Mittwoch, Mai 31, 2006

Warum ist die Banane krumm

Auf der Rückfahrt von Braunschweig saß hinter mir ein Vater mit seinem Säugling und einem Jungen, der mit seinen etwa 3 bis 4 Jahren gerade tief in der Warum-Phase steckte und der Vater war bereit jede Frage zu beantworten. Ein heftiger Regenschauer ging über Braunschweig nieder, während wir auf die Abfahrt warteten.
Warum regnet es? Weil es viele dunkle Wolken gibt.
Wird die Oberleitung auch nass? Ja.
Warum wird die Oberleitung nass? Weil sie draußen ist und nicht wie wir gegen Regen geschützt ist.
Warum wird die Oberleitung nicht gegen Regen geschützt? Weil dann müsste man über jeder Leitung ein Dach bauen.
Warum ist kein Dach über der Oberleitung? Weil dann müsste man überall, wo eine Eisenbahn fährt, Dächer bauen. Der Regen macht der Oberleitung nichts aus.
Warum macht der Regen der Oberleitung nichts aus?
Hier forderte das schreiende Baby die Aufmerksamkeit des Vaters.
Auf der kurzen Strecke bis Peine, wo die drei ausstiegen und ich sie erstmals sah, entspannten sich noch vier weitere Male solche Warum-Phasen. Mir kam es wie Sprachtraining und nicht wie Wissensdurst vor.

Montag, Mai 29, 2006

Gabriele Goettle spricht mit der Medizinhistorikerin Ortrun Riha

Gabriele Goettle ist eine ungewöhnliche Essayistin. Sie ist eine so genannte freie Journalistin, die mit ihrem sehr persönlichen Reportagestil Einblicke in Lebenswelten ungewöhnlicher Menschen bietet. Der Titel ihrer Rubrik Freibank – Kultur minderer Güte amtlich geprüft verweist den neuen Lesenden bereits auf einen ungewöhnlichen Text.
Etwa einmal im Monat hat sie zwei Druckseiten in der taz, um eine Person vorzustellen. 1991 wurden ihre Essays von 1989-1991 in der Reihe Die Andere Bibliothek unter den Titel Deutsche Sitten – Erkundungen in Ost und West publiziert. 1994 folgte in derselben Reihe der Titel Deutsche Bräuche – Ermittlungen in Ost und West.
Was macht ihre Reportagen und Essays so lesenswert und ungewöhnlich. Es wird jeweils eine Person befragt und deren Aussagen nicht wortwörtlich, aber im Plauderton wiedergegeben. Damit wird sie zur Protokollantin, die Aussagen verständlich wiedergibt. Damit werden Fachwörter und Stil einer befragten Person abgemildert. Unvermittelt finden sich dann im Text auch immer wieder Anmerkungen und Beschreibungen der Gesprächssituation, die einen erinnern, dass hier nicht die befragte Person erzählt.
Es sind natürlich die ausgewählten Personen, die diese langen Texte so interessant machen. In den beiden oben genannten Bänden wurden zum Teil noch mehrere Personen und ihr Lebensumfeld vorgestellt. Es sind die Jahre der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik mit Auflösung von etablierten Lebensformen im Osten und Westen.

In den späten 1990-er Jahren begleitete sie eine Gruppe von verarmten Berlinern und stellte in Suppenküchen, kirchlichen Kaffeenachmittagen und den Elendsunterkünften Menschen und ihre gescheiterten Lebensentwürfe vor. Es waren sehr mitfühlende Reportagen. Aktuell scheint ihr Thema Krankheit und Tod zu sein, denn sie sprach mit der Präparatorin an der Charité und der Mouleurin vom Hygiene-Museum Dresden, einer Bestatterin, einer Rechtsmedizinerin und heute findet sich ein Text über die Medizinhistorikerin Prof. Dr. Ortrun Riha.
Deren Interesse ist Ethik und die alte Geschichte der Medizin. Als Direktorin des Karl-Sudhoff-Instituts an der Universität Leipzig untersteht ihr eine der größten Fachbibliotheken und medizinhistorischen Sammlungen in Deutschland. In Goettles Stil wird die Geschichte des Schwarzen Todes (1347-1350) und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft nacherzählt. Sie geht nur von einer durchschnittlichen Gesamtmortalität von etwa zehn Prozent aus, aber die Panik führte zur Entvölkerung ganzer Landstriche und Siedlungen.
Sie macht eine interessante generalisierende Aussage über Seuchen und dabei kommt natürlich die kommenden Influenza-Pandemie in den Sinn. Es wird gesagt, dass bei Seuchen, die verwaltungstechnische Bewältigung wichtiger ist als die medizinische. Im Seuchenfall werden die Bürger immer entmündigt, sie werden zum Objekt der Amtshandlungen.

Ich folge dieser Argumentation. Die Ausgabe von Influenzamedikamenten nach dem Ausbruch der Pandemie an Polizei, Feuerwehr und Verwaltung ist dabei ein Teil einer administrativen Triage. Es werden zunächst die Menschen geschützt, die das System schützen und in einem zweiten Schritt ausgewählte Patienten (eher Jüngere als Ältere). Den Ärzten wird nichts vorzuwerfen sein, das sind politische Entscheidungen.

Sonntag, Mai 28, 2006

Table-Quiz im Café K – WM-Fieber

Es war dies das letzte Table-Quiz vor der Fußball- und der anschließenden Sommerpause. Erst im September werden wir wieder spielen. Unser Team war klein (erst drei, später vier) und die Stimmung in der Gruppe war nicht sehr angenehm. Ich hatte die Besucherin aus Accra mitgebracht und ihr zu Ehren hieß unser Team Black Star, wie die Nationalelf von Ghana.

Erstaunlich wie viel ich als Gelegenheitsfußballzuseher doch beantworten konnte. Die Fußballhasserin wusste nichts und die Ghanaerin hatte eine Antwort, die anderen 6,5 Punkte gingen auf meine Kappe. Die Fragen waren meiner Meinung nach zu leicht.

Es waren nicht sehr viele Menschen im Café K . Vielleicht 40-50 Personen, die sich auf 10 Teams verteilten. Die zweite Kategorie hieß JamJam, als Slang für Essen und Trinken. Zwei Fragen waren zu den Zutaten von Kir und dem Geschmack von Grand Marnier und da zeigte sich der Mangel an unterschiedlichen Mitstreiterinnen. Ich kann gerade mal sagen, dass das eine ein Cocktail ist und das andere ein Hochprozentiger. Dieses Wissen hatte mich bisher nicht interessiert und daran wird sich vermutlich auch nichts ändern. Da wir bei anderen Fragen gut abschnitten, waren es schließlich 7 Punkte und nur ein leichtes Abrutschen auf den fünften Platz.

Ralf hat stets nette Formulierungen für die Kategorien und so hieß Nr. 3 Ein Fachgeschäft ist kein Laden für Fächer. Immer fünf der Fragen bezogen sich auf Läden in Hannover und viermal wurde davon nach der Warenpalette gefragt. Und die Fachbegriffe aus den einzelnen Branchen klingen wirklich rätselhaft, denn weder Schuppungsgrad, noch Betätigungsplatte waren uns ein Begriff, obwohl wir weiße Ware und Posamente kannten.

Das abschließende Gemischte fragte sechsmal nach aktuellen Meldungen (Gewinner des Karlspreises, etc.) und sogar eine Sahnestückchen: Wenn innerhalb einer Familie jeder Sohn genauso viele Brüder und Schwester hat und jede Tochter doppelt so viele Brüder wie Schwestern hat, wieviele Söhne und Töchter hat die Familie. Einfache Mathematik, aber eine schöne Frage!
Da wir gut zuhörten und zweimal einen nicht sehr feinen Handel mit einem anderen Team à la, wenn du uns sagst, was ihr bei Frage x habt, dann sagte ich, was wir bei Frage x haben, machten, waren es immerhin 28,5 Punkte und damit der undankbare vierte Platz.

Da der Besuch aus Ghana nur wenig Deutsch kann und bisher auch keine Anstrengung beim Zuhörer gezeigt hat, war es an mir die Fragen zu übersetzen. Das Table-Quiz war diesmal sehr hannöversch und da machte es dann nur wenig Sinn, die Frage im Detail zu übersetzen. Bei den Alkoholfragen kamen wir auf Akpeteshie und Ginger Gin zu sprechen. Als daran erinnert wurde, dass Akpeteshie auch den Beinamen kill-me-quick hat, fiel mir ein, dass auch in Ostafrika selbst gebrannter Schnaps unter diesen Namen läuft. Der Quizmaster Peter Düker hatte keine Probleme damit, immer wieder im gebrochenen Englisch an unseren Tisch einen Scherz zu machen. Peter, wir lieben dich!

