Donnerstag, Februar 05, 2009

Europa-Fokus

14.04.07
Die Europäische Union hat in allen Mitgliedsländern Informationszentren, in denen die wichtigsten Publikationen vorliegen und Ansprechpartner für Veranstaltungen vermittelt werden können. In Deutschland bietet jedes Bundesland diesen Service. Hier Hannover ist es das Europäische Informations-Zentrum Niedersachsen (=eiz) am Aegi und es ist eine Abteilung innerhalb der Staatskanzlei vom Ministerpräsidenten Christian Wulff.
Als Eigenpublikation wird etwa zweimal im Jahr der Europa-Fokus herausgegeben, der als
pdf-Datei herunter geladen werden kann oder im Abonnement per Post versandt wird.
Letzte Woche erschien das Heft 2006/2
Europa - woher, wohin? Werte und Finalität in der Europäischen Union. Hier werden Vorträge einer gleichnamigen Tagung, die am 11. November 2006 in Göttingen stattfand dokumentiert.
Eigentlich sollte das
eiz politisch neutral sein, aber nachdem die Landeszentrale für politische Bildung in Niedersachsen aufgelöst wurde, ist politische Bildung und Information auch immer ein Spiegelbild der Landesregierung Auf der Tagung sprachen Wissenschaftler (keine Frauen!), die eine konservative Interpretation des Titels pflegen. Dies steht natürlich im Zusammenhang mit den Ko-Organisatoren von der Europa-Union.

Prof. em. Dr. Manfred Landfester sprach über Die Griechen vom Mittelalter bis in die Moderne. Das Emeritus ist hierbei der wesentliche Titel dieses Alt-Philologen, denn einige seiner Formulierungen sind höflich ausgedrückt altbacken. Ein Beispiel: "Seitdem lebten die alten europäischen Griechen für beinahe 400 Jahre unter osmanischer Herrschaft, also in osmanischer "Gefangenschaft" (S.9). Die in Anführungszeichen gesetzte "Gefangenschaft" wird wenig später noch getoppt: "Natürlich verbanden sich mit den ideellen Motiven der Rettung bedrohter Literatur vor den osmanischen Kulturbarbaren auch ganz handfeste ökonomische Interessen." (S. 11, meine Betonung). Wurden hier einfach die Anführungsstriche vergessen.
Prof. em. Dr. Dr. h.c. János Gulya vertrat in seinem Vortrag Die Latinität und ihre politische Rolle die These das Europa im Mittelalter sprachlich lateinisch, sozial und in seiner Identität christlich war.
Dr. Heinrich Hoffschulte von der Europa-Union sprach über Das Fehlen eines Gottesbezuges im Verfassungsentwurf der Europäischen Union: Sieg der Aufklärung oder Vernachlässigung der eigenen Werte? Nur in vier der am Konvent für eine europäische Verfassung beteiligten Ländern gibt es einen Gottesbezug in der Verfassung: Griechenland, Irland, Polen und Deutschland! Hoffschulte fasst die Debatte zwischen laizistischen und christlichen Positionen zusammen und meint, dass der Verfassungsentwurf deutlich von einem christlichen Menschenbild geprägt ist. Ein ausdrücklicher Bezug in der Präambel deshalb nicht notwendig ist. Die Präambel beginnt übrigens mit "Schöpfend aus dem kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas, aus dem sich die unverletzlichen und unveräußerlichen Rechte des Menschen sowie Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtstaatslichkeit als universelle Werte entwickelt haben, (...)" (Onlineversion)
Der abschließende Vortrag von Prof. Dr. Heinz-Jürgen Axt Europa im Spannungsfeld zwischen Erweiterung und Vertiefung - Herausforderungen für die deutsche Ratspräsidentschaft 2007 thematisiert nicht nur die mögliche Erweiterung, sondern auch den zur Zeit ruhenden Ratifizierungsprozess der Verfassung für Europa.
Es war dieser Text, der mich motivierte hierzu eine neue Umfrage zu starten.

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