Es gibt Schilder im öffentlichen Raum, die erfüllen nur einen Zweck. Sie dokumentieren, dass auf eine rechtliche und versicherungstechnische Grundlage verwiesen wurde. Dies ist oftmals von lächerlicher Qualität.
200 Meter vor meiner Haustier ist das alte Fabrikgebäude der Bahlsen Keksfabrik, in der sich heute in einem Teil „nur“ noch die zentrale Verwaltung befindet. Das Erdgeschoß ist an Läden, öffentliche und private Einrichtungen verpachtet und entsprechend durchquert eine Passage das Gebäude und kürzt mir damit mehrere hundert Meter zum Lebensmarkt ab. Im Eingangsbereich hängt ein neues Schild. Auf einer durchsichtigen Plexiglasfläche von etwa 15 mal 20 Zentimeter ist ein langer Text in einer 12-Punkt-Schrift gedruckt. Die Wand dahinter hat eine unebene Struktur und die daraus entstehenden feinen Schatten machen es unmöglich den Text auf Anhieb zu lesen. Schließlich konnte ich zumindest die Überschrift entziffern: „Hausordnung“.
Ich bin umgezogen. Seit Januar 2007 lautet die Blogadresse: http://ulaya.blogspot.com/ Hier finden sich alte Beiträge von 2005-06 und hier werden Beiträge aus dem genannten, aktuellen Blog archiviert.
Dienstag, Januar 31, 2006
ARGE – Notizen zur sozialen Realität
Seit der Zusammenfassung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Sozialgeld stehe ich als Arbeitsloser zusammen mit sozial Schwachen regelmäßig in einer Schlange von Bedürftigen, die Unterstützungsleistungen beantragen oder verlängern.
So auch am heutigen Morgen. Um 8:00 Uhr öffneten sich die Türen und ich stand etwa an achter Position. Stimmen im Bassbereich (Männer wie Frauen) zeugten vor und hinter mir vom regelmäßigen Konsum von Tabak und vermutlich Alkohol. Es ist schon wichtig unmittelbar zur Öffnung der Behörde zu erscheinen, da angetrunkene und nach Alkohol stinkende Menschen sich noch nicht einfinden. Als ich an einen Tag Dokumente nachreichte, sah ich die Haute Couture de Rostock (seit der Nazi-Attacke auf eine Ausländerunterkunft und den applaudierenden, sozial schwachen Mitbürgern ein stehender polemischer Ausdruck), also schmutziger, ausgeleiherter Trainingsanzug und konnte diesen Geruch aus einer Mischung von ausgeschwitztem Alkohol und billigem Rasierwasser erleben.
Es gibt keine Vertraulichkeit. Schilder weisen auf den Abstand, den die Wartenden zur Beratungstheke halten sollen. Das klappt auch, aber da diese neue Behörde in einen Zweckbau mit glatten Wänden eingerichtet wurde, ist jedes Wort eines Antragstellenden und die Bemerkungen der Fachleute hinter der Theke klar zu verstehen. Hinter mir gab es Kommentare der Kategorie „Neid“ kombiniert mit dem xenophoben Zusatz, die sollen erst mal Deutsch lernen. Mutter und Großmutter einer Aussiedlerfamilie radebrechten zwanzig Minuten lang ihre Anliegen. Der Kommentar hinter mir war auch nicht klar zu verstehen, da es ein sächsisches Genuschel im restringierten Code war.
Es verging eine Stunde, bis ich mein Anliegen vortragen konnte. Bemüht mit einer klaren, aber nicht so lauten Stimme zu sprechen, wurde mein Versuch der Vertraulichkeit von der Mitarbeiterin konterkariert, da alles von ihr zur Bestätigung mit klaren, deutlicher Stimme wiederholt wurde.
Ich vermute hierbei, nicht bei den beratenden Angestellten oder der lokalen Leitung, sondern bei den Beamten, die dieses Gesetz und seine Ausführungsverordnungen formuliert haben, eine psychologische Intention.
Früher (also vor 14 Monaten!) wurden alle Gespräche (selbst einfache Informationsabfragen) sowohl im Sozialamt als auch in der Agentur für Arbeit stets hinter verschlossen Türen geführt. Nur im Beisein eines Sachbearbeiters und maximal (bei geteilten Büros) eines weiteren Sachbearbeiters und seines „Kunden“ wurden Fragen abgeklärt. Man zog halt vorher eine Nummer und wartete auf seinen Aufruf.
Es ist bekannt, dass bereits früher finanziell Abgesunkene und insbesondere Seniorinnen nicht unbedingt Unterstützungsleistungen vom Staat oder der Kommune beantragten, obwohl sie deutliche Ansprüche haben. Dies wurde und wird als eine Schande und ein Eingeständnis von eigenen Fehlern angesehen. Der Psychostress in der Öffentlichkeit seine Finanzen und Aussichten auf zukünftige Finanzen zu äußern, wird bei unserer kalten Sozialdebatte um „Schmarotzer“, die dem Staat nur auf der Tasche liegen, weitere Personen von einem Antrag auf Unterstützung abhalten. Ich glaube, dies ist intendiert.
Unsere Sozialdebatte verläuft sowieso an der Realität vorbei. „Jeder der arbeiten will, findet auch Arbeit“, ist dabei noch der dümmste und dennoch häufigste Spruch, den ich mir sogar in der Familie anhören musste. Ach ja, 4,5 Millionen Arbeitslosen wollen nicht arbeiten? Dieser Sozialpopulismus ist nicht weit entfernt von der reaktionären Politik für die Menschen, die keine Unterstützung benötigen, aber über Abschreibemodelle und andere Methoden vermutlich pro Person mehr staatliche Mittel abschöpfen, als die Bedürftigen.
Als ich die ARGE verliess, umfasste die Schlange der Wartenden etwa vierzig Personen. Die letzten in der Reihe würden bei der erlebten Bearbeitungszeit je Person noch mehr als zwei Stunden stehend darauf warten, dass sie ihr Anliegen vortragen können.
So auch am heutigen Morgen. Um 8:00 Uhr öffneten sich die Türen und ich stand etwa an achter Position. Stimmen im Bassbereich (Männer wie Frauen) zeugten vor und hinter mir vom regelmäßigen Konsum von Tabak und vermutlich Alkohol. Es ist schon wichtig unmittelbar zur Öffnung der Behörde zu erscheinen, da angetrunkene und nach Alkohol stinkende Menschen sich noch nicht einfinden. Als ich an einen Tag Dokumente nachreichte, sah ich die Haute Couture de Rostock (seit der Nazi-Attacke auf eine Ausländerunterkunft und den applaudierenden, sozial schwachen Mitbürgern ein stehender polemischer Ausdruck), also schmutziger, ausgeleiherter Trainingsanzug und konnte diesen Geruch aus einer Mischung von ausgeschwitztem Alkohol und billigem Rasierwasser erleben.
Es gibt keine Vertraulichkeit. Schilder weisen auf den Abstand, den die Wartenden zur Beratungstheke halten sollen. Das klappt auch, aber da diese neue Behörde in einen Zweckbau mit glatten Wänden eingerichtet wurde, ist jedes Wort eines Antragstellenden und die Bemerkungen der Fachleute hinter der Theke klar zu verstehen. Hinter mir gab es Kommentare der Kategorie „Neid“ kombiniert mit dem xenophoben Zusatz, die sollen erst mal Deutsch lernen. Mutter und Großmutter einer Aussiedlerfamilie radebrechten zwanzig Minuten lang ihre Anliegen. Der Kommentar hinter mir war auch nicht klar zu verstehen, da es ein sächsisches Genuschel im restringierten Code war.
Es verging eine Stunde, bis ich mein Anliegen vortragen konnte. Bemüht mit einer klaren, aber nicht so lauten Stimme zu sprechen, wurde mein Versuch der Vertraulichkeit von der Mitarbeiterin konterkariert, da alles von ihr zur Bestätigung mit klaren, deutlicher Stimme wiederholt wurde.
Ich vermute hierbei, nicht bei den beratenden Angestellten oder der lokalen Leitung, sondern bei den Beamten, die dieses Gesetz und seine Ausführungsverordnungen formuliert haben, eine psychologische Intention.
Früher (also vor 14 Monaten!) wurden alle Gespräche (selbst einfache Informationsabfragen) sowohl im Sozialamt als auch in der Agentur für Arbeit stets hinter verschlossen Türen geführt. Nur im Beisein eines Sachbearbeiters und maximal (bei geteilten Büros) eines weiteren Sachbearbeiters und seines „Kunden“ wurden Fragen abgeklärt. Man zog halt vorher eine Nummer und wartete auf seinen Aufruf.
Es ist bekannt, dass bereits früher finanziell Abgesunkene und insbesondere Seniorinnen nicht unbedingt Unterstützungsleistungen vom Staat oder der Kommune beantragten, obwohl sie deutliche Ansprüche haben. Dies wurde und wird als eine Schande und ein Eingeständnis von eigenen Fehlern angesehen. Der Psychostress in der Öffentlichkeit seine Finanzen und Aussichten auf zukünftige Finanzen zu äußern, wird bei unserer kalten Sozialdebatte um „Schmarotzer“, die dem Staat nur auf der Tasche liegen, weitere Personen von einem Antrag auf Unterstützung abhalten. Ich glaube, dies ist intendiert.
Unsere Sozialdebatte verläuft sowieso an der Realität vorbei. „Jeder der arbeiten will, findet auch Arbeit“, ist dabei noch der dümmste und dennoch häufigste Spruch, den ich mir sogar in der Familie anhören musste. Ach ja, 4,5 Millionen Arbeitslosen wollen nicht arbeiten? Dieser Sozialpopulismus ist nicht weit entfernt von der reaktionären Politik für die Menschen, die keine Unterstützung benötigen, aber über Abschreibemodelle und andere Methoden vermutlich pro Person mehr staatliche Mittel abschöpfen, als die Bedürftigen.
Als ich die ARGE verliess, umfasste die Schlange der Wartenden etwa vierzig Personen. Die letzten in der Reihe würden bei der erlebten Bearbeitungszeit je Person noch mehr als zwei Stunden stehend darauf warten, dass sie ihr Anliegen vortragen können.
Sonntag, Januar 29, 2006
Afrika - Bilder
Ich möchte unbedingt auf den Artikel Zeigt das wahre Afrika! in der Wochenzeitung Die Zeit (Ausgabe 3/2006) verweisen. Viele Autoren haben bereits über das von den Medien geschaffene Ungeheuer Afrika geschrieben. Habe selbst hierzu etwas veröffentlicht. Doch es tut gut, wenn ein Prominenter einmal laut aufschreit und sich über die fehlende Qualität und häufige unseriöse Propaganda, die zum Thema publiziert wird, ausläßt.
Henning Mankell hat in den letzten 30 Jahren viele Erfahrungen vor allem in Mozambik gesammelt. Seine Romane über den Kommissar Wallander sind im besten Sinne populär und verschiedene Geschichten wurden bereits erfolgreich verfilmt. Seit einigen Jahren behandeln einige seiner Geschichte auch Aspekte afrikanischer Geschichte und Realität.
Henning Mankell hat in den letzten 30 Jahren viele Erfahrungen vor allem in Mozambik gesammelt. Seine Romane über den Kommissar Wallander sind im besten Sinne populär und verschiedene Geschichten wurden bereits erfolgreich verfilmt. Seit einigen Jahren behandeln einige seiner Geschichte auch Aspekte afrikanischer Geschichte und Realität.
Montag, Januar 23, 2006
Tatort Stade
Der gestrige Tatort war eine Enttäuschung. Wie ich in meinen Anmerkungen zum Roman von Petros Markaris bereits anmerkte, kann Lokalkolorit sowohl eine Geschichte herausheben, als auch unnötig verschleppen. Gestern war mal wieder die Figur Kommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Hannover im Einsatz und zwar im Umfeld von Stade. Der Tatort aus Niedersachsen ist für mich stets ein Genuss, da die Schauspielerin Maria Furtwängler in ihrer Rolle als Sidekick den wunderbaren Schauspieler Ingo Naujoks als WG-Mitbewohner hat und immer wieder sehr genaue Beobachtungen des ländlichen Lebens meiner Heimat zu sehen sind.
Seitdem meine Mutter in Stade lebt, lerne ich die Stadt und seine Umgebung immer intensiver kennen. Wie merkte meine Mutter im Telefonat nach dem Krimi an; Stade war eigentlich nicht zu sehen und die Geschichte so verworren, dass sie mehrmals an ein Umschalten dachte. Stade, das sind für mich die historische Altstadt (tauchte dreimal auf), die oftmals geraden Straßen im Umland (eine lange Sequenz), die Obstmonokulturen in der Marsch (fehlte) und natürlich die Elbe (fehlte auch).
Realistisch war mal wieder die Verschwiegenheit und die fehlenden Emotionen der eigensinnigen Niedersachsen zwischen Elbe und Weser. Wissen und Einsichten werden selbst auf Nachfrage nicht mitgeteilt und eine verlogene Fassade aus Lächeln in der Öffentlichkeit und ordentlichen Vorgärten wird statt dessen gepflegt.
Seitdem meine Mutter in Stade lebt, lerne ich die Stadt und seine Umgebung immer intensiver kennen. Wie merkte meine Mutter im Telefonat nach dem Krimi an; Stade war eigentlich nicht zu sehen und die Geschichte so verworren, dass sie mehrmals an ein Umschalten dachte. Stade, das sind für mich die historische Altstadt (tauchte dreimal auf), die oftmals geraden Straßen im Umland (eine lange Sequenz), die Obstmonokulturen in der Marsch (fehlte) und natürlich die Elbe (fehlte auch).
Realistisch war mal wieder die Verschwiegenheit und die fehlenden Emotionen der eigensinnigen Niedersachsen zwischen Elbe und Weser. Wissen und Einsichten werden selbst auf Nachfrage nicht mitgeteilt und eine verlogene Fassade aus Lächeln in der Öffentlichkeit und ordentlichen Vorgärten wird statt dessen gepflegt.
Table-Quiz im Café K - Agatha Christie
Gestern war mal wieder Table-Quiz. 40 Fragen in vier Runden und schwupps waren vier Stunden unterhaltsam vergangen. Wir (die Damen der Montagsrunde und ich) nehmen seit dem ersten Termin vor etwa 14 Monaten jedes Mal teil und wir sind nicht die einzigen wiederkehrenden Spieler. Jeder Abend birgt so viele Überraschungen und von Herzen kommende laute Lacher, dass dies auch noch lange so weiter gehen kann.
Gestern waren wir leider mal wieder nur zu zweit, da ein Gospelkonzert für einige Freundinnen eine Alternative war.
Wie stets war das Thema des ersten Fragenblocks vorher in der Werbung bekannt gegeben. Es sollte um Agatha Christie gehen und wir beide hatten uns zumindest die Informationen von Wikipedia durchgelesen. Irgendwie hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass dieses Internetlexikon sehr viel bietet, denn von den vierzehn konkurrierenden Spielteam hatten höchsten 2-3 andere auch vorher sich schlau gemacht.
Die Fragen waren eine bunte Mischung aus der Biographie, der Romane und der Verfilmungen (gelernter Beruf von A.C.; Beruf des zweiten Ehemanns; Partner von Miss Marple und Hercule Poirot; zwei Fragen zur Mousetrap, etc.). Fing gut an und von den acht Fragen, die wir beantworteten waren auch alle korrekt und somit standen wir erst einmal auf den Zwischenplatz 2. Schönes Gefühl, denn der Hauptpreis ist oftmals attraktiv (4 Eintrittskarten für die Kleinkunstbühne TAK gab es diesmal) und wir haben auch bereits vier Mal abgeräumt.
Die nächste Kategorie war dann nichts für uns: „Dinge, die Welt nicht wissen muss“. Wer kennt schon den Bandnamen der Eintagsfliege, die mit „Popcorn“ einen Hit hatte oder die Postleitzahl von Beverly Hills. Magere 2 von 10 Punkten.
Jede Kategorie braucht für die Fragen, Beantwortung, Auswertung, Vorstellung der Antworten und Zwischenstand eine Stunde; also ging es erst nach 22:00 Uhr zum dritten Mal in eine der interessantesten Kategorien: „Was ist am folgenden Satz falsch oder ist er etwa richtig?“. Zehn Sätze werden verlesen und in neun von ihnen ist ein inhaltlicher Fehler eingefügt. Selbst mit zwei Personen gibt es viel Diskussionsbedarf über die Inhalte. Drei Beispiele: „In meiner Fabrik soll der Arbeiter für gute Automobile gutes Geld bekommen, sagte Adam Opel“; „Das Schaffermahl findet seit 1545 im Bremer Rathaus für Kapitäne, Kaufleute und Reeder statt. An der Neptunstafel sitzen sich Männer und Frauen gegenüber“ und „Der zwangsweise eingesetzte Papst Cholestin V. war nur fünf Monate im Amt, bevor er zurücktrat“. Na, was ist falsch oder ist einer der Sätze richtig? Nicht nachschlagen, schlussfolgern und antworten.
Immerhin 5 von 10, auch wenn ich dachte, dass wir mindestens 8 von 10 richtig haben.
Die vierte Kategorie ist stets dieselbe. Buntgemischtes aus den Nachrichten der letzten Wochen und Fragen, die sich nicht in eine Kategorie einfügen lassen. UNESCO-Weltkulturerbe, Tennis in Montreal, Streif, Muleta, der Film Geisha; also eine bunte Mischung und wir verloren heftig an Abstand zu den Führenden. Schließlich nur ein fünfter Platz und damit noch nicht einmal ein Glas Prosecco (obwohl die Sieger vom Nachbartisch uns dann auch je ein Glas einschenkten).
Das Spiel wird immer populärer. Im Café K sind stets alle Tische reserviert und voll besetzt und mehr als zehn andere Kneipen und Cafés veranstalten nunmehr auch solche Fragespiele. Wir haben im Anschluss mit anderen Orten verglichen und das Café K ist weiterhin unvergleichlich, denn hier ist der notwendige Esprit und ein hohes Niveau. Der Quizmaster Peter Düker sagte einmal so ironisch „Abitur und zwei Fremdsprachen sind Mindestanforderung für eine Teilnahme“. Das Siegerteam gewinnt in der Regel mit „nur“ 25-30 Punkten und die schwächsten Teams haben unter 10 Punkte. Doch sie kommen alle wieder.
Bin mal gespannt, was in zwei Wochen das Thema sein wird.
- - - - -
Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge:
Gestern waren wir leider mal wieder nur zu zweit, da ein Gospelkonzert für einige Freundinnen eine Alternative war.
Wie stets war das Thema des ersten Fragenblocks vorher in der Werbung bekannt gegeben. Es sollte um Agatha Christie gehen und wir beide hatten uns zumindest die Informationen von Wikipedia durchgelesen. Irgendwie hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass dieses Internetlexikon sehr viel bietet, denn von den vierzehn konkurrierenden Spielteam hatten höchsten 2-3 andere auch vorher sich schlau gemacht.
Die Fragen waren eine bunte Mischung aus der Biographie, der Romane und der Verfilmungen (gelernter Beruf von A.C.; Beruf des zweiten Ehemanns; Partner von Miss Marple und Hercule Poirot; zwei Fragen zur Mousetrap, etc.). Fing gut an und von den acht Fragen, die wir beantworteten waren auch alle korrekt und somit standen wir erst einmal auf den Zwischenplatz 2. Schönes Gefühl, denn der Hauptpreis ist oftmals attraktiv (4 Eintrittskarten für die Kleinkunstbühne TAK gab es diesmal) und wir haben auch bereits vier Mal abgeräumt.
Die nächste Kategorie war dann nichts für uns: „Dinge, die Welt nicht wissen muss“. Wer kennt schon den Bandnamen der Eintagsfliege, die mit „Popcorn“ einen Hit hatte oder die Postleitzahl von Beverly Hills. Magere 2 von 10 Punkten.
Jede Kategorie braucht für die Fragen, Beantwortung, Auswertung, Vorstellung der Antworten und Zwischenstand eine Stunde; also ging es erst nach 22:00 Uhr zum dritten Mal in eine der interessantesten Kategorien: „Was ist am folgenden Satz falsch oder ist er etwa richtig?“. Zehn Sätze werden verlesen und in neun von ihnen ist ein inhaltlicher Fehler eingefügt. Selbst mit zwei Personen gibt es viel Diskussionsbedarf über die Inhalte. Drei Beispiele: „In meiner Fabrik soll der Arbeiter für gute Automobile gutes Geld bekommen, sagte Adam Opel“; „Das Schaffermahl findet seit 1545 im Bremer Rathaus für Kapitäne, Kaufleute und Reeder statt. An der Neptunstafel sitzen sich Männer und Frauen gegenüber“ und „Der zwangsweise eingesetzte Papst Cholestin V. war nur fünf Monate im Amt, bevor er zurücktrat“. Na, was ist falsch oder ist einer der Sätze richtig? Nicht nachschlagen, schlussfolgern und antworten.
Immerhin 5 von 10, auch wenn ich dachte, dass wir mindestens 8 von 10 richtig haben.
