Donnerstag, Februar 05, 2009

Faszination Forschung

23.11.07
Als ich gestern wieder einmal den Science-Fiction Contact von Robert Zemeckis sah, fragte ich mich, warum mich dieser Film so anspricht.
Jodie Foster spielt eine Astronomin, die ein unbestimmtes Ziel vor Augen mit Beharrlichkeit und stets wieder überschäumenden Enthusiasmus über Jahre ihr Projekt verfolgt. Das Unverständnis von Geldgebern und Kollegen führt zu emotionalen Ausbrüchen und Sie appelliert dann stets an die große Frage nach dem Sinn des Lebens, des Universums und des ganzen Rests.
Das spricht mich an.

Dies wird keine Besprechung des Films, sondern ein Versuch die Faszination für Forschung in Worte zu kleiden.
Zwischen 1993 und 1999 habe ich viele Monate in wissenschaftlichen Bibliotheken und Archiven in sechs Ländern verbracht. Die Suche in den Büchern und Akten lässt sich vergleichen mit der Suche am Nachthimmel. Da ist etwas, es muss nur gefunden werden.
Immer wieder wurden Akten bestellt, die im besten Fall bereits von ihren Titel her und sonst aus ihren Zuordnung zu einer regionalen, thematischen oder zeitlichen Reihe Informationen zu meinem Thema versprachen. Dies waren dann doch oftmals nur Vermutungen.
Wie oft wurden ganze Tage damit verbracht eine Akte nach der anderen zu bestellen. Es gab dabei wiederkehrende emotionale Phasen, die mit einem Nervenkitzel anfingen, wenn eine Akte vorgelegt wurde, die zu einen erhebenden Moment wurde, wenn die Knoten und schützenden Paketpapiere geöffnet wurden und die Handschrift eines Beamten auf dem Deckel erschien, bis schließlich eine Gänsehaut aufkam, wenn die erste Seite aufgeschlagen wurde. Nur zu oft war nach 30 Minuten und manchmal erst nach mehr als einer Stunde festzustellen, dass in dieser Akte keine Informationen für mich zu finden war. Da gab es dann Tage im Archiv, an denen ich am Abend in meiner Unterkunft auf Seiten mit handschriftlichen Notizen schaute, die eigentlich stets nur die genaue bibliographischen Angaben und den Zusatz NIL.
Mein Enthusiasmus erlahmte nicht.
Es gab schließlich auch die Glücksmomente im Archiv oder der Bibliothek, wenn in einer Akte mein Thema direkt angesprochen wurde oder es zumindest Informationen enthielt, die das historische Umfeld erhellten. Diese Funde füllen nun viele Aktenordner.

Wenn das historische Forschen nicht so eine brotlose Kunst wäre, dann hätte ich hier meinen Lebenssinn gefunden.

APEC-Gipfel 2007: Energieeffizienz vs. Energieverbrauch

12.09.07
Die APEC-Länder haben am Wochenende beschlossen, dass die Energieintensität - der Energieaufwand pro Einheit des Bruttosozialprodukts - bis 2030 um mindestens 25 Prozent gegenüber dem Verbrauch 2005 zu senken. Das klingt zunächst positiv, doch ist offensichtlich einmal mehr eine Augenwischerei der internationalen Politik, die eigentlich nichts verändern möchte.
Ein Zahlenspiel zeigt, wieso dies ein elaborierter Versuch der Volksverdummung ist:

Im ersten Schritt wird das Bruttosozialprodukt des Jahres 2030 geschätzt.
Wenn das Bruttosozialprodukt des Jahres 2005 mit dem Wert 100 angegeben wird und jedes Jahr nur um 1 Prozent steigen würde, dann wäre 2030 bereits der Wert 128,2 erreicht, bei einem durchschnittlichen wirtschaftlichen Wachstum von 2% wäre bereits ein Wert von 164,1 erreicht. Da die APEC auch China umfasst, dass seit mehreren Jahren eine jährliche
wirtschaftliche Steigerung von mehr als 10% (aktuelle Wirtschaftszahlen) aufweist und bis 2030 nur ein Wachstum von durchschnittlich 5% angenommen wird, dann wäre der Wert bereits bei 338,6.

Im zweiten Schritt wird die angenommene Steigerung der Energieeffizienz berechnet.
Die Energieeffizienz des Jahres 2005 wird ebenfalls mit dem Wert 100 dargestellt, im Jahre 2030 soll dieser Wert 75 betragen. Bei einem Wachstum des Bruttosozialproduktes von durchschnittlich 1% würde der Energieverbrauch bei fehlender Energeieffizienz genauso steigen wie die Wirtschaftsleistung. Bei einer Reduktion um 25% würde ein Energieverbrauch auf den Wert 96,2 sinken, es gebe also eine Energieersparnis von 3,8% im gesamten Zeitraum 2005 bis 2030. Bei einem Wachstum von 2% wäre der Wert bei 123,0, also einer Steigerung des Energieverbrauchs um 23% und bei einer einem Wachstum von 5% (China, Vietnam) würde ein Wert von 254 erreicht, der Energieverbrauch also um 154% steigen!

Es passt zum neuen Selbstbild der Partei die Grünen, dass dieser Beschluss fälschlich als
APEC-Staaten erstmals für Ziele bei CO2-Reduzierung bezeichnet wird.

Nichturlauber am Flughafen Barcelona

19.08.07
Es mag viele Definitionen dafür geben, was, wo und wann eine Reise eine Urlaubsreise ist. Erholung sollte auf jeden Fall dabei sein. Doch es gibt Reisende aus einem Land, nennen wir es mal D-Land, die versauen sich auf der Rückreise ihre Laune und damit auch ihre Erholung.

Aus Sicherheitsgründen wegen der langen Anfahrt mit Umsteigen in der Innenstadt hatte ich mich zeitig auf den Weg zum Aeropuerto Internacional de Barcelona El Prat begeben. Es dauerte einige Minuten im Terminal bis ich mich orientiert hatte und mich auf dem Weg zum Schalter von German Wings befand. Eine lange Menschenschlange mit Gepäckwagen erwartete mich. Es gab zwei Schalter, aber nur eine Schlange, die sich kurz vor den Schaltern aufspaltete. Es waren noch mehr als zwei Stunden bis zum Abflug, aber scheinbar war ich mit meinem Sicherheitsdenken nicht alleine.

Eine Warteschlange für zwei Schalter bewegt sich und so ging mindestens einmal in der Minute eine Gepäckladung weiter nach vorne. Eine Frau in meinem Alter, wohlgebräunt, übermäßig genährt, mit künstlich gelocktem, dunkel gefärbten Haar kam in die Schalterhalle zusammen mit einer älteren Frau. Sie versuchten zunächst mit ihrem Gepäckwagen direkt zum Schalter zu gehen. Das Erstaunen war zu sehen, als die Jüngere realisierte, dass die lange Schlange für ihren Flug war. Zunächst machten sich die beiden auf den Weg zum Ende, doch ungefähr auf meiner Höhe querte die Jüngere mit dem Gepäckwagen die Schlange und begab sich von der anderen Seite zum Schalter. Sie wollte offensichtlich eine zweite Warteschlange eröffnen. Ich rief ihr mit gut hörbarer Stimme hinterher, dass diese Warteschlange für beide Schalter ist. Die Jüngere ignorierte diese Bemerkung, aber die Ältere drehte sich um, machte eine entschuldigende Handbewegung und zeigte auf die Jüngere, die bereits mit dem Gepäckwagen direkt hinter der Person stand, die am zweiten Schalter eincheckte. Sowohl die Wartenden vor mir, als auch weitere Wartende sprachen die Jüngere direkt sowohl auf Deutsch als auch auf Español an und wiesen immer wieder auf das Ende der langen Schlange. sie ignorierte alle, auch als eine Frau aus der richtigen Schlange sich vor sie drängte. Der Älteren war dies zunehmend peinlich. Dann checkte dieses unzivilisierte, bürgerliche Gesindel ein.
Was sollte das? Die beiden haben keinen Zeitgewinn gehabt (es waren immer noch mehr als zwei Stunden vor dem Abflug) und sie haben viel böses Blut erzeugt. Alle Reisenden, die sie verärgert hatten, würden sie wieder vor dem Abflug und im Flugzeug begegnen.

Im Abflugbereich gab es eigentlich für alle Flüge Verspätungen von 5-10-20 Minuten und ich konnte gleich mehrmals auf Deutsch hören, wie sich einzelne Reisende aufregten. Vielleicht brauchen Deutsche diesen Kick, um ihren Urlaub abzurunden. Für mich ist dies eine von vielen Merkwürdigkeiten dieser Menschen aus D-Land.


R E L A X !

Normalfall Falschverdacht

11.07.07
Hartmuth von Maltzahn ist Managing Director des Biometrie-Unternehmens L1 und hat heute in einem taz-Interview seine professionelle Meinung zu einer der vielen Gaga-Ideen unseres Staatsfeindes Nr. 1 (Herrn Schäuble) geäußert, nämlich der automatischen biometrischen Erfassung von Gesichtern.
Zum einen sagt er
"es ist klar, dass jedenfalls eine flächendeckende Gesichtserkennung nicht realistisch ist, heute nicht und auch nicht in 50 Jahren.",
aber er sagt auch zum Thema der falschen Erkennung und folgenden Verdächtigung:
"Wenn mir niemand durch die Lappen gehen soll, muss ich viele falsche Treffer in Kauf nehmen. Letztlich müssen das in der Demokratie die Bürger entscheiden. Wer sicher leben will, muss einen gelegentlichen Falschverdacht akzeptieren, der ja schnell wieder aufgeklärt werden kann."
(Hartmuth von Maltzahn im Interview mit Christian Rath)
taz aus Berlin; Mittwoch, 11. Juli 2007, Inland-Redaktion, S. 7.
Der aktuelle Abschlussbericht des Bundeskriminalamts zu einen negativ verlaufenen Projekt der Fotofahnung im Hauptbahnhof Mainz findet sich hier.

Reisevorbereitungen

23.05.07
Nun stehen nur noch hundert Kleinigkeiten auf meiner nie geschriebenen „to do"-Liste, die vor meiner Abreise in den Osten und Südosten Europas zu erledigen sind.
Die einfache Vorfreude hat sich schon längst in freudige Aufregung gesteigert wie im letzten Jahr vor dem Flug nach Helsinki + Tallinn. Doch es gibt wesentliche Unterschiede. Ich reise diesmal ohne angenehme Reisebegleiterin und nach sechs Tagen sind alle weiteren Termine ohne Garantie.

Was reservierungspflichtige Schnellzüge sind, konnte mir selbst Wikipedia nicht erklären. Zwischen Kosice und Bucuresti via Hatvan und Budapest, zwischen Bucuresti und Sibiu via Brasov und schließlich zwischen Sibiu und Bratislava via Budapest verkehren Züge, die mit diesem Hinweis versehen sind.
Ich habe keine guten Erinnerungen an reservierungspflichtige Züge. Damals in Tanzania habe ich mehrmals Züge genutzt und die Strecke von Dar es Salaam nach Moshi am Kilimanjaro war mehrmals ausverkauft. Es brauchte mehrere Versuche bis ich Fahrscheine kaufen konnte. Der eigentlich tägliche Zug bestimmte damit meine Reisepläne. Wegen Überbuchungen hatte ich vorher bereits das abenteuerliche Erlebnis einer Fahrt in der 3. Klasse. 24 Stunden auf einer Holzbank in einen vollständig überfüllten Zug zwischen Dodoma und Kigoma via Tabora.

Die sich abzeichnenden Programmpunkte für meine anstehende Reise klingen sehr vielversprechend. Die Mozartoper in Prag war leider ausverkauft und ich werde nun bestimmt nicht weitere 44 Jahre warten müssen, bis ich meinen ersten (!) Operbesuch erlebe. Die Stadt ist groß und bunt und ich habe mindestens zwei SlowakInnen, die mir ihre bevorzugten Orte zeigen werden.
In Poprad geht es wahrscheinlich auch einmal Richtung Hohe Tatra; Sibiu ist Europäische Kulturhauptstadt und bietet täglich diverse Attraktionen. Während ich abschließend in Bratislava bin, findet dort das
Wilsonic Festival statt.

Kinderkram

15.05.07
Als ich am Wochenende einen guten Freund und seine junge Familie zum Frühstück in Velber besuchte, merkte ich mal wieder, wie schnell die Zeit vergeht. Als ich beiden Jungen zuletzt gesehen hatte, war der Kleinere am Krabbeln und der Größere erkundete die Welt. Nun erkundet der Kleine und der Große definiert die Welt als seine. Ich war offensichtlich bereits wieder ein Fremder für beide Kinder.

Ich verstehe junge Eltern, welche die für Autos definierten inneren Stadtteile verlassen und sich in die Wohnstraßen der Vororte zurückziehen. Auch die Straßen in Velber sehen noch gefährlich aus, sind viel zu breit und als Durchgangsstraßen gebaut. Aber es ist deutlich sicherer als in meiner Straße, wo Idioten durchrasen, um eine Ampelkreuzung zu umgehen.
Es kam noch ein anderes Paar mit einem Sohn und es wurde sich ausgetauscht. Es wurde zwar nicht so gesagt, aber es gab dann auch das Beispiel eines städtischen Kindes, das permanent kränkelt und unter Neurodermitis leidet. Die beiden Söhne hier sind robust und ich habe auch einen der Gründe gesehen. Für das kleine Kind wurde ein Brötchen in kleine Happen zerschnitten und einer davon fiel auf den Boden der Terrasse. Der kleine sammelte den verschmutzten Happen auf und ab in'n Mund. So ist es richtig! Die Eltern hatten es auch gesehen und hatten nicht eingegriffen. Die Mutter berichtete auch von einer aktuellen Studie, die einmal mehr bestätigt, dass Kinder aus einen eher ländlichen Raum einen besseren Immunstatus haben, als großstädtische Kinder. Das kann ich bestätigen. In meiner Familie leidet keiner an Allergien und viele der mir bekannten Allergiker stammen aus städtischen-industriellen Milieus.

Ich bin bei solchen Eltern-Gesprächen vor allen Beobachter. Die Erfahrungen meines Freundes entfernen sich immer weiter von meinen Erfahrungen und es gibt auch nur noch selten gemeinsame Tage, die aber nur selten die alte Vertrautheit erreichen, da in der Regel Kinder oder Frau anwesend sind. Bitte nicht falsch verstehen, da möge kein Vorwurf rausgehört werden. Familie ist das Wichtigste und ich hätte auch gerne Familie!
Bei mir hat es ja kein eigenes Kinderglück gegeben. Zuletzt stellte sich für diese Frage als ich 31 Jahre als war. Die Frau wollte unbedingt ein Kind von mir, aber ich wollte kein Kind mit ihr. Danach bin ich nie weiter als bis zu diesem Kribbeln, das eine Verliebtheit sein kann, gekommen. Tja, und alleine wird zwar eine Frau Mutter, aber kein Mann Vater.

Die Gruppe der Acht

11.05.07
G8-Staaten: Kanada - Frankreich - Deutschland - Italien - Japan - Russland - Großbritannien - USA
Wo steht eigentlich der Block der G8-Staaten im weltweiten Ranking? Der jährliche Weltentwicklungsbericht der Weltbank (für 6 Euro bei der Bpb zu beziehen) liegt mir in seiner aktuellen Ausgabe für 2006 vor und nennt für jedes Land und Territorium viele Zahlen. Ich habe einige Zahlen der G8 addiert:

Bevölkerung: 855,6 Millionen von einer Gesamtbevölkerung der Erde von 6.345,1 Millionen. Die Bevölkerung der G8 entspricht 13,5 Prozent der Weltbevölkerung.

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wird in
Bruttonationaleinkommen (=BNE), Bruttoinlandsprodukt (=BIP) und Bruttonationaleinkommen in Kaufkraftparität (=KKP) ausgewiesen.
Das BNE der G8-Sttaten betrug 2004 26.161,4 Milliarden US-Dollar von weltweit 39.833,6 Milliarden, entsprechend 65,7 Prozent. Das BIP betrug 2004 26.383,272 Milliarden US-Dollar von weltweit 40.887,837 Milliarden, entsprechend 64,5 Prozent. Die KKP reduzierte das Einkommen der G8-Staaten auf 25.387,0 Milliarden US-Dollar von weltweit 55.584,0 Milliarden, entsprechend 45,7 Prozent.
Diese Zahlen sagen noch nicht so viel aus und wurden deshalb in Relation zur Bevölkerungszahl genommen. Das Pro-Kopf-Einkommen (BIP/Bevölkerung) betrug in den G8-Staaten durchschnittlich 30.577 US-Dollar/Jahr und im Rest der Welt 2.491 US-Dollar. Dasselbe in KKP waren es 29.672 US-Dollar/Jahr für die G8-Staaten und 5.501 US-Dollar für den Rest.

Das klingt nach großer wirtschaftlicher Macht, doch dann kam die Frage auf, sind die G8-Staaten immer noch die wirtschaftlich mächtigen Staaten? G8 sind immer noch G7 und Russland, dass nur bei der Bevölkerungszahl sich in den TOP-8 befindet. Bei den wirtschaftlichen Zahlen der Weltbank hat nur China in absoluten Zahlen sich auf Platz 6 vorgedrängt, aber die riesige Bevölkerungszahl führt zu niedrigen Relativwerten. Die Plätze 1-5, 7 und 8 werden von den G7 Staaten eingenommen (USA - Japan - D - UK - F, I, CA) .

Doch eines berücksichtigen diese ganzen Statistiken nicht. Das täglich frei verfügbare Kapital zum Spekulieren (die VWL nennt es immer nur Investitionen) ist höher als das BNE oder BIP von Kanada. Die Macht der Spekulanten und der multinationalen Unternehmen sind die wahren Global Player.

Verkauft Sachsen-Anhalt

08.05.07
Mit großer Spannung verfolgte ich die französischen Wahlen zum Staatsoberhaupt. Waren unsere Nachbarn schon so weit, dass sie wussten, dass es egal ist, ob eine Frau oder ein Mann an der Spitze steht? Würden sie den rechten Opportunisten Sarkozy oder die basisdemokratische (nicht linke!) Royal wählen.
Es wurde leider Sarkozy und die in der Presse genannte Wahlanalyse besagt, dass vor allem ältere Wähler mit großer Mehrheit den Konservativen gewählt hatten (hier geht es zum Wahlergebnis nach Regionen und Departments). Das erinnerte an die deutsche Agonie unter Regierung von Birne, dessen Bräsigkeit stets auf Neue die Mehrheit der älteren Wahlberechtigten ansprach.
Doch die Wahlbeteiligung in Frankreich war die helle Freude. Wer den mündigen Bürger zu einer Meinung motiviert, bringt ihn auch an die Urne.

Doch es wurde nicht nur im Westen gewählt, sondern auch im Osten in Sachsen-Anhalt. Bei einer Wahlbeteiligung von 16,6-22,1 Prozent entblöden sich die Gewählten nicht, die Wahl anzunehmen. Wenn man von nur 8,2 (Saalekreis) bis 15,2
Prozent der Wahlberechtigten zum Landrat gewählt wurde, gebietet es der politische Anstand, dass man das Mandat nicht annimmt.

