Mit genügendem Abstand erscheinen endlich vermehrt intelligente Beiträge zur erregten Debatte um Karikaturen und Meinungsfreiheit. Der Soziologieprofessor Lars Qvortrup von der Universität Süddänemark in Odense versucht einen Blick hinter die Kampagnen zu werfen, in dem er Manuel Castells Theorie der globalen Netzwerkgesellschaft und Niklas Luhmanns Theorie der globalen Kommunikation auf ihre Anwendung auf diese Krise untersucht. Er bezweifelt, dass es ein globales Netzwerk gibt, da die epidemische Verbreitung von Informationen weiterhin die Ausnahme und nicht die Regel ist. Es benötigt interessierte Kräfte um Informationen aus einer Zeitung in Dänemark zu einer globalen Information aufzuwerten.
Um ihn zu zitieren: „..., es [gibt] keine direkte Verbindung zwischen den Karikaturen und den sozialen Unruhen in der muslimischen Welt. Sie lösten lediglich bereits existierende dynamische Kräfte aus.“ (taz 15. Februar 2006, S. 15)
Niklas Luhmann beschreibt die Welt als ein System von lose verbundenen Netzwerken. Jedes dieser Netzwerke funktioniert nach eigenen Mechanismen inklusive einer Selbstreflektion. Diese Netzwerke beeinflussen und stören sich gegenseitig, aber dieser Polyzentrismus führt nicht zum Chaos sondern zu einer dynamischen Selbststabilisierung.
Ich folge nicht den Konsequenzen, die Lars Qvertrup aus dieser Analyse zieht, auch wenn ich zustimme, das diese Episode einmal mehr vorführte, dass die politische und wirtschaftliche Elite daran erinnert werden sollte, dass ihre Kontrolle nur marginal ist.
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