Die vierte Kategorie ist stets dieselbe. Buntgemischtes aus den Nachrichten der letzten Wochen und Fragen, die sich nicht in eine Kategorie einfügen lassen. UNESCO-Weltkulturerbe, Tennis in Montreal, Streif, Muleta, der Film Geisha; also eine bunte Mischung und wir verloren heftig an Abstand zu den Führenden. Schließlich nur ein fünfter Platz und damit noch nicht einmal ein Glas Prosecco (obwohl die Sieger vom Nachbartisch uns dann auch je ein Glas einschenkten).
Das Spiel wird immer populärer. Im Café K sind stets alle Tische reserviert und voll besetzt und mehr als zehn andere Kneipen und Cafés veranstalten nunmehr auch solche Fragespiele. Wir haben im Anschluss mit anderen Orten verglichen und das Café K ist weiterhin unvergleichlich, denn hier ist der notwendige Esprit und ein hohes Niveau. Der Quizmaster Peter Düker sagte einmal so ironisch „Abitur und zwei Fremdsprachen sind Mindestanforderung für eine Teilnahme“. Das Siegerteam gewinnt in der Regel mit „nur“ 25-30 Punkten und die schwächsten Teams haben unter 10 Punkte. Doch sie kommen alle wieder.
Bin mal gespannt, was in zwei Wochen das Thema sein wird.
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Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge:
- 50 Jahre Bundesliga 19.12.2012
- Berühmte Hannoveraner und RTL zu Besuch im Café K 21.11.2010
- Famous Last Words 26.09.2010
- Frühling 26.03.2009
- Quentin Tarantino 08.02.2009
- Schöne Schuhe! 25.01.2009
- Geld 22.04.2008
- Augsburger Puppenkiste 07.04.2008
- Sherlock Holmes 27.02.2008
- Hannover Spezialitäten 11.02.2008
- Leckere Weihnachtsgans 04.12.2007
- Hannoverannerinnen 21.11.2007
- Musikinstrumente 21.10.2007
- Horror und Grusel 23.09.2007
- Swing 20.05.2007
- Radfahrer 07.05.2007
- 1990-er Jahre 23.04.2007
- Wilhelm Busch 11.03.2007
- Rumänien und Bulgarien 25.02.2007
- Klimakatastrophe 29.01.2007
- Loriot 17.01.2007
- Fair Handeln 05.12.2006
- Sächsisch 21.11.2006
- Derrick 22.10.2006
- Von Vögeln 08.10.2006
- Harry Potter 24.09.2006
- Kunst 10.09.2006
- WM Fieber 28.05.2006
- Lindenstraße 15.05.2006
- Mai '68 03.05.2006
- Behörden und Verordnungen 03.04.2006
- Mit Heckenschere und Rasenmäher und mehr 19.03.2006
- Die Welt der Spionage 06.03.2006
- Schlechte alte Witze 05.02.2006
Samstag, Januar 21, 2006
Influenza – Grippe - 4
Nach einen Hinweis von meinem Kollegen aus Berlin habe ich die drei Beiträge zur Influenza, die ich vor neun bis zwölf Tagen veröffentlicht habe, leicht überarbeitet und ergänzt. Sie sollten immer noch gut zu lesen sein.
9. Januar 2006 Influenza - Grippe
10. Januar 2006 Influenza - Grippe: Teil 2 Übertragung vom Tier auf den Menschen
12. Januar 2006 Influenza - Grippe : Nachtrag und Korrektur
9. Januar 2006 Influenza - Grippe
10. Januar 2006 Influenza - Grippe: Teil 2 Übertragung vom Tier auf den Menschen
12. Januar 2006 Influenza - Grippe : Nachtrag und Korrektur
Freitag, Januar 20, 2006
... und der böse Wolf
So, meine Bewerbung Richtung Stuttgart ging vorgestern noch in die Post. Wie stets dauert die Fertigstellung so eines Schreibens mehrere Tage, auch wenn dann schließlich alles wieder mal sehr schnell geht, wenn dann endlich die Worte fließen. Habe mit einem guten Gefühl die Post verlassen. Leider darf ich keine weiteren Emotionen investieren. Bei 200-300 Bewerbungen wird es sehr schwierig werden, zu den fünf Auserwählten zu gehören und zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Als ich gestern mit AB zum zweiten Mal in der Rockkneipe “... und der böse Wolf” saß, plauderten wir bei Bier und der vorzüglichen thailändischen Küche natürlich auch über die geplante Finnlandreise. Da wir beide wegen der Unwägbarkeiten der Arbeit nicht mit Sicherheit wissen, was der Frühsommer bringt und wie viel Belastung auf jeden von uns wartet, und da eine kryptische Email aus Helsinki im Raum stand, machten wir nur Gedankenspiele.
Ja, wir wollen unbedingt nach Finnland. In der Politik heißt dies so schön Tendenzbeschluss.
Aktuelle Nachrichten aus Finnland erneuerten die Einladung. Nächste Woche wird dann alles klar gemacht, da wir uns fürs Kino treffen. “Populärmusik aus Vittula” (Schweden 2004) ist angelaufen und klingt vielversprechend. Dann wird sich vielleicht auch bereits der 1-2-3-Tagestrip nach Tallinn oder Tartu klären.
Vorfreude auf eine Reise ist eine der schönsten Vorfreuden.
Nicht unerwartet, kamen wir auch auf Psychologie und eigene Beobachtungen von Teilnehmenden des EK zu sprechen. Sie ist eine sehr genaue Beobachterin. Im Trubel der wilden 15 Tage bin ich nach einer Woche so erschöpft, dass mir einige Konflikte und emotionale Probleme nicht mehr auffallen.
Der Abend endete ungewöhnlich. Ich habe eine Hausaufgabe gestellt bekommen, die ich auch angenommen habe. Ich soll mal konkret über ein Problem reflektieren. Wie es sich für eine Hausaufgabe gehört, werde ich einen kleinen Aufsatz schreiben.
Ich bin in den letzten Jahren viel zu selten in der LaBi. Heute war ich für eine Recherche mal wieder in unserer größten Bibliothek. Ich sammel stets wie ein Staubsauger Daten zu mehreren Themen. Diesmal war es Amerikaauswanderung aus dem Amt Rotenburg; die Besitzverhältnisse der Familie Henrici und schließlich ein Update meiner Wetterstatistiken. Am Wochenende werde ich meine Datenbanken auffüllen.
Als ich gestern mit AB zum zweiten Mal in der Rockkneipe “... und der böse Wolf” saß, plauderten wir bei Bier und der vorzüglichen thailändischen Küche natürlich auch über die geplante Finnlandreise. Da wir beide wegen der Unwägbarkeiten der Arbeit nicht mit Sicherheit wissen, was der Frühsommer bringt und wie viel Belastung auf jeden von uns wartet, und da eine kryptische Email aus Helsinki im Raum stand, machten wir nur Gedankenspiele.
Ja, wir wollen unbedingt nach Finnland. In der Politik heißt dies so schön Tendenzbeschluss.
Aktuelle Nachrichten aus Finnland erneuerten die Einladung. Nächste Woche wird dann alles klar gemacht, da wir uns fürs Kino treffen. “Populärmusik aus Vittula” (Schweden 2004) ist angelaufen und klingt vielversprechend. Dann wird sich vielleicht auch bereits der 1-2-3-Tagestrip nach Tallinn oder Tartu klären.
Vorfreude auf eine Reise ist eine der schönsten Vorfreuden.
Nicht unerwartet, kamen wir auch auf Psychologie und eigene Beobachtungen von Teilnehmenden des EK zu sprechen. Sie ist eine sehr genaue Beobachterin. Im Trubel der wilden 15 Tage bin ich nach einer Woche so erschöpft, dass mir einige Konflikte und emotionale Probleme nicht mehr auffallen.
Der Abend endete ungewöhnlich. Ich habe eine Hausaufgabe gestellt bekommen, die ich auch angenommen habe. Ich soll mal konkret über ein Problem reflektieren. Wie es sich für eine Hausaufgabe gehört, werde ich einen kleinen Aufsatz schreiben.
Ich bin in den letzten Jahren viel zu selten in der LaBi. Heute war ich für eine Recherche mal wieder in unserer größten Bibliothek. Ich sammel stets wie ein Staubsauger Daten zu mehreren Themen. Diesmal war es Amerikaauswanderung aus dem Amt Rotenburg; die Besitzverhältnisse der Familie Henrici und schließlich ein Update meiner Wetterstatistiken. Am Wochenende werde ich meine Datenbanken auffüllen.
Dienstag, Januar 17, 2006
Absurde Welt der Sozialgesetzgebung
Eigentlich vermeide ich es, über Details meiner Beschäftigung zu schreiben, aber ich muss einen teuren Frust loswerden und dafür sollte ein Tagebuch auch ein virtuelles schließlich der richtige Ort sein. Ich habe heute realisiert, dass ich mindestens 1.050 Euro verloren habe, da meine Beschäftigung und das daraus resultierende Einkommen scheinbar ein nicht vorgesehener Sonderfall in der neuen Gesetzgebung ist.
Als Selbstständiger bin ich es gewohnt, dass ich mein Honorar und Abschläge davon jeweils nach erfolgter Arbeit erhalte. Dies erscheint mir auch als natürlich, denn bis zum ersten Werkstück (Konzept oder Entwurf) kann der Auftraggeber auch nicht bewerten, wie ich arbeite. Dies bedeutet für den finanziellen Haushalt, dass ich in den ersten Monaten einer Beschäftigung von meinen Reserven lebe, die dann mit dem Honorar wieder aufgefüllt werden. So war es bisher.
Nun haben wir Deutschland ein neues Sozialgesetz für Arbeitssuchende und Bedürftige, dass unter dem Namen HARTZ IV für Schrecken und Verarmung sorgt. Eine Bedürftigkeit muss ab dem Tag der Antragstellung auf Unterstützung nachgewiesen werden. Hierzu werden auch alle Sparbücher und Kontoauszüge der letzten Monate bis zum Tag der Antragstellung vorgelegt und überprüft.
Nach der Erstellung der neuen Website für das von mir betreute langfristige Projekt war offensichtlich, dass kein weiterer Vertrag durch einen meiner bisherigen Auftraggeber in den nächsten Monaten zu erwarten war. Auch war keine andere bezahlte Beschäftigung in Aussicht. Die Honorare waren in der Summe so mager, dass ich auch nicht auf eine staatliche Unterstützung für die Sicherung meines Lebensunterhalts verzichten konnte. Ich ging also frühmorgens (dann sind die Schlangen noch übersichtlich) am 6. Dezember zum Arbeitsamt, dass hier nunmehr ARGE „JobCenter in der Region Hannover“ genannt wird, meldete mich erwerbslos und beantragte Mittel zur Unterstützung. Zu diesem Zeitpunkt waren meine finanziellen Reserven deutlich reduziert, da aus meinem letzten größeren Vertrag bisher kein Honorar auf meinem Konto eingegangen war. Die Rechnung hatte ich erst am Ende meines Auftrages übergeben und das war erst 10 Tage her.
Es lief zunächst so ab, wie es mir aus vorheriger Arbeitslosigkeit bereits bekannt war. Nur waren die Formulare länger, die Fragen detaillierter und es mussten deutlich mehr Unterlagen im Original vorgelegt werden. Beim dritten Besuch am dritten Tag lagen alle Dokumente vor und meine Sachbearbeiterin sagte irgend etwas davon, dass ich wahrscheinlich nicht den vollen Satz an Leistungen erhalten würde. Das fand ich zwar ungewöhnlich, aber ich wollte erst einmal den Bescheid abwarten.
Bisher ist es langweilige Verwaltung, doch mit dem Bescheid, der mich in Weihnachtstagen erreichte, erfuhr ich die Merkwürdigkeit der neuen Gesetzgebung. Der Bescheid wies mir Mittel von knapp über 400 Euro pro Monat für Dezember und Januar zu. Mein ausstehendes Honorar für meinen Werkvertrag September-November 2005 wurde als Einkommen für Dezember 2005-Januar 2006 angesehen. Das musste doch ein Fehler sein!
Nach langer Bedenkzeit und den Versuch den Bescheid zu verstehen, legte ich letzte Woche schriftlich Widerspruch ein. Gestern und heute gab es insgesamt zwei Stunden Beratung durch eine Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, die ich privat kenne. Der Bescheid ist ihrer Meinung nach korrekt. Das neue Gesetz sei eindeutig. Eine Einnahme zählt dann, wenn sie zur Verfügung steht. Mein Honorar für das Vorjahr steht mir erst jetzt zur Verfügung und entsprechend muss dieses Honorar anteilig von meinen Ansprüchen auf Unterstützung abgezogen werden. Das ich von Oktober bis Dezember keine Einnahmen hatte, zählt nicht, denn als Selbstständiger ist es meine eigene Verantwortung, dass ich regelmäßige Einnahmen habe. Werkverträge werden aber nun einmal nachträglich vergütet und entsprechend leben Selbstständige wie ich dazwischen in einer prekären Situation. Da werden finanzielle Reserven angetastet und aufgezehrt und Einnahmeeingänge eines Projektes erfolgen, während bereits im nächsten Projekt gearbeitet. Ich hätte, wurde mir gesagt, bereits Ende September meinen Antrag auf Unterstützung stellen müssen. Und da wird es absurd. Dieser größere Werkvertrag hatte ein zunächst nicht absehbares Arbeitsende. Vom Auftragsvolumen her hätte ich auch noch deutlich länger dort arbeiten können, aber drei Wochen vor dem tatsächlichen Ende wurde mir gesagt, dass ich innerhalb der nächsten drei Wochen das Projekt abschliessen müsse und meine Arbeitsergebnisse vorlegen sollte. Ich hatte zu dieser Zeit sogar schon wieder einen kleinen Folgeauftrag und entsprechend war während der gesamten Arbeitszeit nie ein Gedanke aufgekommen, mich auf Vorrat als Bedürftiger zu melden und Mittel zu beantragen. Nachträglich dürfen keine Mittel ausgeschüttet werden und wie schon gesagt, dass Gesetz ist eindeutig.
Ich könnte vor Wut schreien, aber das bringt ja gar nichts. Das absurde Gesetz führt dazu, dass ich mindestens 1.050 Euro von meinem Honorar verliere, da das Geld jetzt erst ausgezahlt wird. Meine finanziellen Reserven darf ich damit nicht auffüllen, da nach dem Gesetz erwartet wird, dass diese Ersparnisse für die Zukunft seien und deshalb überhaupt nicht angerührt werden. Man merkt, da haben Beamte, die nur in Kategorien von unbefristeten 40-Stunden-Wochen-Berufen denken, ein Gesetz verfasst, dass Menschen ohne geregelten Einkommen nicht korrekt erfasst.
Als Selbstständiger bin ich es gewohnt, dass ich mein Honorar und Abschläge davon jeweils nach erfolgter Arbeit erhalte. Dies erscheint mir auch als natürlich, denn bis zum ersten Werkstück (Konzept oder Entwurf) kann der Auftraggeber auch nicht bewerten, wie ich arbeite. Dies bedeutet für den finanziellen Haushalt, dass ich in den ersten Monaten einer Beschäftigung von meinen Reserven lebe, die dann mit dem Honorar wieder aufgefüllt werden. So war es bisher.
Nun haben wir Deutschland ein neues Sozialgesetz für Arbeitssuchende und Bedürftige, dass unter dem Namen HARTZ IV für Schrecken und Verarmung sorgt. Eine Bedürftigkeit muss ab dem Tag der Antragstellung auf Unterstützung nachgewiesen werden. Hierzu werden auch alle Sparbücher und Kontoauszüge der letzten Monate bis zum Tag der Antragstellung vorgelegt und überprüft.
Nach der Erstellung der neuen Website für das von mir betreute langfristige Projekt war offensichtlich, dass kein weiterer Vertrag durch einen meiner bisherigen Auftraggeber in den nächsten Monaten zu erwarten war. Auch war keine andere bezahlte Beschäftigung in Aussicht. Die Honorare waren in der Summe so mager, dass ich auch nicht auf eine staatliche Unterstützung für die Sicherung meines Lebensunterhalts verzichten konnte. Ich ging also frühmorgens (dann sind die Schlangen noch übersichtlich) am 6. Dezember zum Arbeitsamt, dass hier nunmehr ARGE „JobCenter in der Region Hannover“ genannt wird, meldete mich erwerbslos und beantragte Mittel zur Unterstützung. Zu diesem Zeitpunkt waren meine finanziellen Reserven deutlich reduziert, da aus meinem letzten größeren Vertrag bisher kein Honorar auf meinem Konto eingegangen war. Die Rechnung hatte ich erst am Ende meines Auftrages übergeben und das war erst 10 Tage her.
Es lief zunächst so ab, wie es mir aus vorheriger Arbeitslosigkeit bereits bekannt war. Nur waren die Formulare länger, die Fragen detaillierter und es mussten deutlich mehr Unterlagen im Original vorgelegt werden. Beim dritten Besuch am dritten Tag lagen alle Dokumente vor und meine Sachbearbeiterin sagte irgend etwas davon, dass ich wahrscheinlich nicht den vollen Satz an Leistungen erhalten würde. Das fand ich zwar ungewöhnlich, aber ich wollte erst einmal den Bescheid abwarten.
Bisher ist es langweilige Verwaltung, doch mit dem Bescheid, der mich in Weihnachtstagen erreichte, erfuhr ich die Merkwürdigkeit der neuen Gesetzgebung. Der Bescheid wies mir Mittel von knapp über 400 Euro pro Monat für Dezember und Januar zu. Mein ausstehendes Honorar für meinen Werkvertrag September-November 2005 wurde als Einkommen für Dezember 2005-Januar 2006 angesehen. Das musste doch ein Fehler sein!
Nach langer Bedenkzeit und den Versuch den Bescheid zu verstehen, legte ich letzte Woche schriftlich Widerspruch ein. Gestern und heute gab es insgesamt zwei Stunden Beratung durch eine Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, die ich privat kenne. Der Bescheid ist ihrer Meinung nach korrekt. Das neue Gesetz sei eindeutig. Eine Einnahme zählt dann, wenn sie zur Verfügung steht. Mein Honorar für das Vorjahr steht mir erst jetzt zur Verfügung und entsprechend muss dieses Honorar anteilig von meinen Ansprüchen auf Unterstützung abgezogen werden. Das ich von Oktober bis Dezember keine Einnahmen hatte, zählt nicht, denn als Selbstständiger ist es meine eigene Verantwortung, dass ich regelmäßige Einnahmen habe. Werkverträge werden aber nun einmal nachträglich vergütet und entsprechend leben Selbstständige wie ich dazwischen in einer prekären Situation. Da werden finanzielle Reserven angetastet und aufgezehrt und Einnahmeeingänge eines Projektes erfolgen, während bereits im nächsten Projekt gearbeitet. Ich hätte, wurde mir gesagt, bereits Ende September meinen Antrag auf Unterstützung stellen müssen. Und da wird es absurd. Dieser größere Werkvertrag hatte ein zunächst nicht absehbares Arbeitsende. Vom Auftragsvolumen her hätte ich auch noch deutlich länger dort arbeiten können, aber drei Wochen vor dem tatsächlichen Ende wurde mir gesagt, dass ich innerhalb der nächsten drei Wochen das Projekt abschliessen müsse und meine Arbeitsergebnisse vorlegen sollte. Ich hatte zu dieser Zeit sogar schon wieder einen kleinen Folgeauftrag und entsprechend war während der gesamten Arbeitszeit nie ein Gedanke aufgekommen, mich auf Vorrat als Bedürftiger zu melden und Mittel zu beantragen. Nachträglich dürfen keine Mittel ausgeschüttet werden und wie schon gesagt, dass Gesetz ist eindeutig.
Ich könnte vor Wut schreien, aber das bringt ja gar nichts. Das absurde Gesetz führt dazu, dass ich mindestens 1.050 Euro von meinem Honorar verliere, da das Geld jetzt erst ausgezahlt wird. Meine finanziellen Reserven darf ich damit nicht auffüllen, da nach dem Gesetz erwartet wird, dass diese Ersparnisse für die Zukunft seien und deshalb überhaupt nicht angerührt werden. Man merkt, da haben Beamte, die nur in Kategorien von unbefristeten 40-Stunden-Wochen-Berufen denken, ein Gesetz verfasst, dass Menschen ohne geregelten Einkommen nicht korrekt erfasst.
Montag, Januar 16, 2006
Unterrichtsmaterialien
Ein großes Paket aus Bremerhaven kam an. Die Unterrichtsmaterialien für das DAH liegen nunmehr gedruckt vor und mir wurden mehrere Belegexemplare zugesandt. Was ein Graphikbüro doch aus den von mir erstellten Fragebögen für die Mittel- und die Oberstufe und den Vor- und Nachbereitungsmaterialen für Grundschule, Mittel- und Oberstufe gemacht hat. Ich hatte bereits eine großzügige Seitenaufteilung vorgeschlagen, doch die beiden Fragebögen wurden sogar 8 A4-Seiten lang und die Materialien 18, 40 bzw. 48 Seiten lang. Besonders wichtig ist mir, dass im Gegensatz zur Broschüre über das EK diesmal auch mein Name auf dem Schmutztitel steht.
