte eine ihren Jackentasche damit gefüllt, lenkte die Aufmerksamkeit meines Bruders ab und warf eines oder zwei der Eier auf unseren Pfad. Mein Bruder wusste natürlich, dass diese Eier von einen von uns dort hingeworfen wurden, aber dennoch war dies die wohl schönste Form des Eiersuchens.

Samstag, April 08, 2006

Rotenburg/Wümme

Seit einem Monat hat meine Zeitung einen neuen Regionalteil und die Änderungen gefallen mir sehr gut; jetzt gibt es endlich auch regelmäßig Nachrichten, Berichte und Reportagen aus Hannover und vom platten Land in Niedersachsen.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Monats gab es eine Reportage aus meiner Geburtsstadt Rotenburg/Wümme.
Anja Philipp-Kindler berichtete zunächst über die angekündigte Schließung des letzten Kinos in der Stadt. Ist das die Zukunft der ländlichen Kleinstädte; Filme nur noch im Heimkino oder als Attraktion nach einer halbstündigen Autofahrt?

In einer zweiten Reportage von Anja Philipp-Kindler wird ein Portrait von Heinz Gehnke, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Rotenburg/Wümme zuständig ist, gezeichnet. ROW ist einer der kleinen Standorte der kommenden Fußballweltmeisterschaft. Die Mannschaft von Trinidad und Tobago bezieht Trainingslager und Quartier in der Stadt. PR-Arbeit kann peinlich sein, aber wie die Autorin schildert, hat Heinz Gehnke damit keine Probleme.

Wissenswertes über Rotenburg/Wümme (Landkreis und Stadt)
Deutschland hat ein demographisches Problem, aber nicht ganz Deutschland. Nicht nur in den Siedlungen rund um Cloppenburg gibt es mehr Geburten als Todesfälle; sondern auch in den Dörfern und Städten des Landkreises Rotenburg/Wümme. Zwischen 1985 und 2004 (letzte verfügbare Zahl) betrug der Geburtenüberschuss 2.414. Da gleichzeitig viele Spätaussiedler aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zuzogen, stieg die Bevölkerungszahl im Landkreis auf 165.000, was in den genannten 20 Jahren einen Gesamtzuwachs von 18 Prozent ergibt. Zum Vergleich: wenn dies in Hannover geschehen wäre, dann wäre hier die Einwohnerzahl um 90.000 Bewohner gestiegen.

Freitag, April 07, 2006

Sunny, yesterday my life was filled with rain

Leider wird in diesem Jahr die Freizeit im EK nicht durch A.B. organisiert. Die neu engagierte Person L.D. ist anders, aber wir scheinen gut miteinander auszukommen. Gestern waren A.B. und ich von L.D. zu einen köstlichen Abendessen eingeladen und da haben wir uns einmal beschnuppert.
Wieder ein Kulturwissenschaftler, diesmal mit einen sehr großen Herzen für Livemusik. Und so kam es wie es kommen musste. Der Abend war spät und auf einer akustischen Gitarre wurde der Evergreen "Sunny" von Bobby Hebb gespielt und A.B. fing an zu singen.
Sunny, yesterday my life was filled with rain.
Sunny, you smiled at me and really eased the pain.
The dark days are gone, and the bright days are here,
My Sunny one shines so sincere.
Sunny one so true, I love you.
Das war ein schönes Erlebnis. L.D. wurde gleich verpflichtet, unbedingt seine Gitarre mit nach Wolfenbüttel zu bringen. Da warte schöne Momente im Garten des Anna Vorwerk Hauses und auf dem Theaterboden in der Mühle auf mich. Ich freu mich.

Mittwoch, April 05, 2006

Aufreger der Woche: Hauptschulen

Diese Demagogen aus der bürgerlichen Elite scheuen sich nicht Fakten so weit zu verdrehen, dass ihre Aussagen besser als Lügen zu bezeichnen sind.
In Deutschland spielen die Populisten Dr. Edmund Stoiber (Dr. des Populismus?) und Jörg Schönbohm (CDU-Innenminister von Brandenburg) einmal mehr das hässliche Spiel der angeblich gescheiterten Integration unserer Zuwanderer. Es ist dies üble Ausländerfeindlichkeit knapp über Stammtischniveau.

