Im Rahmen einer Lesung mit anschließender Diskussion (ein Beitrag hierzu folgt) erzählte der Kameruner Autor Patrice Nganang seine Erlebnisse vom Tage und seine zunehmende Irritation über einen Stimmungswechsel in Deutschland.
Patrice Nganang hat vor 16 Jahren Kamerun verlassen, für zehn Jahre in Deutschland studiert, promoviert und gearbeitet und ist nun Autor und Professor für Deutsch und Französisch an einer Universität in den USA. Als Deutschland sein Lebensmittelpunkt war, hatte er viel Zeit zum Beobachten, doch heute erlebte er mehrmals eine deutliche Veränderung in der deutschen Bevölkerung. Er war am Vormittag in Frankfurt gelandet und mit einem ICE nach Hannover gefahren und hatte vor der Lesung Gespräche, Spaziergänge und Fahrten in der U-Bahn. Auf dem Sitzplatz im Zug war an einer Stelle >Heil Hitler<> Er war mit einem Freund unterwegs und unterhielt sich angeregt auf Französisch. Ihn viel auf, das ein Mädchen, das mit zwei Freundinnen zusammensaß ihn über längere Zeit anstarrte. Als ihr Gespräch verstummte, gab das Mädchen Affengeräusche von sich und brachte damit sich und die beiden Freundinnen zum Lachen. Er sprach Sie darauf ohne Akzent auf Deutsch an und fragte, was denn dies solle. Sie sagte unter Lachen, das er in einer affigen Sprache spricht und sie ihn nachäfft. Der Fahrkartenkontrolleur und andere Reisende waren Zeugen dieses offenen Rassismus, der auch nicht mit dem Alter der Mädchen von 14-17 Jahren entschuldigt werden kann. Die nächste Haltestelle war ihr Ziel und ratlos über dieses Erlebnis standen die beiden auf dem Bahnsteig. Patrice Nganang sagte hierzu, dass er so etwas zwischen 1986 und 2000 an keinem seiner Wohn- und Arbeitssitze in Frankfurt, Offenbach, Bayreuth und Berlin erlebt hatte. Er fragte direkt das Publikum, was denn da mit Deutschland passiert? Verschiedene Besucher versuchten sich an einer Erklärung, aber keiner sagte es deutlich.
Meiner Meinung nach, gibt es bereits seit 2-3 Jahren einen Stimmungswechsel in Deutschland. Der Mainstream (Medien von Blöd-Spiegel bis zur FAZ; Politiker von CDU, SPD und PDS) bedienen seit Jahren alle Vorurteile über Fremde und schüren Misstrauen und Ablehnung. Die selben Sprachrohre leugnen und ignorieren die Konsequenzen, der von ihnen gepflegten Diskurse und öffentlichen Stammtischparolen. Es gibt eine Zunahme von verbalen und physischen Übergriffen auf „fremd“ Aussehende und ihre Freunde. Dies geschieht in ganz Deutschland und besonders aggressiv in der ehemaligen DDR. Deutschland ist heute ausländerfeindlicher als vor 5 oder 10 Jahren. Da erscheint das Motto für die anreisenden Ausländer der Fußball-WM fast schon zynisch oder zumindest irreal: Die Welt zu Gast bei Freunden.
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