Tja und nun ist lange Sommerpause. Wie wurde hierzu im Scherz von jemanden gesagt; und was mache jetzt am Samstagabend? Während der vier Fußballwochen stellt sich mir diese Frage nicht.
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Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge:

Dienstag, Mai 23, 2006

Patrice Nganang über ein seltsames Deutschland

Im Rahmen einer Lesung mit anschließender Diskussion (ein Beitrag hierzu folgt) erzählte der Kameruner Autor Patrice Nganang seine Erlebnisse vom Tage und seine zunehmende Irritation über einen Stimmungswechsel in Deutschland.
Patrice Nganang hat vor 16 Jahren Kamerun verlassen, für zehn Jahre in Deutschland studiert, promoviert und gearbeitet und ist nun Autor und Professor für Deutsch und Französisch an einer Universität in den USA. Als Deutschland sein Lebensmittelpunkt war, hatte er viel Zeit zum Beobachten, doch heute erlebte er mehrmals eine deutliche Veränderung in der deutschen Bevölkerung. Er war am Vormittag in Frankfurt gelandet und mit einem ICE nach Hannover gefahren und hatte vor der Lesung Gespräche, Spaziergänge und Fahrten in der U-Bahn.
Auf dem Sitzplatz im Zug war an einer Stelle >Heil Hitler<> Er war mit einem Freund unterwegs und unterhielt sich angeregt auf Französisch. Ihn viel auf, das ein Mädchen, das mit zwei Freundinnen zusammensaß ihn über längere Zeit anstarrte. Als ihr Gespräch verstummte, gab das Mädchen Affengeräusche von sich und brachte damit sich und die beiden Freundinnen zum Lachen. Er sprach Sie darauf ohne Akzent auf Deutsch an und fragte, was denn dies solle. Sie sagte unter Lachen, das er in einer affigen Sprache spricht und sie ihn nachäfft. Der Fahrkartenkontrolleur und andere Reisende waren Zeugen dieses offenen Rassismus, der auch nicht mit dem Alter der Mädchen von 14-17 Jahren entschuldigt werden kann. Die nächste Haltestelle war ihr Ziel und ratlos über dieses Erlebnis standen die beiden auf dem Bahnsteig. Patrice Nganang sagte hierzu, dass er so etwas zwischen 1986 und 2000 an keinem seiner Wohn- und Arbeitssitze in Frankfurt, Offenbach, Bayreuth und Berlin erlebt hatte. Er fragte direkt das Publikum, was denn da mit Deutschland passiert? Verschiedene Besucher versuchten sich an einer Erklärung, aber keiner sagte es deutlich.

(alte Badewannen als Viehtränke bei Stade)
Meiner Meinung nach, gibt es bereits seit 2-3 Jahren einen Stimmungswechsel in Deutschland. Der Mainstream (Medien von Blöd-Spiegel bis zur FAZ; Politiker von CDU, SPD und PDS) bedienen seit Jahren alle Vorurteile über Fremde und schüren Misstrauen und Ablehnung. Die selben Sprachrohre leugnen und ignorieren die Konsequenzen, der von ihnen gepflegten Diskurse und öffentlichen Stammtischparolen. Es gibt eine Zunahme von verbalen und physischen Übergriffen auf „fremd“ Aussehende und ihre Freunde. Dies geschieht in ganz Deutschland und besonders aggressiv in der ehemaligen DDR. Deutschland ist heute ausländerfeindlicher als vor 5 oder 10 Jahren. Da erscheint das Motto für die anreisenden Ausländer der Fußball-WM fast schon zynisch oder zumindest irreal: Die Welt zu Gast bei Freunden.

Montag, Mai 22, 2006

Glasgigant Hauptbahnhof Berlin

In den folgenden Tagen eröffnet der neue Hauptbahnhof von Berlin und der Bahnhof Zoo wird dann zu einer unbedeutenden Station.
Der Journalist und Programmgestalter Friedrich Küppersbusch wird wöchentlich gefragt "Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?" und kommentiert dann pointiert die vergangene und die zu erwartende Woche. Zur Architektur vom Bundeskanzleramt und dem dahintenliegenden Hauptbahnhof fand er die folgende Formulierung

Kanzleramt aus der Kategorie "Architekten, die in der Kindheit viel mit Lego gespielt haben"
und zum neuen Hauptbahnhof
Der Glasgigant raunt "Wenn ich groß bin, werde ich ein Flughafen." Und der Schalterbeamte ergänzt, dass man diesbezüglich mit den Fahrpreisen schon auf einen guten Weg ist.
(Friedrich Küppersbusch, taz 22. Mai 2006, S. 12)
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weitere städtische Highlights:
Hannover – unser Dorf soll schöner werden
Rassismus in Hannover - Patrice Nganang über ein seltsames Deutschlanderlebnis
Skate by Night in Hannover
CSD Berlin – Impressionen am Rande

Besuch aus Accra in Hannover

Gestern erlebte ich eine freudige Überraschung. Während ich meiner Nachbarin sprach, sagte diese plötzlich, da ist noch jemand anders, der dich sprechen möchte. Ach ja, die Nachbarin von unten ist vermutlich auch gerade da. Doch dann hörte ich ghanaische Patentochter, die gerade angekommen war. Sie ist das zweite Mal in Europa, in Deutschland und diesmal für das Maximum eines Touristinnenvisum von drei Monaten. We talked a lot about this and that but not about Accra. This year she will probably experience this special kick when you suddenly after four, six or eight weeks get a deeper understanding about the people and their country that you are visiting. On my journeys though African states it took always several weeks before my brain was tuned on Tanzanian or Ghanaian levels of communication. It is one thing to read everyday the local papers and a other to understand what these news are about and more specific what news matter. She is a 28 year old caterer who gave for our amusement a fashion show of her newly designed sets of clothes. There were three truly African outfits with colours that no Whity or Blafonyo -as they say down in Accra- could wear in Germany. Once she had a multi-colour scarf around her head. The scarf was in the colour of Ghana and it was the flag of Ghana. Of course she will go the football game. Ghana plays against Italy in Hannover.


We did not manage to talk about Accra or Ghana in general but hopefully I will receive some information and have interesting discussions.

Sonntag, Mai 21, 2006

Statistik bis zur 1.000

Die Nr. 1.000 im BlogCounter ist willkommener Anlass für mich ein wenig in die Statistik zu schauen.

Besuchszeiten:

Etwa 90 Prozent meiner Besucher schauen zwischen 9 und 24 Uhr auf meinen Seiten vorbei, was nicht nur den normalen Lebensrhythmus entspricht, sondern auch darauf verweist, dass 99,6 Prozent in Europa leben. Die Ausseneuropäer kommen über google oder msn zu meiner Seite und haben sich im Sinne des Wortes verirrt.
Surfer ist für die Mehrheit eine Freizeitangelegenheit, was sich darin dokumentiert, dass 23,7 Prozent zwischen 19 und 22 Uhr eine Spur hinterlassen.
An 67 Tagen haben zehn oder mehr Menschen auf den Blog zugegriffen. Am 27. Februar waren es 35 und am 29. März 25 Besucher. Ein Freund hatte die Spieler der Wasserballmannschaft auf meinen Spielbericht hingewiesen.

Im Länderranking gab es grundsätzliche Veränderungen.
Martin regte mich an, ein Blog zu beginnen und er und Kristof begleiteten die Anfänge meines digitalen Tagebuches mit dankenswerten Kommentaren. Entsprechend war Finnland im ersten Monat noch auf Platz 1 vor Rumänien und Spanien. Doch im Januar und Februar erfuhren alle Freunde und Bekannten von dieser Seite und seit Mitte Januar machen die Deutschen stets die absolute Mehrheit der Besucher aus. Unterschiedliche finnische Besucher halten .fi mit weitem Abstand auf Platz 2 vor Estland. Wenn ich nur die Länderkennungen nehme, die mehr als 10 mal auftauchten, dann folgen Tschechien, Großbritannien, Rumänien, Niederlande, Ungarn, Österreich, Schweiz und Polen.

