Der Musikstil Joik der Sámi wurde in den frühen 90-er Jahren von Mari Boine Persen einem größeren Publikum bekannt gemacht. Während sie die traditionelle Form mit alten Instrumenten für ein internationales Publikum modernisierte, gehen Transjoik den Weg der Moderne und des Experiments, sprich der Avantgarde. Vier Musiker etwa zwischen 30-45 Jahren spielten mit Keyboard, Gitarre und zwei Schlagzeugen laute und dennoch hypnotische Musik.
Die Moderne wird deutlich, wenn die einzelnen Instrumentalisten genauer beschrieben werden. Der Keyboarder hatte zwei Tastaturen, davon eine, die er sich wie eine Gitarre umhängte und die durch digitales Gizmo wechselnd wie ein Keyboard, eine Gitarre oder ein Akkordeon gespielt wurde. Über beide Tastaturen wurden Samples gestartet. Der Gitarrist spielt neben einer „normalen“ E-Gitarre die sparsamste Form eines Saiteninstruments, die ich bisher gesehen habe. An einem Ständer war der bespannte Hals eines mehrsaitigen Instrumenten fixiert. Es gab weder einen Klangkörper, noch eine eigentlich Spielfläche auf der Höhe eines Schalloches, denn das Instrument bestand nur aus dem Hals. Auf diesen Gerät wurden zu Beginn und während eines Stückes Loops eingespielt, die dann als ein Hintergrund zu den anderen Instrumenten liefen. Als Percussion stand hier noch ein Instrument, dass scheinbar nach dem Prinzip eines Echolots funktionierte. Wenn der Gitarrist seine Hand über den Gerät hielt, konnte er mit der Höhe und Bewegung seiner Hand unterschiedlichen Töne und Klänge erzeugen. Hinzu kam bei beiden elektronischen Instrumentalisten, diverse andere nicht einsehbare digitale Geräte.
Alleine die beiden Schlagzeugen erschienen normal für eine Band, wenn auch das eine Set noch eine liegende übergroße Basstrommel und das andere Set eine Vielzahl von Becken und Glocken umfasste.
Doch das wichtigste Instrument beim Joik ist die Stimme. Der Gitarrist hatte eine kehlige Stimme, deren er in so weite Tiefen drücken konnte, wie dies manchmal bei den ersten Worten nach einer rauchgeschwängerten Nacht möglich erscheint. Der Keyboarder wiederum hatte eine sehr helle Stimme, die bis zur Fistelstimme gesteigert werden konnte. Einer der Schlagzeuger hatte noch eine mittlere Stimmlage. Die Gesänge erschienen repetitiv und unterstützten die scheinbare Monotonie einiger Rhythmen.
Melodisch war manchmal der gemeinsame Ursprung mit der Musik von Mari Boine Persen zu hören, aber die Samples und insbesonderee ein langes Stück erinnerten auch an die Sufi-Musik aus Pakistan. In einem Zwischentext wurde diese Ähnlichkeit auch erklärt. Transjoik ist in Pakistan gewesen und hat dort mit lokalen Musikern gemeinsam Konzerte gegeben.
Die laute Musik von Transjoik strotzt vor Energie auch wenn sie kein Tanzbedürfnis erzeugten. Es ist Live-Musik, die vermutlich auf Tonträger nicht diese Wirkung zeigt. Der Applaus wurde nach jedem Stück lauter und intensiver. Wir etwa 150 Besucher dieses Masala-Konzertes erklatschten uns zumindest eine Zugabe.
Dies war ein Konzert zum Erinnern, so eine Performance habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
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