Darf man eigentlich deutsches Land an einen anderen Staat verkaufen? Die ehemalige DDR versaut außer bei ihren Krippenplätzen alle Statistiken und führte Deutschland bei fast allen Indikatoren auf die mittleren Plätze innerhalb der EU (Eurostat-Portal).
Wie wäre es mit einer Versteigerung an den Meistbietenden? Wenn die Beitrittskandidaten auch mit bieten dürfen, würde selbst die Türkei einige Landkreise und Städte kaufen. Die DDR als Experimentierfeld der europäischen Integration. Die Eingeboren dokumentieren seit Jahren immer wieder, dass es ihnen egal ist, wer sie regiert. Wer sich so selbst endmündig, dem dürfte es egal sein, ob er unter der Regierung des luxemburgischen Großherzogs oder der niederländischen Königin oder dem Einfluss des polnischen Klerus oder türkischer Moscheen lebt.

Zwischenstand Verfassungsfrage

04.05.07
Die Frage nach einer möglichen Abstimmung über die europäische Verfassung ist bisher von erfreulich vielen Lesenden angewählt wurden. Immerhin 52 Personen haben direkt die Adresse der Seite mit meinen Erläuterungen gefunden. Da ich diese Frage bis zum Ende des Europa-Kollegs 2007 stehen lassen werde, möchte ich hier einmal einen Zwischenstand geben.
Mich wundert das Ergebnis. Nachdem zunächst eine satte Mehrheit von Kritikern eine Position angekreuzt haben, sind es zuletzt fast nur noch Befürworter des Verfassungsentwurfs und damit in der Summe nun auch 35% Zustimmung. 18% sind für die Charta der Grundrechte. 41% stimmten für einen neuen Konvent.
Der vorliegende Entwurf eines Vertrag über eine Verfassung für Europa wäre eine gute Grundlage für einen Konvent, der diesen Text auf eine der Zukunft zugewandten Verfassung kürzt.

Europa-Fokus

14.04.07
Die Europäische Union hat in allen Mitgliedsländern Informationszentren, in denen die wichtigsten Publikationen vorliegen und Ansprechpartner für Veranstaltungen vermittelt werden können. In Deutschland bietet jedes Bundesland diesen Service. Hier Hannover ist es das Europäische Informations-Zentrum Niedersachsen (=eiz) am Aegi und es ist eine Abteilung innerhalb der Staatskanzlei vom Ministerpräsidenten Christian Wulff.
Als Eigenpublikation wird etwa zweimal im Jahr der Europa-Fokus herausgegeben, der als
pdf-Datei herunter geladen werden kann oder im Abonnement per Post versandt wird.
Letzte Woche erschien das Heft 2006/2
Europa - woher, wohin? Werte und Finalität in der Europäischen Union. Hier werden Vorträge einer gleichnamigen Tagung, die am 11. November 2006 in Göttingen stattfand dokumentiert.
Eigentlich sollte das
eiz politisch neutral sein, aber nachdem die Landeszentrale für politische Bildung in Niedersachsen aufgelöst wurde, ist politische Bildung und Information auch immer ein Spiegelbild der Landesregierung Auf der Tagung sprachen Wissenschaftler (keine Frauen!), die eine konservative Interpretation des Titels pflegen. Dies steht natürlich im Zusammenhang mit den Ko-Organisatoren von der Europa-Union.

Prof. em. Dr. Manfred Landfester sprach über Die Griechen vom Mittelalter bis in die Moderne. Das Emeritus ist hierbei der wesentliche Titel dieses Alt-Philologen, denn einige seiner Formulierungen sind höflich ausgedrückt altbacken. Ein Beispiel: "Seitdem lebten die alten europäischen Griechen für beinahe 400 Jahre unter osmanischer Herrschaft, also in osmanischer "Gefangenschaft" (S.9). Die in Anführungszeichen gesetzte "Gefangenschaft" wird wenig später noch getoppt: "Natürlich verbanden sich mit den ideellen Motiven der Rettung bedrohter Literatur vor den osmanischen Kulturbarbaren auch ganz handfeste ökonomische Interessen." (S. 11, meine Betonung). Wurden hier einfach die Anführungsstriche vergessen.
Prof. em. Dr. Dr. h.c. János Gulya vertrat in seinem Vortrag Die Latinität und ihre politische Rolle die These das Europa im Mittelalter sprachlich lateinisch, sozial und in seiner Identität christlich war.
Dr. Heinrich Hoffschulte von der Europa-Union sprach über Das Fehlen eines Gottesbezuges im Verfassungsentwurf der Europäischen Union: Sieg der Aufklärung oder Vernachlässigung der eigenen Werte? Nur in vier der am Konvent für eine europäische Verfassung beteiligten Ländern gibt es einen Gottesbezug in der Verfassung: Griechenland, Irland, Polen und Deutschland! Hoffschulte fasst die Debatte zwischen laizistischen und christlichen Positionen zusammen und meint, dass der Verfassungsentwurf deutlich von einem christlichen Menschenbild geprägt ist. Ein ausdrücklicher Bezug in der Präambel deshalb nicht notwendig ist. Die Präambel beginnt übrigens mit "Schöpfend aus dem kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas, aus dem sich die unverletzlichen und unveräußerlichen Rechte des Menschen sowie Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtstaatslichkeit als universelle Werte entwickelt haben, (...)" (Onlineversion)
Der abschließende Vortrag von Prof. Dr. Heinz-Jürgen Axt Europa im Spannungsfeld zwischen Erweiterung und Vertiefung - Herausforderungen für die deutsche Ratspräsidentschaft 2007 thematisiert nicht nur die mögliche Erweiterung, sondern auch den zur Zeit ruhenden Ratifizierungsprozess der Verfassung für Europa.
Es war dieser Text, der mich motivierte hierzu eine neue Umfrage zu starten.

Olfaktorische Wirrung in Braunschweig

11.04.07
Braunschweig Hauptbahnhof, Gleis 5, 08:41 Uhr und plötzlich roch es nach Raubtier.
Als ich am Morgen dem Regionalexpress von Hannover entstieg, war da dieser Geruch, der mich an Raubtiergehege im Zoo Hannover oder Kindheitserinnerungen an einem Zirkus auf dem benachbarten Marktplatz in Zeven erinnerte. Die Menschenmassen stauten sich an der Treppe zur Gleisunterführung und so war Zeit meinen Blick schweifen zu lassen und eine mögliche Quelle für diesen Nasenkitzel zu orten.

Nichts! Waren in einem der abgestellten Güterwaggons Raubtiere von einem Zirkus auf Reisen? Oder kam dieser Geruch von der Kleidung eines der Menschen, die zum Ausgang strömten? Es blieb dann doch nur eine nicht identifizierte Duftwelle.

