Montag, Oktober 20, 2008

Sturmerinnerungen - Kyrill, na und

Hier in der Großstadt sind die elementaren Wetterereignisse selten zu spüren. Starkregen hat bisher dreimal zu Schadensereignissen in diesem Haus geführt, zweimal in der Wohnung und einmal ist mir mein Keller abgesoffen. Dort gelagerte Möbel, die ich meinem Neffen anbieten wollte, erlitten einen Totalschaden.
Letzte Woche Donnerstag blies der Sturm Kyrill über Westeuropa. Seit Dienstag wurde vor diesem Orkan gewarnt und die Katastrophenberichterstattung erreichte ungeahnte Höhen, bevor über etwas passierte. Ich habe an diesem Tag darauf verzichtet, mein Fahrrad zu benutzen, da ich bereits ungewöhnliche Erlebnisse mit Fall- und Tunnelwinden in der Nähe von Hochhäusern erlebt habe. Dennoch war ich draußen, um einiges zu besorgen und abends zu einer kleinen Geburtstagsfeier zu fahren. Die Gastgeberin hatte ernsthaft erwogen, ihre Feier abzusagen, da Schulen und einige Institutionen ab 12:00 Uhr bereits geschlossen waren und ständig die Warnung wiederholt wurde, das Haus nicht zu verlassen.
Die Wetterstation in Langenhagen hat einen Sturm mit durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten von 60-75 km/h aufgezeichnet, nur einzelne Böen erreichten Orkanstärke. Ich sah zwar am nächsten Tag auf meinen Wegen in der Nachbarschaft eine (!) zerbrochene Dachziegel, aber sonst waren nur die Werbeblätter, die sonst vor vielen Häusern liegen, völlig durchnässt irgendwo zu sehen. Erst heute bei einer Fahrt durch die Eilenriede sah ich gefallene Bäume. Die Forstwirtschaft hat bereits aufgeräumt, aber viele der Stämme mit frischen Sägespuren sind im Stamm zerrissen. Einige Male meinte ich auch Schäden im Kernholz zu sehen, so dass der Wind einmal mehr eine Auslese gehalten hat.
Doch Kyrill hat mich nicht beeindruckt. Noch während meiner Grundschulzeit bis 1973 gab es einmal einen so schweren Orkan, dass die Schule geschlossen und die Kinder nur in Begleitung von Erwachsenen nach Hause durften. Vor dem Unterricht legten wir uns Am Klostergang in Zeven in den Wind. Wir etwa 10-jährigen Leichtgewichte wurden in den Böen schon einmal von den Füßen gerissen, konnten uns aber ansonsten so weit nach vorne beugen, ohne nach vorne zu fallen, wie ich es seitdem nie wieder erlebt habe. Der damalige Sturm, der vermutlich noch keinen Namen hatte, diese Tradition ist erst später aufgekommen, führte alleine in Zeven zu einen so schweren Verzug eines Fachwerkhauses, dass dieses geräumt werden musste. Des weiteren verloren viele Dächer ihre Ziegeln, wurden einige Wände eingedrückt und im Stadtpark lagen sehr große, alte Bäume im Gras. Das hat mich beeindruckt.
Die Berichterstattung über die möglichen Gefahren hat bestimmt wieder einige Hirnlose dazu verführt, einen Katastrophentourismus zu frönen. Ich kann mich an einen Bericht im Fernsehen erinnern, wo die Feuerwehr im Oberharz sichtlich verärgert war, weil trotz Straßensperrung und permanentem Alarm einige Autofahrern besonders gefährdete Straßen befuhren. Sind Katastrophentouristen noch Opfer oder sind es Menschen, die spektakulär Selbstmord machen, um wenigstens einmal in ihrem geliebten Fischeinwickelpapier mit Foto erwähnt zu werden? Es ist tragisch, zu lesen, das Feuerwehrleute zu Tode kamen, bei der Rettung von eingeschlossenen Menschen. Ich hoffe das keiner der Eingeschlossenen einer der erwähnten Idioten war. Ich könnte nie wieder ruhig schlafen, wenn ich für Tod einer Rettungskraft verantwortlich wäre.

Blogeintrag vom 22. Januar 2007

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