Hintergrund der aktuellen Propaganda ist eine Erklärung des Lehrkörpers der Rütli-Oberschule Berlin-Neukölln, dass sie mit den Schülern ihrer Hauptschule nicht mehr zurecht kommen und deshalb um eine Schließung ihrer Schule als Hauptschule bitten, die dann in neuer Schulform wieder gegründet werden kann. Die Aggressionen in der Schule seien nicht mehr zu kontrollieren und es gebe verbale und tätliche Auseinandersetzungen mit Lehrern. Berlin-Neukölln hat einen Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien, die sich besonders an den Hauptschulen konzentrieren. Im Fall der Rütli-Schule haben mehr als ¾ der Schüler einen Elternteil, der zugewandert ist.
Schönbohm schlägt Erziehungsheim und Jugendgefängnis gegen kriminelle Schüler vor und Dr. Stoiber hat mal wieder die Gelegenheit von Ausweisung und Abschiebung zu faseln. Die bayrische Staatsregierung hat jetzt beschlossen, dass ausländische Kinder dazu gezwungen werden, vor der Einschulung einen Deutschtest zu machen und bei nicht bestehen zu einem Jahr Kindergarten mit Pflichtunterricht in deutscher Sprache gezwungen werden.

Also, dazu muss Einiges klargestellt werden.
Es gibt eine relativ objektive Ziffer, um Gewalttätigkeit an Schulen zu messen. Alle Insassen der Schule sind dort versichert. Schadensfälle müssen dem Bundesverband der Unfallkassen gemeldet. Der hat eine Statistik der „Aggressionsverursachten Unfälle (Raufunfälle) je Tausend Schüler“. Hier sind die Zahlen für die Jahre 1993 bis 2003 (letzte veröffentlichte Statistik): 1993 : 15,5 Fälle/1.000 Schüler. Dieser Wert sank bis 1995 auf 13,3 Fälle/1.000 Schüler, stieg dann bis 1997 auf 15,6 Fälle/1.000 Schüler an und sank dann bis 2002 auf 13,2 und 2003 sogar auf 11,3 Fälle/1.000 Schüler.
Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Raufunfälle nehmen ab.

Vermutlich ist es wieder einmal mehr ein Fall der vor allem aus den privaten Medien gespeist wird. Die phantasierten ja auch eine Angst vor der real existierenden Kindermördern herbei, obwohl in den letzten Jahren nur noch ein Bruchteil von solchen Kriminalfällen auftritt, verglichen mit den 60-er und 70-er Jahren. Wir erreichen langsam das niedrige Medienniveau der USA, in dem jeder durch Menschen bedingte Todesfall als eine echte, wichtige Nachricht durch die Zeitungen und privaten Fernsehsender gescheucht wird. Es wird Angst erzeugt und die konservative Politik findet es gut, wenn die Bürger haben (vergleiche die Argumentation in „Bowling for Columbine“). Unter dem Schild der Angst können weitere Einschränkungen der bürgerlichen Rechte und umfassende Kontrollen des täglichen Lebens vorgenommen werden.

Nach der Rütli-Schule haben andere Hauptschule ihre Solidarität mit der Schule bekundet und auch auf ihre Probleme verwiesen. Unser Schulsystem konzentriert lernunwillige und lernschwache in einer Schule und diesen Jugendlichen wird regelmäßig vermittelt, dass sie in Deutschland nie eine Chance haben werden, mehr als eine Hilfsarbeit auszuüben. Die Wut dieser Schüler, dass ihnen mit 16 bereits gesagt wird, du hast keine Zukunft wird dadurch verständlicher, wenn auch nicht akzeptabler.
Aktuell hat der Lehrkörper einer Sekundarschule in Gardelegen, einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt auch die weiße Fahne aufgezogen und vor der Misere in ihrer Schule kapituliert. Nur hier gibt es einen Unterschied der Anteil der deutschen Kinder und Jugendlichen liegt bei 100 Prozent. Denn es ist Chancenlosigkeit, die Schüler dieser Schulform aggressiv macht.

Und dann zur Abschiebeforderung von Dr. popul. Stoiber. Hu, hu, diese Kinder und Jugendlichen sind in der Regel in Deutschland geboren und haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Wohin sollen sie gehen? Der träumt wohl den Traum der kolonialen Elite vor 100 Jahren. Problemfälle werden Richtung Australien oder Deutsch-Ostafrika geschickt. Ironisch möchte ich anmerken, dass außer Mallorca keine Kolonien mehr bestehen ...

Zum Zwang zu Sprachprüfungen und Sprachkursen wäre anzumerken, dass dies seit mehreren Jahren in Niedersachsen gängige Praxis ist, aber hier gibt es keine so aggressive Bezeichnung dafür. Alle (und nicht nur ausländische) Fünfjährigen werden sprachlich getestet und erhalten im Bedarfsfall in einer Vorschule Deutschunterricht. Ein interessantes Ergebnis der ersten Testjahrgänge ist, dass die höchsten Durchfallquoten nicht in den Stadtteilen mit den höchsten Anteil an Ausländern zu finden waren. Ein Viertel bis ein Drittel der deutschen Schulanwärter in Hannover haben deutliche Sprachdefizite. Dies ist zum einen den „deutschen“ Spätaussiedlern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion geschuldet, die bis zum Kindergarten in einem russischen Ghetto aufwachsen können, aber auch wieder mal den Medien und dem Leistungsdruck unserer modernen Gesellschaft. Selbst wenn beide Eltern in Deutschland als Deutsche geboren sind, befähigt sie dies nicht automatisch zur Aufzucht von Kindern. Die Psychologen, welche die Test machten und die ungewöhnlichen Ergebnisse kommentierten, verweisen darauf, dass es viele Familien gibt, in denen nur sehr wenig untereinander gesprochen wird. Die Kinder wachsen in einer stummen Umwelt auf und lernen ihre Sprache über Fernsehen und andere Kinder. Geringer Sprachschatz, wenig Abstraktionsvermögen und keine Grammatik können eine Konsequenz sein.

