Vom Parlamentarischen Staatssekretär Michael Müller (SPD) (hier Kurzbiographie) im Bundesumweltministerium wurde am 20. 02.07 ein Interview zur Umweltdebatte in meiner Zeitung veröffentlicht, dass einige analytische Einsichten zeigt. Einige kernige Aussagen:
(...) mit den alten Strukturen, schon gar nicht mit der Atomkraft, ist das Klima nicht zu retten. Es geht längst um mehr als nur um die Energie- und Umweltpolitik. Wir sind an einer Wegscheide: Das 21. Jahrhundert wird entweder ein Jahrhundert der Gewalt oder ein Jahrhundert der Nachhaltigkeit. Das ist noch nicht entschieden. Vieles deutet darauf hin, dass die Welt auf dem ersten Weg ist.
(...) Natürlich hat der Klimaschutz Konjunktur, wie schon Anfang der neunziger Jahre. Aber es bleibt an der Oberfläche, wenn nicht auch die "Systemfrage" gestellt wird. Das heißt: Wir brauchen eine neue Kultur, die unseren heutigen Umgang mit Zeit radikal in Frage stellt. Wir leben in einer Art permanenter Gegenwart, die von der Verkoppelung von Zeit und Geld geprägt ist. Unter dieser Diktatur der kurzen Frist wird es keine wirklichen Lösungen geben, sind wir weder zur Reflexion noch zur Antzipation fähig.
(...) Die kapitalistische Philosophie des "Mehr, schneller und weiter" ist am Ende. In seiner jetzigen Form ist der Kapitalismus die Vergangenheit. Wir müssen eine neue Kulturform entwickeln, eine Kultur des qualifizierten Wachstums. Das ist nicht nur eine Frage des Weltklimas. Das wird uns auch durch die Endlichkeit der Rohstoffe und die nachholende Industrialisierung bevölkerungsreicher Schwellenländer diktiert.
(...) Ein wenig ist unsere Welt wie "Forrest Gump", ein halbgebildeter Idiot, der in Teilbereichen unglaublich gut ist, aber nichts von den Zusammenhängen versteht. Wir leben immer mehr in Teilwelten mit einer Partiallogik. Der Hedgefond-Manager, der Werbemanager, der Produzent von besonders schönen Nudeln: Jeder ist in seinem Fach extrem gut. Aber immer seltener wird die Frage gestellt: Was steckt dahinter? Die Rationalität der Gesamtentwicklung geht verloren. Sie zerfällt in Teilwelten mit ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen. Ein anderes Syndrom ist, nur noch im Hier und Jetzt zu leben. Diese Pausenlosigkeit raubt uns die Chance, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.
(Meine Herausstellungen, das ungekürzte Interview findet sich hier. Das Interview mit der taz führte Nick Reimer)
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