Zwei Belegexemplare sind bereits im Verteiler und gehen Lehrerinnen zu, die mich unterstützt haben. Denn wie sollte ich wissen, wie Schülerinnen und Schüler der Grundschulen und der Mittelstufe in den Nullerjahren denken und arbeiten. Das ist nun einmal ein Wissen, dass nicht erlesen werden kann. Während der Erstellung der Materialien spielte ich bei meinen Besuchen in Bremerhaven auch stets stilles Mäuschen und lauschte den Gesprächen und Erläuterungen von Lernenden und Lehrenden, die ohne Materialien das Museum besuchten.
Die Materialien enden mit einer Bibliographie. Zuerst die Wissenschaft und die Literatur. Unter den literarischen Verarbeitungen des Themas Auswanderung und Verlust der alten Heimat hatte ich im Scherz auch Douglas Adams mit seinem Per Anhalter durch die Galaxis angegeben
und
Zwei Belegexemplare sind bereits im Verteiler und gehen Lehrerinnen zu, die mich unterstützt haben. Denn wie sollte ich wissen, wie Schülerinnen und Schüler der Grundschulen und der Mittelstufe in den Nullerjahren denken und arbeiten. Das ist nun einmal ein Wissen, dass nicht erlesen werden kann. Während der Erstellung der Materialien spielte ich bei meinen Besuchen in Bremerhaven auch stets stilles Mäuschen und lauschte den Gesprächen und Erläuterungen von Lernenden und Lehrenden, die ohne Materialien das Museum besuchten.
Die Materialien enden mit einer Bibliographie. Zuerst die Wissenschaft und die Literatur. Unter den literarischen Verarbeitungen des Themas Auswanderung und Verlust der alten Heimat hatte ich im Scherz auch Douglas Adams mit seinem Per Anhalter durch die Galaxis angegeben
und
der Titel
findet sich auch in den gedruckten Materialien.
Gelungener Klingelstreich
Habe bisher nie vergessen, am Geburtstag meiner Schwester persönliche oder zumindest telefonische Glückwünsche zu übermitteln. Gestern wurde ich aus dem Schlaf hoch geschreckt. Es dauerte einige Momente bis ich klar erkannte, das etwas immer wieder läutet und dabei lauter wird. Schließlich wußte ich, es muss mein Handy sein. Ich hatte es nicht sofort erkannt, da es erst 3-4 mal seit der Anschaffung vor einem halben Jahr geklingelt hat.
Schließlich fand ich das Handy und dort leuchtete „Erinnerung ...“. Es war mein Organizer! Ha, ha und dies um 7 Uhr morgens.
Mit klaren Kopf fand ich heute das Unterprogramm, wo diese Erinnerung eingegeben wurde. Es muss noch eine Geburtstagserinnerung des Vorbesitzers sein, da die beiden Namen mir nichts sagten. Leider fand ich keinen generellen Zugang zu allen Einträgen. Entweder ich kontrolliere nun einzeln alle 365 Tage oder es gibt möglicherweise weitere klingelnde Erinnerungen.
Schließlich fand ich das Handy und dort leuchtete „Erinnerung ...“. Es war mein Organizer! Ha, ha und dies um 7 Uhr morgens.
Mit klaren Kopf fand ich heute das Unterprogramm, wo diese Erinnerung eingegeben wurde. Es muss noch eine Geburtstagserinnerung des Vorbesitzers sein, da die beiden Namen mir nichts sagten. Leider fand ich keinen generellen Zugang zu allen Einträgen. Entweder ich kontrolliere nun einzeln alle 365 Tage oder es gibt möglicherweise weitere klingelnde Erinnerungen.
Sonntag, Januar 15, 2006
ARTE TV
Gestern Abend sah ich erstmals Das Forum der Europäer, eine wöchentliche bilinguale Diskussion auf unserem Kulturkanal ARTE. Eine französische und ein deutscher Redakteur diskutierten mit einem französischen Publizisten und einem ungarischen Chefredakteur über das Thema „Die Zukunft liegt im Osten!“. Es wurde direkt übersetzt und so konnte in drei Sprachen diskutiert werden und dennoch ohne Probleme den Ausführungen gefolgt werden.
Neben der Diskussion wurden Filmbeiträge aus der Slowakei, Estland und Polen eingespielt.
Der Beitrag aus Estland war für mich revolutionär. Ich hatte bereits gehört und gelesen, dass die regierende Elite deutlich jünger als in anderen Staaten ist. Der ehemalige Ministerpräsident (jetziger Oppositionsführer) und der Außenminister wurden vorgestellt. Der Ministerpräsident verwies darauf, dass er mit Anfang 30 sehr jung war, als er die Regierung übernahm, aber das sowohl sein Außen- als auch sein Finanz- und Justizminister noch jünger waren. Eine Anekdote aus dem Beginn seiner Regierungszeit zeigt wie ungewöhnlich das Kabinett war. Zum Antrittsbesuch in Brüssel bei der Europäischen Kommission wurde der Ministerpräsident von den Sicherheitskräften gefragt, wo denn der Ministerpräsident sei.
Das folgende Gespräch startete mit einer Befragung des ungarischen Journalisten. Leider war der junge Chefredakteur aus Budapest sehr handzarm. Die gezielten Provokationen der anderen drei Diskutanten wurden stets windelweich erwidert, à la „so könnte man das auch sehen“. Er sagte zwar, dass der Wunsch Menschen ohne kommunistische Vergangenheit in Führungspositionen zu bringen, viele sehr junge Menschen bereits während des Studiums in Verantwortung führte. Doch dies führt nun dazu, dass sowohl in Ungarn als auch in Estland, eine Mentalität von hire & fire entstanden ist und die neuen Jungen (25 Jahre) nun die neuen Alten (35+) von ihren Positionen verdrängen wollen.
Ich finde es gut, wenn junge Menschen früh Verantwortung übernehmen können, vor allem weil dann bestimmte Denkblockaden noch nicht bestehen und scheinbar Unmögliches ausprobiert und möglicherweise erfolgreich initiiert wird. Ich argumentiere selbst ja von keiner etablierten Position -also nicht als ein Besitzstandswahrer-, wie die drei westeuropäischen Journalisten, da mir regelmäßige Arbeitslosigkeit für mehrere Monate nicht fremd ist.
Dennoch folge ich allen vier Diskutanten in ihrer Meinung, vor einigen Folgen von volkswirtschaftlichen Experimenten zu warnen. Für Wirtschaftswissenschaftler mag zum Beispiel eine flat tax überzeugend erscheinen, aber das gesamte Sozialsystem wird ausgehöhlt und innerhalb weniger Jahre extreme Unterschiede im verfügbaren Einkommen geschaffen. Gleichzeitig werden Korruption und andere Kriminalität mit dem neuen Motto get rich in a few years gefördert. Von den kommenden sozialen Unruhen möchte ich gar nicht spekulieren. Es entwickelt sich etwas das Elemente des sogenannten Manchester Kapitalismus des 19. Jahrhunderts mit dem aktuellen American Way of Life unter „W“ kombiniert.
Das Forum der Europäer ist eine Sendung, die ich mir öfter anschauen werde! Am 28. Januar 2006 um 19.00 Uhr geht es um das Thema: Ist Europa fremdenfeindlich.
Neben der Diskussion wurden Filmbeiträge aus der Slowakei, Estland und Polen eingespielt.
Der Beitrag aus Estland war für mich revolutionär. Ich hatte bereits gehört und gelesen, dass die regierende Elite deutlich jünger als in anderen Staaten ist. Der ehemalige Ministerpräsident (jetziger Oppositionsführer) und der Außenminister wurden vorgestellt. Der Ministerpräsident verwies darauf, dass er mit Anfang 30 sehr jung war, als er die Regierung übernahm, aber das sowohl sein Außen- als auch sein Finanz- und Justizminister noch jünger waren. Eine Anekdote aus dem Beginn seiner Regierungszeit zeigt wie ungewöhnlich das Kabinett war. Zum Antrittsbesuch in Brüssel bei der Europäischen Kommission wurde der Ministerpräsident von den Sicherheitskräften gefragt, wo denn der Ministerpräsident sei.
Das folgende Gespräch startete mit einer Befragung des ungarischen Journalisten. Leider war der junge Chefredakteur aus Budapest sehr handzarm. Die gezielten Provokationen der anderen drei Diskutanten wurden stets windelweich erwidert, à la „so könnte man das auch sehen“. Er sagte zwar, dass der Wunsch Menschen ohne kommunistische Vergangenheit in Führungspositionen zu bringen, viele sehr junge Menschen bereits während des Studiums in Verantwortung führte. Doch dies führt nun dazu, dass sowohl in Ungarn als auch in Estland, eine Mentalität von hire & fire entstanden ist und die neuen Jungen (25 Jahre) nun die neuen Alten (35+) von ihren Positionen verdrängen wollen.
Ich finde es gut, wenn junge Menschen früh Verantwortung übernehmen können, vor allem weil dann bestimmte Denkblockaden noch nicht bestehen und scheinbar Unmögliches ausprobiert und möglicherweise erfolgreich initiiert wird. Ich argumentiere selbst ja von keiner etablierten Position -also nicht als ein Besitzstandswahrer-, wie die drei westeuropäischen Journalisten, da mir regelmäßige Arbeitslosigkeit für mehrere Monate nicht fremd ist.
Dennoch folge ich allen vier Diskutanten in ihrer Meinung, vor einigen Folgen von volkswirtschaftlichen Experimenten zu warnen. Für Wirtschaftswissenschaftler mag zum Beispiel eine flat tax überzeugend erscheinen, aber das gesamte Sozialsystem wird ausgehöhlt und innerhalb weniger Jahre extreme Unterschiede im verfügbaren Einkommen geschaffen. Gleichzeitig werden Korruption und andere Kriminalität mit dem neuen Motto get rich in a few years gefördert. Von den kommenden sozialen Unruhen möchte ich gar nicht spekulieren. Es entwickelt sich etwas das Elemente des sogenannten Manchester Kapitalismus des 19. Jahrhunderts mit dem aktuellen American Way of Life unter „W“ kombiniert.
Das Forum der Europäer ist eine Sendung, die ich mir öfter anschauen werde! Am 28. Januar 2006 um 19.00 Uhr geht es um das Thema: Ist Europa fremdenfeindlich.
Samstag, Januar 14, 2006
Diplo Dezember 2005
Seit heute ist die Januarausgabe der Le Monde Diplomatique an gut sortierten Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen zu haben und damit sind nun auch die Artikel der Dezemberausgabe im Internet frei zugänglich. Von der letzten Ausgabe möchte ich auf drei Artikel verweisen.
Der Mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes schreibt in seinem Lob des Romans oder Die Rettung der Wahrheit durch die Lüge einmal mehr über Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra. Er versucht erklären, warum dieser Roman bis heute weiterhin regelmäßig in hoher Auflage verkauft wird.
Mohammed Harbi widmet sich den Nachwirkungen des Algerienkriegs. Es ist immer wieder erfrischend einen Perspektivenwechsel (hier die algerische Sichtweise) zu erlesen. Es geht u.a. um die Frage welche Interdependenzen bis heute zwischen Frankreich und Algerien bestehen.
Im Dezember sind endlich auch in der Diplo drei Artikel zu den Unruhen in Frankreich erschienen. Die deutsche Sicht in den Medien erschien mir oftmals höflich gesagt merkwürdig und war für mich ein Zeugnis dafür, dass selbst in der Gruppe der Journalisten viele noch nicht die deutsche Realität als Einwanderungsstaat begriffen haben oder nicht begreifen wollen. Ich denke dabei an das Heute Journal mit seinen Live-Schaltungen nach Berlin-Kreuzberg und den fast sehnsüchtigen Warten auf einen Knall in diesem angeblich türkisch dominierten Stadtteil.
Laurent Bonelli und Dominique Vidal liefern zwei französische Sichtweisen und Peter Loizos London ist nicht Paris. Das britische Modell - praktisch, belastbar, aber längst nicht ideal versucht zu erklären, warum die Unruhen in französischen Vorstädten dort und nur dort in dieser Form ausgebrochen sind und warum die Konflikte in anderen europäischen Staaten mit einem hohen Anteil von Einwanderern nicht diese Intensität entwickelten.
Der Mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes schreibt in seinem Lob des Romans oder Die Rettung der Wahrheit durch die Lüge einmal mehr über Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra. Er versucht erklären, warum dieser Roman bis heute weiterhin regelmäßig in hoher Auflage verkauft wird.
Mohammed Harbi widmet sich den Nachwirkungen des Algerienkriegs. Es ist immer wieder erfrischend einen Perspektivenwechsel (hier die algerische Sichtweise) zu erlesen. Es geht u.a. um die Frage welche Interdependenzen bis heute zwischen Frankreich und Algerien bestehen.
Im Dezember sind endlich auch in der Diplo drei Artikel zu den Unruhen in Frankreich erschienen. Die deutsche Sicht in den Medien erschien mir oftmals höflich gesagt merkwürdig und war für mich ein Zeugnis dafür, dass selbst in der Gruppe der Journalisten viele noch nicht die deutsche Realität als Einwanderungsstaat begriffen haben oder nicht begreifen wollen. Ich denke dabei an das Heute Journal mit seinen Live-Schaltungen nach Berlin-Kreuzberg und den fast sehnsüchtigen Warten auf einen Knall in diesem angeblich türkisch dominierten Stadtteil.
Laurent Bonelli und Dominique Vidal liefern zwei französische Sichtweisen und Peter Loizos London ist nicht Paris. Das britische Modell - praktisch, belastbar, aber längst nicht ideal versucht zu erklären, warum die Unruhen in französischen Vorstädten dort und nur dort in dieser Form ausgebrochen sind und warum die Konflikte in anderen europäischen Staaten mit einem hohen Anteil von Einwanderern nicht diese Intensität entwickelten.
Donnerstag, Januar 12, 2006
Influenza - Grippe: Nachtrag und Korrektur
Eine notwendige Korrektur der auch von mir verwendeten Zahlen zur Mortalität, der durch den Influenza-A Subtyp H5N1 infizierten Menschen, ist notwendig. Meine Zahlen basierten auf den von der Weltgesundheitsbehörde WHO bestätigten, kumulierten Zahlen von Infizierten und Toten. Die WHO nennt aktuell 163 Fälle mit bisher 79 Toten in sechs Ländern (Vietnam, Thailand, Indonesien, China, Kambodscha und die Türkei). Dies würde eine Fallmortalität von 48 Prozent bedeuten. Doch die Erkrankungsfälle erfassen nur die klinisch betreuten Erkrankungen, in denen ein Antikörpertest auf H5N1 vorgenommen wurde.
In der aktuellen Ausgabe der >Archives of Internal Medicine< wird eine Studie unter der Leitung von Anna Thorson vom Karolinska Institutet in Schweden veröffentlicht. Sie haben über 45.000 Menschen im ländlichen Vietnam zu aktuellen eigenen Erkrankungen befragt. Mehr als 8.000 haben Symptome, die auch bei einer Influenza auftreten, beschrieben. Die Wissenschaftler schätzen, dass davon etwa 650 bis 750 Personen tatsächlich eine Infektion von Influenzaviren des Subtyp H5N1 durchlebt haben. Vietnam hat nach WHO-Statistik bisher 93 bestätigte Infektionen mit 42 Toten. Diese Mortalitätsrate von 45 Prozent reduziert sich durch die neue Studie auf „nur noch“ 5-7 Prozent. Mit den verbesserten Testverfahren und der größeren Überprüfung von möglichen Krankheitsfällen reduziert sich die Mortalitätsrate von nachweislich Infizierten zum Beispiel in der Türkei bereits auf 20 Prozent. Wenn hierzu noch die „natürliche Immunität“ vieler Menschen gegenüber Influenzaviren berücksichtigt wird, reduzieren sich die Zahlen weiter. Dies sind weiterhin erschreckende Zahlen und Aussichten auf die kommende Pandemie.
Eine neue Influenza Pandemie hat das Potential 100 Prozent der Weltbevölkerung zu infizieren. Bei der Influenza ist aus den vorherigen Pandemien bekannt, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der Infizierten keine oder nur schwache Krankheitssymptome zeigt. Mit ist bisher keine überzeugende Erklärung für diese natürliche Immunität gegenüber einen neuen Virussubtyp bekannt.
Anders gesagt, die Welt geht nicht unter ...
In der aktuellen Ausgabe der >Archives of Internal Medicine< wird eine Studie unter der Leitung von Anna Thorson vom Karolinska Institutet in Schweden veröffentlicht. Sie haben über 45.000 Menschen im ländlichen Vietnam zu aktuellen eigenen Erkrankungen befragt. Mehr als 8.000 haben Symptome, die auch bei einer Influenza auftreten, beschrieben. Die Wissenschaftler schätzen, dass davon etwa 650 bis 750 Personen tatsächlich eine Infektion von Influenzaviren des Subtyp H5N1 durchlebt haben. Vietnam hat nach WHO-Statistik bisher 93 bestätigte Infektionen mit 42 Toten. Diese Mortalitätsrate von 45 Prozent reduziert sich durch die neue Studie auf „nur noch“ 5-7 Prozent. Mit den verbesserten Testverfahren und der größeren Überprüfung von möglichen Krankheitsfällen reduziert sich die Mortalitätsrate von nachweislich Infizierten zum Beispiel in der Türkei bereits auf 20 Prozent. Wenn hierzu noch die „natürliche Immunität“ vieler Menschen gegenüber Influenzaviren berücksichtigt wird, reduzieren sich die Zahlen weiter. Dies sind weiterhin erschreckende Zahlen und Aussichten auf die kommende Pandemie.
Eine neue Influenza Pandemie hat das Potential 100 Prozent der Weltbevölkerung zu infizieren. Bei der Influenza ist aus den vorherigen Pandemien bekannt, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der Infizierten keine oder nur schwache Krankheitssymptome zeigt. Mit ist bisher keine überzeugende Erklärung für diese natürliche Immunität gegenüber einen neuen Virussubtyp bekannt.
Anders gesagt, die Welt geht nicht unter ...
Zwei meiner Publikationen sind nun online! Ich habe hierzu zwei Einleitung geschrieben, die dann zu den Aufsätzen führen:
Dienstag, Januar 10, 2006
Influenza – Grippe: Teil 2 Übertragung vom Tier auf den Menschen
Das Influenzavirus ist endemisch bei vielen Vogelarten, wovon insbesondere die Zugvögel unter den Wildenten erwähnt werden müssen. Das Virus gelangt durch Ausscheidungen in Gewässer, die von infizierten Vögeln frequentiert werden. Haustiere, die dieselben Tümpel und Seen nutzen, können sich auf diesen Weg anstecken.
Das Influenza-A-Virus, der für den Menschen bedeutend ist, wird in der Regel nicht direkt von infizierten Vögeln angesteckt. Die Übertragung eines neuen Virussubtyp vom Vogel zum Menschen erfolgte bisher oftmals über eine Infektion von Schweinen, die sowohl von epidemischen Formen der Influenza der Vögel (aviäre Influenza) als auch der Menschen (humane Influenza) angesteckt werden können. Das Modell für die Übertragung nimmt an, dass sich im Schwein die verschiedenen Influenzasubtypen und –varianten mischen und manchmal dabei ein neuer Influenza-Subtyp entsteht, der auch den Menschen anstecken und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dies erfolgt relativ selten.
Die bisher beobachteten Influenza H5N1-Fälle wurden jeweils direkt vom Vogel auf Menschen übertragen, die tägliche, intensive Kontakte mit infizierten Tieren hatten. Nur in drei Fällen in Asien wird noch untersucht, ob es erste Hinweise von einer Infektion von Mensch zu Mensch gibt. Noch ist die Barriere zwischen den Arten nicht übersprungen.
Das bisher akzeptierte Modell Vogel – Schwein – Mensch hat in den letzten Jahren einen deutlichen Knacks erhalten. Dem Pathologen Jeffrey K. Taubenberger (Armed Forces Institute of Pathology) ist es mit seinem Team gelungen, das Virus der Spanischen Influenza 1918-1920 aus tiefgefrorenen Lungenteilchen zu rekonstruieren und in mit bestehenden und früheren Influenza-Subtypen zu vergleichen. Zum einen ist das Virus verantwortlich für die größte Pandemie in der Menschheitsgeschichte mit mehr als 30 Millionen Toten und für diverse Epidemien in Schweinezuchtbetrieben, aber zum anderen weist das rekonstruierte Virus viele Merkmale eines aviären Virus auf. Dies kann zwei Begründungen haben. Zum einen könnte eine Vogelgrippe unmittelbar Menschen infiziert haben und in den ersten infizierten Menschen die notwendige Rekombination erhalten haben, die zu einer Mensch zu Mensch Übertragung führen oder das Virus entspricht dem Modell, hat aber in der besonderen Situation des Jahres 1918 den doppelten Übergang vom Vogel zum Schwein zum Mensch in schneller Reihenfolge vollzogen. Riesige Menschenansammlungen in Militärlagern plus benachbarte große Schweinezuchtbetriebe, u.a. auch zur Versorgung der Rekruten führten zu vielen Kontakten. Die jährliche, winterliche Influenza des Jahres 1917-1918 hatte einen idealen Nährboden bei den Rekruten, die aus vielen Regionen zusammengezogen wurden und von denen viele keine Immunität gegen die aktuellen Varianten des humanen Influenzavirus hatten.