Die Lösungen zu diesen Problemen liegen auf der Hand.
Aufgabe des dreigliedrigen Schulsystems und stattdessen eine Gesamtschule bis zum 8. Schuljahr. Und im Vorfeld mindestens im Jahr vor dem Schulbeginn kostenloser Kindergarten.

Montag, April 03, 2006

Table-Quiz im Café K - Welt der Behörden und Verordnungen

Hm, das Table-Quiz am Samstag war anders als sonst. 17 Teams im Café K und auch wir waren mit vier plus ein Gast gut besetzt. Einer fehlte, ... Peter Düker ließ sich entschuldigen und hatte Jan Egge Sedelies als seinen Vertreter geschickt. In einen launiger Brief an die Anwesenden träumte Peter von der Fiktion, dass er bei einem Casting in Las Vegas sei.
Der Neue stellte sich bei jeden Tisch einzeln vor während er die Antwortbögen ausgab. Zum Glück wurden die Fragen weiterhin von Ralf formuliert.

Der erste Block zur Bürokratie erschien uns sehr einfach (Großstadtdefinition, Bundesbehörden in Hannover, etc.) Aber da fielen wir gehörig auf die Nase. Bei einigen Antworten waren wir uns sicher, aber es war trotzdem falsch. 6 von 10 Punkten und damit Mittelfeld.


Da mit “Egge” einiges viel langsamer lief, begann der zweite Block erst gegen halb zehn. Es war dies eine neue Kategorie, die viel Gelächter erzeugte und die wir auch erfolgreich mit 8 Punkten abschlossen. Dennoch, diese Kategorie gefiel mir einfach nicht. Es wurden zehnmal Multiple Choice Antworten zu einer fragenden Aussage verlesen und den Punkt gab es, wenn man die Antwort ankreuzte, die von der Mehrheit gewählt wurde. Hä? Also zum Beispiel “Welcher Ausdruck für eine gute Sache” ist total überholt? A) Dufte B) Knorke C) Supi D) Geil. Die Mehrheit meinte B und alle, die B gewählt hatten erhielten einen Punkt. OK, die zehn Grundaussagen waren lustig, die Auswahlmöglichkeiten auch, aber was hat das im Quiz zu suchen?


Die dritte Runde widmete sich den Anspielungen, “Wovon wird hier gesprochen?”. Ich gebe dir drei Erz und zwei Getreide und baue eine Stadt. Es wird natürlich vom Spiel “Siedler” gesprochen. Wir haben viel erkannt und mit dem 7 Punkten waren wir mit anderen Teams auf den Prosecco-Rang aufgestiegen.


In der letzten Runde wurde aus jedem Dorf ein Köter durch das Café gejagt. Medizinische Fachausdrücke, Künstlernamen, aktuelle politische Themen, Klatsch und Tratsch und so ein banale Frage nach einem Kfz-Nummernschild (wir haben es nicht gewusst!). Leider nur 4 Punkte, aber im Gesamtergebnis gab es Prosecco.


Der Ersatzquizmaster Egge, der einem unseren Team als junger Literat bekannt war, hatte oftmals Probleme sich im Café durchzusetzen oder vielleicht war das auch ein Teil seiner Show. Ein Teil war vielleicht seiner Nervosität geschuldet. Am Anfang ging er mir mit seinen Kasperltheater à la “Habt ihr das alle verstanden?” Und dem warten auf ein vielstimmiges “JA” auf die Nerven. Das hat er schließlich glücklicherweise unterlassen. Das Table-Quiz ist nur ein Spiel, aber ich erwarte von einem Quizmaster, dass er sich die Fragen vorher einmal durchliest und alle schwierigen Passagen it Fremdwörtern mal übt (Sein “Past-eu-risieren” war schauderhaft). Als vorlesender Literat möchte er sich ja auch keine Blöße geben und lächerliche Aussprachen verlesen.

Peter, ich habe dich vermisst und ich freue mich schon darauf, wenn du uns in zwei Wochen erholt unterhältst.
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Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge: