Suí Vesan wurde von den Veranstaltern Christoph Sure und Gerd Kespohl als slowakische Mystikerin vorgestellt. Eine zunächst befremdliche Ansage vor einem Konzert.
Dann traten Suí Vesan und ihr Partner Rado Špička barfuß und in weiter Kleidung auf die Bühne und platzierten sich in einer Sammlung von Instrumenten. Noch vor dem ersten Stück führte Vesan das Publikum in ihre Lebenswelt ein. Sie erzählte auf slowakisch und ihr Partner übersetzte in ein Broken English. Sie sprach von ihrem Haus am Rande eines Dorfes und dem Bach, der dort rauschend vorbeifliesst. Diese Idylle mit den Geräuschen der Natur sind Grundlage ihrer Melodien und das allgemeine Naturerlebnis führt zu ihrer mystischen Weltsicht.
Merging With the Brook ist nicht nur Titel ihrer aktuellen CD, sondern zeigte den leider nicht zahlreichen Publikum das besondere an ihrer Musik. Eine Stimme, die mit Tonlagen spielt und vom Erzählen und Singen auf slowakisch unvermittelt in Lautmalereien wechselt. Hierzu spielte sie ihre Gitarre ungewohnt durch anschlagen der Saiten mit einem Plektrum mehrere Stege über dem Schallloch. Dies erfolgte mit einer Rhythmus, der an Blues erinnert. Rado Špička spielte hierzu Rhythmusgitarre, wie er überhaupt während des ganzen Konzerts sich stets als Begleitmusiker zurückhielt und dies bereits in der Sitzordnung auf Sui Vesan orientiert, dem Publikum nur die Seite zeigend, offensichtlich war.
Die spielende Stimme erreichte große Höhen und dann unerwartete Tiefen. Statt Harmonie wurden Gegensätze und Brüche ausgespielt. Und dann gab es in einem Stück ein überraschendes Gesangserlebnis. Während noch der volle Klang eines tiefen Gesangsteil erklang, war ein leichte hohe Stimme darüber zu hören. War ich Zeuge von Obertonmusik, der ich bisher wegen der Esoterik im Umfeld bewusst aus dem Weg gehe.
Die Zwischentexte wurden humorvoll von Rado Špička übersetzt. Suí Vesan erzählte ernsthaft aber mit positiver Ausstrahlung von ihren Liedern und ihren Ursprung in ihrer mystischen Weltsicht. Rado Špička hatte manchmal Probleme die richtigen englischen Worte zu finden und erzeugte unfreiwillige Komik, über die er selber lachen musste. Ein kurzes Märchen wurde so erzählt, dass zunächst die Pointe nicht deutlich wurde.
Die Geschichte des Stückes Breeze in the Flute erzählt von der Brise, die erschöpft ist und nie Ruhe findet bis eine Flöte sie einlädt, in ihren Körper zu verweilen. Dies geschehe aber nur unter der Bedingung, dass die Brise beim Verlassen von ihren Einblicken in die Seele der Flötistin erzählt.
Die Poesie dieser Geschichte konnte zunächst nicht vermittelt werden und führte zu einem nicht vorgesehenen Auflachen des Publikum.
Im Stück Running Through the Hollow Tree gab es einen Wettlauf der Musiker. Rado Špička spielte Perkussion als eine Antwort auf Elemente von Sui Vesan wurde dabei aber schneller. Suí Vesan spielte darauf das Leitmotiv auch schneller und die folgende Antwort wurde wieder schneller von Rado Špička gegeben. Das Stück endete mit dem Ausruf Puuh und einem Lachen. Auf der CD klingt das Stück entsprechend anders.
Dieses Lied ist ein Beispiel für die Kreativität von Suí Vesan. Eine Trommel zwischen den Beinen geklemmt, schlug sie mit einem Bündel Gräser auf einer leeren kleinen Plastikflasche und einer zu einem Viertel gefüllten großen Plastikflasche verschiedene Rhythmen. Die Vielzahl von Tönen, die mit diesen Objekten zu Rhythmen aufgebaut wurden, war erstaunlich. Beide Musiker hatten für solche Elemente spezielle Mikrophone, die diese leisen Töne über-deutlich aufnahmen, um sie dann laut wiederzugeben.
Im Solostück Circulation verwendete Suí Vesan nur einen trockenen Grashalm und eine trockene Distelblüte, um diesen wie mit einem Plektrum Gitarre zu spielen.
Die Melodien, die sie sang, hatten oftmals sowohl diese hypnotische Qualität, wie sie vom seligen Nusrat Fateh Ali Khan aus Pakistan in Erinnerung sind, als auch die Leichtigkeit , wie sie in den modernisierten Volksliedern der Sámi von Mari Boine Persen aus Sápmi 1989 eingespielt wurden (REALWORLD CD13).
Es war ein lustiges Konzert, alleine weil Suí Vesan und Rado Špička ständig ihre Spielfreude zeigten und durch Augenrollen und Aufblitzen oder ein helles Auflachen speziell Suí Vesan die Verspieltheit mancher Lieder vermittelte.
Noch eine Bemerkung zur Mystik von Suí Vesan. So wie ich die Zwischentexte verstanden habe handelt es sich dabei nicht um Animismus oder eine andere Form von spiritualisierter Natur, wie sie die durchgeknallten Esoteriker lieben. Es ist dies das Erkennen der Gesamtheit und Schönheit der Natur, die auf einsamen Spaziergängen oder in einer stillen Sternnacht erlebt werden kann.
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Nachtrag August 2007:
Es freut mich ungemein, wenn ein Text verlinkt wird: Suimusic
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