Samstag, Juli 13, 2013

Archiv - Islamische Vermummung

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 7. April 2012, der hier archiviert wurde)

Die Stadt, wie ich sie gut kenne, reduziert sich eigentlich auf einige Dutzend Straßen, die ich seit 25 Jahren auf meinem Fahrrad von A nach B oder C durchquere. Da falle dann Veränderungen auf. Sei es nun ein Bauprojekt oder die Jahreszeiten im Spiegel der Vegetation oder eben ungewöhnliche Menschen.

In der Nordstadt von Hannover gibt es fünf Gebetsstätten für Muslime. Ich vermeide bewusst das Wort Moschee, da einige der Orte umgebaute Gewerberäume oder Wohnräume sind. Nur eine Gemeinschaft hat hier eine Moschee mit Andeutungen von Minaretten und einer Kuppel über den Gebetssaal. Auf abendlichen Busfahrten habe ich schon mehrmals Männer mit langen Bart und Kaftan hier ein.- oder aussteigen sehen. Eine der Moscheen predigt in arabischer Sprache und ich vermutete, dass diese wohl auf den Weg dahin oder von dieser waren.

Nun sah ich erstmals eine voll verschleierte Frau an einer Kreuzung stehen. Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen, den dort wo der Niqab einen Blick auf die Augen zulassen würde, trug sie eine auffällige Brille.

Wenn ich katholische Pinguine sehe, muss ich schmunzeln. Dieser Anblick einer Muslima ließ mich ratlos weiter radeln.

Informationen zu den Moscheen in Hannover auf den Seiten der Stadt mit Verknüpfungen zu Einzeldarstellungen.
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Nachtrag: Danke für die zwei Kommentare (hier und im FB). Es bleibt die Ratlosigkeit, die sich aus meiner Reaktion auf die Beobachtung speist. Es geht nicht um Ablehnung oder Zustimmung, sondern um die Irritation, dass in meiner säkularen (?) Welt "missio", so verstehe ich das demonstrative Zeigen religiöser Symbole, einbricht.

Nachtrag 2:
Wenn in Medien und Politik gegen Frauen mit Kopftuch polemisiert und agiert wird, dann ist dies nur peinlich. Birgit Rommelspacher schrieb 2009 für die Bundeszentrale für politische Bildung über die Emanzipation "der" muslimischen Frauen und führte hier aus:
"(...) das muslimische Kopftuch [war] so lange kein Problem, so lange es nur die Putzfrau oder die Fließbandarbeiterin trugen. Jetzt, da es auch Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Lehrerinnen anlegen, ruft es heftigen Widerstand hervor."
(Birgit Rommelspacher "Zur Emanzipation "der" muslimischen Frau", in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5/2009)
Sie führt diese Ablehnung darauf zurück, dass muslimische Frauen erstmals in größerer Zahl ihre soziale Schicht verlassen. Dank an Hilal Sezgin, die in ihrer Kolumne (taz vom 2.5.2012) auf dieses Zitat verwies.
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1 Kommentar

Blogger Nicole hat gesagt...
Hallo Jürgen, Warum ratlos??? habe mir in den letzten Tagen auch mal Gedanken bezüglich dieser Thematik gemacht. Warum dürfen Nonnen ihr Gewand tragen ohne kritisiert zu werden. Musliminnen aber nicht? Ist es nicht für beide ein Ausdruck ihrer Ehrfurcht vor Gott? Ich glaube einfach, das wir ein falsches Bild vermittelt bekommen. Dadurch das so viele Musliminnen von ihren Männern unterdrückt werden hat die Verschleierung etwas Negatives.Und so lange es diese Unterdrückung gibt, werden wir immer negative Assoziationen haben, wenn wir verschleierte Frauen sehen.
Lieben Gruss Nicole

7. April 2012 15:56

Archiv - Sarkozy und die Demokratie

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 4. April 2012, der hier archiviert wurde)

(Foto: Richard Pichet,
Wikimedia Commons, Ausschnitt)
Nikolas Sarkozy hat ein gestörtes Verhältnis zur Realität und erinnert darin immer mehr der Witzfigur des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Cavaliere Silvio Berlusconi. Illegale Parteispenden, Nepotismus und offene Manipulation der Nachrichten sind nur einige der Stichworte.

Während der aktuellen Wahlkampagne zum französischen Amt des Staatspräsidenten stellte ein Journalist der französischen Internet-Zeitung Mediapart Nicolas Sarkozy am 16. Februar in Annecy (Haute-Savoie) eine Frage zur Finanzierung seiner ersten Wahlkampf durch nicht deklarierte Geldgeschenke der L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt.

Er antwortete:
"Ecoutez, on est en démocratie, et on a bien le droit de ne pas répondre aux questions. Vous avez le droit de les poser, j’ai le droit de ne pas y répondre."
Quelle: France Télévisions (Zitat am 4. April 2012 aufgerufen; leider nur eine indirekte Quellenangabe, da die Artikel von Mediapart nur deren bonnenten zur Verfügung stehen)

Rudolf Balmer übersetzt dieses Zitat in der taz vom 4. April 2012 wie folgt:
„In einer Demokratie habt ihr das Recht, Fragen zu stellen, und ich habe das Recht, sie nicht zu beantworten."
(taz, 4. April 2012)

Freitag, Juli 12, 2013

Archiv - Bunga Bunga - Freispruch für Berlusconi ?

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 10. Februar 2012, der hier archiviert wurde)

War es dann doch alles nur ein Missverständnis? Ging es bei den Partys von Silvio Berlusconi nicht um Sex mit jungen Frauen und Minderjährigen? Hat der Cavaliere in seinen Villen nur Fressorgien gefeiert? Oder?

Eine von vielen: Berlusconi-Villa bei Portofino - Foto: C. Weltecke 2012

In einer Passage zur Lister Meile in Hannover fand sich die Werbung eines kleinen asiatischen Restaurants.

Bunga ist ein Salat mit Hühnerfleisch und Sojasprossen.

Wahrscheinlich wurde diese Wahrheit bisher nicht aufgedeckt, weil es Obszönitäten mit dem Essen gab. Ich stelle mir Silvio Berlusconi vor, wie er mit Hühnern und dem jungen Gemüse spielt.

Guten Appetit! - . - . - . - . -

Zum asiatischen Essen fällt mir eine Strophe eines Liedes von Monty Python ein:
I like Chinese, I like Chinese
Their food is guaranteed to please
A fourteen, a seven, a nine and lychees

(I like Chinese, Monty Python's Contractual Obligation Album, 1980)

Archiv - Unerwünschte Prospekte und andere Werbung

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 31. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Heute wurde ich mir mal wieder bewusst, wie viel Papiermüll innerhalb von einer Woche in den Briefkästen landet. Von den zehn Mietparteien haben bis auf drei alle an den Briefschächten neben der Haustür Aufkleber, die mit mehr oder minder starken Worten Werbung als unerwünscht bezeichnen. Dies hindert die Verteiler von Prospekten nicht daran, dennoch Werbung einzuwerfen. Diese neue Altpapier sammelt sich innen unten den Briefkästen in einer Kiste, die jede Woche in einen blauen Sack geleert wird und zum Einsammeln an die Straße gestellt wird.Heute habe ich dies mal wieder getan und ich erinnere mich genau, dass letzte Woche jemand anders die Kiste geleert hat. Innerhalb einer Woche sind trotz der restriktiven Beschriftung zwanzig Zentimeter Werbung im Format A4 angekommen, die ich in einen Müllsack versenkte. Wenn ich nur an die Mengen von Erdöl, Chemikalien und Holz denke, die benötigt wurden, um diese farbigen Druckwerke zu erstellen, verschlechtert sich meine Stimmung.

Wie kann diese überflüssige Werbung reduziert werden?