Nun zum Jahre 2006 und der Wahrscheinlichkeit einer neuen Pandemie. H5N1 ist bei Vögeln bereits pandemisch und führt bei vielen Vogelarten zu einer hohen Mortalität. Der Virus hat bei Menschen bisher eine erschreckende Mortalität von über 20 Prozent der Erkrankten, doch noch ist es eine Krankheit, die nur Menschen mit intensiven Kontakten zu erkrankten Geflügel betrifft.
Aus dem Wissen über die letzten drei Pandemien können zwei Szenarien zum Ausbruch der erwarteten Pandemie entwickelt werden. Das folgende ist Spekulation, aber ich behaupte einmal, dass dies eine qualifizierte Spekulation ist. Das erste Szenarium geht vom traditionellen Modell der Krankheitsübertragung aus. In einer Region, in der es Kontakte zwischen Wildgeflügel, Hausgeflügel und Schweinen gibt (Südostchina, Indien, südliche Afrika) kommt es zu einer H5N1 Infektion von Schweinen und in einer lokalen Epidemie kommt es zur Veränderung oder Vermischung von Virussubtypen, bis er auch bei Menschen eine epidemische Verbreitung ermöglicht. Dieses rekombinierte Virus (als H2N1, H3N1 oder direkt als H5N1) ist vermutlich abgeschwächt aber dennoch der Anfang einer Pandemie. Die bisher schlimmste Pandemie (1918-20) hat eine Mortalität (im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung –nicht nur der Erkrankten!) von regional 0,5 bis deutlich über 2 Prozent gehabt. Bezogen auf die heutige Weltbevölkerung wären dies 30 bis 120 Millionen Tote, aber wie schon gesagt, eine so hohe Mortalitätsrate wurde seitdem nicht mehr beobachtet und entsprechend niedriger wird die Zahl der Toten sein.
Das zweite Szenarium nimmt an, dass H5N1 direkt vom Geflügel auf den Menschen übertragen wird. Dies erfolgt vermutlich in der Peripherie eines Staates oder in einem der kollabierten Staaten, wo es offiziell eine Zentralregierung gibt, aber große Regionen sich selbst überlassen sind oder von konkurrierenden Eliten regiert werden (Beispiele: Afghanistan, kurdische Regionen vom Irak und der Türkei, verschiedene afrikanische Staaten). Viele der bisherigen Infektionen von Menschen mit dem H5N1-Subtyp erfolgten im ländlichen Raum, was zu erwarten ist. Doch dieser ländliche Raum hat noch eine wesentliche weitere Eigenschaft; der Staat und damit ein modernes Beobachtungsinstrumentarium für ungewöhnliche Erkrankungen ist in diesen Regionen nur wenig oder gar nicht präsent. Die WHO hat ein weltweites Netz von Beobachtungsstationen, die neue Erkrankungen registrieren und untersuchen. Ein Staat wie China ist nur bedingt kooperativ wie in der SARS-Krise zu beobachten war. Lokale und regionale Interessen führten dazu, dass nicht alle Erkrankungen sofort an die nationalen Institutionen weitergeben wurden.
Ungewöhnliche Erkrankungen führen in der ländlichen Peripherie auch nicht dazu, dass von den erkrankten Personen oder ihren Angehörigen Hilfe von staatlichen Stellen gesucht wird. Die Beulenpest oder Cholera bleiben deshalb in einigen Gebieten endemisch.
Nachdem genügend Menschen an einen Ort oder einer Region eine direkte Infektion mit dem aviären Influenzavirus erlebt haben und zusätzlich eine humane Variante des Influenzavirus in diesem Ort oder Region epidemisch auftritt, wird es zu einer Vermischung und Rekombination kommen und eine neue Pandemie beginnt. Das wäre der schlimmste Fall, den dieses Virus würde vermutlich zu einer viel höheren Mortalität führen, als im ersten Szenarium beschrieben.
Aus den Erfahrungen der beobachteten Pandemien ist bekannt, dass sich das Virus in seiner Gefährlichkeit innerhalb weniger Jahre abschwächt. Doch die weltweite direkte Kommunikation ist heute viel schneller als zur Zeit der letzten Pandemie der Hongkong-Grippe von 1968. Kein politisches System der Welt (auch nicht Nordkorea!) kann effektiv eine Pandemie stoppen oder dem Virus entgehen. 1918 wurde nur die Insel St. Helena im Südatlantik nicht infiziert. Die Reisezeit zur Insel dauerte so lange, dass jedes mögliche Virus an Bord eines Schiffes bereits wirksam wurde und keine Menschen, die andere Menschen noch infizieren konnten, das Schiff in St. Helena verließen.
Aktuell wird es darum gehen, die Pandemie zu verlangsamen. Das öffentliche Leben wird, wie 1918 lokal, regional oder sogar national für einige Wochen stark eingeschränkt werden. 1918 wurden Schulen geschlossen, Kino- und Theateraufführungen verboten und allgemein davor gewarnt, sich in größere Menschenansammlungen zu begeben (öffentlicher Nahverkehr, etc.). Tamiflu und andere Medikamente werde die Erkrankung möglicherweise abschwächen, aber dennoch wird das Virus erst einmal 100 Prozent der Weltbevölkerung betreffen.
Das Influenza-A-Virus, der für den Menschen bedeutend ist, wird in der Regel nicht direkt von infizierten Vögeln angesteckt. Die Übertragung eines neuen Virussubtyp vom Vogel zum Menschen erfolgte bisher oftmals über eine Infektion von Schweinen, die sowohl von epidemischen Formen der Influenza der Vögel (aviäre Influenza) als auch der Menschen (humane Influenza) angesteckt werden können. Das Modell für die Übertragung nimmt an, dass sich im Schwein die verschiedenen Influenzasubtypen und –varianten mischen und manchmal dabei ein neuer Influenza-Subtyp entsteht, der auch den Menschen anstecken und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dies erfolgt relativ selten.
Die bisher beobachteten Influenza H5N1-Fälle wurden jeweils direkt vom Vogel auf Menschen übertragen, die tägliche, intensive Kontakte mit infizierten Tieren hatten. Nur in drei Fällen in Asien wird noch untersucht, ob es erste Hinweise von einer Infektion von Mensch zu Mensch gibt. Noch ist die Barriere zwischen den Arten nicht übersprungen.
Das bisher akzeptierte Modell Vogel – Schwein – Mensch hat in den letzten Jahren einen deutlichen Knacks erhalten. Dem Pathologen Jeffrey K. Taubenberger (Armed Forces Institute of Pathology) ist es mit seinem Team gelungen, das Virus der Spanischen Influenza 1918-1920 aus tiefgefrorenen Lungenteilchen zu rekonstruieren und in mit bestehenden und früheren Influenza-Subtypen zu vergleichen. Zum einen ist das Virus verantwortlich für die größte Pandemie in der Menschheitsgeschichte mit mehr als 30 Millionen Toten und für diverse Epidemien in Schweinezuchtbetrieben, aber zum anderen weist das rekonstruierte Virus viele Merkmale eines aviären Virus auf. Dies kann zwei Begründungen haben. Zum einen könnte eine Vogelgrippe unmittelbar Menschen infiziert haben und in den ersten infizierten Menschen die notwendige Rekombination erhalten haben, die zu einer Mensch zu Mensch Übertragung führen oder das Virus entspricht dem Modell, hat aber in der besonderen Situation des Jahres 1918 den doppelten Übergang vom Vogel zum Schwein zum Mensch in schneller Reihenfolge vollzogen. Riesige Menschenansammlungen in Militärlagern plus benachbarte große Schweinezuchtbetriebe, u.a. auch zur Versorgung der Rekruten führten zu vielen Kontakten. Die jährliche, winterliche Influenza des Jahres 1917-1918 hatte einen idealen Nährboden bei den Rekruten, die aus vielen Regionen zusammengezogen wurden und von denen viele keine Immunität gegen die aktuellen Varianten des humanen Influenzavirus hatten.
Nun zum Jahre 2006 und der Wahrscheinlichkeit einer neuen Pandemie. H5N1 ist bei Vögeln bereits pandemisch und führt bei vielen Vogelarten zu einer hohen Mortalität. Der Virus hat bei Menschen bisher eine erschreckende Mortalität von über 20 Prozent der Erkrankten, doch noch ist es eine Krankheit, die nur Menschen mit intensiven Kontakten zu erkrankten Geflügel betrifft.
Aus dem Wissen über die letzten drei Pandemien können zwei Szenarien zum Ausbruch der erwarteten Pandemie entwickelt werden. Das folgende ist Spekulation, aber ich behaupte einmal, dass dies eine qualifizierte Spekulation ist. Das erste Szenarium geht vom traditionellen Modell der Krankheitsübertragung aus. In einer Region, in der es Kontakte zwischen Wildgeflügel, Hausgeflügel und Schweinen gibt (Südostchina, Indien, südliche Afrika) kommt es zu einer H5N1 Infektion von Schweinen und in einer lokalen Epidemie kommt es zur Veränderung oder Vermischung von Virussubtypen, bis er auch bei Menschen eine epidemische Verbreitung ermöglicht. Dieses rekombinierte Virus (als H2N1, H3N1 oder direkt als H5N1) ist vermutlich abgeschwächt aber dennoch der Anfang einer Pandemie. Die bisher schlimmste Pandemie (1918-20) hat eine Mortalität (im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung –nicht nur der Erkrankten!) von regional 0,5 bis deutlich über 2 Prozent gehabt. Bezogen auf die heutige Weltbevölkerung wären dies 30 bis 120 Millionen Tote, aber wie schon gesagt, eine so hohe Mortalitätsrate wurde seitdem nicht mehr beobachtet und entsprechend niedriger wird die Zahl der Toten sein.
Das zweite Szenarium nimmt an, dass H5N1 direkt vom Geflügel auf den Menschen übertragen wird. Dies erfolgt vermutlich in der Peripherie eines Staates oder in einem der kollabierten Staaten, wo es offiziell eine Zentralregierung gibt, aber große Regionen sich selbst überlassen sind oder von konkurrierenden Eliten regiert werden (Beispiele: Afghanistan, kurdische Regionen vom Irak und der Türkei, verschiedene afrikanische Staaten). Viele der bisherigen Infektionen von Menschen mit dem H5N1-Subtyp erfolgten im ländlichen Raum, was zu erwarten ist. Doch dieser ländliche Raum hat noch eine wesentliche weitere Eigenschaft; der Staat und damit ein modernes Beobachtungsinstrumentarium für ungewöhnliche Erkrankungen ist in diesen Regionen nur wenig oder gar nicht präsent. Die WHO hat ein weltweites Netz von Beobachtungsstationen, die neue Erkrankungen registrieren und untersuchen. Ein Staat wie China ist nur bedingt kooperativ wie in der SARS-Krise zu beobachten war. Lokale und regionale Interessen führten dazu, dass nicht alle Erkrankungen sofort an die nationalen Institutionen weitergeben wurden.
Ungewöhnliche Erkrankungen führen in der ländlichen Peripherie auch nicht dazu, dass von den erkrankten Personen oder ihren Angehörigen Hilfe von staatlichen Stellen gesucht wird. Die Beulenpest oder Cholera bleiben deshalb in einigen Gebieten endemisch.
Nachdem genügend Menschen an einen Ort oder einer Region eine direkte Infektion mit dem aviären Influenzavirus erlebt haben und zusätzlich eine humane Variante des Influenzavirus in diesem Ort oder Region epidemisch auftritt, wird es zu einer Vermischung und Rekombination kommen und eine neue Pandemie beginnt. Das wäre der schlimmste Fall, den dieses Virus würde vermutlich zu einer viel höheren Mortalität führen, als im ersten Szenarium beschrieben.
Aus den Erfahrungen der beobachteten Pandemien ist bekannt, dass sich das Virus in seiner Gefährlichkeit innerhalb weniger Jahre abschwächt. Doch die weltweite direkte Kommunikation ist heute viel schneller als zur Zeit der letzten Pandemie der Hongkong-Grippe von 1968. Kein politisches System der Welt (auch nicht Nordkorea!) kann effektiv eine Pandemie stoppen oder dem Virus entgehen. 1918 wurde nur die Insel St. Helena im Südatlantik nicht infiziert. Die Reisezeit zur Insel dauerte so lange, dass jedes mögliche Virus an Bord eines Schiffes bereits wirksam wurde und keine Menschen, die andere Menschen noch infizieren konnten, das Schiff in St. Helena verließen.
Aktuell wird es darum gehen, die Pandemie zu verlangsamen. Das öffentliche Leben wird, wie 1918 lokal, regional oder sogar national für einige Wochen stark eingeschränkt werden. 1918 wurden Schulen geschlossen, Kino- und Theateraufführungen verboten und allgemein davor gewarnt, sich in größere Menschenansammlungen zu begeben (öffentlicher Nahverkehr, etc.). Tamiflu und andere Medikamente werde die Erkrankung möglicherweise abschwächen, aber dennoch wird das Virus erst einmal 100 Prozent der Weltbevölkerung betreffen.
Die Influenza-Pandemie kommt und das ist kein Kassandraruf, es ist nur die Frage, wann und wie gewaltig.
Zwei meiner Publikationen sind nun online! Ich habe hierzu zwei Einleitung geschrieben, die dann zu den Aufsätzen führen:
Montag, Januar 09, 2006
Influenza – Grippe
Das eine Pandemie der Influenza ins Hause steht, wird seit Jahren erwartet. Nachdem das neue Virus zunächst bei Vögeln in Rumänien und nun aktuell bei Geflügel und Menschen im kurdischen Teil der Türkei aufgetreten ist und Schrecken verbreitet, mache ich mir so meine Gedanken.
Mit einer nicht abgeschlossenen Dissertation zur Geschichte der Spanischen Influenza im subsaharischen Afrika und verschiedenen Referaten und internationalen Diskussionspartnern zum Thema habe ich hier eine spezielle Qualifikation, die leider seit mehreren Jahren nur wenig ergänzt wurde.
Ein Kollege aus Berlin, der seine Dissertation zur Spanischen Influenza in Baden (und dem Deutschen Reich) 2003 abgeschlossen hat, hat zu neuen Überlegungen angeregt. Ich möchte in mehreren Teilen meine Gedanken zur Influenza ausführen und dabei auch einen Blick auf die aktuelle, so genannte Vogelgrippe werfen.
Da ich jahrelang (!) zur Influenza geforscht habe, verzichte ich auf virtuelle Referenzen und verweise auf meine Publikationen.
Das Influenzavirus führt zu einer Erkrankung sowohl bei Menschen, als auch bei Pferden, Schweinen und Vögeln. Letztere sind das natürliche Reservoir für das Virus. Das Virus von dem hier die Rede ist, ist das so genannte A-Virus, der an seiner Oberfläche mit zwei Proteinen besetzt ist. Haemagglutinin und der Neuraminidase, die in der Klassifizierung als H und N im Namenszusatz abgekürzt werden, treten in verschiedenen Untertypen auf, so dass mehrere Dutzend verschiedene Kombinationen vom Influenza-A-Virus möglich sind. Alle Kombinationen wurden bereits bei Vögeln isoliert, aber nicht jede Kombination führt zu einer Erkrankung. Der Mensch war bisher von mindestens drei verschiedenen Virensubtypen betroffen. H1N1 breitete sich als Spanische Influenza zwischen 1918 und 1920 aus und tötete mehr als 30 Millionen Menschen; seit 1957 trat die Asiatische Influenza mit dem Subtyp H2N2 auf und 1968 gab es den letzten genetischen Shift zur H3N2, die als Hongkong-Grippe bezeichnet wurde. Zur Übertragung vom Tier auf den Menschen folgt ein weiterer Teil.
Nach einer Erkrankung erwirbt der Mensch eine beschränkte Immunität gegen den zirkulierenden Influenzavirus. Da sich aber bei den jeweiligen Subtypen (HxNx) wiederum verschiedene Varianten ausbilden, haben viele Menschen nur eine Immunität gegen diese regionale Variante. Wenn ein genetischer Shift erfolgt, also ein neuer Influenza-Subtyp sich so weit verändert hat, dass er von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, ist theoretisch 100 Prozent der Weltbevölkerung von einer Infektion und Erkrankung bedroht. Dies wird im Gegensatz zu einer Epidemie dann als Pandemie bezeichnet. Da die Virenkombination aber wieder auftreten, haben insbesondere ältere Menschen eine beschränkte Immunität gegen einen neuen Subtyp. H1N1 der Spanischen Influenza ist vermutlich bereits 60 Jahre vorher aufgetreten, da Menschen über 60 und besonders über 70 Jahre deutlich weniger betroffen waren. H2N2 der Asiatischen Influenza war wahrscheinlich auch der Erreger der Russischen Influenza (seit 1888), denn auch hier sind Menschen über 60 Jahre signifikant weniger betroffen gewesen. Ähnlich verhält es sich mit dem H3N2-Subtyp, der die Hongkong-Grippe auslöste. Die Krankheits- und Sterbestatistiken lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass dieser Subtyp bereits 50 Jahre vorher (also vor 1918) zirkulierte.
Eine Frage mag hier bereits aufkommen, woher stammt eigentlich der jeweilige Name für die Seuche. Zunächst sollte in der deutschen Sprache zwischen Influenza und Grippe unterschieden werden. Das eine ist der wissenschaftliche und das andere der populäre Name einer Erkrankung. Wenn der Volksmund oder die Medien von Grippe oder grippaler Infekt spricht, hat dies oftmals nicht mit der durch den Influenzavirus verursachten Krankheit zu tun. Etymologisch bezeichnen sowohl Grippe als Influenza die epidemische Ausbreitung einer Infektionskrankheit, die vor allem die Atemwege betrifft.
Für Grippe gibt es zwei mögliche sprachgeschichtliche Erklärungen. Zum einen verweist eine Spur nach Frankreich und erklärt zum einen dies mit der Namensähnlichkeit zum plötzlichen Auftreten von Schadensinsekten (einer unerklärlichen Laune oder Grille der Natur) und dem Verb „greifen“, da die Erkrankten sich im plötzlichen Griff dieser Seuche befinden. Eine andere etymologische Spur verweist auf das Russische und erklärt den Namen mit den slawischen Wortstämmen für Rachen und trockenen Husten, einem Kennzeichen der Grippe. Die frühesten Belege stammen aus einer Zeit, als in Russland die Elite –also auch die Ärzte- frankophil waren und entsprechend läßt sich dieses Namensrätsel noch nicht lösen.
Nun zum Ursprung des Namens Influenza. Hier ist eindeutig das alte medizinische Konzept, dass der Einfluß (Influenza) der Sterne sich unmittelbar auf den Menschen auswirkt. Dies konnten zunächst verschiedene Krankheiten sein, die mit ungewöhnlichen oder zumindest bemerkenswerten Sternenkonstellationen in Verbindung gebracht wurden. Das Oxford English Dictionary nennt als frühesten Beleg für eine Krankheit, die sehr wahrscheinlich eine Influenza-Epidemie war, das Jahr 1504. Im Norden von Italien wurde eine Epidemie von Fieber und Husten beschrieben und am Sternenhimmel war etwas ungewöhnliches zu sehen. Ungefähr alle 20 Jahre zieht Jupiter an Saturn vorbei und vorher und nachher kann es zu einem Dreieck der Planeten Jupiter-Saturn-Mars kommen. Im Oktober 1503 und wieder im Januar-Februar 1504 kam es zu einer besonderen Konstellation dieser Planeten. Alle drei standen in Oppostion zur Sonne und entsprechend waren die Planeten die ganze Nacht zu sehen. In den genannten Monaten bildeten Sie ein gleichschenkeliges großes Dreieck. Ich habe alle Durchgänge von Jupiter und Saturn zwischen 1400 und 1610 überprüft und nur in den genannten Zeitraum kam es zu so einen von allen Menschen deutlich zu sehenden Dreieck. „It makes perfect sense to name this disease after such an unusual event“ („What’s in a name“, Referat in Kapstadt 1998). In Italien war damit der Name etabliert und als 1742-43 eine Epidemie sich scheinbar von Italien ausbreitete, wurde der Name „Influenza“ im westlichen Europa für diese epidemische Krankheit bekannt.
Ich bevorzuge die Bezeichnung Influenza!
Die Medien wollen der Krankheit, wenn sie dann epidemisch auftritt, signifikante Namen geben (Hühnerpest, Vogelgrippe). Bisher wurden die Pandemien nach ihren vermuteten Ursprungsregionen benannt. Die Russische Influenza kam seit 1889 aus dem fernen Osten, wurde aber in Europa mit Russland in Verbindung gebracht. Die Spanische Influenza 1918 hat ihren Namen aus einer Facette des 1. Weltkrieges. Strikte Zensur verhinderte die Berichterstattung über epidemische Krankheiten in den kriegsbeteiligten Staaten. Spanien war neutral und als seit etwa 30 Prozent der Bevölkerung (darunter auch der spanische König) mit der Krankheit darniederlagen, wurde nur hier ausführlich darüber berichtet. Die Spanische Krankheit erreichte nun auch die internationalen Medien. Der erste dokumentierte Ausbruch stammt aber aus dem Camp Funston in Kansas (März 1918), einem der Massenlager für die Ausbildung von US-Rekruten. Parallel gab es übrigens eine schwere Epidemie unter Schweinen in benachbarten Zuchtbetrieben. US-Truppen brachten das Virus nach Europa, wo erstmals am 15. April 1918 schwere Fälle von Influenza aus dem US-Camp in Bordeaux gemeldet wurden.
Die Asiatische Grippe (ab 1957) und die Hongkong-Grippe weisen auf den Ursprung vieler für den Menschen gefährliche Influenza-Subtypen hin, Südchina. Hier gibt es auf engsten Raum traditionelle Geflügel- und Schweinezucht zum Teil in den gleichen Gebäuden, in denen die ländliche Bevölkerung lebt.
Mit einer nicht abgeschlossenen Dissertation zur Geschichte der Spanischen Influenza im subsaharischen Afrika und verschiedenen Referaten und internationalen Diskussionspartnern zum Thema habe ich hier eine spezielle Qualifikation, die leider seit mehreren Jahren nur wenig ergänzt wurde.
Ein Kollege aus Berlin, der seine Dissertation zur Spanischen Influenza in Baden (und dem Deutschen Reich) 2003 abgeschlossen hat, hat zu neuen Überlegungen angeregt. Ich möchte in mehreren Teilen meine Gedanken zur Influenza ausführen und dabei auch einen Blick auf die aktuelle, so genannte Vogelgrippe werfen.
Da ich jahrelang (!) zur Influenza geforscht habe, verzichte ich auf virtuelle Referenzen und verweise auf meine Publikationen.
Zwei meiner Publikationen sind nun online! Ich habe hierzu zwei Einleitung geschrieben, die dann zu den Aufsätzen führen:I. Grundlagen
Das Influenzavirus führt zu einer Erkrankung sowohl bei Menschen, als auch bei Pferden, Schweinen und Vögeln. Letztere sind das natürliche Reservoir für das Virus. Das Virus von dem hier die Rede ist, ist das so genannte A-Virus, der an seiner Oberfläche mit zwei Proteinen besetzt ist. Haemagglutinin und der Neuraminidase, die in der Klassifizierung als H und N im Namenszusatz abgekürzt werden, treten in verschiedenen Untertypen auf, so dass mehrere Dutzend verschiedene Kombinationen vom Influenza-A-Virus möglich sind. Alle Kombinationen wurden bereits bei Vögeln isoliert, aber nicht jede Kombination führt zu einer Erkrankung. Der Mensch war bisher von mindestens drei verschiedenen Virensubtypen betroffen. H1N1 breitete sich als Spanische Influenza zwischen 1918 und 1920 aus und tötete mehr als 30 Millionen Menschen; seit 1957 trat die Asiatische Influenza mit dem Subtyp H2N2 auf und 1968 gab es den letzten genetischen Shift zur H3N2, die als Hongkong-Grippe bezeichnet wurde. Zur Übertragung vom Tier auf den Menschen folgt ein weiterer Teil.
Nach einer Erkrankung erwirbt der Mensch eine beschränkte Immunität gegen den zirkulierenden Influenzavirus. Da sich aber bei den jeweiligen Subtypen (HxNx) wiederum verschiedene Varianten ausbilden, haben viele Menschen nur eine Immunität gegen diese regionale Variante. Wenn ein genetischer Shift erfolgt, also ein neuer Influenza-Subtyp sich so weit verändert hat, dass er von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, ist theoretisch 100 Prozent der Weltbevölkerung von einer Infektion und Erkrankung bedroht. Dies wird im Gegensatz zu einer Epidemie dann als Pandemie bezeichnet. Da die Virenkombination aber wieder auftreten, haben insbesondere ältere Menschen eine beschränkte Immunität gegen einen neuen Subtyp. H1N1 der Spanischen Influenza ist vermutlich bereits 60 Jahre vorher aufgetreten, da Menschen über 60 und besonders über 70 Jahre deutlich weniger betroffen waren. H2N2 der Asiatischen Influenza war wahrscheinlich auch der Erreger der Russischen Influenza (seit 1888), denn auch hier sind Menschen über 60 Jahre signifikant weniger betroffen gewesen. Ähnlich verhält es sich mit dem H3N2-Subtyp, der die Hongkong-Grippe auslöste. Die Krankheits- und Sterbestatistiken lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass dieser Subtyp bereits 50 Jahre vorher (also vor 1918) zirkulierte.
Eine Frage mag hier bereits aufkommen, woher stammt eigentlich der jeweilige Name für die Seuche. Zunächst sollte in der deutschen Sprache zwischen Influenza und Grippe unterschieden werden. Das eine ist der wissenschaftliche und das andere der populäre Name einer Erkrankung. Wenn der Volksmund oder die Medien von Grippe oder grippaler Infekt spricht, hat dies oftmals nicht mit der durch den Influenzavirus verursachten Krankheit zu tun. Etymologisch bezeichnen sowohl Grippe als Influenza die epidemische Ausbreitung einer Infektionskrankheit, die vor allem die Atemwege betrifft.
Für Grippe gibt es zwei mögliche sprachgeschichtliche Erklärungen. Zum einen verweist eine Spur nach Frankreich und erklärt zum einen dies mit der Namensähnlichkeit zum plötzlichen Auftreten von Schadensinsekten (einer unerklärlichen Laune oder Grille der Natur) und dem Verb „greifen“, da die Erkrankten sich im plötzlichen Griff dieser Seuche befinden. Eine andere etymologische Spur verweist auf das Russische und erklärt den Namen mit den slawischen Wortstämmen für Rachen und trockenen Husten, einem Kennzeichen der Grippe. Die frühesten Belege stammen aus einer Zeit, als in Russland die Elite –also auch die Ärzte- frankophil waren und entsprechend läßt sich dieses Namensrätsel noch nicht lösen.
Nun zum Ursprung des Namens Influenza. Hier ist eindeutig das alte medizinische Konzept, dass der Einfluß (Influenza) der Sterne sich unmittelbar auf den Menschen auswirkt. Dies konnten zunächst verschiedene Krankheiten sein, die mit ungewöhnlichen oder zumindest bemerkenswerten Sternenkonstellationen in Verbindung gebracht wurden. Das Oxford English Dictionary nennt als frühesten Beleg für eine Krankheit, die sehr wahrscheinlich eine Influenza-Epidemie war, das Jahr 1504. Im Norden von Italien wurde eine Epidemie von Fieber und Husten beschrieben und am Sternenhimmel war etwas ungewöhnliches zu sehen. Ungefähr alle 20 Jahre zieht Jupiter an Saturn vorbei und vorher und nachher kann es zu einem Dreieck der Planeten Jupiter-Saturn-Mars kommen. Im Oktober 1503 und wieder im Januar-Februar 1504 kam es zu einer besonderen Konstellation dieser Planeten. Alle drei standen in Oppostion zur Sonne und entsprechend waren die Planeten die ganze Nacht zu sehen. In den genannten Monaten bildeten Sie ein gleichschenkeliges großes Dreieck. Ich habe alle Durchgänge von Jupiter und Saturn zwischen 1400 und 1610 überprüft und nur in den genannten Zeitraum kam es zu so einen von allen Menschen deutlich zu sehenden Dreieck. „It makes perfect sense to name this disease after such an unusual event“ („What’s in a name“, Referat in Kapstadt 1998). In Italien war damit der Name etabliert und als 1742-43 eine Epidemie sich scheinbar von Italien ausbreitete, wurde der Name „Influenza“ im westlichen Europa für diese epidemische Krankheit bekannt.
Ich bevorzuge die Bezeichnung Influenza!
Die Medien wollen der Krankheit, wenn sie dann epidemisch auftritt, signifikante Namen geben (Hühnerpest, Vogelgrippe). Bisher wurden die Pandemien nach ihren vermuteten Ursprungsregionen benannt. Die Russische Influenza kam seit 1889 aus dem fernen Osten, wurde aber in Europa mit Russland in Verbindung gebracht. Die Spanische Influenza 1918 hat ihren Namen aus einer Facette des 1. Weltkrieges. Strikte Zensur verhinderte die Berichterstattung über epidemische Krankheiten in den kriegsbeteiligten Staaten. Spanien war neutral und als seit etwa 30 Prozent der Bevölkerung (darunter auch der spanische König) mit der Krankheit darniederlagen, wurde nur hier ausführlich darüber berichtet. Die Spanische Krankheit erreichte nun auch die internationalen Medien. Der erste dokumentierte Ausbruch stammt aber aus dem Camp Funston in Kansas (März 1918), einem der Massenlager für die Ausbildung von US-Rekruten. Parallel gab es übrigens eine schwere Epidemie unter Schweinen in benachbarten Zuchtbetrieben. US-Truppen brachten das Virus nach Europa, wo erstmals am 15. April 1918 schwere Fälle von Influenza aus dem US-Camp in Bordeaux gemeldet wurden.
Die Asiatische Grippe (ab 1957) und die Hongkong-Grippe weisen auf den Ursprung vieler für den Menschen gefährliche Influenza-Subtypen hin, Südchina. Hier gibt es auf engsten Raum traditionelle Geflügel- und Schweinezucht zum Teil in den gleichen Gebäuden, in denen die ländliche Bevölkerung lebt.
Sonntag, Januar 08, 2006
Rendezvous mit dem Tod – Kennedy und Castro
Habe gestern den neuen Dokumentarfilm von Wilfried Huismann (aktuellen Interview mit Huismann) gesehen und war erstaunt und hörte endlich mal eine überzeugende Begründung, warum wer JFK durch Lee Harvey Oswald ermorden ließ und warum es keine wirkliche Aufklärung dieses spektakulären Mordes gab.
Wilfried Huismann hat bereits dreimal den Grimme-Preis gewonnen (für Nichtdeutsche; dies ist unser renommiertester Fernsehpreis, am ehesten mit dem Grammy zu vergleichen) und sich bereits einmal mit Castro beschäftigt, als er eine Dokumentation über Marita Lorenz, deutsche Geliebte von Castro, produzierte. „Lieber Fidel“ war so erfolgreich, dass er sowohl im Kino, als dann auch im Fernsehen lief. BTW. Es werden zunehmend exzellente Dokumentarfilme in unseren Programmkinos gezeigt, auch eine Aussage über die sinkende Qualität des öffentlichen Fernsehens, dass immer seltener Sendeplätze für längere Dokumentationen freihält.
Doch nun endlich zum „Rendezvous mit dem Tod“. Lee Harvey Oswald war Wochen vor dem Attentat in Mexico City und hatte dort verschiedene Treffen mit führenden Mitarbeitern des kubanischen Geheimdienstes. Deren Äquivalent zum fiktiven britischen 007 reiste aus Havanna an und traf sich mindestens zweimal mit Oswald. Der Regisseur Huismann hat mit vierzig Jahren Abstand zum einen ausgewählte Akten des mexikanischen Geheimdienstes im Staatsarchiv einsehen können und führte ausführliche Gespräche mit dem FBI-Ermittler, der nach Mexico gesandt wurde, dem ehemaligen US Verteidigungsminister Alexander Haig und mehreren Geheimdienstmitarbeitern aus den USA, Mexico und Kuba. Die Dokumente und die Lebenserinnerungen erzählen immer wieder die selbe Geschichte.
Der US Justizminister Robert Kennedy war davon besessen, Fidel Castro ermorden zu lassen (sagt selbst Haig!). Es sind auch verschiedene Anschläge bekannt. Castro hat ein halbes Jahr vor dem Mord an Kennedy öffentlich gesagt, dass wenn die Attacken nicht enden würden, er den US-Präsidenten ermorden lassen würde. Es wurden umfangreiche Pläne entwickelt und dann trat Oswald auf den Plan. Er wurde bereits seit seiner Rückkehr aus Moskau Ende 1962 von den Kubanern als Agent geführt. Er bedrängte die Geheimdienstmitarbeiter im September 1963, dass er der ideale Attentäter sei und während seines sechstägigen Mexico-Besuchs erhielt er auch den Auftrag und finanzielle Mittel zur Durchführung.
Das Attentat gelang und viele Spuren zeigten Richtung Kuba. Der neue Präsident Johnson sagte in einer Kabinettssitzung wenige Tage nach dem Mord, dass er überzeugt sei, dass Castro dahinter steckt, aber diese Information dürfte nicht publik werden. Der Mord an einen US-Präsidenten im Auftrag eines anderen Staatschefs würde sonst zu einen „rechten“ Volksaufstand führen, der die Regierung der Demokraten zu einem Krieg (mit Atomwaffen) gegen Kuba zwingen würde und zum dritten Weltkrieg führen könnte. Die US-Regierung hatte den Täter, der Täter wurde durch Jack Ruby gelyncht und das reichte der Regierung.
Gut recherchiert und in sich logisch bis zum Ende. Wer denn 45-Minuten-Film verpasst hat, sollte auf Wiederholungen auf den digitalen Spartensendern oder im Dritten der ARD achten. Die CIA + Mafia –Theorie (verfilmt durch Oliver Stone unter dem Titel „JFK“), bietet nicht diese Stringenz.
Siehe auch
Wilfried Huismann hat bereits dreimal den Grimme-Preis gewonnen (für Nichtdeutsche; dies ist unser renommiertester Fernsehpreis, am ehesten mit dem Grammy zu vergleichen) und sich bereits einmal mit Castro beschäftigt, als er eine Dokumentation über Marita Lorenz, deutsche Geliebte von Castro, produzierte. „Lieber Fidel“ war so erfolgreich, dass er sowohl im Kino, als dann auch im Fernsehen lief. BTW. Es werden zunehmend exzellente Dokumentarfilme in unseren Programmkinos gezeigt, auch eine Aussage über die sinkende Qualität des öffentlichen Fernsehens, dass immer seltener Sendeplätze für längere Dokumentationen freihält.
Doch nun endlich zum „Rendezvous mit dem Tod“. Lee Harvey Oswald war Wochen vor dem Attentat in Mexico City und hatte dort verschiedene Treffen mit führenden Mitarbeitern des kubanischen Geheimdienstes. Deren Äquivalent zum fiktiven britischen 007 reiste aus Havanna an und traf sich mindestens zweimal mit Oswald. Der Regisseur Huismann hat mit vierzig Jahren Abstand zum einen ausgewählte Akten des mexikanischen Geheimdienstes im Staatsarchiv einsehen können und führte ausführliche Gespräche mit dem FBI-Ermittler, der nach Mexico gesandt wurde, dem ehemaligen US Verteidigungsminister Alexander Haig und mehreren Geheimdienstmitarbeitern aus den USA, Mexico und Kuba. Die Dokumente und die Lebenserinnerungen erzählen immer wieder die selbe Geschichte.
Der US Justizminister Robert Kennedy war davon besessen, Fidel Castro ermorden zu lassen (sagt selbst Haig!). Es sind auch verschiedene Anschläge bekannt. Castro hat ein halbes Jahr vor dem Mord an Kennedy öffentlich gesagt, dass wenn die Attacken nicht enden würden, er den US-Präsidenten ermorden lassen würde. Es wurden umfangreiche Pläne entwickelt und dann trat Oswald auf den Plan. Er wurde bereits seit seiner Rückkehr aus Moskau Ende 1962 von den Kubanern als Agent geführt. Er bedrängte die Geheimdienstmitarbeiter im September 1963, dass er der ideale Attentäter sei und während seines sechstägigen Mexico-Besuchs erhielt er auch den Auftrag und finanzielle Mittel zur Durchführung.
Das Attentat gelang und viele Spuren zeigten Richtung Kuba. Der neue Präsident Johnson sagte in einer Kabinettssitzung wenige Tage nach dem Mord, dass er überzeugt sei, dass Castro dahinter steckt, aber diese Information dürfte nicht publik werden. Der Mord an einen US-Präsidenten im Auftrag eines anderen Staatschefs würde sonst zu einen „rechten“ Volksaufstand führen, der die Regierung der Demokraten zu einem Krieg (mit Atomwaffen) gegen Kuba zwingen würde und zum dritten Weltkrieg führen könnte. Die US-Regierung hatte den Täter, der Täter wurde durch Jack Ruby gelyncht und das reichte der Regierung.
Gut recherchiert und in sich logisch bis zum Ende. Wer denn 45-Minuten-Film verpasst hat, sollte auf Wiederholungen auf den digitalen Spartensendern oder im Dritten der ARD achten. Die CIA + Mafia –Theorie (verfilmt durch Oliver Stone unter dem Titel „JFK“), bietet nicht diese Stringenz.
Siehe auch
Freitag, Januar 06, 2006
Das Jahr, das war – 3. Geräusche
Musik hat eine große Bedeutung für mein Leben. Zuhause läuft im Hintergrund ein Radio oder eine von mir aufgelegte CD oder Schallplatte. Musik ist dabei oftmals ein Stimmungsverstärker; vor einem freudig erwarteten Termin lege ich Partymusik auf und wenn ich Ruhe brauche zum Beispiel zum Formulieren von Texten, dann schafft entsprechende Musik die notwendige Stimmung für das konzentrierte Arbeiten.
Wie schon beim Kino muß ich leider feststellen, dass die Zahl der besuchten Konzerte und neu angeschafften Musikaufnahmen sich 2005 deutlich reduziert haben.
Ich habe neun Gruppen in Konzerten gehört und war auf der größten Musikveranstaltung des Jahres. Frank London’s Klezmer Brass All Star (USA) waren mir vor dem Konzert nur mit einem Titel bekannt, der mich aber sehr neugierig machte. Seitdem ich 2004 zweimal die 17 Hippies aus Berlin erlebt habe, ist Klezmer eine Neuentdeckung für mich. Kombiniert mit der energischen Musik aus Südost-Europa entstehen schweißtreibende Stücke.
2004 gastierte der Evangelische Kirchentag in Hannover und ich hörte mir dort zwei sehr unterschiedliche OpenAirConcerts vor der Marktkirche an. Der Multiinstrumentalist Djamel Laroussi, Algerien/Paris zeigte Spielfreude und mischte aktuelle nordafrikanische Rhythmen mit den Klängen aus dem französischen Babylon (=Paris). Es gab einen interessanten Eklat. Es war Kirchentag und er kündigte auf Deutsch an, dass das folgende Lied eine Lobpreisung Gottes sein würde. Tja Laroussi ist Muslim und so tauchte viel allahu akbar in seinem Song auf. Dumme Christen brauchten einige Zeit und unter lauten Protest mit vom Ärger verzogenen Gesicht verließen Sie den Marktplatz. Selbst schuld. Die haben noch etwas von wahren Ökumene gehört.
Das Sahnestück gab es einen Tag später als die NDR Jazz-Bigband, Hannover aufspielte. Sie haben einen 90-Minuten-Set von Stücken von Frank Zappa einstudiert. Ich habe ihn leider nie live erleben können, aber durch die lustige letzte zu seinen Lebzeiten erschiene CD vom Meister „The Yellow Shark“ hatte ich eine Vorstellung von dem, was mich erwartet. Wo ich die NDR-CD her, dass war zum Schreien gut!
Unser Weltmusikfestival Masala hatte bereits Laroussi präsentiert und hatte auch eine Bühne auf dem EXPO-Park Sommerfest aufgebaut. Es war ein widriger Tag mit dichten Wolken und mehreren Wolkenbrüchen. Aber ich wollte Musik hören. Zunächst gab es Misturas eine Band von Zuwanderern nach Hannover aus Brasilien. Ich kenne die Sängerin von verschiedenen anderen Bands, wo sie vieles zwischen Bossa Nova und Jazz singt. Nicht unbedingt meine Musik. Doch dann kam Vitamin X, Jamaica/Berlin, die sehr altmodischen Reggae spielten. OK, es wurden auch die modernen Varianten gespielt, aber der Roots-Reggae von Bob Marley ist nun mal etwas besonderes. Die Musik war so beschwingt, dass obwohl nach 20 Minuten Konzert ein Wolkenbruch niederging, der Platz vor der Bühne sich nicht leerte. Wenn die Band wegen des Wassers nicht aufhört, dann besteht auch kein Grund mit dem Tanzen aufzuhören, notfalls als Wasserballett.
Ein sehr ungewöhnliches Konzert gab es dann im Pavillon. Rikki von der Insel Amami, Japan war zu ihren einzigen Europa-Konzert eingeflogen. Die Frau konnte keine europäische Sprache und verlas zwischen den Stücken ihr gereichte Zettel, die mit viel Phantasie, als eine Art von Englisch zu verstehen war. Was war das bloß für eine Musik. Während des Masala-Festival lass ich mich gerne auf das akustische Äquivalent eines Blind Date (wäre dann ja ein –Vorsicht Neologismus- Deaf Date) ein. In der Ankündigung wurden in der Ankündigung als Shimauta Gesang bezeichnet. Unsere Harmonien haben nichts mit dieser Musik zu tun. Die Frau hat ein Stimmvolumen und singt dabei zu einem dreisaitigen Instrument lange Erzählungen. Es war Gänsehautmusik, die sehr gewöhnungsbedürftig ist und die ich mit nichts vergleichen kann. Es ist eine Mischung aus anstrengenden und hypnotischen Stücken, wie Sie in Europa zum Beispiel auf Medulla von Björk zu hören sind. Dies ist kein musikalischer Vergleich, sondern nur der Verweis darauf, dass auf der genannten Scheibe Stücke sind, die schnell übersprungen werden und Stücke, die zu Ohrwürmern werden.
Und das nächste Konzert war Party. Zap Mama, Belgien/Zaire spielten auf. Seitdem Marie Daulne sich von den anderen Frauen getrennt hat, wird unter diesen Namen kein a cappella mehr geboten, sondern eine solide Funk & Soul Music. Nur selten kommt die Verspieltheit der früheren Band zum Vorschein. Eine Band zum Abtanzen.
Tja und Anfang Juni erfuhr ich, dass Anfang Juli in London LIVE8 veranstaltet wird. Als Madonna ihre Teilnahme bestätigte, war ich sofort im Reisebüro und kaufte mein Flugticket. Homestead International vermittelte mir ein Zimmer und so begann ein freudiges Warten. Es sollte ein freies Konzert sein, doch im Rahmen von Crowd Control wurden doch Ticket ausgegeben. Nur leider gab es dabei ein unüberwindliches Problem. Die Tickets wurden verlost an alle, die eine SMS an eine Londoner Nummer schickten. Klingt ganz fair, aber diese Nummer konnte nur aus dem britischen Telefonnetz angewählt werden. Europeans (die Engländer fahren ja nach Europa, wenn Sie ihre Affeninsel verlassen!) waren von Ticket ausgeschlossen. Mir war klar, dass bei erwarteten 250.000 oder mehr Besuchern sich auch eine Lösung für uns Europäer finden würde und ich hatte auch Recht. Ich reiste zwei Tage vorher an und ging auch gleich zum Hyde Park, um festzustellen, wie und wo ich das Spektakel erleben könnte. Wirklich ärgerlich war, dass das Festivalgelände nicht nur durch einen Zaun (das war zu erwarten) gesichert war, doch dies war ein drei Meter hoher Sichtschutzzaun. Ich verließ mich auf die Menschenmassen und das irgendeine Lösung gefunden wird. Einen Tag vor dem Konzert war ich am späten Nachmittag im Bereich der Einlasskontrolle und gehörte zu einer Gruppe von etwa 500 Menschen (viele mit Ticket, die auf den nächsten Tag warteten), die sich den Soundcheck anhörten. Auf dem Platz wurde noch gearbeitet, aber immer wieder war die riesige Bühne frei einzusehen und so erlebten wir als Soundcheck das komplette Set von Madonna, die in strahlenden Weiß zur untergehenden Sonne sang. Und dann kam das Gerücht auf. Gleich kommt Pink Floyd, gleich passiert es. Nach mehr als 24 Jahren würden Roger Waters, David Gilmore, Nick Mason und Richard Wright noch einmal zusammen ihre Stücke spielen. Das Warten war eine köstliche Zeit. Neben mir stand ein junger Portugiese und begann zu schwärmen. Er war nur wegen Pink Floyd eingeflogen. Ich sagte ihn, was ich durch mein Fernglas sehen kann und dann war klar, jetzt geht es los.
Das dieser Soundcheck, es wurde das ganze Set des kommenden Tages einmal durchgespielt, etwas besonderes war, zeigte sich an den Reaktionen der Bühnenarbeiter. Eben noch fuhren LKWs und überall war Aktivität, doch für dreißig Minuten wurden die Arbeiten eingestellt. Ich habe Pink Floyd gehört und gesehen!
Dann am nächsten Tag LIVE AID, Western World. Es dauerte, bis ich einen guten Standort mit Blick auf eine Leinwand und deutlichen Sound gefunden hatte, doch wie erwartet, waren wir Zehntausende, die sich im Hyde Park ohne Ticket eingefunden hatten. Ich war deutlich vor Beginn der Show auf einen kleinen Hügel und um mir herum konnte ich Französisch, Deutsch und Englisch hören. Große Picknickkörbe waren dabei (wären auf dem Gelände nicht erlaubt gewesen) und natürlich Bier ohne Ende. Paul McCartney war nur gut, weil es der Anfang war. U2 war spitze. In London habe ich bereits mehrmals erlebt, dass viel mehr Menschen öffentlich singen (und ich meine nicht nur Mitsingen bei einem Konzert). Nun hier wurde mitgesungen, aber so vielstimmig! „It’s A Beautiful Day“, „One“. Es war groß. Dann traten Coldplay auf, wieder wurde viel gesungen, doch was ist so besonders an dieser Band? Sir Elton John war OK. Nach diesen Stück machte ich mich auf den Weg, einmal das gesamte Festivalgelände zu umrunden. Zum einen wollte ich mal sehen, ob es einen noch besseren Standort gibt und zum anderen, wollte ich natürlich auch sehen, wie die anderen Menschen ohne Ticket feiern und mitfeiern. Der Hyde Park ist groß, das Festivalgelände riesig und ich begab mich ohne es vorher zu wissen auf einen viele Kilometer langen Fußmarsch. Dido und die Stereophonics hörte ich auf dem Weg. Bei REM blieb ich wieder stehen, aber am Odeon war zu viel Nebengeräusch und deshalb vollendende ich meinen Rundgang und ging wieder zu den kleinen Hügel. Hier erlebte ich Travis und dann den Organisator Sir Bob Geldof, bei Annie Lennox hatte ich schließlich genug und außerdem waren mir zu diesem Zeitpunkt zu viele der anderen Zuhörer bereits zu betrunken. Ich hatte bis dahin ausschließlich Wasser getrunken. Ich beschloß zu meinen Unterkunft zu fahren und in einer Eckkneipe den Rest des Konzertes auf einer Großbildleinwand mir anzuschauen. Robbie Williams war die Krönung des Abends, die folgenden Who waren ein Blick ins Museum und als dann Pink Floyd anfing, war der Abend leider vorbei. Die letzte Runde war bereits vor dem Konzertbeginn eingeläutet und während des zweiten Stückes gab es die verbale Aufforderung nach Hause zu gehen. Kurz darauf wurden TV und Stereo ausgestellt. Das war es. Nichtsdestotrotz. Das war ein besonderer Tag.
Das nächste Mal hörte ich erst wieder öffentliche Geräusche im Rahmen der Reincarnation, der größten deutschen Technoparade. Ich stand mit Schwester, Schwager und Nichte an der Straße. Ich hatte darauf bestanden, dass keiner Ohrenschutz mitnimmt. Denn das muss man gehört und gespürt (Zwerchfell!) haben. Ich spreche hierbei gerne von einem Zoobesuch, auch wenn nicht klar ist, ob wir die Besucher sind, oder die Menschen auf den Wagen mit den dröhnenden Geräuschen.
Ein Kleinkunstkonzert erlebte ich mit der lokalen 2-Mann-Formation Männer Angstfrei einen Monat später. „Kleines Hannoverlied“ und die „Ballade vom kleinen Torben“ sind wahre Perlen. Die Texte sind leider zu oft zynisch, aber es war ein rundherum lustiger Abend mit einem langen Pausengespräch mit Peter Düker, dem Texter und Sänger.
Für November war wieder eine Partyband angekündigt. Los de Abajo, Mexico spielten zum zweiten Mal in Hannover. Ich hatte Sie vor mehreren Jahren schon erlebt und wußte, das dies ein Abend für Turnschuhe werden würde. Die Band ist gut (musikalisch, wie auch in der Bühnenpräsenz), doch ihr Tontechniker ist taub!. Zunächst stand ich direkt vor der Bühne, wo die Instrumente direkt oder über die Monitorlautsprecher zu hören sind. Im Hintergrund war der Krach im Gesamtsaal zu hören. Mein tanzen drängte mich immer wieder und weiter von der Bühne ab und schließlich stand ich im Schallkegel der linken Boxenformation. Das war Krach. Total übersteuert, der Versuch Boxen zu zerstören. Es klang fast so schlecht, wie ein Konzert in Ghana. Nach der Pause suchte ich einen neuen Standort, doch selbst direkt vor dem Mischpult (hier sollte der beste Sound sein) war es Krach. Es war also Absicht. Dennoch eine tolle Band zum Tanzen.
Gleich am nächsten Abend war ich bereits im nächsten und wie sich dann herausstellte auch letztem Konzert des Jahres 2005. Auf der Bühne stand die Ton Steine Scherben Familie. 1984 hatten sich die Scherben aufgelöst und Rio Reiser begann seine kurze Solokarriere bei einem Major Label. Im Jahre 21 danach formierten sich die Überlebenden (es gab zwischenzeitlich einen weiteren Toten) und hatten ein Programm von Ton Steine Scherben Liedern zusammengestellt. Rio Reiser ist nicht zu ersetzen und so sangen abwechselt sechs aus der Familie die verschiedenen Stimmungen. Es war eine Mischung aus Konzert und Gottesdienst, denn die Klassiker „Der Traum ist aus“, „Der Turm stürzt ein“, „Keine Macht für Niemand“ und viele weitere wurde von der Mehrzahl der Gäste (including me) lauthals mitgesungen. Neue linke Volksmusik, ach tat das gut.
Als neue Tonträger finden sich in meinem Regal die sechs Scheiben der Beatles, die zwischen 1966 und 1970 veröffentlicht wurden. Nun habe ich das gesamte, Drogen beinflusste Repertoire der Band von "Revolver" bis "Let It Be".
Vor zwei Jahren entdeckte ich für mich Lounge Music. Meine Schwester hatte bei 2001 eine Doppel-CD gekauft. Als ich sie fragte, kennst du irgendeines dieser Stücke oder einen der Künstler, sagte sie: Nein. Die Doppel-CD wurde wegen des schönen Covers gekauft. Bar Lounge Classics Vol. 2 und Vol. 3 sind nunmehr dazugekommen. 6 CDs mit Musik für Bahnfahrten, lange Stunden am Computer oder auf dem Balkon. Ohne diesen Deaf Date meiner Schwester hätte ich nie Kruder & Dorfmeister, Yonderboi, De-Phazz, Moby und Beanfield in meine Sammlung eingefügt.
Zum Geburtstag gab es Blues aus Westafrika. Ali Farka Touré und Toumani Diabaté mit „In The Heart Of The Moon“ (2005) und Boubacar Traoré mit „Kongo Magni“ (2005). Letzeren hatte ich 2004 zum zweiten Mal erlebt. Viele vergessen, dass es neben den US-Blues seit den 50er Jahren auch den Sahara-Blues, der sich aus der Griot Musik entwickelt hat, gibt. Lange Geschichten zu Gitarre und Kora.
Während des EK kamen dann noch zwei Scheiben dazu. 17 Hippies „OST Halbe Treppe“ (2002) und Brian Wilson „Presents Smile“ (2004). Die 17 Hippies zeigen leider nur ihr Potential, denn es ist wirklich eine OST (Original Soundtrack). Wenn die Musik nur für 45 Sekunden im Film zu hören ist, dann sind es auch nur 45 Sekunden auf der Scheibe. 22 Stücke in 37 Minuten. „Smile“ war ziemlich böse kritisiert wurden. Jahrzehnte verschollen und nun Jahrzehnte zu spät erschienen. Na ja, der Vorläufer „Pet Songs“ ist besser, aber ich möchte die Scheibe nicht missen.
Wie schon beim Kino muß ich leider feststellen, dass die Zahl der besuchten Konzerte und neu angeschafften Musikaufnahmen sich 2005 deutlich reduziert haben.
Ich habe neun Gruppen in Konzerten gehört und war auf der größten Musikveranstaltung des Jahres. Frank London’s Klezmer Brass All Star (USA) waren mir vor dem Konzert nur mit einem Titel bekannt, der mich aber sehr neugierig machte. Seitdem ich 2004 zweimal die 17 Hippies aus Berlin erlebt habe, ist Klezmer eine Neuentdeckung für mich. Kombiniert mit der energischen Musik aus Südost-Europa entstehen schweißtreibende Stücke.
2004 gastierte der Evangelische Kirchentag in Hannover und ich hörte mir dort zwei sehr unterschiedliche OpenAirConcerts vor der Marktkirche an. Der Multiinstrumentalist Djamel Laroussi, Algerien/Paris zeigte Spielfreude und mischte aktuelle nordafrikanische Rhythmen mit den Klängen aus dem französischen Babylon (=Paris). Es gab einen interessanten Eklat. Es war Kirchentag und er kündigte auf Deutsch an, dass das folgende Lied eine Lobpreisung Gottes sein würde. Tja Laroussi ist Muslim und so tauchte viel allahu akbar in seinem Song auf. Dumme Christen brauchten einige Zeit und unter lauten Protest mit vom Ärger verzogenen Gesicht verließen Sie den Marktplatz. Selbst schuld. Die haben noch etwas von wahren Ökumene gehört.
Das Sahnestück gab es einen Tag später als die NDR Jazz-Bigband, Hannover aufspielte. Sie haben einen 90-Minuten-Set von Stücken von Frank Zappa einstudiert. Ich habe ihn leider nie live erleben können, aber durch die lustige letzte zu seinen Lebzeiten erschiene CD vom Meister „The Yellow Shark“ hatte ich eine Vorstellung von dem, was mich erwartet. Wo ich die NDR-CD her, dass war zum Schreien gut!
Unser Weltmusikfestival Masala hatte bereits Laroussi präsentiert und hatte auch eine Bühne auf dem EXPO-Park Sommerfest aufgebaut. Es war ein widriger Tag mit dichten Wolken und mehreren Wolkenbrüchen. Aber ich wollte Musik hören. Zunächst gab es Misturas eine Band von Zuwanderern nach Hannover aus Brasilien. Ich kenne die Sängerin von verschiedenen anderen Bands, wo sie vieles zwischen Bossa Nova und Jazz singt. Nicht unbedingt meine Musik. Doch dann kam Vitamin X, Jamaica/Berlin, die sehr altmodischen Reggae spielten. OK, es wurden auch die modernen Varianten gespielt, aber der Roots-Reggae von Bob Marley ist nun mal etwas besonderes. Die Musik war so beschwingt, dass obwohl nach 20 Minuten Konzert ein Wolkenbruch niederging, der Platz vor der Bühne sich nicht leerte. Wenn die Band wegen des Wassers nicht aufhört, dann besteht auch kein Grund mit dem Tanzen aufzuhören, notfalls als Wasserballett.
Ein sehr ungewöhnliches Konzert gab es dann im Pavillon. Rikki von der Insel Amami, Japan war zu ihren einzigen Europa-Konzert eingeflogen. Die Frau konnte keine europäische Sprache und verlas zwischen den Stücken ihr gereichte Zettel, die mit viel Phantasie, als eine Art von Englisch zu verstehen war. Was war das bloß für eine Musik. Während des Masala-Festival lass ich mich gerne auf das akustische Äquivalent eines Blind Date (wäre dann ja ein –Vorsicht Neologismus- Deaf Date) ein. In der Ankündigung wurden in der Ankündigung als Shimauta Gesang bezeichnet. Unsere Harmonien haben nichts mit dieser Musik zu tun. Die Frau hat ein Stimmvolumen und singt dabei zu einem dreisaitigen Instrument lange Erzählungen. Es war Gänsehautmusik, die sehr gewöhnungsbedürftig ist und die ich mit nichts vergleichen kann. Es ist eine Mischung aus anstrengenden und hypnotischen Stücken, wie Sie in Europa zum Beispiel auf Medulla von Björk zu hören sind. Dies ist kein musikalischer Vergleich, sondern nur der Verweis darauf, dass auf der genannten Scheibe Stücke sind, die schnell übersprungen werden und Stücke, die zu Ohrwürmern werden.
Und das nächste Konzert war Party. Zap Mama, Belgien/Zaire spielten auf. Seitdem Marie Daulne sich von den anderen Frauen getrennt hat, wird unter diesen Namen kein a cappella mehr geboten, sondern eine solide Funk & Soul Music. Nur selten kommt die Verspieltheit der früheren Band zum Vorschein. Eine Band zum Abtanzen.
Tja und Anfang Juni erfuhr ich, dass Anfang Juli in London LIVE8 veranstaltet wird. Als Madonna ihre Teilnahme bestätigte, war ich sofort im Reisebüro und kaufte mein Flugticket. Homestead International vermittelte mir ein Zimmer und so begann ein freudiges Warten. Es sollte ein freies Konzert sein, doch im Rahmen von Crowd Control wurden doch Ticket ausgegeben. Nur leider gab es dabei ein unüberwindliches Problem. Die Tickets wurden verlost an alle, die eine SMS an eine Londoner Nummer schickten. Klingt ganz fair, aber diese Nummer konnte nur aus dem britischen Telefonnetz angewählt werden. Europeans (die Engländer fahren ja nach Europa, wenn Sie ihre Affeninsel verlassen!) waren von Ticket ausgeschlossen. Mir war klar, dass bei erwarteten 250.000 oder mehr Besuchern sich auch eine Lösung für uns Europäer finden würde und ich hatte auch Recht. Ich reiste zwei Tage vorher an und ging auch gleich zum Hyde Park, um festzustellen, wie und wo ich das Spektakel erleben könnte. Wirklich ärgerlich war, dass das Festivalgelände nicht nur durch einen Zaun (das war zu erwarten) gesichert war, doch dies war ein drei Meter hoher Sichtschutzzaun. Ich verließ mich auf die Menschenmassen und das irgendeine Lösung gefunden wird. Einen Tag vor dem Konzert war ich am späten Nachmittag im Bereich der Einlasskontrolle und gehörte zu einer Gruppe von etwa 500 Menschen (viele mit Ticket, die auf den nächsten Tag warteten), die sich den Soundcheck anhörten. Auf dem Platz wurde noch gearbeitet, aber immer wieder war die riesige Bühne frei einzusehen und so erlebten wir als Soundcheck das komplette Set von Madonna, die in strahlenden Weiß zur untergehenden Sonne sang. Und dann kam das Gerücht auf. Gleich kommt Pink Floyd, gleich passiert es. Nach mehr als 24 Jahren würden Roger Waters, David Gilmore, Nick Mason und Richard Wright noch einmal zusammen ihre Stücke spielen. Das Warten war eine köstliche Zeit. Neben mir stand ein junger Portugiese und begann zu schwärmen. Er war nur wegen Pink Floyd eingeflogen. Ich sagte ihn, was ich durch mein Fernglas sehen kann und dann war klar, jetzt geht es los.
Das dieser Soundcheck, es wurde das ganze Set des kommenden Tages einmal durchgespielt, etwas besonderes war, zeigte sich an den Reaktionen der Bühnenarbeiter. Eben noch fuhren LKWs und überall war Aktivität, doch für dreißig Minuten wurden die Arbeiten eingestellt. Ich habe Pink Floyd gehört und gesehen!
Dann am nächsten Tag LIVE AID, Western World. Es dauerte, bis ich einen guten Standort mit Blick auf eine Leinwand und deutlichen Sound gefunden hatte, doch wie erwartet, waren wir Zehntausende, die sich im Hyde Park ohne Ticket eingefunden hatten. Ich war deutlich vor Beginn der Show auf einen kleinen Hügel und um mir herum konnte ich Französisch, Deutsch und Englisch hören. Große Picknickkörbe waren dabei (wären auf dem Gelände nicht erlaubt gewesen) und natürlich Bier ohne Ende. Paul McCartney war nur gut, weil es der Anfang war. U2 war spitze. In London habe ich bereits mehrmals erlebt, dass viel mehr Menschen öffentlich singen (und ich meine nicht nur Mitsingen bei einem Konzert). Nun hier wurde mitgesungen, aber so vielstimmig! „It’s A Beautiful Day“, „One“. Es war groß. Dann traten Coldplay auf, wieder wurde viel gesungen, doch was ist so besonders an dieser Band? Sir Elton John war OK. Nach diesen Stück machte ich mich auf den Weg, einmal das gesamte Festivalgelände zu umrunden. Zum einen wollte ich mal sehen, ob es einen noch besseren Standort gibt und zum anderen, wollte ich natürlich auch sehen, wie die anderen Menschen ohne Ticket feiern und mitfeiern. Der Hyde Park ist groß, das Festivalgelände riesig und ich begab mich ohne es vorher zu wissen auf einen viele Kilometer langen Fußmarsch. Dido und die Stereophonics hörte ich auf dem Weg. Bei REM blieb ich wieder stehen, aber am Odeon war zu viel Nebengeräusch und deshalb vollendende ich meinen Rundgang und ging wieder zu den kleinen Hügel. Hier erlebte ich Travis und dann den Organisator Sir Bob Geldof, bei Annie Lennox hatte ich schließlich genug und außerdem waren mir zu diesem Zeitpunkt zu viele der anderen Zuhörer bereits zu betrunken. Ich hatte bis dahin ausschließlich Wasser getrunken. Ich beschloß zu meinen Unterkunft zu fahren und in einer Eckkneipe den Rest des Konzertes auf einer Großbildleinwand mir anzuschauen. Robbie Williams war die Krönung des Abends, die folgenden Who waren ein Blick ins Museum und als dann Pink Floyd anfing, war der Abend leider vorbei. Die letzte Runde war bereits vor dem Konzertbeginn eingeläutet und während des zweiten Stückes gab es die verbale Aufforderung nach Hause zu gehen. Kurz darauf wurden TV und Stereo ausgestellt. Das war es. Nichtsdestotrotz. Das war ein besonderer Tag.
