Mittwoch, März 03, 2010

Europas Geschichte

(Archiv: 29. März 2007)

Nicht erst am Wochenende, als die Regierungsvertreter aller 27 Staaten der EU die lächerlich nichtige Berliner Erklärung feierten, wird viel über die Errungenschaften und Fehlentwicklungen der jüngeren europäischen Geschichte berichtet. Im Februar wurde ein Text von Prof. Dr. Timothy Garton Ash zur Neueren Europäischen Geschichte ins Deutsche übersetzt und seitdem zweimal veröffentlicht. Prof. Ash lehrt European Studies in the University of Oxford und versteht seinen Text als Denkanstoß für eine Debatte darüber, was uns verbindet und trennt.
Damit dies eine wahrhaft europäische Debatte wird, wurde der zunächst im britischen Magazin Prospect erschienene Text zwischenzeitlich ins Polnische (Gazeta Wyborcza 10. Februar), Italienische (La Reppublica), Norwegische (Depesjer 10. Februar) und Portugiesische (Publico 11. März) übersetzt. Die deutsche Version wurde von Thekla Dannenberg übersetzt und erschien zunächst am 26. Februar im Perlentaucher und am 24. März leicht gekürzt in der taz.

Timothy Garton Ash empfiehlt eine Neue Europäische Geschichte unter den Stichworten Freiheit, Frieden, Recht, Solidarität, Vielfalt und Wohlstand zu diskutieren. Hierzu wurde mit www.europeanstory.net/ eine Website eingerichtet, auf der Prof. Ash mit einigen Studenten aus Oxford die Debatte moderiert. Leider muss man hier wieder einmal feststellen, dass einzelne Personen diese Diskussionplattform für ihre Debatten mißbrauchen. Viele Beiträge haben wenig bis gar nichts mit dem Ausgangstext zu tun haben und münden schließlich in Kommentaren zu aktuellen weltpolitischen Entwicklungen.

Zu den sechs Themen wurden im Impulsessay jeweils Erfolge und Defizite der europäischen Entwicklungen aufgeführt.
Dies erscheint mir eine fruchtbare Debatte, denn die eigene Zuschreibung "ich bin ein Europäer" sollte mit Werten, Idealen und einer gemeinsamen Identität gefüllt werden. Europa ist schließlich mehr als die EU und sein europäischer Binnenmarkt mit eigener Währung.
Die Erfolge der jüngeren europäischen Geschichte werden durch einige der aufgeführten Defizite aufgewogen. Dies gilt besonders für den Frieden. Die Jubelreden zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge klingen dissonant, wenn nicht an die Kriege in der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien erinnert wird. Und der Mantel der so genannten Globalisierung wird von vielen Regierungen verwendet, um Wohlstand und Solidarität in den einzelnen Staaten neu zu definieren.

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