Archiv - Ungarn muss nicht in der EU bleiben

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 23. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Die rechtskonservative Regierung in Budapest, die von mehr als Zweidrittel der Bevölkerung gewählt wurde, ist doppelzüngig. Vor dem Europa-Parlament wird behauptet, dass die kritisierten Passagen in der Verfassung und in den neuen Mediengesetzen unbedeutend sind und deshalb auch ohne Probleme geändert werden können. In Ungarn heißt es dann, die EU zwinge das souveräne Ungarn zu Änderungen.
Die Solidarität mit der ungarischen Regierung und ihren Bemühungen Kritiker zum Schweigen zu bringen ist erschreckend. Das Wahlergebnis war kein Zufall oder die Folge einer Kampagne. Die Mehrheit der Ungarn möchte scheinbar eine autoritäre Regierung.
Dazu fällt mir nur ein Hinweis ein: Der Lissabon-Vertrag der EU
50. cikk
(1) Saját alkotmányos követelményeivel összhangban a tagállamok bármelyike úgy határozhat, hogy kilép az Unióból. (Quelle: Server der EU - Lissabon-Vertrag - Ungarisch)
Dasselbe in der deutschen Fassung:
Artikel 50
(1) Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten. (Quelle: Server der EU - Lissabon-Vertrag - Deutsch)
und Tschüss!
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Tipp: Ein aktueller Artikel in der LE MONDE diplomatique (10.02.2012) zur Entwicklung in Ungarn von Gáspár Miklós Tamás.

Archiv - Hans-Heinrich Sander im Ruhestand

(Ein Beitrag aus meinem aktuellen Blog vom 17. Januar 2012, der hier archiviert wurde)

Heute war ein guter Tag für Niedersachsen. Hans-Heinrich Sander ist endlich als Minister zurückgetreten. Leider nur aus Altersgründen.Hans-Heinrich Sander war im niedersächsischen Kabinett für Umwelt und Klimaschutz zuständig, aber ich würde ihn niemals als ein Umweltminister bezeichnen.
Dieser FDP Lokal-Politiker wurde erst 2003 in den Landtag gewählt und ohne Vorkenntnisse in das Kabinett berufen. Er war ein neben dem unsäglichen Innenminister eine regelmäßige Quelle für Verärgerung für Menschen, die sich wirklich mit ökologischen Fragen beschäftigen. Jemand, der glaubt, dass Bauern und Jäger die besten Umweltschützer sind, zeigt sein beschränktes Verständnis von Natur und Umweltschutz und sein Unverständnis von Ökologie.
Es waren seine Provokationen, die ihn unerträglich machten. die bekanntesten Beispiele waren:
  • Bereits 2003 zeigte er beim Besuch des Atommüllendllagers Schacht Konrad bei Salzgitter das Pro-Kernkraft-T-Shirt "Kerngesund"
  • Ende 2006 arbeitete er direkt gegen die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, als er persönlich mit einer Kettensäge im Biosphärenreservat an der Elbe Bäume fällte.
  • Seit 2009 betonte er immer wieder, wie wichtig Atomkraftwerke für den Umweltschutz sind und war ein wichtiger Unterstützer bei der von der Atommafia gekauften Entscheidung der Bundesregierung für eine Verlängerung der Laufzeiten
  • Anfang 2010 machte er sich lächerlich, als er die Stadt Hannover per Erlass zwingen wollte, die über mehrere Jahre angekündigte Umweltzone nicht in Kraft zu setzen.
Der Nachfolger ist benannt und wird morgen vereidigt. Er muss sich schon sehr anstrengen, um ähnliche inkompetente Entscheidungen zu treffen.
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1 Kommentar:
Heiner hat gesagt…
    Mann das wird aber auch Zeit...
    Noch eine schöne Episode aus seiner Amtszeit: Der geschasste Polizeipräsident fällt nach oben und
    ist jetzt im Landwirtschaftsministerium für Flurbereinigungen zuständig.
    Nur am Rande - hier bei uns läuft gerade so eine Flurbereinigung (und von "laufen" kann man
    wirklich nicht reden!)
17. Januar 2012 23:59