Das nächste Mal hörte ich erst wieder öffentliche Geräusche im Rahmen der Reincarnation, der größten deutschen Technoparade. Ich stand mit Schwester, Schwager und Nichte an der Straße. Ich hatte darauf bestanden, dass keiner Ohrenschutz mitnimmt. Denn das muss man gehört und gespürt (Zwerchfell!) haben. Ich spreche hierbei gerne von einem Zoobesuch, auch wenn nicht klar ist, ob wir die Besucher sind, oder die Menschen auf den Wagen mit den dröhnenden Geräuschen.
Ein Kleinkunstkonzert erlebte ich mit der lokalen 2-Mann-Formation Männer Angstfrei einen Monat später. „Kleines Hannoverlied“ und die „Ballade vom kleinen Torben“ sind wahre Perlen. Die Texte sind leider zu oft zynisch, aber es war ein rundherum lustiger Abend mit einem langen Pausengespräch mit Peter Düker, dem Texter und Sänger.
Für November war wieder eine Partyband angekündigt. Los de Abajo, Mexico spielten zum zweiten Mal in Hannover. Ich hatte Sie vor mehreren Jahren schon erlebt und wußte, das dies ein Abend für Turnschuhe werden würde. Die Band ist gut (musikalisch, wie auch in der Bühnenpräsenz), doch ihr Tontechniker ist taub!. Zunächst stand ich direkt vor der Bühne, wo die Instrumente direkt oder über die Monitorlautsprecher zu hören sind. Im Hintergrund war der Krach im Gesamtsaal zu hören. Mein tanzen drängte mich immer wieder und weiter von der Bühne ab und schließlich stand ich im Schallkegel der linken Boxenformation. Das war Krach. Total übersteuert, der Versuch Boxen zu zerstören. Es klang fast so schlecht, wie ein Konzert in Ghana. Nach der Pause suchte ich einen neuen Standort, doch selbst direkt vor dem Mischpult (hier sollte der beste Sound sein) war es Krach. Es war also Absicht. Dennoch eine tolle Band zum Tanzen.
Gleich am nächsten Abend war ich bereits im nächsten und wie sich dann herausstellte auch letztem Konzert des Jahres 2005. Auf der Bühne stand die Ton Steine Scherben Familie. 1984 hatten sich die Scherben aufgelöst und Rio Reiser begann seine kurze Solokarriere bei einem Major Label. Im Jahre 21 danach formierten sich die Überlebenden (es gab zwischenzeitlich einen weiteren Toten) und hatten ein Programm von Ton Steine Scherben Liedern zusammengestellt. Rio Reiser ist nicht zu ersetzen und so sangen abwechselt sechs aus der Familie die verschiedenen Stimmungen. Es war eine Mischung aus Konzert und Gottesdienst, denn die Klassiker „Der Traum ist aus“, „Der Turm stürzt ein“, „Keine Macht für Niemand“ und viele weitere wurde von der Mehrzahl der Gäste (including me) lauthals mitgesungen. Neue linke Volksmusik, ach tat das gut.
Als neue Tonträger finden sich in meinem Regal die sechs Scheiben der Beatles, die zwischen 1966 und 1970 veröffentlicht wurden. Nun habe ich das gesamte, Drogen beinflusste Repertoire der Band von "Revolver" bis "Let It Be".
Vor zwei Jahren entdeckte ich für mich Lounge Music. Meine Schwester hatte bei 2001 eine Doppel-CD gekauft. Als ich sie fragte, kennst du irgendeines dieser Stücke oder einen der Künstler, sagte sie: Nein. Die Doppel-CD wurde wegen des schönen Covers gekauft. Bar Lounge Classics Vol. 2 und Vol. 3 sind nunmehr dazugekommen. 6 CDs mit Musik für Bahnfahrten, lange Stunden am Computer oder auf dem Balkon. Ohne diesen Deaf Date meiner Schwester hätte ich nie Kruder & Dorfmeister, Yonderboi, De-Phazz, Moby und Beanfield in meine Sammlung eingefügt.
Zum Geburtstag gab es Blues aus Westafrika. Ali Farka Touré und Toumani Diabaté mit „In The Heart Of The Moon“ (2005) und Boubacar Traoré mit „Kongo Magni“ (2005). Letzeren hatte ich 2004 zum zweiten Mal erlebt. Viele vergessen, dass es neben den US-Blues seit den 50er Jahren auch den Sahara-Blues, der sich aus der Griot Musik entwickelt hat, gibt. Lange Geschichten zu Gitarre und Kora.
Während des EK kamen dann noch zwei Scheiben dazu. 17 Hippies „OST Halbe Treppe“ (2002) und Brian Wilson „Presents Smile“ (2004). Die 17 Hippies zeigen leider nur ihr Potential, denn es ist wirklich eine OST (Original Soundtrack). Wenn die Musik nur für 45 Sekunden im Film zu hören ist, dann sind es auch nur 45 Sekunden auf der Scheibe. 22 Stücke in 37 Minuten. „Smile“ war ziemlich böse kritisiert wurden. Jahrzehnte verschollen und nun Jahrzehnte zu spät erschienen. Na ja, der Vorläufer „Pet Songs“ ist besser, aber ich möchte die Scheibe nicht missen.
Donnerstag, Januar 05, 2006
Das Jahr, das war – 2. Gedruckte Wort
Was habe ich früheren Jahren bloß alles gelesen. Ich stand gerade vor meiner Bibliothek und überlegte, welche Bücher neu hinzugekommen sind. Es sind nicht sehr viele, denn in diesen Jahr habe ich mehr Sachliteratur als echte Literatur angeschafft.
Und es war ein Jahr, in dem ich viele Kurzgeschichten und Novellen ein zweites Mal gelesen habe.
Neu ins Regal kamen drei weitere Bücher von Gisbert Haefs. Der Autor hat sich nunmehr in vielen Genres ausprobiert. Ich habe seine drei Matzbach-Krimis (1983-85) genauso genossen, wie sein SF-Zyklus Barakuda (1986). Doch wirklich unterhaltsame Größe hat er in seinen historischen Romanen und Hannibal von 1989 ragt als erstes Werk dieser Form heraus. Nun habe ich den politischen Krimi „Das Kichern des Generals“ (1996), eine Ergänzung zur Welt von Hannibal und Qart Hadasht mit dem antiken Krimi „Hamilkars Garten“ (1999) und schließlich „Raja“ (2000) gelesen. Gisbert Haefs Romanwelten sind eine Herausforderung, da es zwar einen kleinen Kreis von Hauptpersonen gibt, aber eine Vielzahl von Charakteren eingeführt und beachtet werden müssen, um der Erzählung in allen Facetten folgen zu können.
„Das Kichern des Generals“ ist ein Blick auf die durch Militärs verseuchte politisch-wirtschaftliche Realität Südamerikas. Ausgewiesene Diktaturen gibt es nicht mehr, aber viele der Verbrecher gegen Menschlichkeit sind weiterhin Strippenzieher oder stille Teilhaben im System. In diesem Milieu handelt diese teilweise wie eine Satire klingende Geschichte von Drogenhandel und den Hintergründen auf den Bombenanschlag auf das jüdische Zentrum in Buenos Aires. Geheimdienste mit ihrer unappetitlichen Weltsicht von den mehreren Regierungen kochen ihre Suppen und werden als Köche genutzt. Dazwischen stecken die Hauptpersonen, die erst allmählich begreifen, dass sie nur Bauern auf dem Schachbrett sind und ihr Überleben ihr höchstes Ziel sein sollte. Keine große Literatur, aber genau das richtige für lange Abende oder für einen Urlaub.
„Hamilkars Garten“ handelt nach dem später so genannten 1. Punischen Krieg, im Roman konsequent der Große Krieg genannt. Ein toter Römer in Qart Hadasht bedroht den brüchigen Frieden und ein römischer Offizier wird zur Untersuchung dieses Mordes in die Stadt gesandt und zusammen mit dem Geheimdienstchef der Stadt werden die einzelnen Fäden aufgedröselt.
Wie bereits in Hannibal, den beiden Alexander-Romanen und Troja gelingt es Haefs ein großes Interesse für die antike Realität zu schaffen. Er beherrscht die Kunst, seine Charaktere in ihrer Zeit so darzustellen und sprechen zu lassen, dass es wahrhaft erscheint. Ein wirklich gelungenes Buch!
„Raja“ ist die skurrile Geschichte eines irischen Bauernsohnes, dem als Kind prophezeit wurde, dass er als Erwachsener unermesslichen Reichtum in einem fremden Land besitzen würde. Er mustert bei der Marine an und desertiert an einem indischen Standort. Er wird zunächst Söldner für einen der vielen indischen Herrscher und steigt langsam im Rang auf bis er seine eigene Truppe meistbietend den Kriegsparteien anbietet. Schließlich wird er selbst Territorialfürst und erreicht damit, dass ihn vorhergesagte Leben. Die Geschichte hat einen realen Hintergrund. Es ist die Zeit der Auflösung des Mogulreiches, regionale Herrscher und vor allem die Invasion aus Persien führen zu Dauerkonflikten. Portugiesen, Briten und andere Europäer kochen ihre Süppchen und verdingen sich als Berater, Söldner oder Hoflieferanten. Regional- und Lokalherrschaften werden immer wieder neu besetzt und vertrieben. Wissenschaftlich wird das Thema dieser gewalttätigen Dekaden in der Dissertation von Andrea Hintze „The Mughal Empire and Its Decline“ (Aldershot: Ashgate 1997) dargestellt.
Während des EK04 wurde mir wegen meiner Schwärmerei für den Humor von Douglas Adams die Welten von Terry Pratchett empfohlen. Hatte bisher nie von diesem Autor gehört und war dann erstaunt, dass bereits 20 Romane aus der dortigen Scheibenwelt vorliegen. 2001 verramschte im Spätsommer einige Titel von Pratchett und so kamen die ersten beiden Romane „Farben der Magie“ und „Light Fantastic“ sowie die Macbeth-Nacherzählung auf meinem Nachttisch. Es ist leichte Literatur, aber leider sprang der Funke nicht über. Ja, es ist unterhaltsam, aber ich würde es nicht als wirkliche Satire bezeichnen und selbst die Macbeth-Geschichte, die mir noch am besten gefallen hat, hatte viele Schwächen.
Erst im Urlaub hatte ich wieder Muße für neue Romane und Erzählungen, doch diese Bücher wurden bereits im Dezember einzeln gewürdigt.
Ansonsten genoß ich wieder einmal den Hitch Hiker (einmal mehr auf Englisch), Kurzgeschichten von Arno Schmidt und Gedichte von Edgar Poe und William Shakespeare.
Und es war ein Jahr, in dem ich viele Kurzgeschichten und Novellen ein zweites Mal gelesen habe.
Neu ins Regal kamen drei weitere Bücher von Gisbert Haefs. Der Autor hat sich nunmehr in vielen Genres ausprobiert. Ich habe seine drei Matzbach-Krimis (1983-85) genauso genossen, wie sein SF-Zyklus Barakuda (1986). Doch wirklich unterhaltsame Größe hat er in seinen historischen Romanen und Hannibal von 1989 ragt als erstes Werk dieser Form heraus. Nun habe ich den politischen Krimi „Das Kichern des Generals“ (1996), eine Ergänzung zur Welt von Hannibal und Qart Hadasht mit dem antiken Krimi „Hamilkars Garten“ (1999) und schließlich „Raja“ (2000) gelesen. Gisbert Haefs Romanwelten sind eine Herausforderung, da es zwar einen kleinen Kreis von Hauptpersonen gibt, aber eine Vielzahl von Charakteren eingeführt und beachtet werden müssen, um der Erzählung in allen Facetten folgen zu können.
„Das Kichern des Generals“ ist ein Blick auf die durch Militärs verseuchte politisch-wirtschaftliche Realität Südamerikas. Ausgewiesene Diktaturen gibt es nicht mehr, aber viele der Verbrecher gegen Menschlichkeit sind weiterhin Strippenzieher oder stille Teilhaben im System. In diesem Milieu handelt diese teilweise wie eine Satire klingende Geschichte von Drogenhandel und den Hintergründen auf den Bombenanschlag auf das jüdische Zentrum in Buenos Aires. Geheimdienste mit ihrer unappetitlichen Weltsicht von den mehreren Regierungen kochen ihre Suppen und werden als Köche genutzt. Dazwischen stecken die Hauptpersonen, die erst allmählich begreifen, dass sie nur Bauern auf dem Schachbrett sind und ihr Überleben ihr höchstes Ziel sein sollte. Keine große Literatur, aber genau das richtige für lange Abende oder für einen Urlaub.
„Hamilkars Garten“ handelt nach dem später so genannten 1. Punischen Krieg, im Roman konsequent der Große Krieg genannt. Ein toter Römer in Qart Hadasht bedroht den brüchigen Frieden und ein römischer Offizier wird zur Untersuchung dieses Mordes in die Stadt gesandt und zusammen mit dem Geheimdienstchef der Stadt werden die einzelnen Fäden aufgedröselt.
Wie bereits in Hannibal, den beiden Alexander-Romanen und Troja gelingt es Haefs ein großes Interesse für die antike Realität zu schaffen. Er beherrscht die Kunst, seine Charaktere in ihrer Zeit so darzustellen und sprechen zu lassen, dass es wahrhaft erscheint. Ein wirklich gelungenes Buch!
„Raja“ ist die skurrile Geschichte eines irischen Bauernsohnes, dem als Kind prophezeit wurde, dass er als Erwachsener unermesslichen Reichtum in einem fremden Land besitzen würde. Er mustert bei der Marine an und desertiert an einem indischen Standort. Er wird zunächst Söldner für einen der vielen indischen Herrscher und steigt langsam im Rang auf bis er seine eigene Truppe meistbietend den Kriegsparteien anbietet. Schließlich wird er selbst Territorialfürst und erreicht damit, dass ihn vorhergesagte Leben. Die Geschichte hat einen realen Hintergrund. Es ist die Zeit der Auflösung des Mogulreiches, regionale Herrscher und vor allem die Invasion aus Persien führen zu Dauerkonflikten. Portugiesen, Briten und andere Europäer kochen ihre Süppchen und verdingen sich als Berater, Söldner oder Hoflieferanten. Regional- und Lokalherrschaften werden immer wieder neu besetzt und vertrieben. Wissenschaftlich wird das Thema dieser gewalttätigen Dekaden in der Dissertation von Andrea Hintze „The Mughal Empire and Its Decline“ (Aldershot: Ashgate 1997) dargestellt.
Während des EK04 wurde mir wegen meiner Schwärmerei für den Humor von Douglas Adams die Welten von Terry Pratchett empfohlen. Hatte bisher nie von diesem Autor gehört und war dann erstaunt, dass bereits 20 Romane aus der dortigen Scheibenwelt vorliegen. 2001 verramschte im Spätsommer einige Titel von Pratchett und so kamen die ersten beiden Romane „Farben der Magie“ und „Light Fantastic“ sowie die Macbeth-Nacherzählung auf meinem Nachttisch. Es ist leichte Literatur, aber leider sprang der Funke nicht über. Ja, es ist unterhaltsam, aber ich würde es nicht als wirkliche Satire bezeichnen und selbst die Macbeth-Geschichte, die mir noch am besten gefallen hat, hatte viele Schwächen.
Erst im Urlaub hatte ich wieder Muße für neue Romane und Erzählungen, doch diese Bücher wurden bereits im Dezember einzeln gewürdigt.
Ansonsten genoß ich wieder einmal den Hitch Hiker (einmal mehr auf Englisch), Kurzgeschichten von Arno Schmidt und Gedichte von Edgar Poe und William Shakespeare.
Mittwoch, Januar 04, 2006
Das Jahr, das war – 1. Kino
Nachdem 2005 nun wirklich abgeschlossen ist, möchte ich einen persönlichen Rückblick auf das Filmjahr formulieren. Es ist schon kurios, dass alle professionellen Rückschauen bereits zwischen Ende November und Dezember das Licht der Öffentlichkeit erreichen und dann auch noch einen erheblich früheren Redaktionsschluss haben.
Als ich gestern auf den Seiten der Filmförderanstalt (dort Markdaten, dann Filmhitlisten und dann Monat bzw. Jahr wählen) die aktuelle TOP100 der Besuchszahlen deutscher Kinos anschaute, machte ich in Gedanken mein eigenes Ranking. Von den etwa 350 Filmen, die erstmals deutsche Leinwände erleuchteten, habe ich mir nur 12 angeschaut. Ich bin weiterhin von Filmen im Kino begeistert, doch finde ich nicht mehr so oft Zeit und die Summe, der bisher gesehenen Filme hält mich nachdrücklich von einem Besuch einer wachsenden Zahl von Filmen ab.
Was habe ich 2005 gesehen? 1. Aviator, 2. House of the Flying Daggers, 3. Alles auf Zucker, 4. One Day in Europe, 5. Star Wars III, 6. Am Tag als Bobby Ewing starb, 7. Per Anhalter durch die Galaxis, 8. War of the Worlds, 9. Kukushka, 10. Sin City, 11. Ein Mann für eine Saison, 12. Harry Potter IV.
Eine bunte Mischung von Popkorn- und Kunstkino.
1. Aviator (im amerikanischen Original). Martin Scorsese hat eine sehr intensive Geschichte vorgelegt. Der Wahnsinn von Howard Hughes wird in den Waschszenen und seinem zunehmenden Autismus dargestellt. Ein anderer Regisseur hätte vielleicht die Wahnsinnsszenen nach 20-30 Sekunden beendet, doch bei Scorsese läuft es weiter und weiter und damit wurde es immer unangenehmer DiCaprio zuzuschauen. So soll es sein. Gutes Kino erzeugt zum Beispiel intensive Gefühle. Das Leonardo DiCaprio wieder nicht den Oscar für die beste männliche Hauptrolle erhalten hat, verstehe wer will, ich nicht. Bereits für Gangs of New York wäre er fällig gewesen!
2. House of the Flying Daggers (im chinesischen Original mit englischen Untertiteln). Diese Farben, diese Choreographie; es war wie ein Besuch in einer guten Kunstausstellung.
3. Alles auf Zucker. Ich beobachte einen gewissen Hype um das Thema „jüdische Komödie aus Deutschland“. Ist eine nette Geschichte, aber eigentlich kein Film für Kino, sondern für die Glotze.
4. One Day in Europe (im vielsprachigen Original mit Untertiteln). Endlich mal wieder ein europäischer Film, der selbstverständlich verschiedene Staatsgrenzen überquert und damit ein wichtiges Lebensgefühl der EU als Hintergrund hat. Ein Engländerin in Moskau, ein Deutscher in Istanbul, ein Ungar in Santiago de Compostela und schließlich Franzosen in Kreuzberg und stets die selbe Geschichte von gestohlenen oder vermeintlich gestohlenen Reiseutensilien und der Versuch, dies der jeweiligen Polizei zu melden. Die Geschichte handelt an einen Tag innerhalb von etwa drei Stunden. Leitfaden ist das Fussballspiel zwischen Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruna in Moskau, das in ganz Europa von unterschiedlichsten Fans in Kneipen und privat angeschaut wird. Die erste Geschichte handelt vor dem Spiel, die nächsten beiden während der regulären Spielzeit und schließlich läuft im Hintergrund in den Kneipen die Entscheidung und die Siegesfeier. Die dauernden Missverständnisse in den vier Geschichten werden nicht langweilig, sondern bleiben unterhaltsam und wer selbst viel durch Europa gereist ist und sich nicht nur mit seinen Mitreisenden beschäftigt hat, versteht auch wieso.
5. Star Wars Episode III – Die Rache der Sith. Na ja, das war Pflicht. Habe schließlich bereits 1977 Krieg der Sterne im Kino Zeven gesehen. Mit dem Wissen der Episoden II und IV war vor allem interessant, wie die logischen Verknüpfungen geschaffen werden. Die Kampfszenen auf dem vulkanischen Planeten waren so etwas von absurd, dass es zwischenzeitlich unerträglich im Kino war. Dunkel erinnere ich mich auch an grauenhafte Musik.
6. Am Tag als Bobby Ewing starb. Das war dann ein Lichtblick, ein Blick in die bürgerbewegte Geschichte der 80er Jahre. Friedensbewegung und Anti-AKW-Bewegung politisierten viele Menschen wie mich. Die Beschimpfung als nützliche Idioten hat zur damaligen Zeit keinen gekratzt. Heute ist bekannt, dass die Friedensbewegung ohne die Organisation und die finanziellen Mittel aus der DDR, nie die Größe und publizistische Schlagkraft erhalten hätte, wie ohne diese Mittel. Es war kalter Krieg. Der Film handelt innerhalb der Aussteiger und dem lokalen Widerstand gegen das AKW Brokdorf. Damals gab es den ersten polizeilichen Kessel, der seitdem immer wieder durch Gerichte für illegal erklärt wird, aber im Zweifel von der Polizei dann doch wieder bei größeren Demonstrationen angewendet wird. Es ist ein lustige Geschichte und es wird sich nicht lustig über die Protagonisten gemacht. Die Menschen behalten ihre Ehre, die Lacher kommen aus der Absurdität von einzelnen Aktionen und Diskussionen. Es ist ein sehr genauer Blick auf die Zeit mit passgenauer Musik und Ausstattung. Einmal fährt die Kamera langsam durch die Land-WG und die Einrichtung entspricht den Wohngemeinschaften, die ich damals bewohnte und in der Nachbarschaft kannte 1 zu 1.
