Es gibt solche Spiele und es gibt solche Spiele, doch sollten sie nicht mit den echten Spielen einer Sportart verwechselt werden.
Ich schaue mir viele Heimspiele im Waterpolo / Wasserball an und meine Mannschaft ist Laatzen. Am Samstagabend spielte Laatzen auswärts gegen FS Hannover. Die Region Hannover ist einer der Schwerpunkte für Wasserball in Deutschland. Eine Mannschaft spielt in der 1. Bundesliga (Waspo) und die zwei genannten Teams spielen in der 2. Bundesliga. So gibt es also einmal im Jahr ein Auswärtsspiel im heimischen Becken des Sportleistungszentrums vom Olympiastützpunkt.
Seit dem Beginn dieser Saison wurden einige Regeln verändert, zum Guten!
Jedes Viertel dauerte nunmehr acht Minuten und die lange Pause nach zwei Vierteln wurde auf fünf Minuten verkürzt. Bisher dauerte ein Spiel etwa 90 Minuten (inkl. Pausen und Unterbrechungen), jetzt nur noch 60 Minuten. Die Angriffszeit wurde auf 30 Sekunden reduziert. Es muss also schneller eine Aktion zum Torwurf geführt werden.
Zum Spiel. Das erste Viertel fing gut an. Der Sprinter Marcello Polverino erschwamm für Laatzen den Ball. Wie stets wurde viel abgetastet und die Torwürfe waren zunächst verhalten. FS Hannover legte mit dem ersten Tor vor, aber bis zum ersten Pausenpfiff kam es zum verdienten Ausgleich. Die beiden Schiedsrichter pfiffen sehr viel und versuchten bereits sehr deutlich zu machen, dass sie das Spiel kontrollieren. Das zweite Viertel zeigte einmal die herausragende Qualität von Marcello. Wieder gewann er für Laatzen mit mehreren Metern Vorsprung den Ball. Es wurde hart gespielt, regelmäßig gingen die Badekappen mit ihrem Ohrenschutz verloren. Doch es wurde schnell gespielt und entsprechend führte dies nie zu einer Unterbrechung. Ein Angriff der Hannoveraner wurde so vehement gestört, dass es den ersten 5-Meter-Strafwurf gab. Tja, und der wurde versemmelt. Der Gegenangriff der Laatzener wurde auch gestört, doch führte dies zur Herausstellung eines Hannoveraner Spielers. Das Überzahlspiel führte schließlich zu einem engagierten Torwurf, dessen Abwehrschlag des Torhüters aber direkt vor dem Center von Laatzen landete und in weniger als einer Sekunde zappelte der Ball im Netz. Führung für Laatzen. Warum im folgenden Angriff Andreas Politze eine 20-Sekunden-Zeitstrafe bekommen hat, ist mir ein Rätsel. Die Schiedsrichter sind darauf trainiert zwischen auskämpfen und foul spielen zu unterscheiden, doch die Kriterien sind oftmals ein Rätsel. Das dritte Tor erschien aus Perspektive wie ein Wembley-Tor. Der Torwart schob den Ball wieder hinaus, aber die Schiedsrichter hatten ihn vorher kurz hinter der Torlinie gesehen. Zur Halbzeit führte Laatzen mit 3:2.
Wenn ich eins nicht mag, dann sind dies tätliche Angriffe und leider musste ich im dritten Viertel einmal so etwas sehen und dann erleben, dass kein Foul gepfiffen wurde. Es war ein gut trainiertes Foul eines Hannoveraners an einem Laatzener etwa fünf Meter von mir entfernt. Der rechte Ellbogen wurde nach vorne geschoben und in einer Nachbewegung ein heftiger Faustschlag gegen den Laatzener Spieler ausgeführt. Da dies in einer Vorwärtsbewegung und mit einem tarnenden Ellbogen geschah, war es nur direkt zu sehen und nicht aus der schrägen Position des Schiedsrichters auf dieser Seite des Beckens. Proteste der Freunde und Ersatzspieler haben nie Auswirkungen auf Entscheidungen; die Schiedsrichter machen Tatsachenentscheidungen.
Ein Angriff der Laatzener verzögerte sich und die 30 Sekunden waren fast vorbei. Hannoveraner schwammen bereits zum Laatzener Tor, um diese Gelegenheit zu einem Kontertor zu nutzen. Und plötzlich waren die Gegenspieler von Andreas Politze nicht mehr an seiner Seite und er hatte den Ball. In der letzten Sekunde machte er mit seiner unwahrscheinlichen Wucht einen Distanzschuss und warf ein sehr schönes Tor. Das dritte Viertel sah noch mehr Fouls (die kranke Psychologie bei einem Derby) und bereits den ersten Spieler, der endgültig des Wassers verwiesen wurde. Bei diesem Spiel war sogar ein Schiedsrichterbeobachter anwesend, aber dennoch waren viele Entscheidungen der beiden "Unparteiischen" nicht nach zu vollziehen. Leider kam es nun zum Ausgleich.
Und dann ging alles sehr schnell und wurde sehr ärgerlich. Hannover nutzte jedes Überzahlspiel und auch die normalen Angriffe zu Torwürfen und immer wieder griff der Laatzener Torhüter ins Netz. 5:4, 6:4, 7:4, 8:4 und da gab ich das Zählen auf. Laatzen ging regelrecht unter. Kurz vor Schluß gelang dann aber noch ein versöhnendes Tor für Laatzen.
Das war nun das fünfte Lokalderby und viermal hat Hannover gewonnen. Dies steht aber in keinem Verhältnis zur Spielqualität der Mannschaften. Laatzen ist besser, aber gegen Hannover scheitern sie deutlich. Der unbedingte Wille zum Sieg kippt und plötzlich gelingt das Zuspiel nicht mehr und Torwürfe sind harmlos und oftmals direkt auf den Torwart gerichtet.
Eins haben diese Lokalspiele; nur bei diesen Derbys kann von einer Zuschauerschaft gesprochen werden. Viele Heimspiele haben nur die Ehemaligen, die Verletzten, die Junioren plus die Spielerfrauen bzw. Freundinnen und Eltern als Besucher. Zu einem Derby sind alle Plätze besetzt und Jubel und wütete Proteste hallen durch das Bad.
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siehe auch die folgenden Einträge:
26. März Laatzen gegen Krefeld
30. April Laatzen gegen Köln
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