Samstag, Juli 01, 2006

Hannover hupt

Ich verhalte mich gerne antizyklisch und entsprechend fuhr ich heute, kurz nachdem das WM-Spiel Deutschland gegen Argentinien angepfiffen war, zu einem Supermarkt, um einen Teil des Wochenendeinkaufs zu erledigen. Bereits beim letzten Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft war ich nach dem 2:0 zum Einkaufen aufgebrochen und hatte festgestellt, dass es viele Menschen gab, die entweder dieselbe Hoffnung auf kurze Schlangen an den Kassen hatten oder den Medien-Hype ignorierten.
Es ist schon zu merken, dass viele Menschen vor einer Glotze sitzen und selbst im Laden hatte der Filialleiter einen Knopf im Ohr, um über ein kleines Radio das Spielgeschehen zu verfolgen, während er den Bestand eines Regals kontrollierte. An einer der zwei Kassen war auch der übliche Fußballkarneval zu sehen; hier mit einer Kassiererin mit Schwarz-Rot-Goldenen Zylinder.
Auf der Lister Meile war unerwartet viel los; ich musste mich sogar an das Radfahrverbot halten, da es sonst eine Slalomfahrt geworden wäre.

Wer war nun in dieser Fußgängerzone unterwegs und zu sehen?
(Regieanweisung: Mit Pathos:) Während Deutschland um den Einzug ins Halbfinale kämpfte.

Nach meiner Schätzung lag der Frauenanteil bei mindestens 70-80 Prozent. Männliche Lebewesen waren nur als Händler, offensichtliche Fremde (sprachen in einer mir nicht verständlichen Sprache), ein vermutlich schwules Paar und kleine Jungs in Begleitung ihrer Mütter zu sehen. Und dann gab es noch Rentner beiderlei Geschlechts auf einem Spaziergang. Im großen Eiscafé waren viele Tische besetzt und ich sah nicht einen Mann und viele glückliche Gesichter.

Da weder Stöhnen, noch Entsetzen oder Jubel aus den offenen Fenstern zu hören war, wußte ich, dass es immer noch 0:0 stand
Zur zweiten Hälfte war ich wieder zu Hause und schaute öfters mal in das Spiel hinein, aber die Wiederholung einer Folge der Simpsons war interessanter.
Deutschland gewann im Elfmeterschießen und ein befreiender Jubelschrei war von einem Haus auf der anderen Seite des Innenhofes zu hören.

(Die Erfinder des Fußball-Jubel-Autokorso: WM 2002 am Steintor in Hannover)

Mein Nachbar hat vor wenigen Tagen eine große Schwarz-Rot-Goldene an einem Besenstiel aufgezogen vom Balkon Richtung Straße hängen. Nun war er mit einer großen Glocke und vereinzelten Trillern einer Pfeife zu hören. Auch eine Art sich zu freuen und sich gleichzeitig lächerlich zu machen. In meiner ruhigen Wohnstraße hängen zwar mindestens so viele Fahnen, wie es Häuser gibt, aber es ist und blieb ruhig. Es dauerte nur wenige Minuten und dann waren hupende Autos von der viel größeren Ferdi-Walli zu hören und vereinzelte hupende Autos und Mopeds mit Fahnen fuhren durch meine Straße zur Ferdi-Walli um am Freudenkorso teilzuhaben. Das Spiel ist seit drei Stunden vorbei und noch immer sind manchmal hupende Autos zu hören.

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