(ARCHIV: Blogeintrag vom 23. August 2007)
Ein Wassereinbruch erfolgte am heutigen Nachmittag im Zeughaus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. (siehe aktuellen Nachtrag am Ende)
Das Grollen von Gewitterzellen war bereits seit dem Mittag zu hören und bedrohte die Planungen für den Aufbau des heutigen Sommerfestes. In Wellen nahm die Regenintensität zu und die dunkle Wolke war schließlich über dem Bibliotheksquartier. Im Anna Vorwerk Haus wurde es mit dem nun einsetzenden Regenschauer so dunkel, dass selbst die Deckenbeleuchtung noch zu schwach war.
Das Regenwasser schoss im hohen Bogen vom hohen Dach des Zeughauses auf die befestigten Flächen um das Gebäude. Nur die Gauben kanalisierten und konzentrierten den Fluss. Dies sah zu nächst einfach interessant aus. Die Wände des Zeughauses begannen sich dunkel zu verfärben, wo der Regen die Deckfarbe überwunden hatte. Als zwei aufeinander folgende Schauer vorbei waren, hatten sich im Garten des Anna Vorwerk Hauses tiefe Pfützen gebildet und die wunderbare Improvisationskraft der Mitarbeiterinnen bereitete in hoher Geschwindigkeit die Verlegung des Sommerfestes ins Gebäude vor.
Dann kam der Katastrophenanruf. Die Drainage rund um das Zeughaus ist so mangelhaft, dass das vom Dach heruntergeschossene Wasser über die tiefer liegenden historischen Eingänge in das Zeughaus eingedrungen war. Dieser Mangel war seit langem bekannt, aber der Baubeginn für Renovierungen und Umbau wurde von den staatlichen Stellen immer wieder auf die lange Bank geschoben.
In der Mitte des zentralen Raumes stand das Wasser knöcheltief. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war das Schmutzwasser als Welle von den Eingängen und dem Fahrstuhlschacht gekommen.
Das Zeughaus umfasst im betroffenen Erdgeschoss einen wesentlichen Teil des Präsenzbestandes der Bibliothek. Aus Platzmangel sind die Regale dicht gefüllt und sogar die schwer erreichbaren untersten Regalmeter belegt.
Wie hoch die Schäden und der Verlust sind, wird erst eine Bestandsaufnahme der nächsten Tage zeigen.
Einmal mehr ein Beispiel dafür, dass die zunehmende Sparsamkeit im Bereich des kulturellen Erbes dasselbe akut gefährdet.
Starkregen ist sehr variabel. Während in einem sommerlichen Gewitterschauer bereits viel Regen fällt, kann es lokal zu so großen Regenmengen kommen, dass sowohl der Boden, als auch natürliche Vorfluter und die menschlichen Bemühungen der Rohre und Kanäle überfordert sind. Der Regen der letzten Tage hat den Boden bereits so weit gesättigt, dass sich nun das Wasser oberflächlich ansammelt und es selbst bei kleinen Höhenunterschieden zur Erosion kommt.
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Eine Woche später bin ich nun durch das Zeughaus gegangen. Es sind Spuren vom Wassereinbruch zu sehen, aber es scheint nicht zu großen Schäden gekommen zu sein. Auf dem Steinboden sind weiße Spuren zu sehen, aber bereits der leicht erhöhte Teppichboden im Bereich der hinteren Regale zeigt keinen Hinweis eines Wasserschadens. So stand also in diesem unebenen Haus an einigen Stellen das Wasser erschreckend hoch.
Dennoch bleibt die Angst, dass ein anderes Schadensereignis zu unschätzbaren Verlusten führen können. Die hier stehende frei zugängliche Fachliteratur mag nur 20 bis 100 Jahre alt sein, ist aber nicht ersetzbar.
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