Populärtexte aus Brauel
Besucher, die sich tagesaktuell Texte anschauen lassen sich nicht einzelnen Texten zuordnen, jedoch wurde 436mal über das Archiv (rechte Seite) gezielt ein Artikel angewählt. Besonderes Interesse fand meine Filmkritik von Populärmusik aus Vitulla (39 historische Zugriffe), seit drei Monaten immer wieder aufgesucht wird. Als ich mich über Ostern mit der niederländischen Kaserne Seedorf bei Brauel beschäftigte, merkte ich bereits, dass es hierzu virtuell wenig Informationen gibt (sollte hierzu einen Wikipedia-Artikel verfassen). Bisher erfolgten 32 Zugriffe auf den historischen Hintergrund (Budel-Seedorf-Akkord von 1963) und die Bedeutung der Kaserne für Zeven und Brauel. Meine subjektiven Spielberichte über die Heimspiele in der zweiten Bundesliga vom Wasserballteams der SpVg Laatzen (28mal) haben regelmäßige Leser. Die verschiedenen Beiträge zur Influenza – Grippe (37mal), zum Streit über Karikaturen und Satire (28mal) und meine Berichte über das Table-Quiz im Café K (19mal) fanden auch viele LeserInnen (siehe hierzu meinen vorherigen Beitrag!).

Einige Texte, die mir große Freude beim Schreiben bereitet haben, wurden leider nur wenig gelesen. Doch das sind ja auch oftmals Beiträge im Umfeld meiner Biographie, wie etwa meine Bemerkungen zu Wahlen und speziell zur Entsendung von europäischen Soldaten in den Kongo. Da hätte ich mir wirklich Kommentare gewünscht. Leider fand auch die Filmbesprechung von Walk the Line kein Interesse.
Bisher habe ich erst einmal die Gelegenheit gehabt Bekannte zu motivieren, auf meiner Seite Beobachtungen zu veröffentlichen. Der Bericht aus Bukarest ist weiterhin lesenswert.

Zwei lustige Kuriositäten aus der Welt von google zum Schluß. Ich habe einmal das Wort „Sex-Medikamente“ in einem Text über Spam verwendet und habe nun schon mehrmals Irrläufer, die von google auf diese Texte zugreifen. Ähnliches geschieht mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ aus meinem Hinweis auf den Film GoogleEpic2015.

Vom Sortieren und Ausmisten zum Index

Erst so nach und nach entwickelt sich mein Stil für dieses digitale Tagebuch. Ich habe über das Wochenende aufgeräumt, nicht nur auf meinem Schreibtisch sondern auch auf diesen Seiten. Zwei Einträge sind bisher gelöscht, nun wurden Fehler ausgebügelt und Überschriften vereinheitlicht.

Da ich bisher noch keine Index-Software für Blogger.com gefunden habe, sortiere ich meine wesentlichen Artikel nun nachträglich (radikal aufgeräumt am 27.09.2007):

Literaturhinweise

Besprechungen und Notizen zu den folgenden Büchern und Zeitschriften:


Musik
Hinweise auf CDs und Konzertkritiken:

Laufende Bilder
Besprechungen und Hinweise auf Filme im Kino und im Fernsehen

Populäre Wissenschaft
Überwiegend zu meinem akademischen Spezialgebiet Influenza

Aktuelle Politik
Nur Einträge, deren Mindesthaltbarkeit nicht überschritten ist

Wasserball
Spielberichte aus der 2. Bundesliga. Spielvereinigung Laatzen gegen

Samstag, Mai 20, 2006

Zum Regelsatz für Sozialgeld

Habe mich schon immer gefragt, wie die Bundesregierung darauf kommt, dass €345,00 Sozialgeld (Sozialhilfe/Arbeitslosengeld II) als monatliche Unterstützung für ein Leben in Deutschland reichen. Diese Woche wurde die neue Berechnung des Regelsatzes im Bundesarbeitsministerium durch den Staatssekretär Franz Thönnes vorgestellt. Jens König hat diese ungewöhnliche Pressekonferenz beobachtet und sich hierzu Gedanken gemacht.

Wie wird eigentlich der Regelsatz berechnet? Nach Meinung der Bundesregierung nach streng objektiven Statistiken und realen Bedürfnissen. Alle fünf Jahre werden 53.000 Haushalte in der Einkommens- und Verbraucherstichprobe befragt. Es werden Einnahmen und Ausgaben, Vermögen und Schulden und die Wohnsituation inklusive der Ausstattung erfasst. Diese Stichprobe fand zuletzt 2003 statt und nun liegt die Analyse dieser Zahlen vor. Dabei ist zu beachten, dass für die Berechnung des Regelsatzes des Sozialgeldes nur die Werte der armen Bevölkerung (untere 20 Prozent der Stichprobe) verwendet werden.

Und hier wird es absurd. Etwa 11 Millionen Menschen sind in Deutschland vom Sozialgeld abhängig. Dies entspricht 13 Prozent der Bevölkerung. Diese Menschen gehören alle zu den unteren 20 Prozent der Einkommensverteilung. In dieser Bevölkerung stagniert seit Jahren durch die verschiedenen Strukturanpassungen innerhalb der staatlichen Leistungen das Einkommen und damit natürlich auch die Ausgaben. Wirtschaftswachstum und Einkommenssteigerung gehen an dieser großen Bevölkerungsgruppe vorbei. Damit stagniert auch die Berechnungsgrundlage und oh Wunder, die neue Berechnung ergab, dass der notwendige Bedarf bei €344,52 liegt und deshalb keine Veränderung des seit mehreren Jahren gültigen Regelsatzes notwendig ist.

Staatssekretär Thönnes präsentierte die neuen Zahlen und zeigte die Arroganz eines Technokraten, der augenscheinlich glaubt, dass er mit objektiven Zahlen operiert.
Die einzelnen Haushaltsposten haben sich in den letzten Jahren verschoben. Es sanken zum Beispiel bei den Armen die durchschnittlichen jährlichen Ausgaben für „Verkehr“ auf €59,36. Hierzu ein Zitat aus der Reportage:
„Ob es denn sein könne, will die Journalistin wissen, dass die Sozialhilfeempfänger nur deswegen weniger Geld für Bus und Bahn ausgeben als früher, weil ihnen dieses Geld einfach fehle. Thönnes überlegt einen Moment. „Das ist theoretisch möglich“, sagt er.
Aber diese Aussage passt nicht in seine Welt. Sie ist zu vage. „Wir reden hier nicht darüber, ob etwas teurer geworden ist“, schiebt der Staatssekretär hinterher. „Wir reden darüber, wie eine bestimmte Leistung von den Verbrauchern abgefragt worden ist. Das ist ein weitgehend objektives Element.“
(„Unter Sachkennern der Szene“ von Jens König, taz vom 19. Mai 2006, S. 15)
Ich neige zu absurden Vergleichen, aber solch ein Schwachsinn unserer politischen Elite fordert mich hierzu auf. Wie wäre es mit dieser Statistikinterpretation: Die geringen Ausgaben für Reisen nach Westeuropa in der DDR beweisen, dass es kein Bedürfnis nach solchen Reisen gab. Oder hiermit: Das tägliche Tageslicht beweist, dass es keine staatliche Notwendigkeit gibt, Ausgaben für Beleuchtung zu unterstützen. Mir fällt ohne Mühe noch mehr Schwachsinn ein, der es mit den Aussagen und Interpretationen von Staatssekretär Franz Thönnes aufnehmen kann.

Freitag, Mai 19, 2006

No-Go-Areas in Deutschland - Zu Gast bei Freunden

Der aktuelle innenpolitische Aufreger wurde vom ehemaligen Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye angestoßen. Am 17. Mai hatte dieser in einem Interview für das Deutschlandradio Kultur u.a. gesagt:
„Es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde hinzugehen.“ (das vollständige Interview)
Brandenburgs politische Elite ist empört. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der mindestens einmal die Woche beweisen muss, dass er der bornierteste deutsche Innenpolitiker ist, behauptet doch wirklich, das es keine Belege für No-Go-Areas in Brandenburg gibt und sein Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sieht einmal mehr das Ansehen seines Bundeslandes verunglimpft. (siehe hierzu Artikel und Kommentar in der heutigen taz und die eindringlichen Leserbriefe im Spiegel)

Merkwürdig, denn der Verfassungsschutz von Brandenburg hat in einem aktuellen Bericht 17 Orte aufgezählt, in denen rechtsextreme Banden im jugendkulturelle Leben eine große Bedeutung haben. Es wurde von Uwe-Karsten Heye eine Banalität ausgesprochen. Die wöchentlichen Pressenotizen und die jährlichen Berichte von Polizei und Verfassungsschutz zeigen, dass ganze Gebiete von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in der Hand von Neonazis sind. Das lokale und regionale Verleugnen der dokumentierten strafrechtlichen Fälle, erinnert an die scheinbare Beruhigung von Hundebesitzern, die über ihre wütend kläffende Töle sagen, der tut nichts, der will nur spielen.
Besonders schräg erscheint mir die Argumentation von Wolfgang Thierse gegen die Aussage von Uwe-Karsten Heye. Er sagte in einem Interview, dass man nicht von No-Go-Areas für Ausländer sprechen dürfe, denn damit
„bestätigt man die Rechten und bescheinigt ihnen öffentlich, sie hätten ihr Ziel erreicht. (...) wir dürfen das Feld nicht den Rechten überlassen und sagen: Ausländer, geht da nicht hin! Solche Warnungen führen letztlich dazu, dass die ausländerfreien Zonen, das Ziel der Rechten, Wirklichkeit werden.“ (das vollständige Interview)
Zu Gast bei Freunden. Der WM-Slogan sollte realistisch umgesetzt werden und es gebiete die Höflichkeit gegenüber den Gästen deutlich zu formulieren, wo sie keinen Spaß haben werden und möglicherweise gefährdet sind. Das ist die Aufgabe eines guten Gastgebers oder der Freunde eines Gastes, die bereits das Land bereits haben.

