Freitag, April 21, 2006

Konzert: Festival der Duette im BCH

Mit einem dreitägigen Festival feiert das Veranstaltungszentrum Béi Chéz Heinz sein 11-jähriges Bestehen. Unter dem Motto 1+1=Heinz findet ein Festival der Duette mit mehr als 50 angekündigten Bands statt.
Dies alleine ist bereits Grund genug sich auf den Weg nach Linden Nord ins BCH zu machen, aber gestern gab es noch einen besonderen Anlass zum ersten Abend der Duette zu erscheinen. Eine sehr geschätzte Bekannte (A.B.) ist seit einigen Monaten Sängerin in der Band Gazolina und hier würde ihr erster Auftritt sein.

Jede Band durfte drei Duette ihrer Wahl interpretieren um dann nach kurzer Umbaupause der nächsten Formation ihren Anteil an 20 Minuten Spass und Ruhm Platz zu machen. Doch was heißt hier Band und was heißt vor allem Duett?
Es traten „echte“ Bands auf, aber auch Gruppen, die nur für dieses Festival drei Songs eingeübt hatten. Es gab Routiniers, die scheinbar bei jedem Festival dabei sind und Andere, die erstmals hier spielen.
Ein Duett ist ein Gesangsstück mit zwei sich unterscheidenden Stimmen. Der Gesang kann dabei aus einem Wechselspiel zwischen den Stimmen und aus mehrstimmigen Elementen (Refrain) bestehen.

Doch nun zur Konzertkritik. Der Keller des Fössebades bleibt als Veranstaltungsort ungewöhnlich. Die Schallisolation dieser Betonkonstruktion ist perfekt, wie ich von außen feststellen konnte. Gespräche vorm BCH sind lauter als die Musik. Und im Saal gibt es richtig was auf die Ohren!

Gladys Dykes eröffneten das Festival. Der Name verweist auf den Richter in der Kifferkomödie Viel Rauch um nichts (Up in Smoke, USA 1978). Die Band scheint ein Relikt dieser Zeit zu sein und verfehlte das Motto komplett. Zwei Männer, die unverständlich zwischen langen Gitarrenpassagen gemeinsam singen sind kein Duett, sondern der kleinste mögliche Chor.

Jede erste Band hat es schwer; im Saal verirren sich nur wenig Gäste und die Stimmung muss noch wachsen. Die beiden Conférenciers des Abends (Christian Sölter & ???) verwiesen ausdrücklich auf dieses Dilemma und baten deshalb um einen Extraapplaus für die mutigen Ersten.
Skotten-Seter boten einen guten Auftritt mit echten Duetten.
Böhmerwald waren peinlich. Spätpupertäre Zwischentexte ruinierten den Auftritt. Fäkalsprache ist nicht lustig, sondern ein peinliches Abarbeiten an eigenen Hemmungen.
Hex waren gut, auch wenn ich mich an keine Details erinnern kann.
Die SPVGG Linden Nord feat. Mandy & Gert waren ein Highlight und die umjubelste Band. Gert mit echter, halblanger, lockiger 70-er Jahre Frisur (musste dabei an die Les Humphries Singers denken) war schon ein Auftritt, aber Mandy im taillierten, langen Cocktailkleid mit übergroßer Sonnenbrille war die stilechte Partnerin. Beide sangen echte Duette, beide konnten singen und boten auch noch eine kleine Show!
Und dann kam der erwartete Auftritt von Gazolina. Einer der Moderator meinte, dass der Bandname auf einen Sommerhit in Malle basiert, wo letztes Jahr die vermutlichen betrunkenen und sonnenverbrannten Deutschen bei einem Song stets das Gasolina mitgröhlten. Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeugerin und zwei Sängerinnen! Das Set begann mit einer Interpretation von Sunny von Bobby Hebb (hier gibt es eine legale Möglichkeit, das Original kostenlos zu laden ) und endete mit dem Blitzkrieg-Bob von den Ramones. Zum Teil wurde das Motto des Festivals verfehlt. Alle drei Stücke wurden zwar vorher bereits von jeweils zwei Künstlern eingespielt, aber eigentlich wurde nur Sunny mit seinem Wechsel zwischen den beiden Gesangsstimmen als ein Duett interpretiert. Das Publikum und auch dieser Kritiker waren sehr von dem Auftritt angetan und es gab viel Beifall. Nach dem Auftritt wurde bereits angedeutet, dass es vielleicht im Odeon einen längeren Auftritt von Gazolina geben würde. Da gehe ich auf jeden Fall hin.
Das Patrick Duo bleibt mir in guter Erinnerung durch ein sehr rockiges Duett, das durch B.B. King und ??? bekannt ist.
Die nächsten zwei Bands setzten sich aus Mitarbeitern des BCH zusammen. Gott & Götter gehörten zur Spassfraktion und bei Kramer, Sultan und Kirleis waren der Moderator Christian Sölter (Sänger bei der phantastischen Ska-Band Hammerhai) und Holger Kirleis von der Kleinkunstgruppe Männer angstfrei dabei. Duette der Filmmusik u.a. von Lilian Harvey und Willy Fritsch waren eine Herausforderung, die angenehm gemeistert wurde. Das Netzhemd von Holger Kirleis war ein Geschmacklosigkeit der besonderen Art.

Diese beiden lustigen Bands waren für mich der Schlusspunkt des Abends. Da Wolfenbüttel ein Aufstehen um Viertel nach Sechs erfordert, war ich um ein Uhr ziemlich k.o.

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