7. Per Anhalter durch die Galaxis (im Original leider mit deutschen Untertiteln). Dies war Pflichtprogramm der angenehmen Art. Ich weiß nicht mehr, wer mir in den 80er Jahren dieses Buch empfohlen hatte. Vielleicht war es einfach die gute Werbung von 2001, die bis heute die Buchrechte für Douglas Adams haben. In der Werbung hieß es bereits, dass der Film anders sein würde, als das Buch. Doch ich war beruhigt zu lesen, dass Douglas Adams selbst dieses veränderte Drehbuch in allen wesentlichen Elementen vor seinen viel zu frühen Tod verfasst hatte. Dies entsprach auch der bisherigen Entwicklung der Geschichte. Es begann als BBC-Hörspiel, entwickelte sich weiter als Buch das bereits ein wenig anders erzählte und die folgende BBC-Fernsehproduktion fand wieder einen anderen Dreh für einige Passagen. Nun also mit einer weiteren bisher nie erwähnten Hauptperson und einer schlüssigen Erklärung und Visualisierung der bürokratischen Vogonen. Die Szenen, in denen die Erde nach den Originalblaupausen nachgebaut werden, sind schreiend komisch. Der Typ, der mit einem B-Rohr der Feuerwehr den Ozean mit Wasser füllt, läßt sich selbst bei diesen Zeilen schmunzeln. Dies ist wohl der einzige Film des Jahres, den ich mir auf jeden Fall als DVD zulegen werde. Alleine schon weil ich bereits alle fünf Bänder sowohl auf deutsch, als auch im Original, zwei der Bänder als Comic, Band 1 als BBC-Filmproduktion und als deutsches Hörspiel besitze.
8. War of the Worlds (im amerikanischen Original). Ich hatte das Pech, dass alle anderen Besucher um mich herum deutlich unter 25 Jahre waren und zur Peng-Boing-Fraktion, die auch als 1-Eimer-Popkorn+große-Cola bekannt ist, gehörten. Herbert George Wells hat mit dem zugrundeliegenden Buch einen echten Klassiker geschrieben, der hier kongenial in die moderne Zeit transportiert wird. Leider muss bei US-Produktionen, auch wenn sie durch stupid German money finanziert wurden, die Handlung jeweils von den Originalschauplätzen (hier SW London) in die USA verlegt werden. Das Buch habe ich bereits mehrmals gelesen oder ich war sehr davon angetan, dass viele der Grundideen erhalten geblieben sind.
9. Kukushka – Der Kuckuck. (im internationalen Original mit deutschen Untertiteln). Der Film läuft auf Finnisch, Russisch und Sämisch und nur die Besucher erfahren, was die drei Hauptpersonen sich gegenseitig erzählen, da alle drei nur wenig Kenntnisse der anderen Sprachen haben. Der Kuckuck ist ein Himmelfahrtskommando im Zweiten Weltkrieg. Ein finnischer Soldat soll mit seinem Gewehr als Sniper, alleine eine Position bewachen und gegnerische Soldaten erschießen. Um eine Desertion zu verhindern wird er an eine Kette gefesselt, die solide an einem Felsen befestigt ist. Er muß geschickt alle Gegner „erledigen“, um selbst eine Chance zum Überleben zu haben. Als weitere Person kommt ein russischer Milizionär, der in ein Straflager transportiert wird und ein sämische Frau, die den Krieg weitestgehend ignoriert und ihren Jahreslauf lebt, auf. Die beiden Männer finden sich verletzt im sämischen Lager wieder und führen dort ihren eigenen Krieg fort. Es ist ein beklemmender, herzlicher und oftmals sehr komischer Film.
10. Sin City. Einer von diesen Filmen, die stilistisch die Filmkunst weiter entwickeln. Ich hatte im Vorfeld schon viel über den Film gelesen und war froh, dass er erst ab 18 Jahre freigegeben war. Dies reduzierte schon einmal die Zahl der Besucher, die einen während des Filmes durch blöde Kommentare, den Film ruinieren. Die sollen sich gefälligst nach dem Film über den Film unterhalten! Ich muss bekennen, dass ich weiß, dass es Comics für Erwachsene gibt und ein Enthusiast und Sammler hat mir auch einmal 3-4 Bände ausgeliehen. Dies ist nicht meine Welt, für diese Kunstform habe ich (noch) keinen Blick. Der Film ist hart, er ist extrem und ich erinnere mich, dass ich mir selbst das Mantra „ist doch nur ein Comic“ mehrmals aufsagte. Wider erwarten hat keines der Bilder es je in meine reichen Traumwelten geschafft. Und dabei sind es große Bilder, die zu sehen waren. Solche cineastischen Gemälde habe ich seit Matrix (natürlich Teil 1) und Kill Bill 1 nicht mehr gesehen.
11. Ein Mann für eine Saison. Leichte Unterhaltung.
12. Harry Potter and the Goblet of Fire (im Original). Was soll ich hierzu noch sagen. Das ist Popkorn at his Best. Fantastische Unterhaltung für drei Stunden. Die einzige Störung war, dass dieser Film gehypt wurde und entsprechend die wahrscheinlich längste Werberolle aller Zeiten vor dem Film gezeigt wurde. Zusammen mit der sehr langen Pause, die durch die Süßwarenindustrie vor einigen Jahren durchgesetzt wurde, dauerte der Film damit über vier Stunden. Doch der Film ist ohne Makel. Gutes Kino, dass nur zum Ende genauso wie das Buch schwächelt. Denn der letzte Dreh um die Person Mad-Eye Moody störte bereits im Buch (wie auch gerade im Potter VI die Offensichtlichkeit des Halbblutprinzen ist, aber weder die brillianten Schüler noch die Lehrer erkennen, wer sich hinter diesen selbst gegebenen Titel verbirgt).
Und welches war der beste Film? Keine Frage, Potter.
Welche Filme wollte ich nicht sehen und was ich habe ich ärgerlicherweise wegen der kundenunfreundlichen deutschen Filmwirtschaft verpasst?
Mein Alter schließt alle Filme, die ausschließlich für Teenager produziert werden, per se aus. Die Kracher (äh Krachmacher) Blade, Constantine, Babynator, Siegfried, Mr.+ Mrs. Smith, Wächter der Nacht, Transporter, Die Legende des Zorro, Flighplan und die „Komödien“ Meine Frau ihre Schwiegerelter, Hitch, Verliebt in eine Hexe, Die weiße Massai (denn das kann nicht ernst gemeint sein) waren mir keine Cent wert.
Doch leider sind mir auch etliche Filme durch die Lappen gegangen. Ich hätte gerne Finding Neverland, Batmans Begin, Charlie und die Schokoladenfabrik und Brothers Grimm gesehen. Die Filmwirtschaft blockiert im zunehmenden Maße viele Leinwände zur gleichen Zeit mit den gleichen Filmen, angeblich um den Raubkopierern ein Schnäppchen zu schlagen. Dies hat zur Folge, dass nicht nur die Eventfilme eine immer kürzere Spieldauer haben, sondern, dass auf den verbliebenen anderen Leinwänden ein so scharfe Konkurrenz der Filme besteht, dass ich als Kinogeher, wenn ich einen Film sehen möchte, ihn unbedingt in der 1. oder 2. Woche sehen muß oder er ist schon wieder aus dem Kino verschwunden. Dies ist mehr als ärgerlich. Ich laß mir meinen Terminkalender nicht durch die Filmwirtschaft bestimmen. Früher, ach früher ... blablabla. Es war wirklich besser. Denn auf den 25-30 Leinwänden der Stadt liefen im Verlauf einer Woche 50-60 verschiedene Filme. Filme hatten ein Chance durch Mundpropaganda beworben zu werden. Wenn ich heute etwas über einen Film auf einer Party oder in der Kneipe erfahre, dann ist er schon gelaufen. Fernsehen bzw. DVD sind keine Alternative. Mit der Ausnahme der oben genannten Filme 3, 4, und 11, erfordern die Filme eine große Leinwand für einzelne Szenen oder sogar für den ganzen Film.
Als ich gestern auf den Seiten der Filmförderanstalt (dort Markdaten, dann Filmhitlisten und dann Monat bzw. Jahr wählen) die aktuelle TOP100 der Besuchszahlen deutscher Kinos anschaute, machte ich in Gedanken mein eigenes Ranking. Von den etwa 350 Filmen, die erstmals deutsche Leinwände erleuchteten, habe ich mir nur 12 angeschaut. Ich bin weiterhin von Filmen im Kino begeistert, doch finde ich nicht mehr so oft Zeit und die Summe, der bisher gesehenen Filme hält mich nachdrücklich von einem Besuch einer wachsenden Zahl von Filmen ab.
Was habe ich 2005 gesehen? 1. Aviator, 2. House of the Flying Daggers, 3. Alles auf Zucker, 4. One Day in Europe, 5. Star Wars III, 6. Am Tag als Bobby Ewing starb, 7. Per Anhalter durch die Galaxis, 8. War of the Worlds, 9. Kukushka, 10. Sin City, 11. Ein Mann für eine Saison, 12. Harry Potter IV.
Eine bunte Mischung von Popkorn- und Kunstkino.
1. Aviator (im amerikanischen Original). Martin Scorsese hat eine sehr intensive Geschichte vorgelegt. Der Wahnsinn von Howard Hughes wird in den Waschszenen und seinem zunehmenden Autismus dargestellt. Ein anderer Regisseur hätte vielleicht die Wahnsinnsszenen nach 20-30 Sekunden beendet, doch bei Scorsese läuft es weiter und weiter und damit wurde es immer unangenehmer DiCaprio zuzuschauen. So soll es sein. Gutes Kino erzeugt zum Beispiel intensive Gefühle. Das Leonardo DiCaprio wieder nicht den Oscar für die beste männliche Hauptrolle erhalten hat, verstehe wer will, ich nicht. Bereits für Gangs of New York wäre er fällig gewesen!
2. House of the Flying Daggers (im chinesischen Original mit englischen Untertiteln). Diese Farben, diese Choreographie; es war wie ein Besuch in einer guten Kunstausstellung.
3. Alles auf Zucker. Ich beobachte einen gewissen Hype um das Thema „jüdische Komödie aus Deutschland“. Ist eine nette Geschichte, aber eigentlich kein Film für Kino, sondern für die Glotze.
4. One Day in Europe (im vielsprachigen Original mit Untertiteln). Endlich mal wieder ein europäischer Film, der selbstverständlich verschiedene Staatsgrenzen überquert und damit ein wichtiges Lebensgefühl der EU als Hintergrund hat. Ein Engländerin in Moskau, ein Deutscher in Istanbul, ein Ungar in Santiago de Compostela und schließlich Franzosen in Kreuzberg und stets die selbe Geschichte von gestohlenen oder vermeintlich gestohlenen Reiseutensilien und der Versuch, dies der jeweiligen Polizei zu melden. Die Geschichte handelt an einen Tag innerhalb von etwa drei Stunden. Leitfaden ist das Fussballspiel zwischen Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruna in Moskau, das in ganz Europa von unterschiedlichsten Fans in Kneipen und privat angeschaut wird. Die erste Geschichte handelt vor dem Spiel, die nächsten beiden während der regulären Spielzeit und schließlich läuft im Hintergrund in den Kneipen die Entscheidung und die Siegesfeier. Die dauernden Missverständnisse in den vier Geschichten werden nicht langweilig, sondern bleiben unterhaltsam und wer selbst viel durch Europa gereist ist und sich nicht nur mit seinen Mitreisenden beschäftigt hat, versteht auch wieso.
5. Star Wars Episode III – Die Rache der Sith. Na ja, das war Pflicht. Habe schließlich bereits 1977 Krieg der Sterne im Kino Zeven gesehen. Mit dem Wissen der Episoden II und IV war vor allem interessant, wie die logischen Verknüpfungen geschaffen werden. Die Kampfszenen auf dem vulkanischen Planeten waren so etwas von absurd, dass es zwischenzeitlich unerträglich im Kino war. Dunkel erinnere ich mich auch an grauenhafte Musik.
6. Am Tag als Bobby Ewing starb. Das war dann ein Lichtblick, ein Blick in die bürgerbewegte Geschichte der 80er Jahre. Friedensbewegung und Anti-AKW-Bewegung politisierten viele Menschen wie mich. Die Beschimpfung als nützliche Idioten hat zur damaligen Zeit keinen gekratzt. Heute ist bekannt, dass die Friedensbewegung ohne die Organisation und die finanziellen Mittel aus der DDR, nie die Größe und publizistische Schlagkraft erhalten hätte, wie ohne diese Mittel. Es war kalter Krieg. Der Film handelt innerhalb der Aussteiger und dem lokalen Widerstand gegen das AKW Brokdorf. Damals gab es den ersten polizeilichen Kessel, der seitdem immer wieder durch Gerichte für illegal erklärt wird, aber im Zweifel von der Polizei dann doch wieder bei größeren Demonstrationen angewendet wird. Es ist ein lustige Geschichte und es wird sich nicht lustig über die Protagonisten gemacht. Die Menschen behalten ihre Ehre, die Lacher kommen aus der Absurdität von einzelnen Aktionen und Diskussionen. Es ist ein sehr genauer Blick auf die Zeit mit passgenauer Musik und Ausstattung. Einmal fährt die Kamera langsam durch die Land-WG und die Einrichtung entspricht den Wohngemeinschaften, die ich damals bewohnte und in der Nachbarschaft kannte 1 zu 1.
7. Per Anhalter durch die Galaxis (im Original leider mit deutschen Untertiteln). Dies war Pflichtprogramm der angenehmen Art. Ich weiß nicht mehr, wer mir in den 80er Jahren dieses Buch empfohlen hatte. Vielleicht war es einfach die gute Werbung von 2001, die bis heute die Buchrechte für Douglas Adams haben. In der Werbung hieß es bereits, dass der Film anders sein würde, als das Buch. Doch ich war beruhigt zu lesen, dass Douglas Adams selbst dieses veränderte Drehbuch in allen wesentlichen Elementen vor seinen viel zu frühen Tod verfasst hatte. Dies entsprach auch der bisherigen Entwicklung der Geschichte. Es begann als BBC-Hörspiel, entwickelte sich weiter als Buch das bereits ein wenig anders erzählte und die folgende BBC-Fernsehproduktion fand wieder einen anderen Dreh für einige Passagen. Nun also mit einer weiteren bisher nie erwähnten Hauptperson und einer schlüssigen Erklärung und Visualisierung der bürokratischen Vogonen. Die Szenen, in denen die Erde nach den Originalblaupausen nachgebaut werden, sind schreiend komisch. Der Typ, der mit einem B-Rohr der Feuerwehr den Ozean mit Wasser füllt, läßt sich selbst bei diesen Zeilen schmunzeln. Dies ist wohl der einzige Film des Jahres, den ich mir auf jeden Fall als DVD zulegen werde. Alleine schon weil ich bereits alle fünf Bänder sowohl auf deutsch, als auch im Original, zwei der Bänder als Comic, Band 1 als BBC-Filmproduktion und als deutsches Hörspiel besitze.
8. War of the Worlds (im amerikanischen Original). Ich hatte das Pech, dass alle anderen Besucher um mich herum deutlich unter 25 Jahre waren und zur Peng-Boing-Fraktion, die auch als 1-Eimer-Popkorn+große-Cola bekannt ist, gehörten. Herbert George Wells hat mit dem zugrundeliegenden Buch einen echten Klassiker geschrieben, der hier kongenial in die moderne Zeit transportiert wird. Leider muss bei US-Produktionen, auch wenn sie durch stupid German money finanziert wurden, die Handlung jeweils von den Originalschauplätzen (hier SW London) in die USA verlegt werden. Das Buch habe ich bereits mehrmals gelesen oder ich war sehr davon angetan, dass viele der Grundideen erhalten geblieben sind.
9. Kukushka – Der Kuckuck. (im internationalen Original mit deutschen Untertiteln). Der Film läuft auf Finnisch, Russisch und Sämisch und nur die Besucher erfahren, was die drei Hauptpersonen sich gegenseitig erzählen, da alle drei nur wenig Kenntnisse der anderen Sprachen haben. Der Kuckuck ist ein Himmelfahrtskommando im Zweiten Weltkrieg. Ein finnischer Soldat soll mit seinem Gewehr als Sniper, alleine eine Position bewachen und gegnerische Soldaten erschießen. Um eine Desertion zu verhindern wird er an eine Kette gefesselt, die solide an einem Felsen befestigt ist. Er muß geschickt alle Gegner „erledigen“, um selbst eine Chance zum Überleben zu haben. Als weitere Person kommt ein russischer Milizionär, der in ein Straflager transportiert wird und ein sämische Frau, die den Krieg weitestgehend ignoriert und ihren Jahreslauf lebt, auf. Die beiden Männer finden sich verletzt im sämischen Lager wieder und führen dort ihren eigenen Krieg fort. Es ist ein beklemmender, herzlicher und oftmals sehr komischer Film.
10. Sin City. Einer von diesen Filmen, die stilistisch die Filmkunst weiter entwickeln. Ich hatte im Vorfeld schon viel über den Film gelesen und war froh, dass er erst ab 18 Jahre freigegeben war. Dies reduzierte schon einmal die Zahl der Besucher, die einen während des Filmes durch blöde Kommentare, den Film ruinieren. Die sollen sich gefälligst nach dem Film über den Film unterhalten! Ich muss bekennen, dass ich weiß, dass es Comics für Erwachsene gibt und ein Enthusiast und Sammler hat mir auch einmal 3-4 Bände ausgeliehen. Dies ist nicht meine Welt, für diese Kunstform habe ich (noch) keinen Blick. Der Film ist hart, er ist extrem und ich erinnere mich, dass ich mir selbst das Mantra „ist doch nur ein Comic“ mehrmals aufsagte. Wider erwarten hat keines der Bilder es je in meine reichen Traumwelten geschafft. Und dabei sind es große Bilder, die zu sehen waren. Solche cineastischen Gemälde habe ich seit Matrix (natürlich Teil 1) und Kill Bill 1 nicht mehr gesehen.
11. Ein Mann für eine Saison. Leichte Unterhaltung.
12. Harry Potter and the Goblet of Fire (im Original). Was soll ich hierzu noch sagen. Das ist Popkorn at his Best. Fantastische Unterhaltung für drei Stunden. Die einzige Störung war, dass dieser Film gehypt wurde und entsprechend die wahrscheinlich längste Werberolle aller Zeiten vor dem Film gezeigt wurde. Zusammen mit der sehr langen Pause, die durch die Süßwarenindustrie vor einigen Jahren durchgesetzt wurde, dauerte der Film damit über vier Stunden. Doch der Film ist ohne Makel. Gutes Kino, dass nur zum Ende genauso wie das Buch schwächelt. Denn der letzte Dreh um die Person Mad-Eye Moody störte bereits im Buch (wie auch gerade im Potter VI die Offensichtlichkeit des Halbblutprinzen ist, aber weder die brillianten Schüler noch die Lehrer erkennen, wer sich hinter diesen selbst gegebenen Titel verbirgt).
Und welches war der beste Film? Keine Frage, Potter.
Welche Filme wollte ich nicht sehen und was ich habe ich ärgerlicherweise wegen der kundenunfreundlichen deutschen Filmwirtschaft verpasst?
Mein Alter schließt alle Filme, die ausschließlich für Teenager produziert werden, per se aus. Die Kracher (äh Krachmacher) Blade, Constantine, Babynator, Siegfried, Mr.
Doch leider sind mir auch etliche Filme durch die Lappen gegangen. Ich hätte gerne Finding Neverland, Batmans Begin, Charlie und die Schokoladenfabrik und Brothers Grimm gesehen. Die Filmwirtschaft blockiert im zunehmenden Maße viele Leinwände zur gleichen Zeit mit den gleichen Filmen, angeblich um den Raubkopierern ein Schnäppchen zu schlagen. Dies hat zur Folge, dass nicht nur die Eventfilme eine immer kürzere Spieldauer haben, sondern, dass auf den verbliebenen anderen Leinwänden ein so scharfe Konkurrenz der Filme besteht, dass ich als Kinogeher, wenn ich einen Film sehen möchte, ihn unbedingt in der 1. oder 2. Woche sehen muß oder er ist schon wieder aus dem Kino verschwunden. Dies ist mehr als ärgerlich. Ich laß mir meinen Terminkalender nicht durch die Filmwirtschaft bestimmen. Früher, ach früher ... blablabla. Es war wirklich besser. Denn auf den 25-30 Leinwänden der Stadt liefen im Verlauf einer Woche 50-60 verschiedene Filme. Filme hatten ein Chance durch Mundpropaganda beworben zu werden. Wenn ich heute etwas über einen Film auf einer Party oder in der Kneipe erfahre, dann ist er schon gelaufen. Fernsehen bzw. DVD sind keine Alternative. Mit der Ausnahme der oben genannten Filme 3, 4, und 11, erfordern die Filme eine große Leinwand für einzelne Szenen oder sogar für den ganzen Film.
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