Sonntag, August 20, 2006

Starkregenereignis

Die Wissenschaft von Klima und Witterung hat diverse Grenzwerte definiert, die ungewöhnliche Wetterereignisse wissenschaftlich fassbar und damit weltweit vergleichbar machen. An manchen Tagen regnet es sehr viel, doch wann ist es ein Starkregenereignis, wie am Freitag in Hannover?
Der Deutsche Wetterdienst verwendet als Grenzwerte 25mm Niederschlag/h je Quadratmeter und 35mm/6h. Der Klimakundler Wolfgang Weischet hat eine differenzierte Starkregendefinition auch für kürzere Zeiteinheiten formuliert. Ein Starkregenereignis liegt vor, wenn mehr als: 5mm in 5 Minuten oder 7mm in 10 Minuten oder 10mm in 20 Minuten oder 12mm in 30 Minuten oder 16mm in Stunde oder 24mm in zwei Stunden fallen.

So what?!
Starkregen ist nicht nur ein heftiger Niederschlag, sondern Ursache für lokale und regionale Überschwemmungen und heftige Erosion. Starkregen ist ein seltenes Ereignis und die Stadtentwässerung ist auf so große Wassermengen in kurzer Zeit nicht ausgelegt. Der Niederschlag staut sich entsprechend auf der Oberfläche und tiefer gelegene Plätze und Straßen laufen voll. In der Umwelt kommt es auf den landwirtschaftlichen Flächen, nachdem diese keinen weiteren Niederschlag aufnehmen können, zu großflächigen Abspülungen, die nicht nur unmittelbar die Äcker schädigen, sondern die Sedimente lagern sich in den nächsten Vorflutern und Senken ab.

Am Freitag wurden 34mm Niederschlag an der Wetterstation Hannover-Langenhagen gemessen.
Bereits seit dem Morgen regnete es ohne Unterlass. Ich saß am Rechner und hörte das Auf- und Abschwellen der Regenintensität als Hintergrund und dann war da irgendwann dieses neue Geräusch, was mich zunächst an die harten Absätze von viel zu kleinen Frauenschuhabsätzen erinnerte. Doch das Geräusch ging nicht auf der Treppe an meiner Wohnung vorbei, sondern behielt die gleiche Lautstärke. Ich verließ meinen Arbeitsplatz und ging zur Wohnungstür, um meine Neugier zu befriedigen. Auf dem Wohnungsflur war schon klar zu hören, dass es nicht vom Treppenhaus her tönte, sondern aus dem Schlafzimmer der Hausbesitzerin.

Es tropfte dort von der Decke und das Geräusch waren die großen Tropfen, die auf einen durchnässten geknüpften Teppichläufer fielen. Schnell einen Eimer und Feudel geholt! Die Tropfen lösten sich fast immer von der gleichen Stelle und dadurch das die Tropfen auf den Feudel im Eimer fielen, spritzte es weniger. Der Regen nahm weiter zu und entwickelte sich zu einen Wolkenbruch und ich ging alle fünf Minuten ins Schlafzimmer, um die Entwicklung zu beobachten und notfalls weitere Maßnahmen einzuleiten.
Das Tropfen hatte sich zwischenzeitlich in einen dünnen Wasserstrahl verändert. Ich stellte den Eimer auf eine 2-Meter-Leiter, damit das Wasser nicht mit so viel Wucht auftrifft, denn trotz Feudel gab es noch viel zu viele Spritzer. Die ersten acht Liter mussten auch schon in die Spüle gekippt werden. So verbrachte ich den Vormittag mit Arbeit am Computer und Kontrollgängen zur tropfenden Decke.
Nach einer Stunde hörte ich Schritte im Hausflur und der Mieter der Wohnung über mir kam zurück. Ich ging sofort hinauf, um ihn zu sagen, dass es von seiner Etage in meine Etage tropft, dass also mal wieder Wasser auf seinen Balkon steht. Der Lumpi hatte wahrscheinlich mal wieder nicht den Abfluss vom Balkon gereinigt. Selbst in der zweiten und dritten Etage setzten Blüten- und andere Blätter das Abflusssieb mehrmals im Jahr zu.

Er hörte sich die Schadensmeldung an (es war nicht das erste Mal!) und sagte, dass wenn es aufgehört hat zu regnen, er sich um den Abfluss kümmern würde. Schön zu wissen! Und es hörte nicht auf zu regnen und ich tauschte wieder und wieder den Eimer aus und als es nach etwa zwei Stunden endlich aufhörte zu regnen, hatte ich mehr als 25 Liter Wasser eingesammelt und entsorgt. Das ist konkreter, lokaler Starkregen, der übrigens auch zu einer großen Pfütze im Keller führte, die diesmal aber nicht auch noch meinen Keller flutete.

Die Deckentapete hat sich über eine kleine Fläche gelöst und die Deckenfarbe wurde vom Regenwasser im durchnässten Bereich herausgspült. Es hat sich also ein Muster an der Decke gebildet. Der Abfluss ist offensichtlich gereinigt wurden, denn heute regnete es wieder einmal über Stunden und zum Teil relativ heftig, aber kein weiteres Wasser drang durch die Decke.

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