Jeder, der viel reist, kennt schließlich diese wichtigen Hinweise, von anderen Reisenden oder aus den Reiseführern. Sie sind in der Regel nie bösartig gemeint, sondern zeugen von den Willen des Warnenden, dass die Reise zu einen rundum positiven Erlebnis wird.
Ich habe schließlich auch schon meine Erlebnisse mit No-Go-Areas gehabt und daraus etwas gelernt:
  • Halte dich nie alleine am Wochenende in der Innenstadt von Jo’burg auf [Meine Missachtung dieser Warnung führte zu einen Messer vorm Bauch und der Plünderung meines Rucksackes durch eine Jugendgang]
  • Verlasse bei einer Überlandreise nachts nie den beleuchteten Teil eines Busbahnhofs in Tanzania
  • Verlasse in Nairobi nie nach den Dunkel werden deine Unterkunft, denn auch die allgemeine Polizei hat Feierabend
  • Die Squattersiedlung in Kaneshi, Accra westlich der Dadeban Road sollte nur in Begleitung aufgesucht werden
  • Teile der Londoner Stadtteile Brixton, Hackney und Poplar sind nicht für einen abendlichen Spaziergang geeignet
  • Achte auf deine Worte bei Fußballspielen und Schützenfesten, denn betrunkene Deutsche in Horden neigen zu Gewalt, wenn ihnen deine Meinung nicht gefällt
Es gibt No-Go-Areas für Fremde in Deutschland!

Mittwoch, Mai 17, 2006

EU-Erweiterung um Bulgarien und Rumänien

In einer Aufzählung der Stufen meiner regionalen Identität würde Europäer stets vor Deutscher kommen und deshalb verfolge ich die großen europäischen Themen (Verfassung, Erweiterung) mit regem Interesse. Meine digitale Kennung ist nicht zufällig Ulaya.

Gestern wurde der neue Fortschrittsbericht für die kommenden EU-Länder Rumänien und Bulgarien veröffentlicht. Die Europäische Kommission hat hierzu eine positive Pressemitteilung veröffentlicht. Der eigentliche Monitoringbericht wurde als MEMO/06/201 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Ich halte die Entscheidung Rumänien und Bulgarien bereits zum 1. Januar 2007 in die EU aufzunehmen für falsch! Den Ländern ist vertraglich zugesichert, dass sie Mitglied werden, aber sie sind einfach noch nicht so weit und die EU ist zur Zeit überhaupt nicht in der Lage weitere Länder aufzunehmen. Die politische Elite der EU will einfach nicht begreifen, dass die schnelle Erweiterung die Idee eines vereinten Europas in den Köpfen der Menschen nicht fördert, sondern nur Ängste schafft. Es geht hierbei nicht um eine Verteidigung einer Insel der Glückseligen. EU-Europa muss positiv in den Köpfen verankert werden und die Bürger der EU15 haben die Erweiterung zur EU25 noch nicht realisiert. Der Reiseverkehr dokumentiert diese Mauer zwischen der alten und neuen EU.

Die von der EU überprüften Kriterien der Umsetzung von EU-Verordnungen in nationales Recht oder die selbst in den beiden Ländern nicht bestrittene extreme Korruption und fehlende Rechtsstaatlichkeit sind gewichtige Gründe für eine verzögerte Aufnahme von Rumänien und Bulgarien in die EU. Jedoch der Hauptgrund für eine Ablehnung liegt einfach an den Abstand dieser beiden Ländern zum Lebensstandard in der übrigen EU.
Die Regionalstatistik für die alten EU15 zeigt, dass weiterhin Portugal (ohne Lissabon), der gesamte Süden Spaniens, das Mezzogiorno Italiens, Griechenland (ohne Athen), die DDR (ohne Berlin) und einzelne Regionen in Irland und Finnland weniger als 75 Prozent des durchschnittlichen Einkommens aller EU-Staaten (dargestellt als Kaufkraftparität) haben. Die Staaten der EU-Erweiterung zum 1. Mai 2004 hatten einen Einkommensstandard von 41 (Lettland) bis 77 (Slowenien) Prozent. Bulgarien und Rumänien haben sogar nur etwa 30 Prozent des Einkommens. Als BIP haben die Länder sogar nur weniger als 11 Prozent des Durchschnitts der EU25. Die beiden Länder bräuchten elf Jahre eine Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens von jeweils mehr als fünf Prozent über den EU-Durchschnitt nur um 50 Prozent des Durchschnittseinkommens zu erreichen. Die Länder sind zu arm, um jetzt schon in die EU aufgenommen zu werden. Es ist ein zynischer Trost, dass mit dem neuen Durchschnittseinkommen der EU27 viele bisher relativ arme Regionen dann statistisch nicht mehr arm sind.

Die offiziellen Gründe sind natürlich auch wichtig und es hat viel mit Diplomatie zu tun, dass Bulgarien und Rumänien von der EU positiv bewertet werden. Es werden unnötig Konflikte aus diesen Vielvölkerstaaten in die EU getragen. Ich meine hier besonders die Tatsache, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung beider Staaten Roma sind, die dort und nicht nur dort vollständig ausgegrenzt werden. Die Probleme der Integration müssen erst in den beiden Beitrittsländern gelöst werden, da europäische Verordnungen hierzu nur Richtlinien geben können.
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siehe auch:
10. Februar Zwei Gastbeiträge oder Beobachtungen aus Bukarest
11. März Rumänien - Fortschrittsbericht

Montag, Mai 15, 2006

Vogelgrippe H5N1 – Ein Zwischenstand aus Niedersachsen

Die Zugvögel haben ihre Ziele erreicht. Die Vogelgrippe ist in ihre Sommerpause gegangen. Man muss schon suchen, um in den allgemeinen Nachrichten aktuelle Meldungen zu neuen Fällen von aviärer Influenza zu finden.

Deutschlandweit wurden bisher bei 337 Wildvögeln der Vogelgrippevirus Typ H5N1 Asia gefunden (siehe Pressemitteilung des bundesweit verantwortlichen Friedrich-Loeffler-Instituts). Hinzu kommen ein Steinmarder, drei streunende Hauskatzen und ein Nutzgeflügelbestand, der vollständig gekeult wurde.


Das mag beängstigend oder beeindruckend klingend, aber sollte unbedingt relativiert werden.

Die Untersuchungen finden in den staatlichen Veterinärämtern statt. In Niedersachsen ist zentral das Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES ) in Oldenburg für diese Untersuchungen zuständig (aktuelle Pressemitteilung). Hier wurden seit dem Beginn der Seuche bereits mehr als 7.000 eingesandte tote Wildvögel aus 50 verschiedenen Vogelarten überprüft und täglich kommen neue Tiere dazu. Nur zweimal wurde ein positiver Befund (aus SFA und CUX) festgestellt. Dies entspricht einer Quote von 0,029 Prozent. Einer der Schwerpunkte der Untersuchungen lag auf Bussarden (800 Tiere). Da diese Greifvögel einen Überblick über die Krankheiten ihrer Beutetiere ermöglichen, kann festgestellt werden, dass der Virus Influenza-A H5N1 noch nicht epidemisch verbreitet wurde.

Erst der nächste oder übernächste Winter werden zeigen, ob sich der Virus in Deutschland massenhaft unter den Wildvögel verbreitet hat. Influenza-A H5N1 ist auch dort, wo bisher Menschen infiziert wurden, immer noch eine Tierseuche.

