„... die Moral hat sich geändert...“
Während des Europa-Kollegs musste ich zweimal feststellen, dass meine säkularisierte und freiheitliche Weltsicht, die meine Planungen beeinflusst, anderen Menschen in moralische Zweifel und zu Irritationen führt.
Für die Abende hatte ich verschiedene DVDs mitgenommen. Da es auch 16-jährige Teilnehmerinnen gab, hatte ich bereits grundsätzlich auf ein Aufführung von Quentin Tarentinos „Pulp Fiction“ verzichtet, aber „Monty Python’s Life of Brian“ wurde in der ersten Woche gezeigt.
Im Vorfeld erhielt ich nur positiv Kommentare zu diesem abendlichen Programmangebot. Es war für mich also nicht verwunderlich, dass sich alle Teilnehmenden vor der großen Leinwand versammelten.
Da saßen nun junge Menschen aus vielen Ländern Europas und einige kannten weder Monty Python und ihren derben Humor noch speziell diesen Film. Meine planerischen Gedanken zum Thema Religion umfassten bis dahin nur die Frage, welche Gebetsstätten sind in Wolfenbüttel vorhanden und hat ein religiöses Bekenntnis Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten. Wir hatten in einem Jahr ein säkularisierte Jüdin als Teilnehmerin, die aber bereits mit vegetarischer Ernährung zufrieden war und nicht auf „koscher“ bestand. Und ein anderer Teilnehmer ging regelmäßig zur katholischen Messe. Die Teilnehmenden waren orthodox, katholisch, protestantisch oder ohne offenes Bekenntnis, aber einige waren wirklich fest in ihrem Glauben. Der noch laufende Prozeß der Gruppenbildung verhinderte, dass diese Gläubigen während dieser Satire auf religiöses Gebaren und seine Ursprünge den Raum verließen. Erst am nächsten Tag erfuhr ich von einer Teilnehmerin von ihren spirituellen Nöten, da für sie viele Elemente des Films blasphemisch waren.
Der nächste Fallstrick war wiederum ein Teil der Freizeit. Einen Tag vor der Exkursion nach Berlin hatten wir erfahren, dass am selben Tag der Christopher Street Day mit einer großen Parade in der Stadt gefeiert wird. Frohgemut wurden die Teilnehmenden auf dieses Freizeitangebot hingewiesen und es wurde sogar für den späten Nachmittag ein Treffpunkt in der Nähe der Siegessäule verabredet. Nur ein Teil der Gruppe traf sich schließlich dort, aber alle hatten im Verlauf ihrer Freizeit an irgendeinen Ort der Route die CSD-Parade mehr oder minder lange erlebt. Für viele –mich eingeschlossen- war es die erste solche Demonstration von Lebensfreude.
Aus den Erzählungen auf der Rückfahrt von Berlin und am nächsten Tag schälten sich zwei „Probleme“ heraus. Einige hatten noch nie offen ausgedrückte Homosexualität erlebt und fühlten sich durch die CSD-Parade irritiert bis belästigt. Wie sagte eine Teilnehmerin: „... bis gestern dachte ich, dass ich nicht konservativ bin, doch nun habe ich Zweifel und sehe wie viel Konservatives in mir steckt.“
Und dann fühlten sich einige der Teilnehmer nicht wohl in ihrer Haut als sie am Straßenrand standen. Alle sind Hetero, haben aber scheinbar noch nicht die Souveränität gegenüber anderen Spielarten.
Das erinnert mich an meine ersten Erfahrungen mit so einer Situation vor 12 Jahren. Meine US-amerikanische Kollegin bevorzugte Schwulenkneipen (keine Anmache), wenn sie dann einmal abends ausging. Zusammen mit einer weiteren deutschen Kollegin besuchten wir an einen Abend in Frankfurt zwei verschiedene Lokale mit der Regenbogenfahne neben der Eingangstür. Ich erinnere mich noch, wie unwohl ich mich fühlte.
Was wären die Konsequenzen: Für Filme könnte ich skurrile Warnhinweise, wie sie aus in den USA bekannt sind, formulieren („This film may disturb your religious feelings“) doch für CSD und andere Veranstaltungen wären Hinweise stets von der Aura eines lächerlichen Paternalismus umgeben.
