Private und öffentliche Medien (Zeitung, TV, Radio und Internet) hatten im April 2006 ein großes Thema. Der 20. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Die Wortwahl entlarvte die Berichte.
Die Nutzung der Atomspaltung zur Energiegewinnung hatte von Anbeginn ein grundsätzliches Imageproblem. Zum einen unterscheidet sich die Anreicherung von Uran für Herstellung von Brennstäben nicht grundsätzlich von der Anreicherung für die Herstellung von Material für Atombomben, zum anderen erinnert die ursprüngliche Wortwahl beständig an die Atombomben mit ihrer tödlichen Gefahr. In den 70-er Jahren suchten deutsche Atomingenieure nach einen modernen unbelasteten Begriff. Sie erfanden den Euphemismus Kernkraft (Assoziationen: kerngesund, etc.). Die psychologische Politik der Verharmlosung und Vernebelung gebar in den folgenden Jahren dann auch noch den nuklearen Entsorgungspark und den Schnellen Brüter. Neologismen, die in ihrer Wortwahl an die Romane Brave New World von Aldous Huxley und 1984 von George Orwell erinnern, wurden in die Welt gesetzt.
Atomkraft ist der ältere und vor allem der ehrliche Begriff für diese Technik.
Die Nebelwerfer der Atomindustrie waren so erfolgreich in ihrer Politik, dass heute die Wörter Kernkraft und Atomkraft gleichsam für die zwei antagonistischen Positionen stehen. Die Befürworter der Kernkraft und die Gegner der Atomkraft. Nachrichtenagenturen stecken in einem Dilemma, da sie den Anspruch haben, sachliche Informationen zu verbreiten. In Agenturmeldungen ist deshalb auch manchmal ein Wechsel zwischen diesen beiden Begriffen zu lesen oder es wird über die Nutzung von Atomenergie berichtet.
23. April 2006
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