Ghana und private Adressen

10.04.07
Es ist üblich, dass man Freunden oder guten Bekannten einige Adressen vor einer ersten Reise in ein fremdes Land zusteckt. Wenn dies private Adressen sind, sollten vorher die Personen in diesem Land gefragt und informiert werden. Denn es kann unangenehm werden, wenn plötzlich eine wildfremde Person am Telefon oder sogar an der Haustür sich meldet und sich auf einen gemeinsamen Bekannten bezieht.
Ich erhalte seit etwa drei Jahren immer wieder einmal Anrufe von Ghanaern, die ich nicht kenne und hierzu gibt es zwei Geschichten.

Bis vor einem Jahr erhielt ich mehrmals immer wütendere Anrufe von einer Ghanaerin und einem Ghanaer aus London. Sie erwarteten unter meiner Telefonnummer einen Verwandten aus Ghana zu erreichen. In der Regel sprachen diese Personen einen längeren Text auf meinen Anrufbeantworter. Es war dies ein Gemisch aus Englisch und ich vermute einmal Twi (sprich Dschwi), die Lingua franca in Ghana. Es wurde einer Person ins Gewissen geredet, sich endlich einmal zu melden. 2-3 Mal hatte ich diese Kontaktpersonen aus London selbst am Telefon. Es brauchte auch diese 2-3 Gespräche, bis ich überzeugend klar gemacht hatte, das die gesuchte Person nicht nur heute, sondern nie unter dieser Adresse zu erreichen war, ist und sein wird. Es war auch kein Zahlendreher. Sie hatten meine Telefonnummer als Kontaktadresse erhalten.

Ich habe konkret einen Afro-Deutschen, der in Ghana geboren wurde, in Verdacht, dass er meine Telefonnummer als seine ausgegeben hat, damit die gierige Verwandtschaft ihn nicht mehr mit Geld- und Sachwünschen bzw. Verfluchungen nervt und tyrannisiert. Ich habe vor etwa sechs Jahren jeden Kontakt zu diesen Mann abgebrochen, nachdem er mich schwer beleidigt hat und sich nie entschuldigte. Wir sehen uns auf
Veranstaltungen, die einen Bezug zu Ghana haben, aber wir grüßen uns noch nicht einmal mehr.
Das ist nun einmal ein trauriger Teil der Migration. In Ghana steht Deutschland für ein wirtschaftliches Paradies, in dem es allen Menschen sehr gut geht. Aus der Perspektive eines Taxifahrers (und das ist ein konkreter Job) in Accra kostet eine Flugreise nach Deutschland und zurück mehr als ein Jahresgehalt. Jede Person, die es geschafft hat, einen legalen Aufenthalt in Deutschland zu erreichen, ist ein gemachter Mensch. Das dies nicht mit der Realität dieser Personen in Deutschland übereinstimmt, interessiert niemanden in Accra. Ich kenne einige Menschen aus Ghana, die hier in Hannover unter erbärmlichen Bedingungen leben. Doch von diesen wird erwartet, dass sie bei einem Besuch in Accra Geschenke im Gesamtwert von mehreren tausend Euro für die Familie (und die Familie ist groß, sehr groß) mitbringen. Der Ghanaer, der wohl meine Nummer weiterreichte, klagte einmal bitter, dass die Reisen zur Familie in Accra ihn ruinieren. Fehlender wirtschaftlicher Erfolg wird von den Menschen in Ghana einfach nicht geglaubt.

Und dann gab es früher und aktuell auch Anrufe direkt aus Accra. In der letzten Woche vier Anrufe aus Accra. Mein Anrufbeantworter zeichnet alle Nummern auf, die mindestens dreimal klingen lassen, egal, ob ich abnehme oder die Maschine angeht. +233 243 und +233 249 stehen für Festnetz- und Mobiltelefonnummern aus der Hauptstadt Ghanas. In allen vier Fällen ging ich ans Telefon und sprach jeweils mit demselben Mann, der konkret auch nach "Jürgen" fragte. Ich meldete mich mit meinem Namen und fragte nach seinem. Er sagte ihn auch und fügte hinzu, dass ich ihn nicht kennen würde. Ein nicht genannter gemeinsamer Bekannter hatte ihn die Telefonnummer gegeben. Zweimal wurde das Gespräch von ihn unterbrochen, nachdem ich auf der anderen Seite noch eine weitere Person in Hörweite des Telefons hören konnte. Hat da jemand den Zugriff auf das Telefon von jemanden ausgenutzt und wurde erwischt? Solche Geschichten habe ich in Accra gehört. Die Glücklichen mit einem Festnetzanschluss, die ihr Telefon schützen müssen, damit nicht unerwartet eine hohe Rechnung auf sie zukommt oder Diensttelefone, die für Überseegespräche missbraucht wurden und zur Kündigung der betreffenden Person führten.
Heute gab es zwei weitere Versuche dieses Mannes. Nachdem er bisher nie Anstalten gemacht hatte, sich richtig zu identifizieren oder seinen Kontakt zu mir zu nennen, war meine spontane Reaktion, dass ich nun auflaufen lasse. Im ersten Gespräch sprach ich einfach kein Wort Englisch. Er wurde immer ratloser und nach zwei Minuten war das Gespräch vorbei. Er dachte wohl, dass er diesmal die falsche Nummer gewählt hatte und nur eine Minute später war er wieder am Telefon. Diesmal sagte ich ihn erst auf Deutsch und dann auf Englisch in einem sehr rüden Tonfall "I do not know you, I cut the connection, good bye".

Das ist jetzt keine besondere Härte. Ich habe auf meinen verschiedenen Reisen in fast jeden Land jüngere Erwachsene getroffen, die sich intensiv bemühten mich in ein Gespräch zu verwickeln und schließlich eine Adresse zu bekommen. Auf den ersten Reisen nach Kenya und Tanzania war ich noch so naiv und habe danach über mehr als fünf Jahre Bettelbriefe erhalten. Ich habe mir zur Regel gemacht, dass mich mir bereits bekannte Personen in einen Kreis einführen, so dass es eine eindeutige Verbindung gibt. Ausnahmen sind natürlich meine Arbeits- und Forschungsaufenthalte, wo ich mit Kollegen und Angestellte der besuchten Institutionen viele freundliche Gespräche führte. Ich hatte damit zum Beispiel in Ghana mein eigenes Netzwerk und verbrachte bei jeder Reise stets eine Woche damit, alle Bekannten wieder aufzusuchen.