Für die Abende hatte ich verschiedene DVDs mitgenommen. Da es auch 16-jährige Teilnehmerinnen gab, hatte ich bereits grundsätzlich auf ein Aufführung von Quentin Tarentinos „Pulp Fiction“ verzichtet, aber „Monty Python’s Life of Brian“ wurde in der ersten Woche gezeigt.
Im Vorfeld erhielt ich nur positiv Kommentare zu diesem abendlichen Programmangebot. Es war für mich also nicht verwunderlich, dass sich alle Teilnehmenden vor der großen Leinwand versammelten.
Da saßen nun junge Menschen aus vielen Ländern Europas und einige kannten weder Monty Python und ihren derben Humor noch speziell diesen Film. Meine planerischen Gedanken zum Thema Religion umfassten bis dahin nur die Frage, welche Gebetsstätten sind in Wolfenbüttel vorhanden und hat ein religiöses Bekenntnis Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten. Wir hatten in einem Jahr ein säkularisierte Jüdin als Teilnehmerin, die aber bereits mit vegetarischer Ernährung zufrieden war und nicht auf „koscher“ bestand. Und ein anderer Teilnehmer ging regelmäßig zur katholischen Messe. Die Teilnehmenden waren orthodox, katholisch, protestantisch oder ohne offenes Bekenntnis, aber einige waren wirklich fest in ihrem Glauben. Der noch laufende Prozeß der Gruppenbildung verhinderte, dass diese Gläubigen während dieser Satire auf religiöses Gebaren und seine Ursprünge den Raum verließen. Erst am nächsten Tag erfuhr ich von einer Teilnehmerin von ihren spirituellen Nöten, da für sie viele Elemente des Films blasphemisch waren.
Der nächste Fallstrick war wiederum ein Teil der Freizeit. Einen Tag vor der Exkursion nach Berlin hatten wir erfahren, dass am selben Tag der Christopher Street Day mit einer großen Parade in der Stadt gefeiert wird. Frohgemut wurden die Teilnehmenden auf dieses Freizeitangebot hingewiesen und es wurde sogar für den späten Nachmittag ein Treffpunkt in der Nähe der Siegessäule verabredet. Nur ein Teil der Gruppe traf sich schließlich dort, aber alle hatten im Verlauf ihrer Freizeit an irgendeinen Ort der Route die CSD-Parade mehr oder minder lange erlebt. Für viele –mich eingeschlossen- war es die erste solche Demonstration von Lebensfreude.
Aus den Erzählungen auf der Rückfahrt von Berlin und am nächsten Tag schälten sich zwei „Probleme“ heraus. Einige hatten noch nie offen ausgedrückte Homosexualität erlebt und fühlten sich durch die CSD-Parade irritiert bis belästigt. Wie sagte eine Teilnehmerin: „... bis gestern dachte ich, dass ich nicht konservativ bin, doch nun habe ich Zweifel und sehe wie viel Konservatives in mir steckt.“
Und dann fühlten sich einige der Teilnehmer nicht wohl in ihrer Haut als sie am Straßenrand standen. Alle sind Hetero, haben aber scheinbar noch nicht die Souveränität gegenüber anderen Spielarten.
Das erinnert mich an meine ersten Erfahrungen mit so einer Situation vor 12 Jahren. Meine US-amerikanische Kollegin bevorzugte Schwulenkneipen (keine Anmache), wenn sie dann einmal abends ausging. Zusammen mit einer weiteren deutschen Kollegin besuchten wir an einen Abend in Frankfurt zwei verschiedene Lokale mit der Regenbogenfahne neben der Eingangstür. Ich erinnere mich noch, wie unwohl ich mich fühlte.
Was wären die Konsequenzen: Für Filme könnte ich skurrile Warnhinweise, wie sie aus in den USA bekannt sind, formulieren („This film may disturb your religious feelings“) doch für CSD und andere Veranstaltungen wären Hinweise stets von der Aura eines lächerlichen Paternalismus umgeben.
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