Table-Quiz im Café K - Lindenstrasse

Oh weh! Früher war es eine Art Verachtung für diese Form von Zeitvernichtung. Wie kann ein vernünftiger Mensch nur regelmäßig seine Zeit mit Soap Operas oder noch schlimmer mit einer Telenovela verbringen?
Gespräche mit Fans und die Selbsteinsicht, dass die von mir geschätzte Serie Star Trek Voyager (seit 1995) schließlich auch eine (Space) Soap ist, relativierten viel. Seitdem sind die Sopranos (leider konnte ich nur die Staffeln 1-3 sehen) und die Desperates Housewifes (bisher nur Staffel 1) geschätzte Fortsetzungsgeschichten gewesen. Denn das sind ja schließlich die modernen Soap Operas, Geschichten mit einer kontinuierlichen Handlung, so dass Entwicklung beobachtet werden können. Soap Operas und speziell die Lindenstrasse haben nicht nur unter Wikipedia sondern im Internet viele sehr detaillierte Einträge. Für meinen Blick über die Seiten von Wikipedia blieb mir nur wenig Zeit und die Hoffnung, dass ich mir die richtigen Details merken würde.
Im Café K gab es eine Abspaltung von unserem Team, da eine Person mit der Familie anwesend war. So blieben wir nur zu zweit und erhielten eine Einladung vom Nachbartisch sich den drei Frauen anzuschließen, was wir auch taten.
Es war eine verschämt bekennende Lindenstrassenseherin („Ja, früher jede Woche ...“) mit dabei und so konnte es für uns beginnen. Es fing einfach an und selbst als Details gefragt wurden, konnten Antworten gegeben werden. Wüsste manchmal gerne, wie mein Gedächtnis funktioniert. Da ich mich an den Untertitel eines Fotos zum Wikipedia-Eintrag erinnern konnte und dabei ein Detail beantwortete. Mit Grinsen wurde der Bogen abgegeben. Yeah, 10 Punkte und das als einziges Team. Wir mussten uns dann bloß den Spott anhören, dass dies nicht von einem Bildungsbürger-Team erwartet wurde.

Die zweite Runde gefiel mir ausgesprochen. Berühmte Adressen. Es wurden entweder nach Bewohnern sehr bekannter Adressen gefragt (Pennsylvania Av. 1600, Baker Str. Säbelerstr., etc.) oder es sollten Straßennamen benannt werden (Gerhard Schröders Wohnsitz, 4711, berühmteste Zebrastreifen, etc.). Mit Kopf- und Bauchwissen wurden es 9 Punkte. Diesmal hatte ein anderes Team einen 10-er geschafft und der Vorsprung schmolz.

Hätten wir doch in der Schule gut aufgepasst fragte nach Oberstufenwissen aus Mathematik, Physik, Erdkunde und Biologie. Ich war vermutlich der Jüngste am Tisch und nach über 20 Jahren ist vieles verblasst und nochmehr vergessen. Wir wussten nur drei Antworten und weitere drei Mal lagen wir mit unserer Spekulation richtig. Wofür brauche ich das Hexadezimalsystem oder die Mosh’sche Skala? Aber die anderen Teams hatten ähnliche Schwierigkeiten und wir blieben mit zwei Punkten Vorsprung auf 1.

Die letzte bunte Kategorie ist stets die Schwierigste für uns und auch von den drei Damen wurde betont, dass sie hier keinen Blumentopf gewinnen können. Die Killerfrage (2 Punkte) war toll! Mit welcher Hertzzahl schwingt das Amtsfreizeichen beim Telefon. Habe hertzlich gelacht. Es stellte sich dann aber heraus, dass MusikerInnen die Antwort wissen (Kammerton A 440hz). Die anderen Fragen kamen auch aus allen Ecken der Nachrichten (Ort des 100m-Weltrekordes, aktuelle Komet am Himmel, weibliche Hauptrolle im Da Vinci Code-Film, etc.). Wieder mal nur fünf Punkte, aber damit mit der Summe endlich mal wieder 30 Punkte. Ralf sagte kryptisch, als ich noch einen halben Punkt aushandeln wollte, dass sich dann ja die ganze Reihenfolge ändert. Puh, also haben wir das Stechen erreicht und ich darf öffentlich gegen Gunnar spielen. Pustekuchen, er hat mich nur angeschmiert. Wir blieben auf 1 und erhielten fünf Einkaufsgutscheine für Läden rund um den Lindener Marktplatz. Mit wurde natürlich (!) zunächst der Gutschein für Damenunterwäsche angeboten, Ha Ha.

12 Teams, davon bis auf zwei Teams alles ständige Teilnehmende des Table-Quiz im Café K hatten ihren Spass und der Quizmaster Peter Düker musste sich wirklich anstrengen, da immer wieder wunderbare Spitzen aus den Rateteams in seine Richtung gerufen wurden.

Wir hießen Kooperation ist Alles und das Motto erfüllte sich.
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Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge:

Sonntag, Mai 14, 2006

WaBa Laatzen zeigt Schwächen gegen Wedding

Nachdem der letzte Spielbericht viel Verärgerung über das inkompetente Schiedsrichtergespann zeigte, sollte diesmal ausdrücklich zu Beginn ein Lob an die Schiedsrichter Jan Hoffmann aus Gera und Ralf Lauer Ludwigshafen stehen. Als Zuschauer meint man nicht gepfiffene Fouls zu sehen, aber es gab nur 1-2 Situationen, wo der dritte Schiedsrichter (=Publikum) anders entschieden hätte.
Es war ein ansehnliches Spiel zwischen SpVg Laatzen und SGW Aqua/Wedding und endete mit 6 : 10 ( 1 : 2 / 3 : 3 / 0 : 1 / 2 : 4 ) für die Gäste aus Berlin.

Lars Sporleder (Nr. 7) zeigte wieder seine Sprinterqualität und holte beim Anschwimmen den Ball für Laatzen. Das Spiel entwickelte sich nur langsam. Es gelang Laatzen zunächst nicht, während eines Angriffs sich von den jeweiligen direkten Gegenspielern zu befreien. Doch auch Wedding war zunächst zögerlich. Erst mit dem zweiten Angriff von Wedding kam es überhaupt zum ersten Torwurf in diesem Spiel. Der Laatzener Torwart Thomas Baier (1) spielte herausragend und parierte und fing viele Würfe. Dennoch gelang in der 4. Minute Sebastian Michur (13) das 0 : 1. In der 5. Minute zeigte sich erstmals ein Dilemma, welches das Laatzener Spiel prägte. Tobias Müller (10) und Jens Möller (13) wechselten sich als Center ab. Jedoch war die Centerverteidigung im speziellen und allgemein die Abwehr von Wedding so gut platziert, das ein Zuspiel in das Center in der Regel im Ballverlust endete. Die 6. Minute sah das 0: 2 durch Alexander Koch (12). Im Gegenzug kam es zu einen guten Torwurf, der zunächst abgewehrt wurde und einen Nachwurf ermöglichte; leider vergeblich. In der 7. Minute schien Ramon Dohle (11) die Geduld zu verlieren und statt abzuspielen, zog er den Ball so lange auf, dass der Wurf zwar kraftvoll aber auch berechenbar war und abgewehrt wurde. Es ist bemerkenswert, dass erst in der 8. Minute die erste Hinausstellung (gegen Wedding) des Spiels erfolgte. Diese Überzahl nutzte Andreas Politze (4) zu einen Torwurf, doch der von links gespielte Ball zog rechts hoch am Tor vorbei. Ebenfalls in der 8. Minute wurde Jens Möller verwarnt und die folgende Überzahl wurde nur durch eine Glanzparade von Thomas Baier gerettet. Der folgende Angriff erfolgte in den letzten Sekunden. Die Uhr zeigte 7:59 als Tobias Müller seinen Wurf abzog und mit der Pausensirene flog der Ball zum 1 : 2 ins Netz.

Lars Sporleder holte wieder für Laatzen den Ball. Diesmal hatte er sogar mehrere Meter Vorsprung vor dem Gegenspieler von Wedding. Jens Möller war als Center in der 9. Minute erfolgreich und konnte zum 2 : 2 ausgleichen. In der 11. Minute gab es ein ärgerlichen Missverständnis in der Laatzener Abwehr und der Spieler Robert Stübert schwamm ohne Bewacher ins Center, wurde angespielt und es stand 2 : 3. Bereits in der 12. Minute vollendet Marcin Stachowiak (6) als Center den nächsten Angriff von Wedding zum 2 : 4. Der Angriff in der 13. Minute endete beim Center Tobias Müller, der sich freischwamm aber den Ball zu weit vorlegte. Aus einen spitzen Winkel warf er von rechts links oben über das Tor. Die nächste Überzahl nutzte Laatzen für eine taktische Auszeit, doch leider ohne Torerfolg. Da es während dieses Angriffs zum nächsten Foul kam, schloss sich sofort eine weitere Überzahl an, die von Ramon Dohle in der 14. Minute zum 3 : 4 genutzt wurde. In der 15. Minute fielen zwei weitere Tore. Zunächst endete ein Angriff mit einem Heber von Sebastian Michur (13) für Wedding zum 3 : 5 und im Gegenzug war Jens Möller zum zweiten Mal erfolgreich und verkürzte wieder auf 4 : 5. In der 16. Minute kam es kollektives Aufstöhnen, als Thomas Baier riskant sein Tor verlies, um einen Gegenspieler direkt den Ball abzunehmen. Glücklicherweise war er erfolgreich und es kam nicht zu einen Abspiel und Torwurf auf das leere Laatzener Tor.

