Freitag, Mai 19, 2006

No-Go-Areas in Deutschland - Zu Gast bei Freunden

Der aktuelle innenpolitische Aufreger wurde vom ehemaligen Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye angestoßen. Am 17. Mai hatte dieser in einem Interview für das Deutschlandradio Kultur u.a. gesagt:
„Es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde hinzugehen.“ (das vollständige Interview)
Brandenburgs politische Elite ist empört. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der mindestens einmal die Woche beweisen muss, dass er der bornierteste deutsche Innenpolitiker ist, behauptet doch wirklich, das es keine Belege für No-Go-Areas in Brandenburg gibt und sein Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sieht einmal mehr das Ansehen seines Bundeslandes verunglimpft. (siehe hierzu Artikel und Kommentar in der heutigen taz und die eindringlichen Leserbriefe im Spiegel)

Merkwürdig, denn der Verfassungsschutz von Brandenburg hat in einem aktuellen Bericht 17 Orte aufgezählt, in denen rechtsextreme Banden im jugendkulturelle Leben eine große Bedeutung haben. Es wurde von Uwe-Karsten Heye eine Banalität ausgesprochen. Die wöchentlichen Pressenotizen und die jährlichen Berichte von Polizei und Verfassungsschutz zeigen, dass ganze Gebiete von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in der Hand von Neonazis sind. Das lokale und regionale Verleugnen der dokumentierten strafrechtlichen Fälle, erinnert an die scheinbare Beruhigung von Hundebesitzern, die über ihre wütend kläffende Töle sagen, der tut nichts, der will nur spielen.
Besonders schräg erscheint mir die Argumentation von Wolfgang Thierse gegen die Aussage von Uwe-Karsten Heye. Er sagte in einem Interview, dass man nicht von No-Go-Areas für Ausländer sprechen dürfe, denn damit
„bestätigt man die Rechten und bescheinigt ihnen öffentlich, sie hätten ihr Ziel erreicht. (...) wir dürfen das Feld nicht den Rechten überlassen und sagen: Ausländer, geht da nicht hin! Solche Warnungen führen letztlich dazu, dass die ausländerfreien Zonen, das Ziel der Rechten, Wirklichkeit werden.“ (das vollständige Interview)
Zu Gast bei Freunden. Der WM-Slogan sollte realistisch umgesetzt werden und es gebiete die Höflichkeit gegenüber den Gästen deutlich zu formulieren, wo sie keinen Spaß haben werden und möglicherweise gefährdet sind. Das ist die Aufgabe eines guten Gastgebers oder der Freunde eines Gastes, die bereits das Land bereits haben.

Jeder, der viel reist, kennt schließlich diese wichtigen Hinweise, von anderen Reisenden oder aus den Reiseführern. Sie sind in der Regel nie bösartig gemeint, sondern zeugen von den Willen des Warnenden, dass die Reise zu einen rundum positiven Erlebnis wird.
Ich habe schließlich auch schon meine Erlebnisse mit No-Go-Areas gehabt und daraus etwas gelernt:
  • Halte dich nie alleine am Wochenende in der Innenstadt von Jo’burg auf [Meine Missachtung dieser Warnung führte zu einen Messer vorm Bauch und der Plünderung meines Rucksackes durch eine Jugendgang]
  • Verlasse bei einer Überlandreise nachts nie den beleuchteten Teil eines Busbahnhofs in Tanzania
  • Verlasse in Nairobi nie nach den Dunkel werden deine Unterkunft, denn auch die allgemeine Polizei hat Feierabend
  • Die Squattersiedlung in Kaneshi, Accra westlich der Dadeban Road sollte nur in Begleitung aufgesucht werden
  • Teile der Londoner Stadtteile Brixton, Hackney und Poplar sind nicht für einen abendlichen Spaziergang geeignet
  • Achte auf deine Worte bei Fußballspielen und Schützenfesten, denn betrunkene Deutsche in Horden neigen zu Gewalt, wenn ihnen deine Meinung nicht gefällt
Es gibt No-Go-Areas für Fremde in Deutschland!

Keine Kommentare: