Die Programmankündigung verwies auf stilistisch auf Lounge und einer indischen Variante vom Blues, beschreibt damit aber zum Teil die Musik die Susheela Raman mit ihren beiden Mitmusikern auf die Bühne brachte. Sie wurde begleitet zum einen von einem Gitarren-Virtuosen, der drei unterschiedlich gestimmte akustische Gitarren und deren Klangverfremdung durch Sequenzer und Loops verwendete und zum anderen von einen Tabla-Spieler, der wie sie in London als Kind südindischer Eltern geboren wurde.
Susheela Raman hat eine kräftige Stimme und ihre Biographie verweist auf musikalische Erfahrungen in Indien, Äthiopien und London. Es wurde Weltmusik im besten Sinne gespielt. Das Konzert begann für viele Besucher des sehr gut gefüllten Pavillons ungewöhnlich. Sie sang traditionelle indische Lieder und der Gitarrist begleitete sie mit Loops und seinem Gitarrenspiel, die zeitweilig wie eine klassische E-Gitarre klang.
Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass hier Loops aufgebaut wurden, wie ich sie glücklicherweise vor zehn Jahren in der Queen Elizabeth Hall auf der Southbank von London erlebte. Damals frickelte der legendäre Robert Fripp (King Crimson 1969-74) an seiner E-Gitarre und benötigte noch diverse große Computer, Oszillographen und andere Geräte um sich herum, um die Ergebnisse zu sehen, zu hören und zeitversetzt abzuspielen. Ich fand es damals besonders lustig, dass Fripp nach etwa zwei, drei Minuten alle Loops eingespielt hatte, die in Wiederholung langsam ausklangen und er wenn seine Loops noch im vollen Klang waren, hinter den Computer hervortrat und erst einmal sich ein Kaffee holte oder eine Zigarette rauchte bis nach mehreren Minuten die Loops ausklangen.
Dagegen war bei dem Konzert von Susheela Raman der Sieg der Mikroelektronik zu bewundern. Die Leiste mit den verschiedenen Schaltern auf Fusshöhe und Geräte groß wie Schachteln reichten aus um komplexe Loops aufzuzeichnen und in gewünschter Wiederholungsrate und –form abzuspielen.
Die Kleidung vieler Menschen verwies auf Aufenthalte oder Reisen auf dem indischen Subkontinent. Einige erwarteten scheinbar mehr traditionelle Musik und es waren in den ruhigen Passagen und zwischen einigen Stücken deutliche Lästereien über den Gitarristen zu hören. Das Publikum begrüßte den Tabla-Spieler frenetisch. Vermutlich wurde jetzt mehr Tradition erwartet. Denkste; es blieb bei der sparsamen Instrumentierung, die oftmals vom Wechselspiel zwischen Susheela Ramans Stimme und den Gitarrenelementen lebte.
Ihre Stücke kamen wechselweise aus indischen Traditionen, darunter auch Tempellieder und traditioneller westlicher Musik oder Klassikern der Moderne. So wurden unter anderen Jimi Hendrix (Voodoo Child), Captain Beefheart und Can (You Doo Right) sehr frei interpretiert.
Es war dies ein nettes Konzert; nichts Aufregendes, aber eine gelungene Abendunterhaltung.
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