Es ist siebeneinhalb Jahre her, dass ich zuletzt in Accra war und meine Kontakte in die Stadt sind bis auf eine Adresse langsam eingeschlafen. Menschen aus Ghana, kenne ich nun vor allem, weil sie in Hannover leben.

Archiv: Ganderkesee gibt es nicht

Archiv. Ein Beitrag vom 8. April 2007

Nachdem ich nun bereits mehrmals mit GoogleEarth gespielt habe und dabei meine Neugier über Entwicklungen an Orten, die ich bereits kenne, gestillt habe, begann ich persönliche Ortsmarken zu setzen. In meinen 44 Lebensjahren habe ich schon viele Orte sehr genau kennen gelernt. So wohnte ich zwischen den Spätsommer 1979 und Ende Mai 1982 in der Samtgemeinde Ganderkesee. Als ich nun mit GoogleEarth mich Ganderkesee näherte stieß ich, wie bereits viele Menschen vor mir, auf eine fehlerhafte Darstellung. Ein Großteil der eigentlichen Gemeinde Ganderkesee wird von einer grauen Fläche verdeckt und damit kann ich meine beiden ersten Wohnung in diesem großen Dorf nicht lokalisieren.
Wer eine Erklärung für diesen Fehler sucht findet in einer Googlesuche 30.200 Treffer für die Kombination Ganderkesee - GoogleEarth. Selbst Spiegel Online hat bereits dieser kuriosen Darstellung im Juli 2006 einen Artikel gewidmet. Die Sprecher von GoogleEarth verwiesen darauf, dass es vermutlich einen Darstellungsfehler (zum Beispiel eine verdeckende Wolke) bei der Überfliegung des Ortskerns gegeben hat. Ganderkesee scheint das einzige Beispiel in Deutschland zu sein, wo dieser Fehler mit einer grauen Fläche überdeckt wurde. Natürlich finden sich dann auch schnell Verschwörungstheorien, die von militärischen Sperrflächen, CIA-Flugzeugen oder genmanipulierten Feldern fabulieren.

Ich kenne die Gemeinde Ganderkesee relativ genau und habe in den zweieinhalb Jahren wohl fast jede Straße und jeden Weg mit meinem Fahrrad erkundet. Für die vom Verfolgungswahn geplagten Menschen sei nur gesagt, dass der ach so geheime Flughafen im SW von der grauen Fläche klar zu erkennen ist und die militärischen Flächen und Gebäude deutlich im Osten und Südosten der grauen Fläche identifiziert werden können.

Wenn schon Fehlern unter GoogleEarth berichtet werden sollte, dann sind es die oftmals nicht genau gesetzten Ortsmarken und fehlenden Beschriftungen.

Warst du im Urlaub?

31.03.07
So begrüßte mich gestern meine Nachbarin. sie bezog sich auf meine Gesichtsfarbe, die bereits nicht mehr die winterliche Blässe aufwies. So oft sitze ich denn doch nicht auf dem Balkon. Es lag wohl mal wieder an der Reflexion von einer großen, salzigen Wasserfläche.

Zu einem Aufenthalt in Stade gehört stets ein Spaziergang hinter dem Deich entlang der Elbe. Südöstlich vom endlich stillgelegten Schrottreaktor zwischen Bassenfleth und Twielenfleth gibt es einen etwa 50-100 Meter breiten Sandstrand, der sich über mehr als einem Kilometer erstreckt. Ich empfehle den Parkplatz 53° 36' 39'' N 9° 32' 19'' E für einen Zugang (wie zu sehen habe ich nun GoogleEarth als Referenzsystem). Hier startet in der Regel ein gemeinsamer Spaziergang.
Es ist dies eines der angenehmen Rituale. Ohne viele Worte schlendern wir dann entlang der Wasserlinie und wenn einer der großen Pötte fast schon außer Sicht ist, müssen wir zehn Meter näher an den Deich gehen, wenn die Bug- und Heckwellen auflaufen.
Es war ein sonniger Sonntag und die Kraft unseres Gestirns war bereits als angenehme Wärme im Gesicht zu spüren und das Ergebnis hat nun meine Nachbarin bemerkt.

Filmkritik

31.03.07
Als ich vor kurzem mit meinem sehr geschätzten Messegast im Lindener Nudelhaus saß, entfaltete sich ein Filmgespräch und ich merkte einmal mehr, was für Verlust an interessanten Gesprächen ich durch ihren Wegzug nach Köln erfahren habe. Wir hatten zwei Abende vorher Der gute Hirte gesehen und auf dem Rückweg wurde bereits viel Kritik geübt. Sie fand den Film so enttäuschend, dass sie sofort nach der Einblendung The End aufstand und das Kino verließ. Das hatte ich von ihr noch nie erlebt, denn eigentlich gehört der Abspann mit seiner Musik zum vollständigen Kinoerlebnis.

Ein guter Film braucht eine gute Geschichte oder ein Thema und sollte dann ästhetisch konsequent bebildern. Wir tauschten uns im Restaurant über gute Filme aus und welche Kriterien wir verwenden, um einen Film als gut zu bezeichnen. Uns fielen viel zu viele Produktionen ein, die grundsätzlich eine gute Geschichte erzählen wollten, aber ihr Sujet nicht konsequent verfolgen. Wir haben beide sehr viele Filme im Kino, Fernsehen oder auf Video/DVD gesehen und ich glaube, dass dies für sie auch ein echtes Hobby im Sinne von Freizeitspaß ist.

Da war der Verlust. Meine hannöverschen Freunde gehen auch einmal gerne ins Kino, aber mit ihnen sind selten Filmgespräche möglich, da sie einen Film nur als Film und nicht als einen Beitrag einer Kunstgattung betrachten. Entsprechend besteht hier kein Interesse an ästhetischen Experimenten und damit an einer Auseinandersetzung mit gelungenen Kameraeinstellungen, einem interessanten Schnitt oder dem Einsatz von Filmmusik. Auch scheine ich erheblich mehr Filme gesehen zu haben. Wenn ich im Kneipengespräch Vergleiche ziehe, sind Filmtitel oder Schauspieler oftmals nicht so bekannt, als das ein Gespräch entstehen könnte. Dann bleibt nur ein Monolog darüber, wie und warum ich einen Film bewerte.

Wenn ich im großen, dunklen Saal sitze und der Film ist gut, dann steige ich in die Geschichte ein und es ist nicht so wichtig, ob neben mir ein weiterer Mensch sitzt. Doch vorher und nachher will dieser Film besprochen werden und erst damit wird er zu einer guten Erinnerung.

