Sonntag, Januar 08, 2006

Rendezvous mit dem Tod – Kennedy und Castro

Habe gestern den neuen Dokumentarfilm von Wilfried Huismann (aktuellen Interview mit Huismann) gesehen und war erstaunt und hörte endlich mal eine überzeugende Begründung, warum wer JFK durch Lee Harvey Oswald ermorden ließ und warum es keine wirkliche Aufklärung dieses spektakulären Mordes gab.

Wilfried Huismann hat bereits dreimal den Grimme-Preis gewonnen (für Nichtdeutsche; dies ist unser renommiertester Fernsehpreis, am ehesten mit dem Grammy zu vergleichen) und sich bereits einmal mit Castro beschäftigt, als er eine Dokumentation über Marita Lorenz, deutsche Geliebte von Castro, produzierte. „Lieber Fidel“ war so erfolgreich, dass er sowohl im Kino, als dann auch im Fernsehen lief. BTW. Es werden zunehmend exzellente Dokumentarfilme in unseren Programmkinos gezeigt, auch eine Aussage über die sinkende Qualität des öffentlichen Fernsehens, dass immer seltener Sendeplätze für längere Dokumentationen freihält.

Doch nun endlich zum „Rendezvous mit dem Tod“. Lee Harvey Oswald war Wochen vor dem Attentat in Mexico City und hatte dort verschiedene Treffen mit führenden Mitarbeitern des kubanischen Geheimdienstes. Deren Äquivalent zum fiktiven britischen 007 reiste aus Havanna an und traf sich mindestens zweimal mit Oswald. Der Regisseur Huismann hat mit vierzig Jahren Abstand zum einen ausgewählte Akten des mexikanischen Geheimdienstes im Staatsarchiv einsehen können und führte ausführliche Gespräche mit dem FBI-Ermittler, der nach Mexico gesandt wurde, dem ehemaligen US Verteidigungsminister Alexander Haig und mehreren Geheimdienstmitarbeitern aus den USA, Mexico und Kuba. Die Dokumente und die Lebenserinnerungen erzählen immer wieder die selbe Geschichte.

Der US Justizminister Robert Kennedy war davon besessen, Fidel Castro ermorden zu lassen (sagt selbst Haig!). Es sind auch verschiedene Anschläge bekannt. Castro hat ein halbes Jahr vor dem Mord an Kennedy öffentlich gesagt, dass wenn die Attacken nicht enden würden, er den US-Präsidenten ermorden lassen würde. Es wurden umfangreiche Pläne entwickelt und dann trat Oswald auf den Plan. Er wurde bereits seit seiner Rückkehr aus Moskau Ende 1962 von den Kubanern als Agent geführt. Er bedrängte die Geheimdienstmitarbeiter im September 1963, dass er der ideale Attentäter sei und während seines sechstägigen Mexico-Besuchs erhielt er auch den Auftrag und finanzielle Mittel zur Durchführung.
Das Attentat gelang und viele Spuren zeigten Richtung Kuba. Der neue Präsident Johnson sagte in einer Kabinettssitzung wenige Tage nach dem Mord, dass er überzeugt sei, dass Castro dahinter steckt, aber diese Information dürfte nicht publik werden. Der Mord an einen US-Präsidenten im Auftrag eines anderen Staatschefs würde sonst zu einen „rechten“ Volksaufstand führen, der die Regierung der Demokraten zu einem Krieg (mit Atomwaffen) gegen Kuba zwingen würde und zum dritten Weltkrieg führen könnte. Die US-Regierung hatte den Täter, der Täter wurde durch Jack Ruby gelyncht und das reichte der Regierung.
Gut recherchiert und in sich logisch bis zum Ende. Wer denn 45-Minuten-Film verpasst hat, sollte auf Wiederholungen auf den digitalen Spartensendern oder im Dritten der ARD achten. Die CIA + Mafia –Theorie (verfilmt durch Oliver Stone unter dem Titel „JFK“), bietet nicht diese Stringenz.
Siehe auch

Keine Kommentare: