Sonntag, Oktober 19, 2008

Wahlbeteiligung in Malawi, Bosnien und Hannover

Zweimal habe ich als internationaler Wahlhelfer gearbeitet und seitdem vergleiche ich die dortigen Erfahrungen mit meinen langjährigen freiwilligen Einsatz als Schriftführer von Wahlen in verschiedenen Wahllokalen in Hannover.
Für das Auswärtige Amt und damit für die Europäische Union war ich während der ersten demokratischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Malawi am 17. Mai 1994 als Mitglied der Joint International Observer Group als einer der Langzeitbeobachter im Einsatz. Wir arbeiteten damals direkt mit dem United Nation Electoral Assistance Secretariat zusammen.
Für die erste Kommunalwahl in Bosnien-Herzegowina am 13. und 14. September 1997 wurde ich von United Nations Volunteers und dem OECD-Büro Wien in den Großraum Zenica als Polling Supervisor entsandt. Beide Wahlen standen für einen Neuanfang und ich erwartete eine Wahlbeteiligung deutlich höher als zu vergleichbaren westdeutschen Wahlen. Ich wurde auch nicht enttäuscht.

Als Senior District Observer für die vier Wahlkreise im Rumphi District im Norden von Malawi konnten meine Mitarbeiter eine Wahlbeteiligung von 86 bis 91 Prozent vor Ort registrieren. Während der Wahlen in Bosnien-Herzegowina saßen in jedem Wahllokal Polling Supervisor. In meinem Wahllokal gab es eine Wahlbeteiligung von 92 Prozent. Da dies ein kleines Dorf war und Briefwahl für diese erste Wahl noch nicht vorgesehen war, entsprach dies aber 100 Prozent aller potentiellen Wähler.
Die Wahlleitung konnte mir am zweiten Wahltag zu jeder bis dahin nicht zur Wahl erschienenen Person genau erklären, warum sie nicht erscheinen konnte. Hohes Alter, Pflege sterbender Menschen, Pflege erkrankter oder verletzter Menschen oder bereits langfristige Abwesenheit aus dem Ort wurden genannt. Ein sehr alter und gebrechlicher Mann wählte auch. Er wurde von seinem bereits alten Sohn zum Wahllokal gefahren und erhielt einen Stimmzettel durch das Autofenster gereicht. Er saß alleine im Wagen, traf seine Entscheidung und der Wahlvorsitzende trug vor meinen Augen die Wahlurne zum Autofenster, so dass der alte Herr persönlich seine Entscheidung einwerfen konnte.

OK, diese Wahlen waren etwas ganz Besonderes, aber die Wahlbeteiligung zeugte von dem großen Wunsch seine Meinung in einen politischen Prozess einzubringen. Wie heißt es in solchen Fällen im Bericht der internationalen Wahlhelfer.
Die Wahlen repräsentieren den Willen des Volkes.


29. März 2006

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