Montag, Juni 19, 2006

Armut und Reichtum in der EU25

Das Statistische Amt der EU hat am 18. Mai eine Neuberechnung des regionalen Prokopfeinkommens vorgelegt (Pressemitteilung 63/2006).
Statistisch wird die EU25 seit 2003 in 254 relativ vergleichbare Regionen eingeteilt. Kleine Staaten wie Estland, Luxemburg oder Slowenien bestehen nur aus einer Einheit, während Deutschland (41), Frankreich (26) oder Großbritannien (37) aus vielen Regionen bestehen.
Das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner betrug in der EU25 im Jahre 2003 €21.741. Innenhalb der EU gibt es erhebliche Unterschiede im Lebensstandards wie jeder Mensch auf Reisen erleben kann. 1 Euro oder sein nationales Äquivalent kann sehr viel wert sein oder eben nicht. Um dies auszugleichen wird das BIP deshalb in Kaufkraftstandards (KKS) umgerechnet.
Das BIP in Hochpreisländern wie Dänemark, Irland Finnland, Schweden wird damit zu einen niedrigeren KKS umgerechnet und in den Niedrigpreisländern wie Lettland, Litauen, Polen, Slowakei ist das KKS deutlich höher als das BIP.
Die folgenden Zahlen veranschaulichen diese statistische Angleichung















LandBIP% vom MittelKKS% vom Mittel
Luxemburg€57.075262€50.844234
Irland€34.852160€29.161134
Dänemark€35.184162€26.315121
Schweden€30.090138€25.193116
Finnland€27.995129€24.538113
Slowakei€5.43325€11.29852
Polen€5.01123€10.21547
Litauen€4.76022€9.84645
Lettland€4.29120€8.88241
EU25€21.741100€21.741100

Es gibt verschiedene Definitionen von Armut und Reichtum. Mir sagt die simple Definition zu, dass Armut bei einer Verfügbarkeit von weniger als 50 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beginnt und Reichtum bei mehr als 200 Prozent des Durchschnitts.
Wenn diese Kriterien auf das KKS der 254 statistischen Regionen der EU angewandt wird, dann sind die folgenden östlichen Regionen arm: Estland (48% vom Durchschnitt), Lettland (41), Litauen (45), Dél Dunántúl/HU (43), Észak Magyaroszág/HU (38), Észak Alföld/HU (39), Dél Alföld/HU (40), Lódzkie/PL (43), Malopolskie/PL (40), Lubelskie/PL (33), Podkarpackie/PL (33), Swietokrzyskie/PL (37), Podlaskie/PL (36), Wielkopolskie/PL (49), Zachnodniopomorski/PL (45), Lubuskie/PL (41), Dolnoslaskie/PL (48), Opolskie/PL (37), Kujasko-Pomorskie/PL (42), Warminsko-Mazurskie/PL (37), Pomorskie/PL (46), Západné Slovensko (49), Stredne Slovensko (43), Východné Slovensko (39). Reiche Regionen im Westen sind Inner London (278), Luxemburg (234) Bruxelles (238).
Wenn stattdessen das BIP je Einwohner als Kriterium verwendet würde, dann wären die Armutsregionen zwar weiter gestreut, aber weiterhin im Osten: Tschechien ohne die Region Prag, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn ohne Budapest, Malta, Polen, Slowakei ohne Bratislava. Aus dem Westen kommt nur die Region Norte in Portugal zu dieser Liste hinzu. Die reichen Regionen würde neben den drei bisher genannten auch noch Hamburg umfassen.

Dies ist ein grundsätzliches Problem der EU-Erweiterung. Noch nie sind so viele Staaten gleichzeitig der EU beigetreten, die weit vom durchschnittlichen Lebensstandard entfernt sind. Die Eile der EU bei der Erweiterung kann ich mir nur mit anti-europäischen Haltungen verschiedener Regierungen (vor allem UK!) erklären. Die EU25 (demnächst EU27) ist praktisch gelähmt und kann sich nach innen nicht weiter entwickeln. Die unwilligen Nationalstaaten brauchen keine weiteren Befugnisse abtreten.

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