Auch zum dritten Viertel holte Lars Sporleder den Ball für Laatzen. Die Angriffe beider Team entwickelten sich oftmals zu langsam. In der 20. Minute gab es bereits zum dritten Mal die Sirene wegen Ablauf der 30-Sekunden-Angriffszeit. Dieses Viertel zeigte mehrmals, dass sich Tobias Müller als Center nicht gegen seinen Verteidiger durchsetzen konnte. Lars Sporleder wurde in der 21. Minute hinausgestellt, doch diese Überzahl endete am Gebälk. Thomas Baier fing andere Torwürfe erfolgreich ab. Es wäre ein torloses Viertel geworden, wenn nicht in der 24. Minute ein Laatzener Angriff gescheitert wäre und die Marcin Stachowiak von Wedding alleine ein Konter schwamm und aus etwa einem Meter Entfernung den Ball links am Torwart vorbei zum 4 : 6 reindrückte.

Seine besondere Qualität dokumentierend, holte Lars Sporleder auch den vierten Ball für Laatzen. Sein Gegenspieler gab diesmal sogar mehrere Meter vor der Mittellinie auf. In der 26. Minute zeigte seine Qualität als Abwehrspieler. Ein Spieler von Wedding lag links mit dem Ball vor dem Tor von Laatzen. Er unternahm mehrere Versuche den Ball abzuspielen, aber stets wurde er von Andreas gestört und dieser Angriff endete mit der Sirene. Andreas PolitzeLars Sporleder wurde in der 28. Minute zum zweiten Mal hinausgestellt und Wedding nahm eine Auszeit. Diese Überzahl wurde von Danilo Scekic (3) zum 4 : 7 ausgenutzt. In der 29. Minute beging Ramon Dohle ein Foul und auch diese Überzahl endete mit einem Tor, diesmal von Robert Stübert zum 4 : 8. Immer noch in der 29. Minute gelang Jens Möller als Center ein Rückhandwurf zum 5 : 8. Die nächste Überzahl für Laatzen in der 30. Minute führte zu einen sehenswerten Kreisspiel, dass schließlich von Ramon Dohle aus dem Zentrum mit dem 6 : 8 abgeschlossen wurde. Laatzen kam schnell wieder ins Spiel, doch scheiterte der folgende schnelle Angriff und es kam zu einer Wiederholung der Situation in der 24. Minute. Diesmal schwamm ein anderer Spieler alleine zum Torwart und erzielte das 6 : 9 für Wedding. In der letzten Spielminute beging Lars Platschek (8) ein Foul direkt vorm Tor, wofür Wedding einen Strafwurf zuerkannt bekam. Dieser 5-Meter-Wurf wurde vom gefoulten zum Endstand von 6 : 10 eingeworfen.

Abschließend noch einige Bemerkungen: Es wurden zwar drei der sechs Tore vom Center Jens Möller geworfen, aber gegen die massive Abwehr von Wedding konnten weder er noch Tobias Müller eine Antwort finden. Der exzellente Spieler Lars Sporleder sollte viele stärker in den Angriff gehen. Wenn zu seiner Geschwindigkeit noch Torgefährlichkeit kommen würde, gebe es endlich wieder viele Tore für Laatzen. Bemerkenswert war der Kampfwille aller Spieler bis zur letzten Minute.

Es war ein faires Spiel, aber Wedding war Laatzen einfach über. Laatzen muss nächstes Wochenende in Hamburg unbedingt gegen Poseidon punkten!

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vorherige Spielbereicht Laatzen gegen Rhenania Köln (29. April)

Donnerstag, Mai 11, 2006

BND und > deformation professionelle <

Heute hat der parlamentarische Untersuchungsausschuss zu den Aktivitäten des BND im Kontext des von den USA erklärten „War on Terror“ seine Arbeit aufgenommen. Das Hauptproblem sind die so genannten Schlapphüte (Spione, Agenten) und ihr Verhältnis zu demokratischen Spielregeln und der Einhalt von Gesetzen. Hierzu fand ich heute die Bemerkung:
„Jeder Berufsstand hat seine eigene deformation professionelle. Im Bereich der nachrichtendienstlichen Tätigkeit dürften die Gräben zwischen Fachleuten und Laien besonders tief sein. Es ist nachvollziehbar, wenn Geheimdienstler, die ernsthaft Hinweise auf die Verstrickung eines Gefangenen in terroristische Aktivitäten haben, alles in Erfahrung bringen möchten, was dieser Mann zu sagen hat. Es ist auch nachvollziehbar, wenn sie öffentliche Kritik für weltfremd, gefährlich und realitätsblind halten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich Abgeordnete, die ein Mandat zur Kontrolle der Sicherheitsbehörden haben, diese Weltsicht zu eigen machen müssten. Oder dürften.“ Bettina Gaus in einer Einführung zum BND-PUA, taz 11. Mai 2006)
Es war unerträglich, dass mit Klaus Kinkel ein Geheimdienstchef Außenminister von Deutschland war und mit Frank-Walter Steinmeier dieser Fehler wiederholt wurde. Diplomatie ist eine höfliche Form der Geheimniskrämerei und jede Botschaft vermutlich der Mehrzahl der Staaten hat Mitarbeiter, die mit dem Titel Kulturattachés oder einer anderen Denomination in wirklich Mitarbeiter eines Geheimdienstes sind. An der Spitze einer öffentlichen Einrichtung haben diese Herren aber nichts zu suchen.

Montag, Mai 08, 2006

BJO-Cellistin mit Humor

Ein Mitglied des Bundesjugendorchesters fuhr im gleichen Zug von Hannover nach Braunschweig. Der große Instrumentenkasten wurde wie ein Rucksack getragen und überragte die Trägerin. Ein Vielzahl von Aufklebern bezeugte die Aktivitäten dieser Nachwuchsmusikerin. Darunter fand sich auch der folgende Aufkleber mit dem folgenden Text (so weit ich mich korrekt erinnere):
NEIN, das ist kein Kontrabass oder eine Geige. Im Kasten ist ein Cello.
JA, eine Piccoloflöte wäre leichter zu tragen gewesen.

Sonntag, Mai 07, 2006

Konzert: Susheela Raman aus London

Die Programmankündigung verwies auf stilistisch auf Lounge und einer indischen Variante vom Blues, beschreibt damit aber zum Teil die Musik die Susheela Raman mit ihren beiden Mitmusikern auf die Bühne brachte. Sie wurde begleitet zum einen von einem Gitarren-Virtuosen, der drei unterschiedlich gestimmte akustische Gitarren und deren Klangverfremdung durch Sequenzer und Loops verwendete und zum anderen von einen Tabla-Spieler, der wie sie in London als Kind südindischer Eltern geboren wurde.

Susheela Raman hat eine kräftige Stimme und ihre Biographie verweist auf musikalische Erfahrungen in Indien, Äthiopien und London. Es wurde Weltmusik im besten Sinne gespielt. Das Konzert begann für viele Besucher des sehr gut gefüllten Pavillons ungewöhnlich. Sie sang traditionelle indische Lieder und der Gitarrist begleitete sie mit Loops und seinem Gitarrenspiel, die zeitweilig wie eine klassische E-Gitarre klang.

Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass hier Loops aufgebaut wurden, wie ich sie glücklicherweise vor zehn Jahren in der Queen Elizabeth Hall auf der Southbank von London erlebte. Damals frickelte der legendäre Robert Fripp (King Crimson 1969-74) an seiner E-Gitarre und benötigte noch diverse große Computer, Oszillographen und andere Geräte um sich herum, um die Ergebnisse zu sehen, zu hören und zeitversetzt abzuspielen. Ich fand es damals besonders lustig, dass Fripp nach etwa zwei, drei Minuten alle Loops eingespielt hatte, die in Wiederholung langsam ausklangen und er wenn seine Loops noch im vollen Klang waren, hinter den Computer hervortrat und erst einmal sich ein Kaffee holte oder eine Zigarette rauchte bis nach mehreren Minuten die Loops ausklangen.

Dagegen war bei dem Konzert von Susheela Raman der Sieg der Mikroelektronik zu bewundern. Die Leiste mit den verschiedenen Schaltern auf Fusshöhe und Geräte groß wie Schachteln reichten aus um komplexe Loops aufzuzeichnen und in gewünschter Wiederholungsrate und –form abzuspielen.

