Freitag, März 12, 2010

Archiv: Grüne Politik in Finnland - Pro Atomkraft

(ARCHIV: Blogeintrag vom 6. Februar 2008)

Der Klimaschutzbeauftragte der finnischen Regierung
Oras Tynkkynen befindet sich zur Zeit auf einer Reise durch Deutschland und äußert sich als Politiker der Grünen in einem Interview in der taz zu dem Dilemma, dass die finnische Regierung und Atomlobby den Neubau eines AKWs u.a. mit dem Klimaschutz begründet.
Wenn man die verschiedenen aktuellen Indikatoren (z.B. Energieverbrauch pro Kopf) nimmt, steht Finnland plötzlich nicht mehr als Musterland dar (Deutschland ja auch nicht!). Ein steigender Energieverbrauch wurde bis Ende des 20. Jahrhundert als ein positiver Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen. Seit den 1990-er Jahren gab es zunächst nur eine Debatte, die längst in die konkrete Politik gegangen ist, die Energiesparen als den wichtigsten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz in den postindustriellen Ländern betrachtet.
An Finnland scheint diese Debatte vorbeigegangen zu sein.
Oras Tynkkynen verweist darauf:
Für große Teile der finnischen Wirtschaft sind Energiekosten wichtiger als Lohnkosten. Ihre Belange haben lange Zeit die Debatte dominiert. So denken die meisten nur darüber nach, wie Strom billig bleibt - und nicht darüber, Emissionen zu mindern. Energiepolitik dreht sich in Finnland vor allem um den Ausbau der Atomenergie. (Quelle: taz, 6. Februar 2008)
Interessant ist vor allem, wie er begründet, dass die öffentliche Meinung in Finnland von einer atomkritischen Mehrheit nach Tschernobyl zu einer Pro-AKW-Stimmung umschwenkte. Die Atom-Lobby hat aus ihren Fehler gelernt und nun loben Frauen in den Medien AKWs:
Atomkraft ist sicher, Atomkraft schützt das Klima, Atomkraft sichert die Zukunft ihrer Kinder - damit argumentieren sie. Und sie geben sich verständnisvoll gegenüber den Kritikern. Sie sagen, natürlich ist Windkraft gut, und wir brauchen sie auch. Sie loben regenerative Energien. Und dann fügen sie hinzu: Aber wir brauchen auch die Atomkraft, damit Finnland unabhängig bleibt. (Quelle: taz, 6. Februar 2008)
Mit ähnlichen Charmeoffensiven versucht auch unsere Atommafia die öffentliche Meinung in Deutschland zu verändern und sie scheinen erfolgreich zu sein. Pro und Contra Atomstrom war in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stets gleichauf. Die Formulierung in einer Meinungsumfrage war stets entscheidend, ob gerade mal 50-60 Prozent gegen Atomkraftwerke oder für Atomkraft waren.
Ich habe viele Ergebnisse solcher Meinungsumfragen gelesen und seitdem selbst prominente Politiker der Grünen keine entschiedenen Gegner der Atomkraft mehr sind, werden Mehrheiten gegen Atomkraft nur noch nach katastrophalen Meldungen festgestellt (zuletzt Dezember 2007: Signifikant höhere Leukämieraten in der Nachbarschaft der AKWs; Folgen von Niedrigstrahlung und angeblich ungefährlichen Pannen im Betrieb).
- - - - -
Meanwhile, schöne Fotos aus Finnland von Mikael Rantalainen finden sich hier

Keine Kommentare: