(ARCHIV: Blogeintrag vom 18. September 2007)
Am Wochenende wurde einmal mehr eine Sonderausgabe der taz publiziert. Die taz-Genossenschaft tagte in Berlin und es jährte sich die Ausgabe der Nullnummer zum 29. Mal. Die taz entstand als Reaktion auf die gleichgeschalteten Zeitungen während des Deutschen Herbst 1977. Doch es dauert ein Jahr bis die erste Nullnummer erschien und erst im Frühjahr 1979 erschien die taz tatsächlich als Tageszeitung. Das Thema der Sonderausgabe vom Samstag war die Frage und Suche nach der Zukunft der Zeitung. Auf aktuelle Meldungen wurde verzichtet und stattdessen wurden Essays von einer großen Zahl von internationalen Gastautoren vorgelegt. Die folgenden Beiträge waren sehr anregend für mich und ich möchte sie anderen Menschen empfehlen:
Was wird aus den Zeitungen? vom US-amerikanischen Journalist und Kolumnist Russel Baker. Er untersucht die Frage inwieweit die sich verändernden Besitzverhältnisse die Qualität der US-Zeitungen massiv reduziert haben. Wenn nur noch Profitinteressen formuliert werden, entfällt die Funktion der 4. Gewalt im Staat. Das Prinzip Pusteblume. Niko Pfund, wissenschaftlicher Leiter bei Oxford University Press schreibt über Validität von Informationen. Das gedruckte Wort hat weiterhin eine höhere Wertigkeit, als die Vielfalt der Meinungen und Vermutungen, die in der digitalen Welt zirkulieren. Dabei erlebt die Vermittlung von Nachrichten gerade eine Generationskrise. Die eingeführten Marken (Hauptnachrichtensendungen im Fernsehen, angesehene Zeitungen) werden immer stärker von einer kleiner und älter werdenden Gruppe genutzt.
Geistige Umweltverschmutzung. Der Sinologe und Menschenrechtler Tilman Spengler schrieb eine Satire über die ideale Zeitung aus der Sicht eines Kaders der Chinesischen Kommunistischen Partei. Hier im Internet ist der Artikel auf Deutsch, in der gedruckten Ausgabe vom Samstag war er nur auf Chinesisch erschienen, um darauf zu verweisen, dass aktuell chinesische Texte bereits mehr als 10 Prozent aller Internetinhalte ausmachen und Inhalte in Englisch prozentual deutlich abnehmen (von mehr als der Hälfte auf aktuell nur noch einem Drittel).
Global News. Die taz-Auslandskorrespondenten bieten einen launigen Überblick über die Zeitungslandschaft in Südafrika, Kenya, Rwanda, Dem. Rep. Kongo, USA, Argentinien, Brasilien, Australien, China, Usbekistan, Israel, Iran, Irak, Türkei, Russland, Frankreich, Spanien, Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Irland.
Machtvolle Kulturelite gegen sattgefütterte Masse: Droht uns die mediale Klassengesellschaft? Die Gedanken des Journalisten Klaus Harpprecht über eine sich entwickelnde mediale Elite, die sich deutlich vom Boulevard für die Masse entfernt.
Die Probleme einer Zukunft ohne Zeitung werden von der Bachmann-Preisträgerin Kathrin Passig (der Kollektivblog Riesenmaschine ist vermutlich bereits bekannt) in einer kurzen Satire dargestellt. Wie Links in digitalen Texten einen Text fast unlesbar machen wird vom Schriftsteller Peter Glaser anschaulich vorgeführt. Viel Spaß beim Lesen!
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