Renovierungsfreuden

26.03.07
Meine Mutter hatte um Hilfe gebeten und am Wochenende war ich in Stade und strich mit ihr Wände und Decke des Wohnzimmers. Es waren wieder einmal mehr als fünf Jahre vergangen, seitdem ich zuletzt Seitenpinsel und Rolle geführt hatte. Wer täglich und fast ausschließlich am Schreibtisch arbeitet, wird verstehen, wie viel Spaß es macht, mit ruhiger Hand und sicherem Auge zu werken. Es wurde farbig gestrichen und entsprechend war das Ziel, so regelmäßig wie möglich die Farbe aufzutragen.
Als heute beim Frühstück die Sonne den Raum beleuchtete, konnten wir beide sehr zufrieden sein. Jetzt steht nur noch die langwierige Tätigkeit des wieder Einrichtens der Regale und Schränke bevor, aber dies ist stets auch die Gelegenheit zum Sortieren und Ausmisten.
Vielleicht sollte ich auch mal bei mir in Hannover Renovieren und Ausmisten.

Fehlende Europanormen

25.03.07

Wir, die europäischen Völker, bestärken, im Bewusstsein der erreichten Fortschritte der Einigung in friedlichen Gesprächen und den daraus resultierenden Vereinbarungen, die europäischen Institutionen, eine umgehende Lösung für das drängende Problem Kettenschutzvereinheitlichung zu finden.
Verfluchter Kettenschutz für niederländische Fahrräder!

In solchen Momenten wünsche ich mir mehr europäische Normen. Als ich eben das Fahrrad meiner Mutter reparierte, musste ich den Kettenschutz entfernen und fluchte laut und lang und hatte am Ende wie stets schwarze, ölig verschmierte Finger (und das Problem gelöst). In den letzten 25 Jahren habe ich schon viele verschiedene echte niederländische Fahrräder (ich spreche nicht von diesem Schrott, der in Deutschland als Hollandrad verkauft wird) repariert, aber noch nie erlebt, dass ein Kettenschutz einer Marke auch nur ähnlich konstruiert ist, wie der einer anderen Marke. Es sind dies mehrteilige Hartplastikkonstruktionen und entsprechend kann beim Öffnen ein falsch angesetzter Hebel mit einem Schraubenzieher dieses Kunstwerk eines Ingenieurs zerstören. Also heißt es Reingreifen und Ruckeln bis klar wird, in welcher Reihenfolge die Bauteile sich lösen und endlich Zugriff auf Kette, Kettenblatt und das hintere Zahnrad ermöglichen. Beim erfolgreichen Zusammenbau (es waren fünf Teile, durch vier Schrauben gesichert) muss natürlich die umgekehrte Reihenfolge beachtet werden, weil sonst kein fester Verschluss möglich ist.
Der niederländische Kettenkasten ist eine gute Erfindung und reduziert viele Fehlerquellen in der täglichen Nutzung, aber wenn dann mal ein Schaden auftritt, ...
... Zeter, Mordio, ...

NASA - Fotos und Graphiken

20.03.07
In den letzten Tagen sind einmal mehr besonders schöne Fotos auf der täglichen Astropixseite der NASA zu finden. Ein Klick auf das Bild zeigte die Schönheit in ihrer ganzen Pracht.

Vorfrühling in der List

11.03.07
Heute war der erste wirkliche Sonnentag in diesem Jahr und es ist sogar ein Sonntag (kommt nun am Samstag der Sams?).
Im Hinterhof hat der Goldregen bereits wieder seine Farbe verloren. Kätzchen und Knospen sind bereits auf verschiedenen Bäumen zu sehen. Meine Erdbeerpflanzen kriegen bereits frische Blätter. Die Sonne hat nun auch bereits auch wieder ihren Weg in meine nach WNW gerichteten Fenster gefunden. Meine Zimmerpflanzen werden es danken.
Die Kraft der Sonne ist damit auch wieder so groß, dass sie das Glashaus meines Balkons erwärmt. Ich saß dort heute Nachmittag bei 26° Celsius in meinem Liegestuhl und blinzelte über verschiedenen Notizen. Es gibt viele Definitionen für Glück, das ist eine von ihnen.

Eintritt in Hannover und Ticketonline

05.03.07
Der Pavillon hat sich leider wie fast alle anderen Veranstalter in Hannover dem vorgeblichen Service von Ticketonline angeschlossen. Alle Eintrittskarten haben nun das gleiche Design und die Preise sind gestiegen, ohne das deshalb die Künstler mehr Geld bekommen. Früher, und damit meine ich vor etwa 2-3 Jahren, wurde nur dann eine Vorverkaufsgebühr von 10% genommen, wenn eine Karte nicht direkt am Veranstaltungsort gekauft wurde. Jetzt muss überall eine Vorverkaufsgebühr (10% Aufschlag) und eine pauschale Systemgebühr für Ticketonline (€1,00) bezahlt werden.

Fanfare Ciocarlia kostete nun im Vorverkauf €18,60 und an der Abendkasse €19,00. Dieser Vorteil von €0,40 ist fast so unsinnig wie die lächerlich niedrigen Gebühren für Pfandflaschen, die seit ihrer Einführung in den 60-er Jahren nie erhöht wurden. Früher hätte ich diese Karte, wenn ich sie wie auch dieses Mal direkt im Pavillon gekauft hätte, für €16,00 bekommen und mit dem gesparten €3,00 mehr als mein erstes Getränk während der Veranstaltung bezahlt.
Ich nutze nur noch deshalb den Vorverkauf, um bei populären Veranstaltungen zu verhindern, dass ich lange in einer Menschenschlange an der Abendkasse warte oder sogar erleben muss, dass ein Konzert oder eine Lesung ausverkauft ist, was ich zuletzt leider bei Wiglaf Droste erfahren musste.

Nachtruhe

13.02.07
Meine Abende enden zumeist sitzend im Bett mit Lektüre. Oftmals Kurzweiliges, aber manchmal auch ein Roman der leichten bis mittleren Kategorie.
Es ist still um diese Zeit. Nach Mitternacht sind bei mir außer meiner Leselampe alle anderen elektrischen Geräte, die Hintergrundgeräusche liefern könnten, vom Netz genommen.
Was ist zu hören in dieser Zeit. Wenn in der Wohnung über mir eine Person auf dem Flur entlang geht, klingt es in diesen Stunden so laut, als würde dies in meiner Wohnung passieren. Es ist ein altes Haus mit leicht durchhängenden Decken/Böden, die jeweils nach unten Geräusche weitergeben. Etwa einmal die Woche ist sehr spät am Abend Gitarrenspiel von oben zu hören. Der Mann scheint Bob Dylan und andere Komponisten des damals New American Folk zu mögen - Lagerfeuer- oder Mundorgel-Musik. Leider hat er eine grauenhafte Gesangsstimme.
Von unten ist nur sehr selten etwas zu hören, es müssen schon laute Geräusche sein, damit sie zu mir nach oben dringen, so wie manchmal ein Räuspern oder kurzes Husten der ehemaligen Raucherin.
In einer Großstadt alarmiert jeden Abend mehrmals die Sirene eines der Rettungs- und Notfalldienste. Wenn der Wind ungünstig steht, sind die startenden Flugzeuge von den mindestens 10 Kilometer entfernten
HAJ Flughafen Hannover-Langenhagen) zu hören. Aktuell erinnerte der pfeifende Wind daran, dass es selbst in der Stadt extremes Wetter gibt. Es sind dies dann die Geräusche von sich im Wind reibenden Zweigen der Obstbäume und der mächtigen Rosskastanie im Innenhof unseres Quartiers.
Doch ich beschreibe hier gerade die Ausnahmen. In der Regel gibt es zu dieser Zeit für mich nur das Geräusch vom Umblättern der Seiten bis ich schließlich bemerke, dass ich einen Absatz bereits zum zweiten Mal lese und es Zeit ist, das Licht auszuschalten.

This Bird Has Flown

12.02.07
Meine Nichte hat mit 20 Jahren das Nest verlassen und ich konnte ein wenig beim Umzug mithelfen. Hatte ich eigentlich auch schon so viele Sachen, als ich mit 18 Jahren ausgezogen bin? Vielleicht liegt es an diesen zwei Jahren mehr und das Sie seit mehr als einem Jahrzehnt systematisch ausgesteuert wurde und nun gleich einen kompletten Haushalt hat.

Ein ehemaliges kirchliches Krankenhaus mitten in der Altstadt von Deventer ist zu einen großen Wohnkomplex mit Wohngemeinschaften umgebaut wurden. Mehr als 100 junge Menschen leben in Gemeinschaften von etwa fünf Personen und teilen sich jeweils Küche, Bad und WC. Deventer hat viele Studierende und ich hatte in der Wohnung auch das Gefühl in einem modernisierten Studierendenwohnheims zu sein. Doch um hier einzuziehen, ist eine Immatrikulation keine Pflicht. Frei werdende Zimmer werden ausgeschrieben und meine Nichte hatte sich in dieser Gruppe bei einem Abendessen vorgestellt und wurde aufgenommen. Es ist halt doch mehr eine Wohngemeinschaft, auch wenn der Hausverwalter bei längeren Leerstand extern die Zimmer belegen kann.

Nun hat Sie 20 Quadratmeter für sich und darf sich um sich selbst kümmern.
Viel Spaß und Glück!

BIG BROTHER IS WATCHING YOU

01.02.07
Dieser Slogan stammt aus dem Roman 1984 von George Orwell (sehr umfassend hier dargestellt). Er ist das Synonym für den Überwachungsstaat, der mit dem angeblichen Ziel von Ruhe, Ordnung und Gesetzestreue Freiheitsrechte einschränkt.
Ja, es gibt das Grundrecht der informationelle Selbstbestimmung. Den Staat hat es nicht zu interessieren, was seine Bürger machen und er hat kein Recht personenbezogene Daten weiter zu geben, so lange kein Verdacht auf kriminelle Aktivitäten besteht. Die standardisierten Überwachungssysteme von Emails, Telefonaten und vor allem Videoüberwachung machen seit mehreren Jahren alle zu Verdächtigen.
Videoüberwachungen sind besonders weit verbreitet auf der Insel. Ich dachte bisher, dass es sich um einige 10.000 Kameras in London und insgesamt vielleicht 100.000 Kameras im ganzen Land handelt. Gestern wurde in der so genannten Wissenschaftssendung Abenteuer Wissen im ZDF positiv über die Überwachung berichtet, dort wurde von Sicherheitssystemen gesprochen. Dabei wurde darauf verwiesen, dass es etwa 4.200.000 (mehr als vier Millionen!) Überwachungskameras in Großbritannien gibt (siehe den Artikel im englischen Wikipedia). Die hierzu befragten Mitarbeiter von Scotland Yard sagten mit stolz, dass sich kein Mensch in London bewegen kann, ohne dass seine Bewegungen lückenlos beobachten werden können. Alle Aufnahmen werden für mehrere Wochen gespeichert.
Hat ja auch seine Vorteile. Wenn man vergessen hat, wo man gestern war, können die freundliche Leute vom Sicherheitsdienst einen vielleicht weiter helfen. Denn diese Aufzeichnungen sind nicht wirklich geschützt. Zusammenstellungen von Videoaufzeichnungen tauchen immer wieder im Fernsehen und im Internet auf.

Trotz der Überwachung ist London und Großbritannien nicht sicherer als zum Beispiel Hannover und Deutschland. Es ist nicht möglich die Bilder zeitnah auszuwerten.
Eine einfache Rechnung: Wenn ein Mensch gleichzeitig 25 Bildschirme mit Aufnahmen der Kameras kontrolliert, benötigt es für diese 25 Bildschirme mindestens zwei Angestellte um sieben Tage die Woche, die meiste Zeit zu kontrollieren. Das benötigt dann über 300.000 Menschen zum Überwachen plus die Menschen für Technik und Verwaltung für Großbritannien. So mutiert Überwachung zur Jobmaschine.

Archiv US-Observations from Hannover

October 2006
Before my elderly American landlady left to New Jersey I asked her what differences she distinguish to her surroundings in Princeton Junction and Sarasota and daily life in Hannover or Germany in general.


The first thing that came to her mind was "multi color hair". She is always surprised to see adult females with unnatural hair colors. She is used that students from a High School or children on a party have strange colors in their hair. I thought she talks about a color like the red of Franka Potente in LOLA RENNT. No, she is not used to the reddish hair that you can see in almost one in ten brunette haired woman.
The second difference was a unfriendly remark about people in Northern Germany especially Hannover. In her view WE are unfriendly and in our remarks often sourpussy. She likes the Germans in the South that have always a smile on their face and a "Grüß Gott" on their lips. [She simply does not understand our understatements and our sense of humor]
The next observation was related to our transport. There are so many extra small cars in Germany. She assumes that with increasing fuel prices these cars might become popular in the US too. She did not like the chaos of parking cars because of missing parking space in the streets.
A last curiosity for her is that some houses are painted very colorful.