Die Kleidung vieler Menschen verwies auf Aufenthalte oder Reisen auf dem indischen Subkontinent. Einige erwarteten scheinbar mehr traditionelle Musik und es waren in den ruhigen Passagen und zwischen einigen Stücken deutliche Lästereien über den Gitarristen zu hören. Das Publikum begrüßte den Tabla-Spieler frenetisch. Vermutlich wurde jetzt mehr Tradition erwartet. Denkste; es blieb bei der sparsamen Instrumentierung, die oftmals vom Wechselspiel zwischen Susheela Ramans Stimme und den Gitarrenelementen lebte.

Ihre Stücke kamen wechselweise aus indischen Traditionen, darunter auch Tempellieder und traditioneller westlicher Musik oder Klassikern der Moderne. So wurden unter anderen Jimi Hendrix (Voodoo Child), Captain Beefheart und Can (You Doo Right) sehr frei interpretiert.

Es war dies ein nettes Konzert; nichts Aufregendes, aber eine gelungene Abendunterhaltung.

Konzert: Transjoik aus Sápmi

Der Musikstil Joik der Sámi wurde in den frühen 90-er Jahren von Mari Boine Persen einem größeren Publikum bekannt gemacht. Während sie die traditionelle Form mit alten Instrumenten für ein internationales Publikum modernisierte, gehen Transjoik den Weg der Moderne und des Experiments, sprich der Avantgarde. Vier Musiker etwa zwischen 30-45 Jahren spielten mit Keyboard, Gitarre und zwei Schlagzeugen laute und dennoch hypnotische Musik.

Die Moderne wird deutlich, wenn die einzelnen Instrumentalisten genauer beschrieben werden. Der Keyboarder hatte zwei Tastaturen, davon eine, die er sich wie eine Gitarre umhängte und die durch digitales Gizmo wechselnd wie ein Keyboard, eine Gitarre oder ein Akkordeon gespielt wurde. Über beide Tastaturen wurden Samples gestartet. Der Gitarrist spielt neben einer „normalen“ E-Gitarre die sparsamste Form eines Saiteninstruments, die ich bisher gesehen habe. An einem Ständer war der bespannte Hals eines mehrsaitigen Instrumenten fixiert. Es gab weder einen Klangkörper, noch eine eigentlich Spielfläche auf der Höhe eines Schalloches, denn das Instrument bestand nur aus dem Hals. Auf diesen Gerät wurden zu Beginn und während eines Stückes Loops eingespielt, die dann als ein Hintergrund zu den anderen Instrumenten liefen. Als Percussion stand hier noch ein Instrument, dass scheinbar nach dem Prinzip eines Echolots funktionierte. Wenn der Gitarrist seine Hand über den Gerät hielt, konnte er mit der Höhe und Bewegung seiner Hand unterschiedlichen Töne und Klänge erzeugen. Hinzu kam bei beiden elektronischen Instrumentalisten, diverse andere nicht einsehbare digitale Geräte.
Alleine die beiden Schlagzeugen erschienen normal für eine Band, wenn auch das eine Set noch eine liegende übergroße Basstrommel und das andere Set eine Vielzahl von Becken und Glocken umfasste.

Doch das wichtigste Instrument beim Joik ist die Stimme. Der Gitarrist hatte eine kehlige Stimme, deren er in so weite Tiefen drücken konnte, wie dies manchmal bei den ersten Worten nach einer rauchgeschwängerten Nacht möglich erscheint. Der Keyboarder wiederum hatte eine sehr helle Stimme, die bis zur Fistelstimme gesteigert werden konnte. Einer der Schlagzeuger hatte noch eine mittlere Stimmlage. Die Gesänge erschienen repetitiv und unterstützten die scheinbare Monotonie einiger Rhythmen.
Melodisch war manchmal der gemeinsame Ursprung mit der Musik von Mari Boine Persen zu hören, aber die Samples und insbesonderee ein langes Stück erinnerten auch an die Sufi-Musik aus Pakistan. In einem Zwischentext wurde diese Ähnlichkeit auch erklärt. Transjoik ist in Pakistan gewesen und hat dort mit lokalen Musikern gemeinsam Konzerte gegeben.

Die laute Musik von Transjoik strotzt vor Energie auch wenn sie kein Tanzbedürfnis erzeugten. Es ist Live-Musik, die vermutlich auf Tonträger nicht diese Wirkung zeigt. Der Applaus wurde nach jedem Stück lauter und intensiver. Wir etwa 150 Besucher dieses Masala-Konzertes erklatschten uns zumindest eine Zugabe.
Dies war ein Konzert zum Erinnern, so eine Performance habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Konzert: Sui Vesan aus der Slowakei

Suí Vesan wurde von den Veranstaltern Christoph Sure und Gerd Kespohl als slowakische Mystikerin vorgestellt. Eine zunächst befremdliche Ansage vor einem Konzert.
Dann traten Suí Vesan und ihr Partner Rado Špička barfuß und in weiter Kleidung auf die Bühne und platzierten sich in einer Sammlung von Instrumenten. Noch vor dem ersten Stück führte Vesan das Publikum in ihre Lebenswelt ein. Sie erzählte auf slowakisch und ihr Partner übersetzte in ein Broken English. Sie sprach von ihrem Haus am Rande eines Dorfes und dem Bach, der dort rauschend vorbeifliesst. Diese Idylle mit den Geräuschen der Natur sind Grundlage ihrer Melodien und das allgemeine Naturerlebnis führt zu ihrer mystischen Weltsicht.
Merging With the Brook ist nicht nur Titel ihrer aktuellen CD, sondern zeigte den leider nicht zahlreichen Publikum das besondere an ihrer Musik. Eine Stimme, die mit Tonlagen spielt und vom Erzählen und Singen auf slowakisch unvermittelt in Lautmalereien wechselt. Hierzu spielte sie ihre Gitarre ungewohnt durch anschlagen der Saiten mit einem Plektrum mehrere Stege über dem Schallloch. Dies erfolgte mit einer Rhythmus, der an Blues erinnert. Rado Špička spielte hierzu Rhythmusgitarre, wie er überhaupt während des ganzen Konzerts sich stets als Begleitmusiker zurückhielt und dies bereits in der Sitzordnung auf Sui Vesan orientiert, dem Publikum nur die Seite zeigend, offensichtlich war.
Die spielende Stimme erreichte große Höhen und dann unerwartete Tiefen. Statt Harmonie wurden Gegensätze und Brüche ausgespielt. Und dann gab es in einem Stück ein überraschendes Gesangserlebnis. Während noch der volle Klang eines tiefen Gesangsteil erklang, war ein leichte hohe Stimme darüber zu hören. War ich Zeuge von Obertonmusik, der ich bisher wegen der Esoterik im Umfeld bewusst aus dem Weg gehe.

Die Zwischentexte wurden humorvoll von Rado Špička übersetzt. Suí Vesan erzählte ernsthaft aber mit positiver Ausstrahlung von ihren Liedern und ihren Ursprung in ihrer mystischen Weltsicht. Rado Špička hatte manchmal Probleme die richtigen englischen Worte zu finden und erzeugte unfreiwillige Komik, über die er selber lachen musste. Ein kurzes Märchen wurde so erzählt, dass zunächst die Pointe nicht deutlich wurde.
Die Geschichte des Stückes Breeze in the Flute erzählt von der Brise, die erschöpft ist und nie Ruhe findet bis eine Flöte sie einlädt, in ihren Körper zu verweilen. Dies geschehe aber nur unter der Bedingung, dass die Brise beim Verlassen von ihren Einblicken in die Seele der Flötistin erzählt.
Die Poesie dieser Geschichte konnte zunächst nicht vermittelt werden und führte zu einem nicht vorgesehenen Auflachen des Publikum.

