Donnerstag, April 27, 2006

Wikipedia-Skandal Atomkraft

Ich bin ein Freund der Internet-Enzyklopädie Wikipedia und setze hier regelmäßig Verweise auf Worterklärung oder Hintergrundinformationen zu Institutionen und Personen. Vor einigen Monaten gab es bei der englischen Ausgabe von Wikipedia einen großen Skandal. Mitarbeiter von US-Senatoren (natürlich Republikaner) hatten systematisch die Biographien ihrer Dienstherren von kritischen Bemerkungen und Skandalen gereinigt und gleichzeitig die Einträge zu konkurrierenden Senatoren mit Schmutz (Gerüchten) gefüllt.

Wikipedia ist eine offene Enzyklopädie und entsprechend darf der interessierte Leser Einträge verändern, wenn er sie ergänzen oder korrigieren möchte. Da kann es dann schon einmal zu einen Kampf von „Schulen“ kommen, in denen unterschiedliche Schwerpunkte zu einen Artikel gesetzt werden und der ursprüngliche Autor die Veränderungen wieder löscht. Wikipedia setzt in diesem Fall die große Notiz, dass es hierzu verschiedene Ansichten gibt und ein Kompromiss erwünscht ist.
Dieser Zusatz steht nun auch bei vielen Artikeln, die sich mit Atomkraft beschäftigen. Aus der Atomlobby werden zur Zeit massive Versuche unternommen, ihre Sichtweise durchzusetzen. Sie haben dabei den großen Vorteil, dass sie professionelle PR-Mitarbeiter regelmäßig zur Kontrolle der Seiten einsetzen können.

Ich erinnere an meine Notiz, dass die ukrainische Regierung an 17.000 Familien eine Hinterbliebenenrente wegen des GAUs in Tschernobyl auszahlt, aber die Atomlobby entblödet sich nicht, auch unter Wikipedia (aber die Seiten ändern sich ständig) von 56 Toten zu faseln, die es bis heute weltweit gegeben hat.

Wikipedia hat glücklicherweise diese große Notiz und andere kritische Themen sind zwischenzeitlich so formuliert, dass widerstreitende Positionen (zum Beispiel Björn Lomborg und sein Buch Skeptical Environmentalist) in einen Artikel gegenübergestellt werden, wie es sich für eine Enzyklopädie gehört.

Was die Atomlobby derzeit mit Wikipedia macht, ist ein Skandal!
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siehe auch:
19. April Tschernobyl_Chernobyl : Tücken der Opferstatistik
23. April Euphemismus Kernkraft
25. April Tschernobyl_Erinnerungen aus Hannover

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