Mittwoch, März 29, 2006

Rage against the ZDF

Das zweite deutsche Fernsehen (ZDF) wurde Anfang der 60-er Jahre von der CDU-Bundesregierung als Konkurrenz zur föderal organisierten und damit zentral nicht kontrollierbaren ARD gegründet. Seitdem gibt es immer wieder Zeiten, in denen das ZDF sich als staatstragender als ein Regierungssprecher gebiert, als Nachrichtenlage und Wahrheit erwartet lassen.

Gestern war so ein Tag. Heute Journal, 28. März 2006:
Ein Bericht über die Proteste gegen CPE und die Regierung Villepin in Frankreich. Es wurden Bilder von prügelnden Demonstranten gezeigt, behauptet dass der Streikaufruf nur wenig Wirkung zeigte (es wurde hierzu ein elektronischer Abfahrtplan gezeigt, auf dem etwa jeder vierte Zug als gestrichen angezeigt wurde) und es wurde eine junge Frau im Bürokostüm im Bahnhof befragt. Diese empörte sich über die Demonstrationen, die sie wieder einmal als Geisel nehmen würden.
War das jetzt öffentlich-rechtliches Fernsehen oder ein Beitrag in einem Berlusconi-Sender über Demonstrationen in Italien. Für einen Moment kam mir sogar der Vergleich mit Bildern aus dem Staatsfernsehen von Belarus in den Sinn.
Nebenbei: Millionen Menschen demonstrierten gestern; der Streik lähmte das öffentliche Leben (außer in Paris) und jede Demonstration war bisher größer als die vorherige, sprich der Widerstand gegen CPE und die Regierung Villepin wächst immer noch.

Vollends zur Lachnummer wurde das gestrige Heute Journal als Werbung für den neuen Film von George ClooneyGood Night, and Good Luck“ gemacht wurde. Der dort porträtierte Edward R. Murrow kämpfte als CBS-Nachrichtensprecher durch Aufklärung und Polemik gegen den Hexenjäger und Demagogen Senator Joseph Raymond McCarthy, der mit seinen Ausschuß gegen unamerikanische Umtriebe für viele Jahre die politische Kultur der USA vergiftete.
Der ZDF-Moderator (und ehemalige USA-Korrespondent) vom Heute Journal sagte nach diesem Beitrag, dass Murrow davon überzeugt war, dass im Kampf für die Wahrheit eindeutig Position bezogen werden muss, aber er halte sich an das Motto kein präsentiertes Thema zu eigen zu machen.

So eine Verlogenheit ist nur schwer zu ertragen! Seitdem in allen Nachrichtenmagazinen die Sprecherinnen und Sprecher sich als Menschen mit Gesten und Mimik präsentieren, werden viele Nachrichten mit Worten oder die Körpersprache kommentiert.

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