Im Stück Running Through the Hollow Tree gab es einen Wettlauf der Musiker. Rado Špička spielte Perkussion als eine Antwort auf Elemente von Sui Vesan wurde dabei aber schneller. Suí Vesan spielte darauf das Leitmotiv auch schneller und die folgende Antwort wurde wieder schneller von Rado Špička gegeben. Das Stück endete mit dem Ausruf Puuh und einem Lachen. Auf der CD klingt das Stück entsprechend anders.
Dieses Lied ist ein Beispiel für die Kreativität von Suí Vesan. Eine Trommel zwischen den Beinen geklemmt, schlug sie mit einem Bündel Gräser auf einer leeren kleinen Plastikflasche und einer zu einem Viertel gefüllten großen Plastikflasche verschiedene Rhythmen. Die Vielzahl von Tönen, die mit diesen Objekten zu Rhythmen aufgebaut wurden, war erstaunlich. Beide Musiker hatten für solche Elemente spezielle Mikrophone, die diese leisen Töne über-deutlich aufnahmen, um sie dann laut wiederzugeben.
Im Solostück Circulation verwendete Suí Vesan nur einen trockenen Grashalm und eine trockene Distelblüte, um diesen wie mit einem Plektrum Gitarre zu spielen.
Die Melodien, die sie sang, hatten oftmals sowohl diese hypnotische Qualität, wie sie vom seligen Nusrat Fateh Ali Khan aus Pakistan in Erinnerung sind, als auch die Leichtigkeit , wie sie in den modernisierten Volksliedern der Sámi von Mari Boine Persen aus Sápmi 1989 eingespielt wurden (REALWORLD CD13).
Es war ein lustiges Konzert, alleine weil Suí Vesan und Rado Špička ständig ihre Spielfreude zeigten und durch Augenrollen und Aufblitzen oder ein helles Auflachen speziell Suí Vesan die Verspieltheit mancher Lieder vermittelte.

Noch eine Bemerkung zur Mystik von Suí Vesan. So wie ich die Zwischentexte verstanden habe handelt es sich dabei nicht um Animismus oder eine andere Form von spiritualisierter Natur, wie sie die durchgeknallten Esoteriker lieben. Es ist dies das Erkennen der Gesamtheit und Schönheit der Natur, die auf einsamen Spaziergängen oder in einer stillen Sternnacht erlebt werden kann.
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Nachtrag August 2007:
Es freut mich ungemein, wenn ein Text verlinkt wird: Suimusic

Freitag, Mai 05, 2006

Finnland – Wir kommen

Martin und Olga haben Vorschläge und Hinweise für unsere anstehende Kurzreise nach Helsinki und Tallinn gemacht. Wunderbar und vielen Dank, die Vorfreude steigt weiter an.
Ob nun Tampere, Nokia* oder das Saimaa-Seengebiet, alle erwähnten Lokalitäten sind mir fremd und wollen besucht werden. Die Reise wird vermutlich zum Vorgeschmack einer langen Urlaubsfahrt werden.
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* Huhn und Ei-Frage. Wurde der Ort nach der Firma oder die Firma nach den Ort benannt?
Zwei weitere Beispiele fallen mir ein:
-Kawasaki ist bedeutend älter als das dort hergestellte Motorrad.
-Dum Dum war (?) ein Produkt, dass einen Ort nördlich von Calcutta und seine Munitionsproduktion bekannt machte.

taz – Wiglaf Droste über Nutzer moderner Zweiräder

Der große Spötter vor dem Herrn hat sich in seiner wöchentlichen Kolumne auf der Seite die wahrheit nun einmal den sich modern gebenden Pedaleuren gewidmet und spricht mir aus der Seele. Das fängt bereits mit deren Äußeren an
Die Pelle des Bikers aber ist plastikhaft; in der Sportabteilung eines Kaufhauses oder in einem Biker-Spezial-Shop kauft er den Hochpreisramsch zusammen
und endet mit dieser Lachnummer der sinnlosen Kopfbedeckung
Seinen Murmelkopf, den er ebenfalls im Fachhandel erwarb, schützt der Biker mit einem Helm. Warum? Es ist nichts darin, das beschädigt werden könnte. Wozu also der Helm? Möchte der Biker der Welt zeigen, wie wenig Vertrauen in seine motorischen Fähigkeiten er hat? Oder ist es wegen des Krieges gegen sich selbst, den der Biker verbissen führt? Das weiß der Biker nicht, er weiß nur, dass er seinem Bike niemals eine Klingel oder ein Licht gönnen würde, denn die wiegen ein paar Gramm und kosten also wertvolle Hundertstel.
(Wiglaf Droste, der biker, die bockwurst im zarten saitling, taz 5. Mai 2006)
Für mich fällt der Schwachsinn dieses Outfits und die Aufrüstung eines Fahrrads zum Bike in die Kategorie Professionalisierung der Freizeit. Als ich vor einigen Jahren an einer mehrtägigen Segeltour von Kiel nach Enkhuizen, musste ich im Vorfeld neue Gummistiefel besorgen. In den Läden konnte ich wählen, zwischen kinderbunten Ramsch, dem gelben oder grauen Original und verschiedenen Spezialstiefeln für Wassersportler. Ich fasste mich an Kopf und musste leider danach tief ins Portemonnaie greifen.

Mittwoch, Mai 03, 2006

Table-Quiz im Café K - Mai '68

Es war mal wieder Table-Quiz im Café K. Unser Team war durch Abwesenheit Richtung Emsland und den USA reduziert, doch wir zwei wollten trotzdem unseren Spaß haben.
Die in der Werbung angekündigte Fragekategorie hieß Mai 68 und wir tauschten bereits vorm Beginn unser neues Wissen von Wikipedia und anderen Quellen aus. Wir sind indirekt Kinder von 1968, aber viele Strukturen und Aktionen der studentischen Zeitenwende waren mir vor dem Stöbern in der Geschichte nicht geläufig. Unser Team nannte sich in Anspielung auf dem Hit von Mai 1968 Delilah. Dieses Lied von Tom Jones war drei Monate inklusive dem Mai auf Platz Nr. 1. in Deutschland.
Für die Mischung der Fragen hat Ralf zwischenzeitlich eine sichere Hand. So wurden Details aus Hannover (Rote-Punkt-Aktion), Berlin (Kommune 1, Dutschke), Frankreich (Pompidou) und Vietnam (Tet-Offensive) gefragt. Da wir uns vorbereitet hatten, waren 8 Punkte und in der Zwischenwertung der gemeinsame 1. Platz mit einem weiteren Team nicht ungewöhnlich.

Die zweite Kategorie der Famous Last Words fragte natürlich nach dem Ursprung von Mehr Licht, Nimmermehr und Amen. Alleine vier Fragen widmeten sich Schlusssätzen von US-Filmen. Das Erkennen eines Zitats wie Nobody is Perfect oder Ich glaube dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war Anlass zu angenehmen Gesprächen und bei den benachbarten Teams. Solche guten Filme haben schließlich mehr als die nachgefragte Szene und sind mit Erinnerungen angefüllt. Wieder 8 Punkte und weiterhin auf 1.

Die zweite wie auch die dritte Kategorie Helden unserer Kindheit werden hoffentlich noch einmal in ähnlicher Form auftauchen. Die Fragen nach Büchern, Comics, TV-Serien und Spielfilmen der 60-er und 70-er Jahre klangen nie schwer, doch überblickten wir nur ein kleines Zeitfenster. Ein 5-10 jüngerer Mitspieler hätte unsere Lücken verringert. So wurden es nur 6,5 Punkte. Da die meisten Teams vom Alter her auch homogen waren, konnte nur ein Team heftig punkten und wir verblieben mit einen anderen Team auf 1.

Zur vierten Kategorie kam noch eine Mitspielerin dazu. Das reichte leider nicht, denn die bunten Fragen aus Tratsch, Sport und Randnotizen der Ereignisse der letzten Wochen werden genauso schnell vergessen, wie sie von den Medien verbreitet werden. Fluxus und Garotte waren noch bekannt, aber sonst reichte es nur zu mageren 5 Punkten und damit waren wir auf den Prosecco-Rang zurückgefallen. Nur ein Punkt trennte uns von den beiden Spitzenteams, die ein Stechen um die Freikarten für Desimo machen mussten.

Wir blieben noch länger, ich sogar noch sehr lange und so kam es noch zum Gespräch mit Ralf und später mit dem Quizmaster Peter Düker. Ralf verstand nicht, warum wir uns über eine falsch beantwortete Frage ärgerten und vermutete, dass wir wohl nur glücklich sind, wenn wir gewinnen. Merkwürdige Bemerkung. Ist dies nicht die Motivation bei fast allen Spielen? Auch wenn wir schließlich auf Platz 6, 7 oder 8 sind, haben wir unseren Spaß, weil wir uns über die Fragen, Antworten und Peter amüsieren.
Erscheinen wir wirklich so verbissen, wie ein anderer stetiger Teilnehmer des Table-Quiz? Dieser Gegenspieler - nennen wir ihn mal G. - landete diesmal auf Platz 2 und ärgerte sich massiv. Der Mann hat ein peinliches Sozialverhalten für sein Alter. Wie ein kleiner Junge erschien er an unseren Tisch und sagte etwas wie “Ätsch, mein Team hat mehr gewusst als ihr”. Der wunderte sich vielleicht auch noch, als es Applaus gab, als er das Stechen verlor.
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Eine Link-Liste zu allen Beiträgen zum Table-Quiz im Café K in umgekehrt chronologischer Reihenfolge: