Donnerstag, Februar 02, 2006

Was darf Satire?

Alles!

Es wird zur Zeit ein internationaler Medienskandal inszeniert. In einer nationalistischen dänischen Tageszeitung, die für ihre rassistischen Artikel berüchtigt ist und damit eigentlich nur den Mainstream der dänischen Politik widerspiegelt und forciert erschien eine Sammlung von Karikaturen über den Propheten Mohammed. In unserer schnellen, digitalisierten Welt dauerte es einige Wochen bis diese Zeichnungen auch in den muslimisch-orthodoxen Staaten und bei den dortigen Eliten bekannt wurden. Nun tauchen Forderungen nach Entschuldigungen und Boykott von dänischen Produkten auf.

Diese Debatten über Blasphemie tauchen immer wieder auf. Ich erinnere mich an die gewalttätigen Demonstrationen gegen Martin Scorceces Film „Last Temptation of Jesus Christ“ (1989) in den USA und in Frankreich oder die Fatwa gegen Salman Rushdie (1988), die zu mehreren Morden gegen Übersetzer und Verleger führten und schließlich die Todesdrohungen gegen einen taz-Redakteur nach einem Text auf der ausgewiesenen Satireseite „Die Wahrheit“.

Strenggläubige Menschen haben offensichtlich ein Problem in unserer säkularisierten Welt, in der jede Meinung universell bekannt werden kann. Der österreichische Intellektuelle Robert Misik fasst viele dieser Aufregungen und die Reaktionen von militanten Liberalen (!) heute in einem Artikel pointiert zusammen. Es ist heute eines der Brennpunktthemen in der taz, und entsprechend finden sich hierzu auch noch ein Interview mit dem Deutschlandkorrespondenten von al-Dschasira in Berlin Aktham Suliman, ein Kommentar der Chefredakteurin Bascha Mika und eine Karikatur von Tilman Mette.

Der Glaube ist eine Privatsache, auch wenn viele Religionen eine Pflicht zur Mission als ein Teil des jeweiligen Glaubensverständnisses formuliert haben. Erst wenn persönliche Beleidigungen und rassistische Herabwürdigung als Satire bezeichnet werden, ist eine schwammige Grenze überschritten und die berechtigte Frage zu stellen, ob dies noch Satire ist.

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